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Veröffentlicht am 27.05.2023

Mutterliebe und Mord? Vorhersehbarer, durchschnittlicher Krimi

Mutterliebe
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„Die Welt schrumpfte auf einen winzigen Raum zusammen. Alles um sie herum verschwand in einem weißen bedeutungslosen Nichts. Sie hörte nichts anderes und sah nichts anderes. Emotionen gab es keine mehr. ...

„Die Welt schrumpfte auf einen winzigen Raum zusammen. Alles um sie herum verschwand in einem weißen bedeutungslosen Nichts. Sie hörte nichts anderes und sah nichts anderes. Emotionen gab es keine mehr. Alles, was zählte, war die Tat. Es musste so enden. Es musste …“

Gerichtsreporterin Kikki Holland soll über einen besonderen Fall berichten: Sylvia Benz ist angeklagt, ihren dreijährigen Sohn Linus erstickt zu haben. Auch den Tod ihrer Tochter Larissa soll sie kaltblütig geplant haben, doch diese überlebte den Mordversuch. Kikki kommt die ganze Sache merkwürdig vor. Sie möchte unbedingt herausfinden, was wirklich geschah und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Silke Porath und Sören Prescher bilden gemeinsam das Pseudonym Kim Selvig. Die Geschichte ist klar und leicht verständlich in der dritten Person Vergangenheit geschrieben, es geht meist um Kikis Sichtweise, ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Fall. Überwiegend wird chronologisch erzählt. Teilweise werden aber auch Rückblenden eingefügt, die Momente aus Sylvia Benz Leben schildern, die wichtig für die Entwicklungen sind. Diese Passagen enthüllen nach und nach Sylvias Beweggründe. Durch die Erzählweise, die Perspektivwechsel, wird Spannung aufgebaut.

Während die Angeklagte Sylvie Benz als gebrochene, „graue“ Frau dargestellt wird, hat Gerichtsreporterin Kikki besonderen Tatendrang. Sie begibt sich immer wieder leichtsinnig in Gefahr, um die Hintergründe zu erfahren. Auf ihren besten Freund Torte kann sie sich dabei immer verlassen, doch mitunter schlägt sie dessen vernünftige Ratschläge in den Wind, weil ihre eigene Neugier siegt. Insgesamt wurden mir die Figuren zu oberflächlich dargestellt, etwas mehr Tiefgang hätte allen Charakteren sicher nicht geschadet.

Ob Kikki Holland herausfindet, was wirklich hinter dem Kindsmord steckt? Die Geschichte beginnt stark. Gerade die Rückblenden machen zu Anfang sehr neugierig. Aber leider halten sie dann nicht, was sie versprechen. So flacht die Spannung rasch ab und die Geschichte fesselte mich im Verlauf nicht mehr. Schon recht bald wird klar, was wirklich hinter dem Mord steckt. Die Handlung entwickelt sich erwartungsgemäß, ohne große Überraschungen und Wendungen. Auch das recht actionreiche Finale konnte für mich diese Vorhersehbarkeit nicht ausgleichen. Daher meiner Meinung nach nur ein durchschnittlich unterhaltsamer, nicht ganz ausgereifter Gerichtskrimi mit Potential, aber Schwächen vor allem im Mittelteil.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Langsam erzählte Geschichte eines Verschwindens

Melody
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„Es geht ja letztendlich immer um die Frage: Will man sich das Leben nach dem einrichten, was man glaubt, oder will man das, was man glaubt, nach dem einrichten, wie man lebt?“

Jurist Tom Elmer braucht ...

„Es geht ja letztendlich immer um die Frage: Will man sich das Leben nach dem einrichten, was man glaubt, oder will man das, was man glaubt, nach dem einrichten, wie man lebt?“

Jurist Tom Elmer braucht dringend Geld und eine Arbeit. Der reiche Nationalrat Dr. Peter Stotz hat nicht mehr lange zu leben und ist auf der Suche nach einem Nachlassverwalter. Er bietet Tom die Stelle an, eine Wohnung in Stotz Villa und Verpflegung sind dabei inbegriffen. Tom sagt zu. In Stotzs Haus stößt Tom auf das Porträt einer Frau. Es zeigt Melody, die große Liebe seines Arbeitgebers. Die beiden waren in den Achtzigerjahren verlobt, wollten heiraten bis Melody spurlos verschwand. Tom wird neugierig und forscht nach. Was ist mit Melody geschehen?

