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Veröffentlicht am 02.03.2021

Ein selbstbestimmtes Leben …

Die Malerin von Paris
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… möchte die Hauptprotagonistin Lydie in „Die Malerin von Paris“ von Marie Caroline Bonnet führen. Sie ist eine von drei jungen Frauen im Hause Girard und träumt eher von einer Karriere als Malerin in ...

… möchte die Hauptprotagonistin Lydie in „Die Malerin von Paris“ von Marie Caroline Bonnet führen. Sie ist eine von drei jungen Frauen im Hause Girard und träumt eher von einer Karriere als Malerin in Paris statt vom Ehemann. Also alles beste Voraussetzungen, um gegen das familiäre Regime zu rebellieren und den ihr angedachten Heiratskandidaten, einen gut betuchten Mann mit bestem Ruf und Aussichten, zurückzuweisen. Doch dieser akzeptiert kein Nein, weder bei seinem Pferd, noch bei seiner zukünftigen Verlobten, sodass Lydie nichts als die Flucht übrig bleibt.
Kaum in Paris angekommen, muss sich die junge Frau neuen Herausforderungen stellen, die allein damit beginnen, dass sie das ist, was sie ist - allein und weiblich. Als sie knapp einer Vergewaltigung entgeht, beschließt die junge Frau ein mann zu sein wie eines ihrer Vorbilde George Sand, die Männerkleidung trägt. Schon bald trägt die Maskerade Früchte und Lydie findet sich in einer Gruppe intellektueller junger Männer wieder mit denen sie sich auf gleicher Ebene austauschen kann. Doch wie lange hält die Maske, voran, wenn man sich auch noch in einen von denen verliebt?!

Eine schöne Geschichte, die Unterhaltung sowie kritische Gedanken zur Rolle der Frau und ein paar bekannte historische Persönlichkeiten bereithält.

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Der Junge mit den Bienen

Das Flüstern der Bienen
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„Das Flüstern der Bienen“ von Sofia Segovia lässt sich schwer mit Worten beschreiben. Es ist wie eine Reise in eine laue Sommernacht, die durchdrungenen von Gewürzen, süßen Gerüchen sowie herzlichem Lachen ...

„Das Flüstern der Bienen“ von Sofia Segovia lässt sich schwer mit Worten beschreiben. Es ist wie eine Reise in eine laue Sommernacht, die durchdrungenen von Gewürzen, süßen Gerüchen sowie herzlichem Lachen ist, eine solche Nacht, der ein Zauber inne wohnt und man doch weiß, dass irgendwo ein Unglück jemanden ereilt, obwohl alles so warm und frei von Sorgen ist.

Die Geschichte beginnt mit Nana Reja, einer Figur, die man nur ins Herz schließen kann. Ich habe sie mir in der gesamten Geschichte wie eine alte und ehrwürdige Eiche vorgestellt... .Diese Nana findet auf ihre alten Tage unter ungewöhnlichen Umständen einen Säugling, der offensichtlich gerade nach der Geburt unter einer Brücke ausgesetzt und seinem Schicksal überlassen worden ist. Nicht nur die Umstände seines Fundes sind besonders, denn Simonopio, wie das Kind nun heißen wird, ist insgesamt ein besonderer Mensch. Überall, wo sein Körper und auch sein Geist hin wandert, wird er von Bienen begleitet, die seine Sinne erweitern und ihn Dinge wahrnehmen und spüren lassen, die anderen Menschen nicht sichtbar sind.
Simonopio wird nun durch die Familie, die ebenfalls Nana Reja vor einiger Zeit aufgenommen hat, ebenfalls adoptiert und begleitet diese durch alle Widrigkeiten des Lebens. Krieg, Krankheit, Erfolge … und scheint eine Art Schutzengel zu werden. Doch nicht alle mögen die Familie und nicht alle können und wollen Simonopio akzeptieren.

Unbedingte Leseempfehlung! Eine wunderschöne verträumte aber auch reale Geschichte über die Bände von Freundschaft, Familie und Natur.

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.

