Profilbild von HistoryCat

HistoryCat

Lesejury Profi
offline

HistoryCat ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HistoryCat über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2021

I am what I am.

Ypsilons Rache
0

Kris, 55 Jahre alt, Pathologe mit einer relativ intakten Familie … soweit nichts arg Ungewöhnliches. Dies endet jedoch, als er die Diagnose Prostatakrebs erhält. Dies geschieht auch gleich am Anfang und ...

Kris, 55 Jahre alt, Pathologe mit einer relativ intakten Familie … soweit nichts arg Ungewöhnliches. Dies endet jedoch, als er die Diagnose Prostatakrebs erhält. Dies geschieht auch gleich am Anfang und wirft nicht nur den Leser dezent aus der Bahn, sondern natürlich auch Kris, der selbst genug medizinische Kenntnisse hat, um sich die weitreichenden Folgen dessen auszumalen. Dem nicht genug. Kris ist eigentlich Kristina und sie möchte auch schon längst raus, gelebt, geliebt und akzeptiert werden. Schon Jahrzehnte unterdrückt der Pathologe sein „wahres Ich“ aus Angst vor Verstoß, Häme und Unverständnis. Nur heimlich kommt Kristina zum Vorschein. Durch die niederschmetternde Diagnose und die ernüchternden TherapieMöglichkeiten fasst Kris den Entschluss, Nägel mit Köpfen zu machen. Er beschließt ein Sabbatical, wo er sich dem Schreiben eines Buches widmen möchte und wo er allen, die ihn etwas bedeuten, endlich seine Transidentität gestehen möchte. Doch Pläne sind nur dazu da, dass sie nicht aufgehen. Denn auf seiner Reise lernt Kris nicht nur, dass so manche Reaktion von Menschen, die einem viel bedeuten, sehr weh tun kann, sondern auch Chloé kennen, die ihm einen anderen Weg zeigt, zu sich selbst zu finden … .
Für mich war dieses Buch, obwohl relativ kurz, eine Quelle wichtiger Impulse und Denkanstöße über eine Thematik, die im 21 Jahrhundert immer noch keine ihr zustehende Aufmerksamkeit erhält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.03.2021

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Im Ruin
0

… findet sich Ari eines Abends im schönen Wien. „Ruin“ heißt die Kneipe und passt so ziemlich zu seinem Gemütszustand, denn der junge Mann ist auf der Flucht vor seiner Wohnung, seinem Leben und voran ...

… findet sich Ari eines Abends im schönen Wien. „Ruin“ heißt die Kneipe und passt so ziemlich zu seinem Gemütszustand, denn der junge Mann ist auf der Flucht vor seiner Wohnung, seinem Leben und voran sich selbst. Dass er dabei nicht der einzige Verlorene ist, stellt er nach und nach fest und findet sein Zuhause bald in einer Ecknische, wo er pünktlich sein fettiges Frühstück bestellt und wo Katharina auf ihn wartet... .

Katharina ist die Wirtin. Ergänzt wird sie durch ihre beste Freundin Sabina, die sie bei allem unterstützt. Es wird relativ schnell klar, dass alle in diesem Buch entweder schwere Verluste erlitten haben oder an einem großen Problem zu knabbern haben, entweder einsam oder allein sind und sich hier gegenseitig ein Zuhause geben. Der Leser erlebt gemeinsam mit Ari und Katha neben einer Menge Lokalhumor auch die Arten und die Grenzen einer Freundschaft und wie zwei sich völlig unbekannte Menschen ein neues Leben schenken können, ohne weiter daran teilzuhaben. Der Abschluss war mir persönlich zu plötzlich, zu facettenreich sind die Protagonisten, um einen solchen Cut machen zu können. Aber vielleicht kommt ja noch eine Fortsetzung?!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2021

Ich bin genug. Triggerwarnung: Gewicht, Essstörung

Genug
0

„Genug“ ist der Titel des Buches aus der Feder von Louise Juhl Dalsgaard und ihr Romandebüt. Auf wenigen Seiten schafft die Autorin eine beinah romantische und poetische Lebensgeschichte über eine Krankheit, ...

„Genug“ ist der Titel des Buches aus der Feder von Louise Juhl Dalsgaard und ihr Romandebüt. Auf wenigen Seiten schafft die Autorin eine beinah romantische und poetische Lebensgeschichte über eine Krankheit, die so plötzlich da ist und die ihre Wurzeln tiefer hat als man denkt.