Martin Suter schreibt gewohnt eingängig, angenehm klar und gut verständlich in der dritten Person Vergangenheit. Hauptsächlich nimmt er dabei Toms Perspektive ein.

Während Tom, der behütet bei wohlhabenden Eltern aufwuchs, wenig Ehrgeiz an den Tag legt, was seine berufliche Karriere betrifft, hat sein neuer Arbeitgeber Dr. Stotz viel erreicht: „Er war einst eine wichtige Persönlichkeit gewesen. Nationalrat. Mitglied der liberalen Wirtschaftspartei, Königsmacher und Geldgeber. In der Wirtschaft spielte er eine große Rolle als Banken-, Versicherungen- und Maschinenindustrie-Verwaltungsrat.“
Dr. Stotz gibt sich sehr großzügig, schätzt Gesellschaft und hört sich gerne reden. Doch gibt er wirklich alles von sich preis?

Nach und nach wird aufgedeckt, was mit Stotzs Verlobter Melody wirklich passierte. Martin Suter setzt dabei ein sehr gemächliches Erzähltempo an. Nebenher wird ausgiebig gegessen und getrunken. Das Ende offenbart eine wirkliche Überraschung. Martin Suter erzählt von Wahrheit, die manchmal doch recht individuell sein kann und sich verändern kann, wenn man nur fest daran glaubt. „Sind Geschichten nicht immer erfunden? Spielt es eine Rolle, ob sie Wahrheit oder Fiktion sind?“. Unterm Strich ist „Melody“ für mich nicht der stärkste Roman des Autors, dafür zieht sich die Handlung doch über weiter Strecken zu zäh hin, die Atmosphäre scheint etwas angestaubt, ja fast aus der Zeit gefallen und die große Liebe, die Suter darzustellen versucht, wird für mich nicht wirklich mit echten Emotionen gefüllt und bleibt etwas blass. Dennoch habe ich die Geschichte insgesamt recht gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Auch Schüchtern zu sein ist voll okay - einfühlsam erzählte, hübsch bebilderte Geschichte mit toller Botschaft

Ich bin ein bisschen schüchtern
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Als sich der neue Nachbar Bill bei Kätzchen Nora und ihren Freunden vorstellt, bekommt Nora erst einmal einen ziemlichen Schrecken. Bill hat nämlich eine sehr laute Stimme und ist ganz schön aufdringlich. ...

Als sich der neue Nachbar Bill bei Kätzchen Nora und ihren Freunden vorstellt, bekommt Nora erst einmal einen ziemlichen Schrecken. Bill hat nämlich eine sehr laute Stimme und ist ganz schön aufdringlich. Während die anderen mit Bill viel Spaß haben, traut sich Nora nicht mitzumachen und beobachtet die Situation lieber aus der Ferne. Auch Eddi geht es ähnlich. Doch dann vermisst Bill sein Banjo. Ob Nora helfen kann?

Anna Böhm erzählt gut verständlich und sehr lebendig. Die Geschichte lässt sich dank der klaren, kindgemäßen, natürlichen und authentischen Sprache leicht und flüssig vorlesen. Viel wörtliche Rede sorgt dabei für Abwechslung. Bills Redebeiträge sind oft in Großbuchstaben und Sprechblasen gedruckt. So ist klar zu sehen, dass er etwas lauter und mit Temperament spricht.
Absolut gelungen sind die niedlichen, bunten, großen Bilder, die teils in Collagentechnik gestaltet sind. Die verschiedenen Figuren haben ausdrucksstarke und drollige Gesichtsausdrücke. Einige Elemente der Motive sind Fotos, aber erst nach genauem Hinsehen als solche zu erkennen. Auf den detaillierten Illustrationen gibt es sehr viel zu entdecken. Die Geschichte richtet sich an Kinder ab vier Jahren zum Vorlesen.

