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Veröffentlicht am 25.02.2021

Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.

Die Frau von Montparnasse
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Diesen bedeutenden Satz schreibt Simone de Beauvoir in ihrem zeitlosen Werk „Das andere Geschlecht“ und löst damit eine gedankliche Revolution in der Selbstbestimmung, dem Selbstbewusstsein und der Rolle ...

Diesen bedeutenden Satz schreibt Simone de Beauvoir in ihrem zeitlosen Werk „Das andere Geschlecht“ und löst damit eine gedankliche Revolution in der Selbstbestimmung, dem Selbstbewusstsein und der Rolle der Frau in der Gesellschaft.

In „Die Frau von Montparnasse“ aus der Feder von Caroline Bernard (der Autorin von „Frida Kahlo und die Farben des Lebens„ Rendezvous im Café de Flore uvm.) wird die Geschichte dieser bedeutenden Philosophin, Freidenkerin und Feministin, Simone de Beauvoir, in der ersten Hälfte ihres Lebens berichtet. Schon als kleines Mädchen eckt Simone an, denn sie ist, im Vergleich zu ihrer Schwester Poupette, keine typische Frau der damaligen Zeit. Sie ist nicht besonders ansehnlich, liest viel, hinterfragt zu viel und möchte weder heiraten noch Kinder. Dass dies bei ihrer Familie, voran bei ihrem Vater, auf taube Ohren stößt, ist nicht verwunderlich, denn damals war eine kluge Frau hässlich. Doch Simone lässt sich davon nicht beirren und geht ihren ersten Weg zur Selbstständigkeit und Freiheit: sie meldet sich für die Lehrer - Laufbahn an und muss sich in dieser von Männern beherrschten Domäne behaupten. Immer wieder stellt sie sich dabei existenzielle Fragen zum Leben, der Freiheit, zu Lebensentwürfen … bis sie eines Tages Sartre begegnet und fortan mit ihm den steinigen Weg der Geisteswissenschaften beschreitet. Dabei stellt sie sich nicht nur selbst teilweise ein Bein, sondern auch die vielen Personen, die sie in ihr Leben und ihr Herz lässt, die sie immer wieder davon abhalten, nun endlich selbst schriftstellerisch tätig zu werden. Als dann der Zweite Weltkrieg ausbricht, bekommt Simone mit, wie schnell ein Leben vorbei sein kann und man alle Chancen ergreife sollte, zu leben und zu werden, was man möchte.

Für alle Interessenten an der Figur der Simone de Beauvoir sowie Jean Paul Sartre zu empfehlen, aber auch an alle, die gerade so schrecklich Sehnsucht nach Paris haben (wie ich).

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Veröffentlicht am 18.02.2021

Die Geschichte dreier Frauen …

Als das Leben wieder schön wurde
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... wird in „Als das Leben wieder schön wurde“ von der Autorin Kerstin Sgonina erzählt. Das Buch ist wunderschön aufgemacht, gebunden und mit einem Lesebändchen versehen. Auf dem Cover sieht man Frauen, ...

... wird in „Als das Leben wieder schön wurde“ von der Autorin Kerstin Sgonina erzählt. Das Buch ist wunderschön aufgemacht, gebunden und mit einem Lesebändchen versehen. Auf dem Cover sieht man Frauen, die hübsch zurechtgemacht und farbig gekleidet, ihre Zeit zu genießen scheinen. Der Klappentext verspricht eine kecke Geschichte rund um einen fahrenden Schönheitssalon und ich als Leserin freute mich auf die ein oder andere lustige Geschichte oder vielleicht die Schilderung der Anfänge der Beautysalons im Nachkriegsdeutschland. Doch leider weit gefehlt … .
Die erste Bekanntschaft macht der Leser mit Greta Bergström, die, wie der Name schon vermuten lässt, aus Schweden in ihre deutsche Heimat, hier nach Hamburg, zurückkehrt. Ihr Motiv, nach jahrelangem „Untertauchen“ in Schweden: ihren Vater aufzusuchen und ihm und seiner neuen Familie mitzuteilen, dass es sie, Greta, gibt. Dass vor ihr bei diesem Unterfangen nicht der rote Teppich ausgerollt wird, ist klar, doch die gesamt und doch traurige Situation wird durch die Begegnung mit dem Wirbelwind Marieke gerettet, die Greta fast von der Treppe abräumt. Seitdem baut sich zwischen den zwei jungen Frauen eine Freundschaft auf und schnell wird klar, dass nicht nur unsere Greta einem traurigen Schicksal nachspüren will, sondern, dass auch Marieke eine sehr große Last auf ihren Schultern trägt. Dies jedoch nie ohne einen kecken und lebensbejahenden Spruch auf den Lippen. Als sich dem Duo auch eine dritte Frau namens Trixie anschließt, die ebenfalls schwer zu tragen hat und alle beschließen, dass das graue Leben der Frauen durch Schönheitsbehandlungen etwas bunter gemacht werden kann und die Idee, einen mobilen Schönheitssalon aufzumachen erste Früchte trägt … schieben sich schwarze Wolken davor. Denn Greta sucht unablässig nach ihrer Mutter Linn, die wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint und kommt dabei einer Familientragödie auf die Spur … .

