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Veröffentlicht am 14.06.2021

Von der Faszination der Sprachen …

Die Sprache des Lichts
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… oder besonders der einen speziellen Sprache, der Sprache der Schöpfung und der Suche danach, erzählt das meisterhaft recherchierte Erstlingswerk der Autorin Katharina Kramer. Dieses Buch verbindet so ...

… oder besonders der einen speziellen Sprache, der Sprache der Schöpfung und der Suche danach, erzählt das meisterhaft recherchierte Erstlingswerk der Autorin Katharina Kramer. Dieses Buch verbindet so viele Elemente zusammen, die gemeinsam einige vergnügliche und lehrreiche Lesestunden garantieren.
Kurz zum Inhalt: der/die LeserIn begleitet in dieser Geschichte vorrangig zwei Personen, die Spionin Margarète Labé, die für die Ligisten arbeitet, und einen polyglotten, jungen Lehrer aus Sachsen. Die Erstgenannte stellt eine faszinierende Frauenfigur dar, die durch Intelligenz und Einfallsreichtum an einige wichtige Informationen für die katholische Liga kommt und immer wieder zeigt, wie oft das „schwache“ Geschlecht unterschätzt wird. Der Letztgenannte, Jacob Greve, fällt vor allem durch seine Sprachbegabung auf und, dass er die Sprachen sehen kann. Seine Sensibilität bringt ihn aus Pforta bis nach Pau, wo er, wie in Manie, versucht, die göttliche Sprache zu finden und zu entschlüsseln. Völlig von der Welt entrückt, merkt Jacob oft nicht, dass nicht jeder, der an seiner Seite mit ihm wandelt, ihm nur Gutes möchte und bald ist er eine gesuchte Person. Auch Margarète wird auf ihn angesetzt, da er als gefährlich gilt. Dass sie sich selbst dabei weit mehr in Gefahr bringt, als es ihr lieb ist, merkt sie dann auch recht schnell und muss bald eine wichtige Entscheidung treffen.
Ein Potpourri aus Geschuchte, Linguistik, Religionslehre und teilweise krimihafter Spannung. Ich hoffe ja, dass es eine Fortsetzung gibt!

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Das Land der Anderen

Das Land der Anderen
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… ist der Titel des gross gefeirten Romans von Leïla Slimani. Auf knapp 400 Seiten wird eine Familiengeschichte geschildert, die auf der Biografie der Großeltern der Autorin basiert.
Als Leserin habe ...

… ist der Titel des gross gefeirten Romans von Leïla Slimani. Auf knapp 400 Seiten wird eine Familiengeschichte geschildert, die auf der Biografie der Großeltern der Autorin basiert.
Als Leserin habe ich mich während der Lektüre gefragt, wer nun die „Anderen“ sind, welche im Titel auftauchen.
Man begleitet das frischverheiratete und ungewöhnliche Paar Amine und Mathilde. Er, ein ehemaliger Soldat und sie, eine lebenshungrige Französin, die der Krieg ausgedorrt hat, auf dem Weg in ihr neues Leben in Nordafrika, in Marokko. Mathilde, die sich als junge Frau unsterblich in Amine verliebt hat, stößt in diesem fremden Land schnell an ihre Grenzen, was Kultur, Gebräuche und den Umgang miteinander angeht. Auch das, meiner Meinung nach, schwere Los der Frauen wird in dem Buch umfassend thematisiert. Doch dazu später.
Mathildes Mann Amine möchte das ihm überlassene Grundstück landwirtschaftlich nutzen und vertieft sich bald in Studien und Ausgaben, die der jungen Familie jedoch fehlen. Minutiös schildert Leïla Slimani das Leben des einfachen Dorfvolkes, die Sorgen und Nöte und das teilweise rückständige Denken der Bevölkerung. Über all dem schwebt dauerhaft eine politische Gewitterwolke, denn die Kluft zwischen den Einheimischen und den Franzosen, den Besatzern, war selten so groß und schon bald folgen erste blutige Aufstände, die auch vor der kleinen Familie von Mathilde und Amine nicht Halt machen … .