Die Frau von Montparnasse
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Diesen bedeutenden Satz schreibt Simone de Beauvoir in ihrem zeitlosen Werk „Das andere Geschlecht“ und löst damit eine gedankliche Revolution in der Selbstbestimmung, dem Selbstbewusstsein und der Rolle ...

Diesen bedeutenden Satz schreibt Simone de Beauvoir in ihrem zeitlosen Werk „Das andere Geschlecht“ und löst damit eine gedankliche Revolution in der Selbstbestimmung, dem Selbstbewusstsein und der Rolle der Frau in der Gesellschaft.

In „Die Frau von Montparnasse“ aus der Feder von Caroline Bernard (der Autorin von „Frida Kahlo und die Farben des Lebens„ Rendezvous im Café de Flore uvm.) wird die Geschichte dieser bedeutenden Philosophin, Freidenkerin und Feministin, Simone de Beauvoir, in der ersten Hälfte ihres Lebens berichtet. Schon als kleines Mädchen eckt Simone an, denn sie ist, im Vergleich zu ihrer Schwester Poupette, keine typische Frau der damaligen Zeit. Sie ist nicht besonders ansehnlich, liest viel, hinterfragt zu viel und möchte weder heiraten noch Kinder. Dass dies bei ihrer Familie, voran bei ihrem Vater, auf taube Ohren stößt, ist nicht verwunderlich, denn damals war eine kluge Frau hässlich. Doch Simone lässt sich davon nicht beirren und geht ihren ersten Weg zur Selbstständigkeit und Freiheit: sie meldet sich für die Lehrer - Laufbahn an und muss sich in dieser von Männern beherrschten Domäne behaupten. Immer wieder stellt sie sich dabei existenzielle Fragen zum Leben, der Freiheit, zu Lebensentwürfen … bis sie eines Tages Sartre begegnet und fortan mit ihm den steinigen Weg der Geisteswissenschaften beschreitet. Dabei stellt sie sich nicht nur selbst teilweise ein Bein, sondern auch die vielen Personen, die sie in ihr Leben und ihr Herz lässt, die sie immer wieder davon abhalten, nun endlich selbst schriftstellerisch tätig zu werden. Als dann der Zweite Weltkrieg ausbricht, bekommt Simone mit, wie schnell ein Leben vorbei sein kann und man alle Chancen ergreife sollte, zu leben und zu werden, was man möchte.

Für alle Interessenten an der Figur der Simone de Beauvoir sowie Jean Paul Sartre zu empfehlen, aber auch an alle, die gerade so schrecklich Sehnsucht nach Paris haben (wie ich).

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Veröffentlicht am 18.02.2021

Die Geschichte dreier Frauen …

Als das Leben wieder schön wurde
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... wird in „Als das Leben wieder schön wurde“ von der Autorin Kerstin Sgonina erzählt. Das Buch ist wunderschön aufgemacht, gebunden und mit einem Lesebändchen versehen. Auf dem Cover sieht man Frauen, ...

... wird in „Als das Leben wieder schön wurde“ von der Autorin Kerstin Sgonina erzählt. Das Buch ist wunderschön aufgemacht, gebunden und mit einem Lesebändchen versehen. Auf dem Cover sieht man Frauen, die hübsch zurechtgemacht und farbig gekleidet, ihre Zeit zu genießen scheinen. Der Klappentext verspricht eine kecke Geschichte rund um einen fahrenden Schönheitssalon und ich als Leserin freute mich auf die ein oder andere lustige Geschichte oder vielleicht die Schilderung der Anfänge der Beautysalons im Nachkriegsdeutschland. Doch leider weit gefehlt … .
Die erste Bekanntschaft macht der Leser mit Greta Bergström, die, wie der Name schon vermuten lässt, aus Schweden in ihre deutsche Heimat, hier nach Hamburg, zurückkehrt. Ihr Motiv, nach jahrelangem „Untertauchen“ in Schweden: ihren Vater aufzusuchen und ihm und seiner neuen Familie mitzuteilen, dass es sie, Greta, gibt. Dass vor ihr bei diesem Unterfangen nicht der rote Teppich ausgerollt wird, ist klar, doch die gesamt und doch traurige Situation wird durch die Begegnung mit dem Wirbelwind Marieke gerettet, die Greta fast von der Treppe abräumt. Seitdem baut sich zwischen den zwei jungen Frauen eine Freundschaft auf und schnell wird klar, dass nicht nur unsere Greta einem traurigen Schicksal nachspüren will, sondern, dass auch Marieke eine sehr große Last auf ihren Schultern trägt. Dies jedoch nie ohne einen kecken und lebensbejahenden Spruch auf den Lippen. Als sich dem Duo auch eine dritte Frau namens Trixie anschließt, die ebenfalls schwer zu tragen hat und alle beschließen, dass das graue Leben der Frauen durch Schönheitsbehandlungen etwas bunter gemacht werden kann und die Idee, einen mobilen Schönheitssalon aufzumachen erste Früchte trägt … schieben sich schwarze Wolken davor. Denn Greta sucht unablässig nach ihrer Mutter Linn, die wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint und kommt dabei einer Familientragödie auf die Spur … .