Die Protagonistin, die während der gesamten Geschichte keinen Namen hat, legt ein glanzvolles Abitur ab und hat seitdem kein Ziel mehr. Daher beschließt sie, mit dem Essen aufzuhören, um abzunehmen. Bald stellen sich die ersten Erfolge ein, doch die junge Frau kann nicht mehr aufhören und dieser Entschluss begleitet sie nun jeden Tag bis sie kurz vorm Tode steht. Der Leser bekommt während dieser gesamten Reise Abrisse aus ihrer Kindheit, ihrer Jugend, erfährt etwas über die Eltern, die männlichen Beziehungen der jungen Frau. Durchbrochen wird dieses fast schon teilweise poetisch anmutende Schildern von nüchternen Krankenberichten. Es ist bis zum Ende unklar, ob die Protagonistin ihren Platz in der Welt findet, ob sie die Krankheit besiegt, wie es mit ihr überhaupt weitergeht. Der Klappentext spricht über einen „Weg zurück ans Licht“. Die Biografie der jungen Frau ist so unklar wie die Krankheit selbst und ihr Entstehen. Der Leser stellt sich bis zum Schluss Fragen, woher sie diesen Entschluss fasst. Aus Protest? Aus Rache? Dennoch eine sehr empfehlenswerte Lektüre trotz der Thematik über die Tiefen der menschlichen Psyche und Seele und die Auswirkungen auf das Physische.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.03.2021

Als Geistergeheul …

Geteilte Träume
2

… bezeichnet Ingke, der Dreh- und Angelpunkt des Debüts „Geteilte Träume“ von Ulla Mothes, ihre Albträume, die sie oft heimsuchen. Die junge Frau, die kurz vor ihrem Abitur steht und sonst eine liebevolle ...

… bezeichnet Ingke, der Dreh- und Angelpunkt des Debüts „Geteilte Träume“ von Ulla Mothes, ihre Albträume, die sie oft heimsuchen. Die junge Frau, die kurz vor ihrem Abitur steht und sonst eine liebevolle Kindheit ohne Entbehrungen genossen hat, kann sich diese Vorkommnisse nicht erklären. Bis sie eines Tages ihrer kranken Mutter Maren Stammzellen spenden möchte und der Arzt ihren Versuch zu helfen als Lottospielen bezeichnet. Denn da erfährt die behütete Ingke, dass Maren und Kelle gar nicht ihre leiblichen Eltern sind. Nach entsprechenden Gefühlsausbrüchen beschließt Ingke ihrer Vergangenheit auf den Grund zu gehen … und der Leser soll sie dabei begleiten.

Der Plot des Romanes ist so aufgebaut, dass jedes Familienmitglied, egal, ob es nun zu Ingkes Adoptivfamilie gehört oder zur Blutsverwandten, seine Geschichte nach und nach erzählt. Die junge Frau wird also von Ort zu Ort gewiesen und erfährt, je mehr Personen sie aufsucht, immer mehr über die Hintergründe ihrer beider Familien. Für den Leser kommt dazu noch eine umfassende (und leider teilweise sehr pauschalisierte) Schilderung der Lebensumstände in der DDR, die oft sehr negativ daherkommt, und der BRD, das Gegenteil. Trotzdem verlieren die Geschehnisse nicht an Bedeutung und nicht an Grausamkeit. Leider kommt es durch die Vielzahl der Handelnden dazu, dass man als Leser durcheinanderkommt und nicht wirklich Personen nahekommt, da die Perspektiven stets gewechselt werden. Auch mit Ingke bekommt man hier eine teilweise wenig emphatische und pubertär auftretende Person. Leider fand ich den Schluss auch unglücklich umgesetzt, sodass dieses Debüt mich nicht ganz umgehauen hat, aber dennoch eine gute Geschichte darstellt, die auf auf jeden Fall wert ist, gelesen zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Thema
Veröffentlicht am 02.03.2021

Ein selbstbestimmtes Leben …

Die Malerin von Paris
0

… möchte die Hauptprotagonistin Lydie in „Die Malerin von Paris“ von Marie Caroline Bonnet führen. Sie ist eine von drei jungen Frauen im Hause Girard und träumt eher von einer Karriere als Malerin in ...

… möchte die Hauptprotagonistin Lydie in „Die Malerin von Paris“ von Marie Caroline Bonnet führen. Sie ist eine von drei jungen Frauen im Hause Girard und träumt eher von einer Karriere als Malerin in Paris statt vom Ehemann. Also alles beste Voraussetzungen, um gegen das familiäre Regime zu rebellieren und den ihr angedachten Heiratskandidaten, einen gut betuchten Mann mit bestem Ruf und Aussichten, zurückzuweisen. Doch dieser akzeptiert kein Nein, weder bei seinem Pferd, noch bei seiner zukünftigen Verlobten, sodass Lydie nichts als die Flucht übrig bleibt.
Kaum in Paris angekommen, muss sich die junge Frau neuen Herausforderungen stellen, die allein damit beginnen, dass sie das ist, was sie ist - allein und weiblich. Als sie knapp einer Vergewaltigung entgeht, beschließt die junge Frau ein mann zu sein wie eines ihrer Vorbilde George Sand, die Männerkleidung trägt. Schon bald trägt die Maskerade Früchte und Lydie findet sich in einer Gruppe intellektueller junger Männer wieder mit denen sie sich auf gleicher Ebene austauschen kann. Doch wie lange hält die Maske, voran, wenn man sich auch noch in einen von denen verliebt?!

Eine schöne Geschichte, die Unterhaltung sowie kritische Gedanken zur Rolle der Frau und ein paar bekannte historische Persönlichkeiten bereithält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere