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Veröffentlicht am 25.08.2021

Eine etwas andere magische Klasse: phantasievoll, witzig und mit wichtiger Botschaft

Die Schule der magischen Missgeschicke – Der erste Tag
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Nory Horace ist Fluxerin. Sie kann die Gestalt von verschiedenen Tiere annehmen. Aber leider geht ihr beim Zaubern in der Regel etwas schief. Statt in ein bestimmtes Tier, verwandelt sie sich oft in Mischungen ...

Nory Horace ist Fluxerin. Sie kann die Gestalt von verschiedenen Tiere annehmen. Aber leider geht ihr beim Zaubern in der Regel etwas schief. Statt in ein bestimmtes Tier, verwandelt sie sich oft in Mischungen aus zwei Tierarten, verliert die Kontrolle und richtet Unheil an. Norys Vater ist Direktor der Genie-Akademie und erwartet von Nory, dass sie wie ihre Geschwister Dalia und Laurence an seiner Schule aufgenommen wird. Doch leider rasselt sie mit Pauken und Trompeten durch die Aufnahmeprüfung. Daher zieht Nory zu ihrer Tante Margo, um die Dunwiddle-Zauberschule zu besuchen. Auch ihre Klassenkameraden dort sind wie Nory Murks- oder Zickzack-Zauberer. Klar, dass es in so einer Klasse nie langweilig wird…

Das Autoren-Trio Sarah Mlynowski, Lauren Myracle und Emily Jenkins schreibt kindgemäß und gut verständlich. Die Geschichte lässt sich schön flüssig (vor-)lesen. Besonders humorvoll und unterhaltsam sind die Passagen von Norys Verwandlung beschrieben: „Da ist kein Fisch, beschwor Menschen-Nory Katzen-Nory. Ihr Vater aß gerne geräucherten Lachs zum Frühstück. Der Geruch hing noch an seinen Händen, das war alles. Aber Katzen-Nory hörte nicht auf Menschen-Nory.“ Bei all dem Widerstreit der verschiedenen Persönlichkeiten wird es oft ganz schön verwirrend und gleichzeitig können die Leser prima nachvollziehen, was im beschriebenen Moment in Nory vorgeht, welche Gefühle und Instinkte miteinander streiten. Dorothee Mahnkopf hat zu den Leseabschnitten „Vignetten“ gestaltet. Am Anfang jedes Kapitels findet sich ein größeres, ansprechendes Schwaz-Weiß-Bild, das sich auf das folgende Kapitel bezieht und neugierig macht.
Das Buch richtet sich an Leser ab acht, neun Jahren, zum Vorlesen eignet es sich auch für jüngere Kinder ab sieben Jahren.

Nory hat es schwer. Sie fühlt sich wegen ihrer Murks-Zauberei unwohl und allein. Sie wäre gerne so normal wie ihre Geschwister. Das Mädchen leidet sehr darunter, dass sich ihr Vater für sie schämt. Nory hat deshalb natürlich Schwierigkeiten, sich selbst zu akzeptieren, wie sie ist. Sie möchte ihre „unnormale Seite“ in sich ausschließen. In der Zickzack-Klasse lernt sie viele andere Kinder mit ähnlichen Problemen kennen: Elliot, ein Fackler, der alles, was er in Brand setzt hinterher frostet, Pepper, die nicht wie andere Flauscher einen speziellen Zugang zu Tieren hat, sondern sie wie ein Faucher garantiert erschreckt, Flieger Andrés, der nicht mehr aufhören kann zu fliegen oder Fluxer Baxter, der sich statt in Tiere in Gegenstände verwandeln kann. Alle Charakter sind besonders, phantasievoll und originell. Lehrerin Miss Star mit ihrer verständnisvollen, sensiblen und einfühlsame Art hat es meinen Kindern und mir besonders angetan.