In das schüchterne Kätzchen Nora können sich zurückhaltende Kinder sicher gut hineinversetzen. Nora fühlt sich vom lauten, selbstbewussten Bill erstmal überfahren. Sie mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen, findet dann keine Worte für das, was sie empfindet und ausdrücken möchte. Doch dafür beobachtet Nora sehr genau und bekommt Dinge mit, die anderen entgehen. Während Schäfli und Maus Pauli keine Probleme mit Bills forscher Art haben, zieht sich Esel Eddi auch erst einmal zurück.
In Noras bunter Wohngemeinschaft tummeln sich ganz verschiedene Charaktere. Sie alle reagieren unterschiedlich, ergänzen sich aber prima und harmonieren gut miteinander. In dieser WG lässt es sich sicher wohlfühlen.

Selbstbewusstes Auftreten und „sich gut verkaufen zu können“ wird in unserer extrovertierten Gesellschaft immer wichtiger. Autorin Anna Böhm zeigt mit ihrer Geschichte feinfühlig und kindgemäß, dass aber auch ruhige, schüchterne Menschen unschätzbare Qualitäten besitzen. Sie brauchen eben häufig ein bisschen Zeit, bis sie sich öffnen. Im Umgang mit schüchternen Menschen lohnt es sich unbedingt, Geduld zu haben, denn ihre Stärken entfalten sich oft erst später. Nicht jeder muss schließlich ein Draufgänger oder eine „Rampensau“ sein.
„Ich bin ein bisschen schüchtern“ ist ein liebevoll illustriertes, einfühlsames, warmherziges Bilderbuch mit wichtiger Botschaft für alle schüchternen und weniger schüchternen Kinder, das gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Eigenschaften und Verhaltensweisen anbahnt.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Von Träumen, Neuanfängen, der Freundschaft zu Kühen und vom Ankommen

Kühe kuscheln
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„Hier zu sein, fühlte sich für mich an, wie anzukommen. Ankommen in einem Leben, dessen Tempo und Getriebenheit runterfahren und zur Ruhe kommen durften.“

Schon als Kind fühlt Joar Berge eine besondere ...

„Hier zu sein, fühlte sich für mich an, wie anzukommen. Ankommen in einem Leben, dessen Tempo und Getriebenheit runterfahren und zur Ruhe kommen durften.“

Schon als Kind fühlt Joar Berge eine besondere Verbindung zu den Kühen auf dem Nachbarbauernhof im Odenwald. Doch Joar verlässt die Provinz, arbeitet als IT-Manager. Sein Weg führt ihn zunächst in die nahegelegene Stadt Mannheim, später nach Köln, Berlin und an die Côte d’Azur. Seinen Traum, eines Tages selbst Kühe zu halten, verliert er nie aus den Augen. Schließlich macht er Nägel mit Köpfen, geht nach Deutschland zurück und rettet die Kühe Dagi und Emma, die er zunächst auf einem kleinen Aussiedlerhof unter Pferden unterbringt. Und Dagi uns Emma sind erst der Anfang. Gemeinsam mit Freunden gründet Joar einen Lebenshof für Tiere.

Joar Berge schreibt gut verständlich mit viel Gefühl, Leidenschaft und Ruhe von seiner Berufung in der ersten Person. Die besondere Art, wie der Autor Tiere betrachtet, die wichtige Bedeutung der Tiere für ihn wird dabei immer wieder deutlich: „Ich fühle Vertrauen, Liebe, Geborgenheit und auch Sicherheit durch die Tiere.“ Im Mittelteil des Buchs finden sich einige Farbfotos zunächst vom Großstadtleben des Autors, später von Tieren und Menschen auf dem Bauernhof, die Joar Berges Geschichte entsprechend bebildern und dem Leser eine konkrete Vorstellung vom Leben des Autors und seinem Traum geben.

Joar Berge geht es wohl wie vielen von uns. Er führt in unserer schnelllebigen Zeit ein Leben auf der Überholspur mit Hektik und Stress, doch das erfüllt ihn nicht. Er schmiedet einen verrückten Plan, Kühe zu halten, doch nicht als Nutztiere:„ Ich wusste zu dieser Zeit bereits, dass meine zukünftigen Kühe einen Stellenwert in meinem Leben einnehmen würden, der derartige Konzepte ausschloss.“ Joar Berge möchte „Kühe kuscheln“. Die Beziehung des Autors zu den Kühen zeichnet sich durch tiefes Verständnis und Respekt aus.

Beeindruckend, wie Joar Berge seinen Traum, der anfangs weder realistisch noch vernünftig scheint, verwirklicht. Beharrlich hält er daran fest, gibt nicht auf. Es war wunderbar zu lesen, wie Joar schließlich das gelingt, wonach sich viele sehnen: anzukommen. Auch wenn mir manche Passagen etwas zu „spirituell“, ja fast ein bisschen kitschig waren, empfinde ich großen Respekt vor Joar Berges Leistung, der für seine Tiere alles gibt. Der schöne Leitgedanke „Ein Tier zu retten, verändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier“ durchzieht das gesamte Buch und lässt die traditionelle Nutztierhaltung in Frage stellen. Berges Erlebnisse rührten mich. „Kühe kuscheln“ ist die richtige Lektüre für alle Träumer, Kuh- und Tierfreunde.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Magie, Paris, erste, süße Liebe und eine stellenweise recht plumpe Handlung

Das Geheimnis der Schokomagie (Schokomagie 1)
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Dass die vierzehnjährige Mia wie ihre verstorbene Großmutter eine Duftseherin ist, kommt für sie ziemlich plötzlich, als sie eines Tages beim Duft von Schokolade eine Zukunftsvision hat. Doch es bleibt ...

Dass die vierzehnjährige Mia wie ihre verstorbene Großmutter eine Duftseherin ist, kommt für sie ziemlich plötzlich, als sie eines Tages beim Duft von Schokolade eine Zukunftsvision hat. Doch es bleibt Mia wenig Zeit, sich an ihre Gabe zu gewöhnen, denn für sie und ihre beste Freundin Liz steht ein Schüleraustausch in Paris an. Dort wartet eine weitere Überraschung auf Mia. Ihr Austausschüler entpuppt sich als Louis, der Sohn des französischen Präsidenten. Louis sorgt bei Mia für Schmetterlinge im Bauch. Zudem duftet es in Paris überall nach Schokolade und es ist für Mia eine große Herausforderung, da einen klaren Kopf zu bewahren. Als der französische Präsident in Gefahr gerät, möchte Mia unbedingt eingreifen, doch die fiesen Widersacher sind mit allen Wassern gewaschen….

Mareike Allnoch schreibt in der ersten Person aus Mias Sicht. Die Geschichte liest sich leicht, flüssig und gut verständlich. Teilweise sind französische Sätze in den Text eingeflochten, die sich aber aus dem Zusammenhang ergeben. Authentisch wirkt die Sprache auf mich allerdings nicht, kommt es mir doch eher so vor, als erzähle eine ältere Frau als ein junges Mädchen. Die Kapitel haben individuelle, witzige Überschriften, die die Handlung knapp zusammenfassen wie „Einmal Fettnäpfchen zum Mitnehmen bitte!“. Am Ende des Buchs finden sich noch als süße Dreingabe Schokoladenrezepte zum Nachmachen, die im Buch eine Rolle spielen.
Das Buch richtet sich an Kinder ab zehn Jahren.

Mia muss mit ihrem neuentdeckten Talent erst noch klarkommen. Sie wird nett und sympathisch, doch ein wenig zu glatt und unkompliziert dargestellt, immerhin befindet sie sich ja mitten in der Pubertät. Auch ihre beste Freundin Liz wirkt mir ein bisschen zu selbstbewusst. Beide Figuren ruhen zu sehr in sich, was bei Mädchen dieses Alters doch eher ungewöhnlich ist. Überhaupt ist die Figurenkonstellation recht schwarz-weiß. In Paris werden sie mit bösen und teils zickigen Gegnern konfrontiert, die sehr überzogen und undifferenziert dargestellt werden.

Ob Mia den Präsidenten mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeit beschützen kann? Und wie entwickelt sich das Verhältnis zu Austauschschüler Louis, den Mia so süß findet?
Stellenweise habe ich das Buch durchaus gerne gelesen, mochte die Grundidee, aber gerade das Ende empfand ich doch als sehr übertrieben und klischeehaft. Freilich darf es in einem Kinderbuch märchenhaft, phantastisch und unrealistisch zugehen. Die Handlung war mir persönlich allerdings zu sehr an den Haaren herbeigezogen und zu einfach gestrickt. Ich bin sicher, dass jüngere Mädchen nicht so kritisch sind und die zauberhafte Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und erste Liebe mehr schätzen, für mich wurde das Potential der durchaus soliden Grundidee allerdings nicht ausgeschöpft.

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