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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2019

Kein Einheitsbrei!

Fremd
1

Joanna erschrickt zu Tode, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Wohnung steht. Noch unglaublicher wird die Geschichte, als der Fremde behauptet ihr Freund Erik, mit dem sie in der Wohnung zusammenlebt, ...

Joanna erschrickt zu Tode, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Wohnung steht. Noch unglaublicher wird die Geschichte, als der Fremde behauptet ihr Freund Erik, mit dem sie in der Wohnung zusammenlebt, zu sein. Joanna sucht Rat bei Ela, einer Freundin. Doch warum kann Joanna sich zwar an Ela, jedoch nicht an Erik erinnern? Erik versucht alles, um die Erinnerungen von Joanna zurückzuholen. Was ihm schwer fällt, denn die Wohnung ist so eingerichtet, als ob nur Joanna dort lebt. Wo sind all die Sachen von Erik? Und warum bestreitet Joannas Vater, dass seine Tochter einen Freund hat?

Der Start in die Geschichte ist sehr spannend. Dies wohl auch, weil ein fremder Mann in der Wohnung, wenn ich alleine zu Hause bin, eine meiner ganz persönlichen Horrorvorstellungen bedeuten würde. Leider nimmt danach die Spannung rapide ab. In wechselnden Kapiteln, erzählen Joanna und Erik in Ich Perspektive, was sie denken und fühlen. Da oft eine Szene, von beiden Figuren erzählt wird, enthalten diese ersten Kapitel, des öfteren Wiederholungen. Zudem geht es hauptsächlich um Gefühle, Gedanken und Zweifel. Damit kommt die Handlung leider zu kurz und bei mir kam doch ein Gefühl von Ungeduld auf. Ich wollte endlich erfahren, wer denn nun recht hat. Spielt Erik ein falsches Spiel mit Joanna? Oder hat Joanna Amnesie und Wahnvorstellungen und erkennt ihren Freund nicht wieder? Zum Glück verschiebt sich der Blickpunkt von den persönlichen Befindlichkeiten nach 150 Seiten und die Handlung nimmt an Fahrt zu. Die Geschichte entwickelt sich zwar in eine total andere Richtung, als gedacht … und schon findet man sich mitten im Verfolgungsthriller. Mir gefallen solche unvorhersehbaren und überraschenden Wendungen sehr und damit hatte mich das Autorenduo am Wickel. Von da an, war ich sehr gefesselt und habe das Buch praktisch inhaliert!
Den Schreibstil habe ich als sachlich, jedoch klar und präzise empfunden. Damit werden auch einschneidende Erlebnisse, wie ein Bombenattentat in einem Bahnhof eher sachlich und oberflächlich gehalten. Die Hauptfiguren, Erik und Joanna, sind gut charakterisiert. Da man im ersten Drittel des Buches sehr viel über ihre Aengste, Gedanken und Gefühle erfährt, konnte ich mich bestens in sie hineinversetzen. Was es zugleich schwierig macht, zu entscheiden, wem man denn glauben soll.
Die Idee der Story finde ich wohltuend anders und so hebt sich dieser Thriller vom Einheitsbrei ab.

Veröffentlicht am 13.08.2018

Och nee...

Without You - Ohne jede Spur
1

Einen Monat vor Evas 17. Geburtstag ereignet sich ein schreckliches Unglück. Beim Segeln mit ihrem Vater kentert das Boot und Eva verschwindet im Meer, ihr Vater überlebt. Die jüngere Schwester Faith und ...

Einen Monat vor Evas 17. Geburtstag ereignet sich ein schreckliches Unglück. Beim Segeln mit ihrem Vater kentert das Boot und Eva verschwindet im Meer, ihr Vater überlebt. Die jüngere Schwester Faith und die Eltern müssen mit dem Tod von Eva fertig werden, da sie trotz einer grossen Suchaktion verschwunden bleibt. Was die Familie nicht weiss: Eva wird von einem Psychopathen auf einer nahe gelegenen Insel gefangen gehalten. Faith ist überzeugt, dass die ältere Schwester noch lebt und vermutet Eva genau auf dieser Insel....