Manche Kinder sind anders, aber eben nicht abwertend vermurkst, sondern „Zickzack“. Dass sie dabei aber durchaus das Zeug zu Superhelden haben, zeigt die „Schule der magischen Missgeschicke“ gerade zum Ende hin eindrucksvoll. Der Schlüssel zum Erfolg und zum Glücklichsein liegt nicht darin, besondere Fähigkeiten und Wesensmerkmale in sich zu unterdrücken, sondern sie anzunehmen. „Es geht nicht darum, eure Gefühle zu kontrollieren, ihr müsst sie verstehen!“ fasst es Miss Star zusammen. Das begreift Nory im Verlauf der Geschichte. Und während das Buch klar macht, wie wichtig es ist, sich und andere zu akzeptieren, wird der Umstand, dass manche eben anders sind, auf sehr komische Weise dargestellt. So gehören zum Inventar der Zickzackschule Regenschirme, falls es im Klassenzimmer zu plötzlichen Regenfällen kommen sollte oder eine Schubkarre zum Transport von medizinischen Notfällen ins Krankenzimmer.
Ein einfallsreiches, unterhaltsames, komisches und magisches Schulabenteuer über Freundschaft und darüber, dass gerade Anderssein eine Gemeinschaft bereichert. Wer „School of Talents“ mochte, wird auch an der „Schule der magischen Missgeschicke“ seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Ein Jobtausch mit Folgen: leichter Wegträum- und Wohlfühlroman, der für Entspannung sorgt

Happy Ever After – Wo Geschichten neu beginnen
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„In Schottland ändert sich die Welt um einen herum mit ihren Farben täglich, manchmal sogar stündlich, das Rosa üppiger Blüten, das Gold der Narzissen, die tiefen Grüntöne des Grases nach dem Regen, das ...

„In Schottland ändert sich die Welt um einen herum mit ihren Farben täglich, manchmal sogar stündlich, das Rosa üppiger Blüten, das Gold der Narzissen, die tiefen Grüntöne des Grases nach dem Regen, das sanfte Lila des Heidekrauts auf den Hügeln, das leuchtende Gelb der Rapsfelder, die reinen weißen Lämmer, die überall wie Wölkchen verteilt waren, eine riesige untergehende Sonne am Horizont.“

Lissa arbeitet in London als Krankenschwester in einer ambulanten Pflegeeinrichtung. Sie kümmert sich bei ihren Besuchen engagiert um ihre manchmal schwierigen Patienten, sich selbst vergisst sie dabei oft. Als sie Zeugin eines tödlichen Unfalls wird, stürzt sie das in eine tiefe Krise. Ein Austauschprogramm, bei dem sie mit dem Pfleger Cormac aus dem schottischen Dorf Kirrinfief für drei Monate ihre Arbeit tauscht, soll ihr helfen, über das traumatische Ereignis hinwegzukommen. Während Cormac in London nach Abwechslung sucht, lernt Lissa langsam, die idyllische Ruhe und das dörfliche Miteinander zu schätzen. Lissa und Cormac stehen per Mail in Kontakt, halten sich über ihre Arbeit auf dem Laufenden. Doch bald schon verbindet die beiden mehr als das Berufliche, sie werden sich immer sympathischer, ohne sich je gesehen zu haben.

Jenny Colgan schreibt angenehm, flüssig und wunderbar leicht. Sie erzählt abwechselnd von Lissas und Cormacs Erebnissen während ihrer „Austauschzeit“.

Lissa ist sensibel und zurückhaltend, wirkt auf andere erst einmal distanziert. Ihr Privateben hat sie zuletzt ein wenig vernachlässigt. An Londoner Verhältnisse gewöhnt, hat sie Probleme, sich in Schottland zurechtzufinden. Die direkte, herzliche, aber auch neugierige Art der Bewohner von Kirrinfief schreckt sie zunächst ab. Aber das Leben der Dorfbewohner macht auch Eindruck auf sie: „In letzter Zeit kam es ihr oft so vor, als würde sie wie im Fernsehen oder durch eine Glasscheibe glücklichen Menschen zusehen, als würde sie an einem Leben teilnehmen, welches gar nicht ihr gehörte, ihr rechtmäßig nicht zustand.“ Lissa merkt langsam, dass ihr der Austausch, ihre neue Wirkungsstätte gut tut.
Cormac ist ein „feiner Kerl“ und eigentlich ziemlich entspannt, wobei ihn die Hektik der Großstadt Londons durchaus auch an seine Grenzen bringen kann. Er nutzt den Austausch, um neue Impulse zu bekommen, neue Erfahrungen zu sammeln, denn die Arbeit auf dem Land bietet ihm doch generell wenig Abwechslung und Überraschung.
Dass die Charaktere aus den beiden ersten Bänden der „Happy ever after“ Reihe, Bücherbusbesitzerin Nina und Kindermädchen Zoe auftauchen, gefällt mir. Hier erfährt man, wie es ihnen weiter ergangen ist, sie spielen aber nur Nebenrollen. Der Kreis der Handlung der Trilogie „schließt sich“, die Romane lassen sich aber auch unabhängig voneinander lesen.

Lissa findet in Schottland zur Ruhe, fängt an, das Landleben zu genießen und zu schätzen. Jenny Colgan beschreibt die Schönheiten Schottlands derart intensiv und anschaulich, dass man sich auch bei der Lektüre dem Charme dieser Gegend nicht entziehen kann. Gleichzeitig hat sie aber auch Positives über London zu erzählen: In Schottland ist die Welt bunt, in London sind es die Menschen, sie fügen bunte Elemente zur steinernen Landschaft der Stadt hinzu.
Colgan wagt sich scheinbar nebenbei an verschiedene schwierige Themen wie Ghosting, PTBS oder Drogen, gerade in London lässt sie Cormac Erschütterndes erleben. Wie Colgan das Thema Organspende in ihre Geschichte einbindet, hat mich emotional stark berührt.
Lissa findet wie alle Colgans-Figuren in ihren Eskapismus-Romanen auf dem Land, was sie sucht, ohne vorher zu wissen, was das eigentlich ist. Dass Lissas und Cormacs Beziehung durch Emails enger und tiefer wird, erinnert ein wenig an den Film „Email für Dich“ oder Daniel Glattauers Roman „Gut gegen Nordwind“.

Manchmal weiß ich bei Autoren und ihren Büchern schon vorher genau, was mich erwartet. Und das ist perfekt so. Jenny Colgans Romane sind für mich wie Schokolade und romantische Komödien. Sie gehen immer, auf Colgan ist einfach Verlass.
Ein wunderbar süßer, mitreißender Wegträumroman mit sympathischen Figuren und Entspannungsgarantie inklusive.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Im Schatten des Genies - ruhige, lesenswerte Romanbiographie einer vergessenen Frau

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe (Ikonen ihrer Zeit 4)
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„Ich bin eine Frau. Hast Du das übersehen? Papa hat mich nie in Komposition unterrichtet, so wie dich. Ich habe als Mädchen das Wunderkind sein dürfen, und jetzt bin ich dazu verdammt, in deinem Schatten ...

„Ich bin eine Frau. Hast Du das übersehen? Papa hat mich nie in Komposition unterrichtet, so wie dich. Ich habe als Mädchen das Wunderkind sein dürfen, und jetzt bin ich dazu verdammt, in deinem Schatten zu stehen.“

Maria Anna, genannt Nannerl, ist die Schwester des weltberühmten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Gemeinsam mit ihrem Bruder tritt die hochbegabte Pianistin bei zahlreichen Konzerten in ganz Europa auf. Doch im Mittelpunkt steht nur ihr Bruder. Als Nannerl den Lehrer Franz Ippold kennenlernt, verliebt sie sich sofort in den jungen, gebildeten und kultivierten Mann. Doch die Familie Mozart verfügt über wenig Vermögen, Nannerls Mitgift wäre sehr gering. Zudem darf Ippold aufgrund seiner aktuellen Stellung keine Ehe eingehen. Ob die Liebe der beiden trotzdem eine Chance hat?