Leider zieht sich die schwarze Wolke durchgängig durch die gesamte Geschichte, die nach außen hin positiv und lebensbejahend auftreten möchte. Das ist bei mir nicht angekommen, voran weil sich der Salon immer mehr in den Hintergrund bewegt hat und es sich mehr und mehr um die Probleme der Frauen, voran Greta, gedreht hat. Ich würde die Lektüre trotzdem empfehlen, man sollte jedoch vom Bild der kichernden, Petticoat-tragenden und schwatzenden Frauen, die sich schön machen lassen, verabschieden.

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Die Gabe, Sekunden festzuhalten

Lebenssekunden
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In „Lebenssekunden“ schildert die Autorin Katharina Fuchs das Schicksal zweier Frauen, der Fotografin Angelika Stein und der Turnerin Christine Magold und ihr Leben in den 50er Jahren in Ostberlin.
Die ...

In „Lebenssekunden“ schildert die Autorin Katharina Fuchs das Schicksal zweier Frauen, der Fotografin Angelika Stein und der Turnerin Christine Magold und ihr Leben in den 50er Jahren in Ostberlin.
Die Handlung verläuft abwechselnd in zwei Strängen, wobei immer jeweils der Name der Protagonistin über dem Kapitel steht. Der Schreibstil des Buches ist bildhaft und einfach zu lesen, man fühlt als Leser die Geschichte mit.
Mein persönlicher Favorit war die Schilderung von Christines Leben. Der Erfolg der SportlerInnen der DDR stand damals für sich und es teilweise hochspannend wie schockierend zu erfahren, wie die jungen Athleten behandelt und gedrillt worden sind. Nicht nur da bekam das glanzvolle Bild der DDR Risse … . Die stets so bemühte und unauffällige Christine, die dem sozialistischen Vaterland einige Erfolge eingebracht hatte, muss letztendlich einsehen, dass ihr Leben so nicht weitergehen kann und schneller als man denkt, steht da schon die Stasi da und drangsaliert sie und ihre Familie.

Angelika muss sich von Anfang an beweisen. Stets die forsche und unbequeme Person, die sie ist, wird sie der Schule verwiesen und muss fortan schauen wie sie im Leben vorankommt, um ihren großen Traum zu leben, eine Fotografin zu sein. Dabei durchlebt sie einige Schicksalsschläge bevor sie ihre Gabe, „Lebenssekunden„ festzuhalten, ausüben kann.

Insgesamt eine spannende Reise in die deutsche Geschichte und ein einprägsames Portrait zweiter Frauenschicksale, wie es sie damals sicher zuhauf gegeben hat.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Eine bittersüße Liebesgeschichte

Hingabe
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„Hingabe „ von Bénédicte Belpois ist definitiv eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder hasst. Mir hat es gut gefallen.

Die Story hinter „Hingabe“ ist an sich einfach. Man lernt erst einen groben, ...

„Hingabe „ von Bénédicte Belpois ist definitiv eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder hasst. Mir hat es gut gefallen.