Ich habe vor einiger Zeit "The Stranger" von der Autorin gelesen. Das hatte mir so gut gefallen, dass ich auf den neusten Thriller sehr gespannt war. Verwundert rieb ich mir die Augen: Wo ist denn hier die Spannung, der Nervenkitzel, die Gänsehaut geblieben?
Da immer wieder Passagen, über Evas Gefangenschaft auf der Insel eingeschoben wurden, weiss man als Leser von Beginn weg, dass sie bei dem Bootsunfall nicht gestorben ist. Und dieses Wissen nimmt einfach sehr viel Spannung weg. Wenn wenigstens diese Passagen nur ein Quentchen "Thriller" enthielten. Doch die sind so brav beschrieben, dass einfach keine Gänsehaut aufkam. Die Autorin hat es geschafft, die Gefangenschaft eines 17 jährigen Mädchens so emotionsarm und fade zu beschreiben, dass doch tatsächlich bei mir Langeweile aufkam.
Der Aufbau der Geschichte ist sehr chaotisch. Immer wieder wird die Perspektive gewechselt. Und die ist aus der Sicht von verschiedenen Personen und ohne jegliche Deklaration. Immer wieder musste ich einige Sätze, manchmal einen Absatz und auch mal eine ganze Seite lesen um zu erkennen, wer denn nun gerade in Ich Perspektive erzählt. Das hat meinen Lesefluss doch beträchtlich gestört.
In weiten Teilen der Story geht es auch nicht mehr um die Entführung, sondern um das Leben der restlichen Familienmitglieder. Sogar die völlig unrelevante Kennenlernphase der Eltern um 1963 wurde eingeflochten. Da hatte ich doch das Gefühl, hier wurde die Geschichte künstlich mit Nebensächlichkeiten in die Länge gezogen. Nebensächlichkeiten, die noch dazu nicht besonders unterhaltsam oder interessant waren. Immer wieder werden von der Autorin Gegebenheiten eingeflochten, die ohne weitere Erwähnung in der Vergessenheit versinken. So wird mit grossem Tamtam ein Aupair Mädchen eingeführt, von dem plötzlich keine Rede mehr ist.
Sehr unbefriedigend auch die Tatsache, dass Faith plötzlich überzeugt davon ist, dass ihre Schwester auf der Insel von jemandem gefangen gehalten wird. Reine Intuition, die leider sauer aufstösst. Denn statt handfeste Fakten für diese Überzeugung anzuführen, steht sie plötzlich völlig ohne einen Zusammenhang im Raum und als Leser muss man das als gegeben annehmen. Ich mag nicht, wenn in Thrillern aus einem Gefühl geborene Vermutungen dann auch auf Tatsachen und Ermittlungsergebnissen beruhen. Denn ich empfinde das jeweils an den Haaren herbei gezogen. Und genau davon wimmelt es in diesem Buch....Zudem präzisiert die Autorin nicht, wo sich die Insel, auf der Eva gefangen gehalten wird, genau befindet. Da die 10 jährige Faith diese Insel kennt, und sogar hinübersieht, nehme ich an, in der Nähe des Wohnortes der Familie? Doch weshalb wurde dort denn nicht nach Eva gesucht? Die Erklärung der Autorin, die Insel sei "Privat" und "gesperrt" hat mir ein müdes Lächeln entlockt. Das ist doch nicht logisch und völlig abstrus!
Schade, konnte mich Saskia Sarginson mit ihrem zweiten Thriller ganz und gar nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Klufti wie er leibt und lebt

Kluftinger
1

Kluftinger in seiner neuen Rolle: Er ist Grossvater geworden und sein Enkelkind sein ganzer Stolz. An Allerheiligen besucht Klufti mit der ganzen Familie den Friedhof und staunt nicht schlecht. Dort steht ...

Kluftinger in seiner neuen Rolle: Er ist Grossvater geworden und sein Enkelkind sein ganzer Stolz. An Allerheiligen besucht Klufti mit der ganzen Familie den Friedhof und staunt nicht schlecht. Dort steht ein Kreuz mit seinem Namen drauf. Kurz darauf ist er sicher, dass ihm da jemand Schlechtes will, denn ihm wird gedroht. Die Ermittlungen führen Klufti und sein Team in die Vergangenheit.