Der Schreibstil der Autorin Beate Maly liest sich angenehm flüssig, gut verständlich und unkompliziert. Nannerls Geschichte wird chronologisch erzählt.

Nannerl hat wie ihr Bruder ein außergewöhnliches musikalisches Talent. Wenn sie am Klavier sitzt, verliert sie sich in der Musik, die Realität rückt in den Hintergrund: „Wichtig war nur der Moment.“ Doch Nannerl steht im Schatten ihres übermächtigen Bruders, worunter sie leidet: „In all den Jahren hatte sie ebenso hart gearbeitet wie Wolfgang. Es war ungerecht, dass sie übergangen wurde. Es gab sogar Stimmen, die behaupteten, dass sie die Klavierstücke italienischer Komponisten besser interpretierte als ihr Bruder.“ Auch ihr Vater Leopold hat nur Wolfgangs Karriere im Sinn. Als er Nannerl verwehrt, Wolfgang auf eine Konzertreise zu begleiten, begründet er dies so: „Außerdem soll die Reise dazu dienen, Wolfgang endlich den Ruhm zu verschaffen, der ihm zusteht. Er ist ein Ausnahmemusiker. Da ist es wenig hilfreich, wenn die große Schwester mit auf der Bühne steht.“ Nannerl ist verletzt, passt ihre Träume letztlich der Wirklichkeit an und beschließt: „Ich werde mich mit den Möglichkeiten arrangieren, die das Leben für mich bereithält.“

Auch wenn in dieser Romanbiographie nicht Wolfgang, sondern Nannerl im Fokus steht, spielt Wolfgang im Leben von Nannerl und seinen Eltern immer die Hauptrolle. Er beeinflusst deren Entwicklung und Schicksal maßgeblich. Der zweifellos geniale Komponist ist ein Wunderkind. Wenn Nannerl seine Musik zum besten gibt, erzählt sie der Welt von ihrem Bruder: „Mit jedem Tastenschlag gab sie seine Unbekümmertheit, seine Lebensfreude und seinen kindlichen Optimismus wieder.“ Wolfgang reißt mit, begeistert, aber er hat große Schwierigkeiten, sich in der realen Welt zurechtzufinden. Wie Vater Leopold treffend feststellt, steckt im erwachsenen Wolfgang das Gemüt eines Zehnjährigen. Er kann mit Geld nicht umgehen, lebt verschwenderisch, macht viele Schulden und seine Familie soll es dann richten. Nannerl erhält keine nennenswerte Mitgift, muss selber als Klavierlehrerin bei so manchen unangenehmen Schülerinnen arbeiten, um Geld zu verdienen. Erstaunlicherweise ist sie Wolfgang deswegen aber nicht böse. Sie versteht, dass Musik in seinem Leben der „unentbehrliche Mittelpunkt“ darstellt. Mozart einmal aus einer anderen Perspektive kennenzulernen, fand ich sehr aufschlussreich.