Dieses Buch bietet dem Leser viel. Eine spannende Familiengeschichte, einen Exkurs in das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Nordafrika, wobei mich besonders die Situation der Frauen schockiert hat (unmündig, Lustobjekt und den Launen und Gewalt der Männer unterworfen) sowie die ständig über einem schwebende Frage: sind die „Anderen“ die Marokkaner, die teilweise fremd im eigenen Land durch die neuen französischen Siedler werden oder sind es die Franzosen, die mit ihrer mode de vie so gar nicht in dieses Land passen und so die Bevölkerung spalten und ihr Land bebauen.

Ein lesenswerter Roman!

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Das Leben einer Ausnahmekünstlerin

Das Leben ist ein Fest
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So sinngemäß drückte sich Frida Kahlo über ihre körperlichen Unzulänglichkeiten aus. In diesem Satz steckt sehr viel von ihrem Leben und voran ihrem Lebenswillen und Lebensmut drin. So leidend die Künstlerin ...

So sinngemäß drückte sich Frida Kahlo über ihre körperlichen Unzulänglichkeiten aus. In diesem Satz steckt sehr viel von ihrem Leben und voran ihrem Lebenswillen und Lebensmut drin. So leidend die Künstlerin auch erscheint, sie war keineswegs ein „unbeschriebenes Blatt“.

In “Das Leben ist ein Fest“ von der Autorin Claire Berest findet man einen weiteren Roman über die berühmte mexikanische Künstlerin. Bereits das Cover ist eine Augenweide, doch die Autorin überrascht einen mit einem anspruchsvollen, bunten, extatischen Erzählstil, der einen sofort in das, leider recht dünne Buch, saugt und erst zum Schluss wieder „ausspuckt“.

Claire Berest teilt das Buch einerseits in Kapitel, die jeweils mit den Aufenthaltsorten von Frida und ihrem Mann Diego Rivera überschrieben sind wie auch innerhalb dieser nach dem Vorbild von Kahlos Farbentagebuch, bei dem jeder Farbe eine Laune, Charakteristik oder ein/mehrere Objekt(e) zugeordnet sind. Dadurch taucht der Leser in die Farbenwelt der jungen Frau ein, die von hell bis dunkel alles beinhaltet und so symbolisch für ihr Leben und ihren Lebensweg steht. In kurzen Abschnitten lässt Frida uns an ihrer Gedanken - und Gefühlswelt und, daraus folgend, an ihrer keineswegs einfachen Person und Persönlichkeit teilhaben. Wer glaubt, viel über sie zu wissen, wird hier und da noch überrascht und auch ihr Mann Diego bekommt einen kurzen Auftritt. Insgesamt ein Buch, welches einem sehr nahe geht und man fühlt sich beim Lesen zwischen Mariachis sitzend, Unmengen Tequila trinkend, weinend und fasziniert zugleich. Einige wichtige Kunstwerke und ihre Hintergründe werden erläutert, sodass sich alles nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügt. Die Künstlerin Frida Kahlo und die Person selbst zu begreifen, wird jedoch wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Die Anfänge der Frauenbewegung

Die Frauen von Kopenhagen
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… sollten das Hauptthema sein in „Die Frauen von Kopenhagen“ aus der Feder von der Autorin Gertrud Tinning. Doch die Geschichte entwickelte sich komplett anders als von mir erwartet und hat mich dennoch ...

… sollten das Hauptthema sein in „Die Frauen von Kopenhagen“ aus der Feder von der Autorin Gertrud Tinning. Doch die Geschichte entwickelte sich komplett anders als von mir erwartet und hat mich dennoch gepackt.
Die Frauen von Kopenhagen - ich würde behaupten, dass es sich hier um die drei Frauen namens Marie, Nelly und Anna handelt. Die beiden Erstgenannten lernt man gleich zu Beginn kennen und taucht sofort in deren, nicht so schöne, Welt ein. Die beiden Frauen sind bei Rubens Tuchfabrik angestellt, die es wirklich gegeben hat und die Vorreiter als Arbeitgeber für Frauen war. Hier schufteten sich Frauen jeden Alters für einen Hungerlohn (im wahrsten Sinne des Wortes) zu Tode. Die Arbeitsbedingungen werden minutiös beschrieben und das Leben der Bevölkerung, voran der Frauen im Spagat zwischen Kind, Haus, Familie und Arbeit, gut dargestellt. Ihre Sorgen und Nöte werden bereits am Anfang deutlich. Als ein schlimmer Unfall passiert, bekommt der/die Lesende einen guten Eindruck vom Umgang und der „Menschlichkeit“, die damals vorgeherrscht haben muss. Nelly möchte das nicht auf sich sitzen lassen und beginnt einen Kampf gegen Windmühlen... . Auch Anna, die bedingt durch ihren Bruder Johannes nach Kopenhagen reist, rennt gefühlt gegen Mauern. Die Ungerechtigkeiten und ihre familiäre Verpflichtung lassen sie ebenfalls diesen Windmühlenkampf aufnehmen. Wird sie siegen?
Wie bereits erwähnt, hat sich die Geschichte dieses Buches in eine andere Richtung entwickelt, als vom Klappentext versprochen worden ist. Die Frauenbewegung kam erst zum Schluss kurz auf und war leider auch relativ schnell abgehandelt. Die Autorin beschreibt jedoch das damalige Leben, die Umstände, Gedanken und Verwicklungen so authentisch und eindrücklich und auch spannend, dass man nicht enttäuscht ist, dieses Buch in die Hand genommen zu haben. Wer hier aber auf flammende Reden, Flaggen, blutige Streiks und Widerstände hofft - wird enttäuscht. „Die Frauen von Kopenhagen“ macht gut die Anfänge dieser Bewegung deutlich, mehr leider nicht. Aber vielleicht wird ja das Thema noch einmal aufgegriffen =)

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Eve Laing

Blütenschatten
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… ist eine Künstlerin. Sowohl auf der Leinwand wie auch (Über)Lebenskünstlerin. Der Leser spaziert mit ihr durch das nächtliche London und lässt sich von der Autorin Annalena McAfee die Geschichte der, ...

… ist eine Künstlerin. Sowohl auf der Leinwand wie auch (Über)Lebenskünstlerin. Der Leser spaziert mit ihr durch das nächtliche London und lässt sich von der Autorin Annalena McAfee die Geschichte der, nun mittlerweile betagten, Frau erzählen. Dabei wechseln sich kurze Gegenwartsberichte mit Rückblenden aus der Vergangenheit ab. Die Art und Weise wie die Hauptprotagonistin ihre Welt wahrnimmt und mit deren Bewohner abrechnet, lassen den Leser bereits am Anfang erahnen, dass das Ende kein Gutes werden kann.

Zunächst scheint Eve Laing niemand Aussergewöhnliches zu sein. In ihren Jugendjahren punky und rebellisch, entdeckt die junge Frau die Sexualität und die Kunst für sich. Ein anschließendes Studium des Letztgenannten scheint da logisch zu sein, doch dann begegnet sie dem viel älteren Künstler Florian Kiš und wird zu seiner Muse. Ab dann scheint das abwärtige Rad der menschlichen Beziehungen der jungen Frau loszurollen... . Dennoch hat sie sich durch die Umstände ihres Lebens nie entmutigen lassen und frönt ihrer Art von Kunst, indem sie die Symbolik und Wirkung der Flora für sich nutzt. Die Kritiken sich durchwachsen, aber Eve hat ihr Lebenswerk noch vor sich und arbeitet gewissenhaft daran. Bis sie eines Abends dem jungen Luka begegnet, der ihr noch mehr Ansporn für ihre Arbeit und auch Liebe zu geben scheint. In Gefühle und Arbeit wattiert bemerkt Eve eine lange Zeit nicht, wie sich die Umstände nach und nach ändern und setzt alles aufs Spiel. Wird sie ihr Lebenswerk beenden können?
Mit „Blütenschatten“ hat Annalena McAfee ein kluges und spannendes Zeugnis über die Kunst und das Leben darin geschaffen. Diese Geschichte verlangt vom Leser durchaus Interesse und Wissen über Kunst und Biologie, jedoch ohne anstrengend zu sein. Das Ende setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

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