Dies ist der zehnte Band rund um den knurrigen Kommissar. Getreu dem Motto "Jubiläumsband" blickt man hier in diesem Buch in die Vergangenheit Kluftingers. So erlebt man ihn, zum Beispiel, als Jugendlichen und sieht die Eltern - Kind Beziehung in der Familie Kluftinger in einem völlig neuen Licht. Oder man ist hautnah dabei, als Erika, damals noch seine Freundin, den Antrittsbesuch bei Kluftis Eltern macht. Man lernt auch Figuren aus Kluftingers Vergangenheit kennen. Seine alte Clique, in der sich nicht alle so entwickelt haben, wie damals gedacht. Ein zentrales Thema ist auch, wie Klufti zur Kripo gekommen ist. Der erste Tag, der erste Fall, die erste Mordaufklärung, das erste Geständnis wird beschrieben und zeigt, dass er schon damals ein äusserst souveränes Verhalten an den Tag gelegt hat.
Man ahnt es vielleicht schon... mit all den Rückblenden gerät der aktuelle Fall zeitweise völlig in den Hintergrund. Der Fokus liegt klar auf den Rückblenden und meiner Meinung nach ist der Fall nur "Beigemüse".
Ich kenne einzelne Kluftigerbücher, doch beileibe nicht alle neun Vorgänger. Zum Verständnis der Figur, der Lebensumstände und der Arbeit ist dies auch nicht nötig. Ich denke, man könnte dieses Buch auch ohne keinerlei Vorwissen lesen.
Einige Passagen, wie die Jugendstreiche, sind mir zu langatmig beschrieben. Da sie zudem wenig Relevanz für den aktuellen Fall aufweisen, empfand ich dies als ein in die Länge gezogener Seitenfüller.
Sehr gefallen und bestens unterhalten haben mich jedoch die Szenen, wie der Autokauf oder Klufti als Babysitter, die schon was von Slapstick haben. Der Brüller ist zum Beispiel, wie Kommissar Kluftinger eine Trommel mit seinem (?) rosaroten Smart transportiert. In diesem Buch habe ich gefunden, was ich von einem Klufti - Buch erwarte. Sehr viel Situationskomik mit einem witzigen und flüssig zu lesenden Schreibstil. Gerade diese humorvollen Einlagen haben mich doch durch einige Längen der Geschichte gelotst.
Die Handlung ist flüssig und logisch aufgebaut. Eines kommt zum anderen, nichts wirkt gesucht oder konstruiert. Man muss sich als Leser einfach darauf einstellen, dass Klufti öfters in Erinnerungen abtaucht und diese auch mal abrupt eingewoben wurden.
in diesem Buch wird Kluftis Vornamen gelüftet…und sogleich ein neues Fragezeichen erstellt. Ich hoffe, man muss sich nun nicht ebenfalls zehn Bücher lange Gedanken darüber machen, wie denn nun Kluftis Enkelkind heisst, und ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Denn das Kind wird konsequent mit "Butzerle" und "es" angesprochen.
Ich mag Figuren in Büchern, die etwas exzentrisch sind und Charme haben. Klufti vereint beides und hat mit Ehefrau Erika das weibliche Pendant zur Seite. Ihre sarkastischen, manchmal bitterbösen und doch liebevollen Dialoge sind der Renner!
Mich hat dieses Buch bestens unterhalten und verleitet mich dazu nun noch die Lücken in der Kluftireihe lesend zu füllen.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Philosophischer Thriller

Im Dunkel deiner Seele
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Professor Evan Birch ist der Leiter des philosophischen Seminars am Pearce College. Als Vater von Zwillingen gefordert, denn die zehnjährigen Jungs Zed und Adam hängen sehr an ihm. Für sie und Birchs Frau ...

Professor Evan Birch ist der Leiter des philosophischen Seminars am Pearce College. Als Vater von Zwillingen gefordert, denn die zehnjährigen Jungs Zed und Adam hängen sehr an ihm. Für sie und Birchs Frau Ellen ist der Schock gross, als Evan eines Tages von der Polizei fest genommen wird. Er soll verantwortlich sein für das Verschwinden einer Studentin.