Die Story hinter „Hingabe“ ist an sich einfach. Man lernt erst einen groben, ungehobelten, ja fast schon asozial anmutenden Bauer in einer spanischen Provinz kennen, der außer seiner Arbeit, Alkohol und gelegentlichen Besuchen im Puff nichts kennt. Er scheint damit seinen Frieden gefunden zu haben, bis er eine tödliche Diagnose erhält: er hat Krebs. Nun wird aus dem an sich mit sich im Reinen lebenden Tomas ein Tier, welches vor Angst um sich schlägt und nicht weiß wohin. Als er eines Tages mal wieder in seinem Stammlokal auftaucht, um seinen Hass und Schmerz in Wein zu ertränken, trifft er auf Suiza, die neue Kellnerin. Seitdem ist nichts mehr wie es war. Das kleine und zerbrechliche Mädchen weckt nicht nur das Tier in ihm (was oft zu relativ unschönen und gewalttätigen Sexszenen führt), sondern auch einen Mann, der durchaus Sorge und Verantwortung empfinden kann. Und so wächst Tomas nach und nach über sich hinaus und erblüht sogar in der Rolle eines hingebungsvollen Mannes und Freundes. Doch der Krebs wächst weiter bis Tomas keinen anderen Ausweg mehr sieht … .

Wenn man mal von der Sexszenen absieht, ist „Hingabe“ in meinen Augen eine schöne Geschichte über die Kraft und die Wirkung von Liebe.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Mitreißend und interessant

Wo wir Kinder waren
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Der Roman „Wo wir Kinder waren“ von Kati Naumann führt den Leser in das Sonneberg und seine Geschichte voran in Bezug auf die Herstellung von Kinderträumen: Spielsachen aller Art.
Der Einstieg in die ...

Der Roman „Wo wir Kinder waren“ von Kati Naumann führt den Leser in das Sonneberg und seine Geschichte voran in Bezug auf die Herstellung von Kinderträumen: Spielsachen aller Art.
Der Einstieg in die Geschichte beginnt bereits mit ein paar Fragen. Wir lernen eine Frau namens Eva, einen Jan und eine Iris kennen. Die Erstgenannte versucht zu Anfang der Geschichte über die Bieterplattform eBay eine Langbein Puppe zu ersteigern. Als sie dabei ständig überboten wird, obwohl sie bereits einen sehr hohen Preis für diese Puppe zahlen möchte, versucht sie erst Jan die Schuld dafür zu geben. Dabei wird klar, dass die Beziehung zwischen den beiden nicht immer so angespannt war. Als dieser Eva davon überzeugen kann, dass er nicht mitbietet, richten sich Evas Vorwürfe an Iris, die sich dann als die geheimnisvolle zweite Bieterin um die Puppe herausstellt. Weshalb scheinen diese drei Erwachsenen so zerstritten?
Der Kauf der Langbein Puppe sowie die Tatsache, dass das Haus Langbein verkauft werden soll, treibt das Dreiergespann wieder zusammen. Während des Ausräumens der verschiedenen Zimmer der imposanten Familienunterkunft, holt die Vergangenheit die zwei Frauen sowie den Mann ein und sie beginnen sich zu erinnern … .

Die Autorin erzählt die Geschichte der Langbein Familie und ihrer Spielzeugfabrik in zwei Strängen. Der erste Strang ist der, der in der Gegenwart spielt und sich vollumfänglich dem Leben der drei Erwachsenen widmet sowie der Notwendigkeit, sich um das Haus zu kümmern. Der andere Erzählstrang beginnt bereits um 1910 und greift dabei in die tiefsten Anfänge der Spielzeugherstellung wie sie damals vonstatten gegangen ist. Neben vielerlei Geschichte über den Ort Sonneberg sowie das Handwerk des Spielzeugsmachens, lernt man die Familie von Grund auf kennen, beginnend mit Albert Langbein, dem ersten Standbein. Dabei wird das Familienleben authentisch und spannend erzählt und man durchläuft mit diesen Menschen zwei Weltkriege sowie das DDR Regime und hofft und fiebert bis zum Schluss, den ich persönlich sehr gut fand. Eine Leseempfehlung!

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