Raschelnd, wie eine Pralinenpackung
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Es ist das 19. Jahrhundert. Sexuelle Aufklärung bei Frauen? Nicht sonderlich vorhanden. Die junge Frau namens Effi besucht ein Internat, lernt dort Benimmregeln und alles, was eine Frau ...
» Effi liest «
Es ist das 19. Jahrhundert. Sexuelle Aufklärung bei Frauen? Nicht sonderlich vorhanden. Die junge Frau namens Effi besucht ein Internat, lernt dort Benimmregeln und alles, was eine Frau nun mal können muss, aber nicht das, was sie unbedingt möchte. Effi strebt nach mehr Wissen, vor allem im Bereich der Naturwissenschaften und als sie eines Tages am Flussufer ein Buch entdeckt, ist ihre Neugierde entfacht. Also schleicht sie sich in einem unbemerkten Moment aus dem Internat, um das Buch zu lesen, doch zu mehr als eine Überschrift kommt sie gar nicht, da die Aufseherin Fräulein Grimaud sie entdeckt und zur Rede stellt. Als dann auch noch ein junger Mann aus den Büschen auftaucht, ist für sie und die Gräfin klar, dass Elena mehr als nur unmoralisch gehandelt hat. Schließlich wird sie der Schule verwiesen und sie muss frühzeitig die Heimreise antreten, bei der sie den jungen Arzt Maximilian von Waldau kennenlernt. Die beiden fühlen sich sofort verstanden und sehnen sich nach einem Wiedersehen. Doch als dieses stattfindet, scheint Maximilian sich verändert, seine Weltanschauung seinem Lehrer und Kollegen Doktor Fließ, sowie Freud, angepasst zu haben und auch Effi sehnt sich nach mehr Wissen, möchte ein Studium antreten und endlich das Buch lesen, weswegen sie von ihrer Schule verwiesen wurde. Können sie und ihre Freunde es finden und lesen? Darf Elena studieren gehen oder gibt sie sich den Ansprüchen an einer Frau hin und gibt ihren Wunsch auf?
Meine Meinung:
Beginnen wir zunächst mit dem Cover, welches mir zwar unheimlich gefällt, aber für mich dennoch nicht ganz zu der Geschichte passt. Für mich wirkt es auf den ersten Blick so, als würde es „nur“ um eine weitere Romanze handeln. Dabei geht es um so viel mehr, das das Cover jedoch etwas unterschlägt. Auch den Untertitel „eine romantische Komödie“ passt für mich nicht ganz, da zwar einige witzige Stellen vorhanden waren und Effis Humor mir persönlich super gefällt, aber die Geschichte wurde im Verlauf teils einfach zu tragisch.
Anna Morettis Schreibstil hingegen gefällt mir wirklich gut. Auch, wenn mir die Sätze manchmal zu kurz waren, hat er mich gefesselt, da er sich so flüssig lesen konnte. Und ihre Darstellung der einzelnen Charaktere war einfach perfekt, da sie sehr authentisch beschrieben wurden und jeder irgendwelche Tücken hatte. Hier und auch, wie das ganze Buch geschrieben wurde, hat man gemerkt, wie viel Zeit Anna Moretti in die Recherche investiert hat. Sie hat sich sehr gut mit der damaligen Epoche auseinander gesetzt, so dass ich mich in keinem Moment aus der Geschichte herausgerissen fühlte. Unterstützt durch alte Begriffe und die Integration von wahren Elementen über eine Behandlung von Freud, hat es das Buch noch interessanter gemacht.
Besonders gefallen hat mir die Tante Auguste, die anfangs die Befürchtung ausgelöst hat, sie wäre genauso schlimm, wie Fräulein Grimaud. Direkt zu Beginn habe ich mir aber gedacht, dass mehr hinter der alten Dame stecken muss und tatsächlich habe ich mich nicht geirrt und sie hat es faustdick hinter den Ohren.
Auch fand ich es sehr schön, dass die Romanze sich so weit hinausgezogen hat und Effi emanzipiert und selbstdenkend blieb. Max von Waldau war eine Zeit lang wirklich unerträglich, aber zum Glück hat er ja die Kurve gekriegt und Elena und er haben geheiratet. Schade hierbei finde ich, dass man dann doch kaum noch etwas von den beiden lesen konnte. Dafür hat mir der Epilog aber besonders gefallen, da er einen schönen Rahmen gesetzt hat. Das Buch begann am Internat – und es endete auch dort. Nur hatte Effi ihr Ziel erreicht und sorgt dafür, dass die Gräfin noch von ihr hört.
(Spoiler Ende)
FAZIT:
Letztlich muss ich sagen, dass mir das Buch wirklich sehr gut gefallen hat. Zuerst hatte ich befürchtet, dass Effi sich der Liebe hingibt und ihr eigenes Selbstbild verliert, aber dies war ganz und gar nicht der Fall. Sie hat für ihre Träume alles gegeben. Normalerweise lese ich nicht so gerne historische Romane oder Romanzen, doch dieses Buch lege ich wirklich jeden ans Herz.