Evan Birch arbeitet als Dozent für Philosophie. Ganz seinem Beruf entsprechend, ist sein Denken, seine Art zu kommunizieren sehr philosophisch angehaucht. Doch nicht nur die Figur Birch, sondern auch seine Frau Ellen und die Zwillinge Adam und Zed sind seltsam. Die Jungs sind sehr altklug, und artikulieren wie ihre Eltern, sehr gestelzt und verschroben. Ab und zu musste ich schmunzeln, wie die Zwillinge sich ausdrücken. Witzig, doch leider nicht unbedingt dem Alter entsprechend. Oder vielleicht spricht man als Kind so, wenn man einen Vater wie Birch hat? Denn Birch zeigt eine grosse Tendenz zu schwafeln …und das am liebsten über Philosophie. Sogar beim Tee kochen schweift er ab in philosophische Gedanken. Egal was geschieht, Birch schwenkt ab und bringt ein philosophisches Beispiel für jede Lebenslage. Mich hat seine Art leider etwas ermüdet. Man ahnt es schon, die Figur war mir unsympathisch. Eine grosse Überheblichkeit mit der er Personen, die mit ihm sprechen, immer wieder korrigiert, hat meine Antipathie noch zusätzlich geschürt. Einige Passagen zeigen Birchs Arbeit in den Vorlesungen. Die sind leider sehr langatmig und ich habe mich beim groben Ueberlesen ertappt. Bei Überlegungen wie "Existiert Gott in der Zeit oder ausserhalb davon" blieb die spannende Frage, ob denn nun Birch für die Entführung verantwortlich ist oder nicht, auf der Strecke. Leider bleibt dieser Punkt, auch der Grund warum ich dieses Buch lesen wollte und der ja auch auf dem Klappentext erwähnt wird, leider völlig aussen vor, zwischen einem seltsamen Familienleben und Arbeit am College.
Schuldig oder nicht? In diesem Punkt genauso schlau wie vor der Lektüre, weiss ich nicht, ob ich den Schluss verstanden habe?
Man spürt wie der Verdacht, verantwortlich zu sein für das Verschwinden der Studentin, die Beziehung und das Familienleben vergiftet. Dies ist sehr gut und eindrücklich beschrieben worden.
Gewünscht hätte ich mir nun ein klares Urteil, denn so und mit diesem Schluss fühle ich mich ein wenig wie im Regen stehen gelassen. An und für sich hat mir das Buch, mit Ausnahme den oben beschriebenen Mankos gefallen….doch der Schluss geht leider gar nicht. Ich empfinde Frustration und Ratlosigkeit.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Wunderschöne Liebesgeschichte!

Wenn Funken über Wolken tanzen
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Nicolette, Nico, ist 33 Jahre alt und hat eine Scheidung hinter sich, die es in sich hat. Enttäuscht von der Liebe, lässt sie sich von ihrer besten Freundin Tina überreden an einer Galerieeröffnung teil ...

Nicolette, Nico, ist 33 Jahre alt und hat eine Scheidung hinter sich, die es in sich hat. Enttäuscht von der Liebe, lässt sie sich von ihrer besten Freundin Tina überreden an einer Galerieeröffnung teil zu nehmen. Dort läuft sie Kosta über den Weg und die Liebe schlägt ein wie der Blitz. Beim ersten Date stellt sich heraus, dass Kosta erst 19 Jahre alt ist, die beiden trennen 14 Jahre Altersunterschied. Zu viel, findet Nico und taucht ab in die Versenkung. Doch Kosta lässt nicht locker und schreibt ihr jeden Tag eine sms mit den Namen berühmter Paare, die auch ein grosser Altersunterschied trennt und trotzdem glücklich sind.

Ich muss gestehen, dass ich eine seichte und etwas oberflächliche Geschichte erwartet habe. "Leichte Lektüre" für zwischendurch, war meine Einstellung. Positiv überrascht bin ich von dem Tiefgang, den diese Story hat. Sehr einfühlsam, überhaupt nicht kitschig und sehr berührend beschreibt die Autorin die Liebe zweier Menschen weit weg von Konventionen und dem Denken anderer Leute. Es gibt viele romantische Momente, die mein Herz berührt haben.
In einem Erzählstrang ohne lästiges hin und her springen in Raum und Zeit erzählt Sandra Binder sehr authentisch die Geschichte von Nico und Kosta. 14 Jahre Altersunterschied, wobei hier die Frau älter ist. Allgemein lässt man in der Gesellschaft einen grossen Altersunterschied nur gelten, wenn der Mann älter ist. Warum eigentlich ? Wann ist ein Mensch reif und erwachsen ? Diese Story zeigt, das man mit 33 noch ein wahrer Kindskopf ohne grosse Ziele im Leben sein kann…und mit 19 Jahren sehr reif und mit Vorsätzen, einer gefestigten Meinung und einem Ziel.
Der Schreibstil ist äusserst amüsant, sehr witzig die Dialoge zwischen Freundin Tina und Nico. Erfrischend komisch auch ein Date, das Nico mit dem Verkupplungsversuch von Tina hat.
Sehr überzeugend ist meiner Meinung nach die Charakterisierung der Figuren. Die Autorin hat diese weg von Klischees gezeichnet. Ältere, reiche Frau mit jungem Loverboy findet man hier nicht.
Bis ganz zum Schluss weiss man als Leser nicht, wie die Beziehung von Nico und Kosta ausgehen wird, und ich habe gespannt das Buch verschlungen.