Leider zieht sich die schwarze Wolke durchgängig durch die gesamte Geschichte, die nach außen hin positiv und lebensbejahend auftreten möchte. Das ist bei mir nicht angekommen, voran weil sich der Salon immer mehr in den Hintergrund bewegt hat und es sich mehr und mehr um die Probleme der Frauen, voran Greta, gedreht hat. Ich würde die Lektüre trotzdem empfehlen, man sollte jedoch vom Bild der kichernden, Petticoat-tragenden und schwatzenden Frauen, die sich schön machen lassen, verabschieden.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Was wäre wenn... ?

Die Mitternachtsbibliothek
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... seien wir mal ehrlich: wer hat sich diese Frage nicht zu Genüge gestellt und sich in die Sphären des „Overthinking“ begeben und sich endlose Situationen und Möglichkeiten ausgemalt, die hätten eventuell, ...

... seien wir mal ehrlich: wer hat sich diese Frage nicht zu Genüge gestellt und sich in die Sphären des „Overthinking“ begeben und sich endlose Situationen und Möglichkeiten ausgemalt, die hätten eventuell, vielleicht, irgendwann eintreten können. Doch das Leben ist nicht denken, sondern machen.

So lässt sich sinngemäß die Hauptbotschaft der „Mitternachtsbibliothek„ von Matt Haig umschreiben. Das Leben lebt, indem man es lebt. Und nicht bereut, dauerhaft hinterfragt und sich endlose Anzahl an Beinen stellt. Doch so ungefähr hat es bisher die Hauptprotagonistin Nora Seed gehandhabt. Sie wollte immer jemand sein, der sie nicht ist. Der Bruder wollte sie in einer Band, der Vater wollte sie als Olympiasiegerin im Schwimmen, die beste Freundin wollte mit ihr nach Australien … und all diese Leute hat Nora enttäuscht, denn nichts davon ist eingetreten. Die Folge klar und nüchtern: jede der Personen, die Nora was bedeutet haben, haben sich von ihr abgewandt. Als sogar noch ihr einziger Vertrauter, der Kater Voltaire, stirbt, beschließt Nora diesem Pfad an Einsamkeit und Enttäuschung ein Ende zu setzen und nimmt eine Überdosis ihrer Antidepressiva. Doch selbst das ist im Nora Seeds Leben nicht so verlaufen wie geplant und sie wacht in einer Bibliothek auf, deren Regale nur so von anderen Lebensentwürfen ihres eigenen Lebens platzen und schon bald befindet sich die junge Frau auf der Suche nach einem perfekten Leben. Doch gibt es dieses Konstrukt wirklich? Und vor allem - auch für Nora?
Ich habe bisher keines der Bücher von Matt Haig gelesen und bin absolut geflasht. Selten hat mich ein Buch seelisch und emotional so angesprochen und mitgenommen und zum Nachdenken gebracht. Auch wenn die ein oder andere Situation bzw. Vergleich bzw. auch der Schreibstil nicht für jeden anspruchsvoll und sinnhaft ist, so bin ich der festen Überzeugung, dass jeder sich aus dieser Geschichte etwas für das eigene Leben mitnehmen kann.

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