Damals herrschten andere Zustände, die Reichen schwelgten im Luxus, der überwiegende Teil der Bevölkerung musst hart ums Überleben kämpfen. Frauen wurden bevormundet, freie Entscheidungen waren aber auch für Männer nicht die Regel. Wer nicht aufpasste, dem drohte der Pranger oder weit Schlimmeres. Beate May stellt das sehr anschaulich heraus und macht zudem klar, dass es Nannerl doppelt schwer hatte. Das Leben an der Seite des Genies Wolfgang Amadeus war eine besondere Herausforderung. Nannerls Geschichte, ihr Weg, der so stark von ihrem Bruder beeinflusst und geprägt war, fesselte mich. Ihr Pragmatismus, das Beste und Vernünftigste aus ihren Möglichkeiten zu machen und ihre Gelassenheit, die Dinge so zu nehmen wie sie sind, ohne zu bereuen und zu hadern, hat mir imponiert. Einige Figuren und Entwicklungen sind fiktiv. Fest steht aber: Nannerl, die überragende Musikerin, die als Frau zur falschen Zeit geboren wurde, hat es verdient, mehr beachtet zu werden.
Ein leises, bescheidenes Leben, eine ruhige, aber absolut überzeugende und unterhaltsame Romanbiographie, die in eine andere Zeit mit viel schillerndem, aber oft nur oberflächlichem Glanz entführt. Ich möchte gerne noch mehr von dieser beeindruckenden Protagonistin Maria Anna Mozart erfahren.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Der dritte Fall der Tierpolizei: Grandioser, herrlich komischer Lesespaß

Die Tierpolizei 3. Mach nicht so 'ne Welle!
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Katzenbärin Flopson und ihre Kollegen von der Tierpolizei ereilt ein Hilferuf von Familie Otter. Ihre Heimat der Fluss ist weg, vertrocknet. Einfach so. Der fiese Gangster Tortellini und seine Nudelbande ...

Katzenbärin Flopson und ihre Kollegen von der Tierpolizei ereilt ein Hilferuf von Familie Otter. Ihre Heimat der Fluss ist weg, vertrocknet. Einfach so. Der fiese Gangster Tortellini und seine Nudelbande haben sich an der letzten Pfütze breit gemacht und lassen sich jeden Tropfen Wasser teuer bezahlen. So kann das natürlich nicht weitergehen. Die Tierpolizei begutachtet den Tatort genau und Chefin Flopson verspricht den Flusstieren, den Fluss zurückzuholen. Ob sie sich da mal nicht übernommen hat? Denn mit Wasser kennt sich Flopson eigentlich gar nicht so richtig aus…

Anna Böhm schreibt gut verständlich, kindgemäß und vor allem sehr witzig. Ihre Geschichte enthält viel wörtliche Rede, zahlreiche lebendige, überaus amüsante Gespräche. Dabei lässt die Autorin ihre Figuren herrlich einfallsreiche Ausdrücke erfinden, die es eigentlich schon längst hätte geben müssen. Wenn es nicht um „Körpergröße“ geht, sondern um „Angstgröße“, weiß wohl jeder, was gemeint ist. Auch sollte man sich wirklich mal fragen, warum es „Einsatz“- und nicht „Zweisatz“- oder „Keinsatzzentrale“ heißt. Anna Böhm schreibt in der Sprache ihrer Zielgruppe, trifft genau den richtigen Ton und mit ihrem Humor voll ins Schwarze.
Wie in den Vorgängerbänden ergänzen Ramona Wultschners wunderbare Bilder perfekt die Geschichte. Die Illustrationen sehen nicht nur sehr drollig aus, an den Gesichtern der Tiere lässt sich auch ihre momentane Stimmung ablesen. Natürlich hat dieser Band auch wieder ein Loch im Cover und die Seiten sind am Rand von Absperrband „gefangen“. Diesmal gibt es als Extra eine Anleitung zum Zeichnen von Pony Fridolin.
Die Schrift ist ein wenig größer gedruckt, der Zeilenabstand recht breit, so wird Kindern das Lesen vereinfacht. Zum Selberlesen eignet sich das Buch für Kinder ab acht Jahren, zum Vorlesen für Kinder ab sechs.

Nach dem Inhaltsverzeichnis und vor Beginn der Geschichte werden die vier Tierpolizisten mit Bildern und Steckbriefen kurz vorgestellt, auf der allerletzten Seite sind die Porträts und Kurzbeschreibungen weiterer Mitwirkender zu finden.
Hauptkommissarin Flopson ist abenteuerlustig, neugierig und immer nett. Ihre wilde weite Welt ist jetzt nicht mehr gerade und berechenbar und darüber freut sie sich jeden Tag. Flopson kann sogar lesen, aber eine kleine Schwäche hat sie auch, wie sich in diesem Band herausstellt.
Der immer hungrige Falabella Fridolin steht oft auf der Leitung, aber ohne ihn und seine Bärenkräfte läuft auch in diesem Band nichts. Diesmal trainiert er ausgiebig seine Fähigkeit im Hamsterwurf.
Hamster und Fingerabdrückler Jack übernimmt am Tatort die Spurensicherung. Diesmal trifft er auf ein spezielles Tier, das ihn in punkto Grummelig- und Bockigkeit durchaus das Wasser reichen kann, da sind witzige Momente garantiert. Jack hamstert gerne und man weiß nie, wofür das gut ist.
Die Blaumeise Meili hat aufgrund ihrer offen, freundlichen Art zu vielen Tieren einen guten Draht und gelangt so an allerhand wichtige Informationen.
Gemeinsam ist das Team der Tierpolizei unschlagbar. Mit jedem Band wächst die Truppe immer mehr zusammen, und mir und meinen Mitlesern ein Stück mehr ans Herz.
Diesmal erleben Flopson und Co ein Wiedersehen mit alten Bekannten, die an dieser Stelle nicht verraten werden. Mit der Nudelbande bekommen es Flopson und Co mit hundsmeerschweinchenmützengemeinen Bösewichten ganz in der Tradition der Frettchen Rumpel und Raubacke zu tun. Und dann treten auch noch menschliche Fieslinge auf, die alles andere als sauber sind.

Wohin ist der Fluss nur verschwunden? Wird die Tierpolizei auch diesen komplizierten Fall lösen können?
In „Mach nicht so ne Welle“ geht es geheimnisvoll, spannend, turbulent und natürlich ganz schön lustig zu. Die Geschichte besticht erneut durch ihre wunderbare Situationskomik und die unvergleichlich urkomischen Dialoge Nebenher werden ganz unkompliziert, „leichtfüßig“ und völlig unaufdringlich Themen wie Umwelt- und Naturschutz und die Suche nach Sündenbocken berührt, eindeutige Parallelen zur aktuellen Gesellschaft sind da offensichtlich.
Auch diesmal lernt die Leserschaft wieder besondere Tierarten kennen, die sie vorher vermutlich noch nicht kannte: Rohrdommeln, Kammmolche oder Blaukernaugen zum Beispiel.
Von der Freundlichkeit einiger Tiere können die Leser noch was lernen, denn „nett sein ist doch nett“. So einfach wie richtig.
Ein zentrales Thema des Buches ist die Angst. Die Tierpolizei macht in einem ihr legendären Gespräche einfühlsam klar, dass es total normal ist, Angst zu haben und man sich dafür überhaupt nicht schämen braucht.

Auch der dritte Fall der Tierpolizei hat uns auf ganzer Linie überzeugt, optisch ein Augenschmaus und inhaltlich ein absolutes Lesevergnügen. Natürlich endet das Buch mit einem kleinen Cliffhanger, der großen Appetit auf die Fortsetzung macht. Flopson und Co haben noch lange nicht zu Ende poliziert. Und das ist sehr gut so.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Authentisch, nordisch ruhig und dennoch packend

Nordwestzorn
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Anna Wagner ist zurück in Sankt Peter Ording. Als Leiterin der neu gegründeten Vermisstenstelle bearbeitet sie aktuelle und zurückliegende Vermisstenfälle, Kollege Henrik Norberg bietet ihr bereitwillig ...

Anna Wagner ist zurück in Sankt Peter Ording. Als Leiterin der neu gegründeten Vermisstenstelle bearbeitet sie aktuelle und zurückliegende Vermisstenfälle, Kollege Henrik Norberg bietet ihr bereitwillig seine Unterstützung an. Annas erster Fall hat es gleich in sich: Vor mehr als fünfzehn Jahren verschwand der Junge Florian Berger aus einem Sommercamp. Drei Männer, unter anderem der Leiter des Sommercamps, gerieten damals ins Visier der Ermittlungen. Doch der Fall blieb ungelöst, Florian wurde nie gefunden. Nach jahrelanger Zeit im Ausland kehrt der damals Verdächtige Camp-Leiter Carsten Witt in seine Heimat zurück. Kurze Zeit später verschwindet er spurlos. Anna Wagner ist sich sicher, dass die beiden Fälle ganz eng zusammenhängen.

Svea Jensen schreibt klar, flüssig, gut verständlich und angenehm unaufgeregt. Dadurch entsteht eine ruhige, fast nordische Atmosphäre, die sehr gut zum Roman und seinem Handlungsort passt.
Die Autorin schildert als auktoriale Erzählerin das, was aktuell passiert. Aber immer wieder schiebt sie auch Rückblenden ein, Erinnerungen der vom Fall Betroffenen an die Vergangenheit. Meist beziehen diese sich wie im Prolog auf die Zeit des Verschwindens des Jungen. Dadurch fügen sich immer mehr wichtige Details zu einem Ganzen zusammen, nach und nach wird der Fall so „entwirrt“ und gelöst.

Kommissarin Anna Wagner ist eine sehr sympathische Erscheinung. Sie geht einfühlsam, offen und unaufdringlich auf andere zu, wirkt sehr ausgeglichen. So gewinnt sie zum Beispiel rasch das Vertrauen ihrer Vermieterin und Hendrik Norbergs Schwiegermutter Corinna Heckler. Henrik Norberg zeigt sich introvertierter als seine Kollegin, er lässt sich nicht in die Karten schauen, macht seine privaten Probleme mit sich aus. Über seinen Kummer wegen des Todes seiner Frau und die Differenzen mit seinem älteren Sohn spricht er kaum. Es dauert, bis er seine Mitmenschen an sich ran lässt, bis man mit ihm warm wird. Ihn einzuschätzen ist nicht leicht. Wagner und Norberg arbeiten - obwohl sie sich nicht lange kennen - effektiv und wie ein eingespieltes Team zusammen. Sie verstehen sich intuitiv auch ohne viele Worte. Die besondere Dynamik zwischen den beiden Figuren, ihr harmonisches Miteinander tragen entscheidend zum Ermittlungserfolg bei.
Mit Norbergs Widersacher, dem ehemaligen Polizisten Paulsen, und den früher mit dem Fall des vermissten Jungens betrauten Kommissaren Thomsen, Johannsen und Lürssen sowie den damals Verdächtigen Carsten Witt greifen interessante Charaktere ins Geschehen ein, die alle möglicherweise etwas zu verbergen haben und nicht mit offen Karten zu spielen scheinen.

Was geschah wirklich mit Florian Berger? Und wo ist Carsten Witt?
Zwar nicht atemberaubend spannend oder außergewöhnlich actionreich, aber durchaus packend und mitreißend laufen die Ermittlungen zu den beiden Vermisstenfällen ab. Der solide, gut gemachte, runde Krimi mit nordischer Grundstimmung und ohne Krawall hat mich wie auch der Vorgänger „Nordwesttod“ einwandfrei unterhalten. Die Figuren, das Setting und der Plot wirken als Gesamtpaket authentisch und nachvollziehbar. Die angenehm ruhige Art und Weise, mit der Anna Wagner und Henrik Norberg zusammenarbeiten, die sich langsam und ganz behutsam entwickelnde Freundschaft der beiden überzeugt mich nach wie vor. Für mich ein stimmiger cosy Regionalkrimi. Ein Buch wie der Genuss einer Tasse Kaffe mit Blick aufs Meer. Ich habe von diesem Ermittlerteam noch lange nicht genug.

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