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Veröffentlicht am 03.01.2021

Mit realem Bezug!

Teatime mit Lilibet
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Als Marion Crawford ihre Ausbildung zur Lehrerin absolviert, ahnt sie nicht, wo sie schlussendlich landen wird. Sie, die eigentlich die Kinder der Londoner Slums unterrichten wollte, bekommt 1932 durch ...

Als Marion Crawford ihre Ausbildung zur Lehrerin absolviert, ahnt sie nicht, wo sie schlussendlich landen wird. Sie, die eigentlich die Kinder der Londoner Slums unterrichten wollte, bekommt 1932 durch einen glücklichen Zufall die Stelle als Gouvernante in der königlichen Familie in Windsor angeboten. Dort kümmert sich Marion um die Prinzessinnen Lilibeth und Margaret. Lilibeth wird die spätere Königin Elisabeth von England und wächst sehr weltfremd und behütet auf. Marion sieht es als ihre Aufgabe, der zukünftigen Königin die Realität, ein Stück wahres Leben, zu zeigen.



Marion Crawford macht eine beträchtliche Karriere. Von der Lehrerin, die sich bei den Armen engagiert bis zur Gouvernante der königlichen Familie. Die Figur Marion Crawford hat authentische Wurzeln, denn die Gouvernante der heutigen Queen, gab es wirklich und war 16 Jahre lang die Erzieherin von Elisabeth und Margaret.

Vieles dreht sich im Buch um das Leben in Windsor und später im Buckingham Palast. Hier plätscherte die Handlung etwas und lange hatte ich das Gefühl, sie tritt auf der Stelle. Man spürt das Engagement der Gouvernante und sie bemüht sich, ihren Schutzbefohlenen einen kleinen Einblick des realen Lebens ausserhalb des goldenen Käfigs zu zeigen. Die Eltern der beiden, die zu Beginn als Herzog und Herzogin von York leben, sind teilweise leicht überzeichnet beschrieben. Die Herzogin hat Tendenz zusammenhanglose Gespräche zu führen und beiden haftet eine leichte Albernheit im Umgang mit ihren Töchtern an. So sammelt sie gebrauchte Paketschnur und entwirrt und rollt diese beim Bewerbungsgespräch von Marion.



Marion Craword wird als emanzipierte Frau, die unter anderem die Monarchie infrage stellt, beschrieben. So sagt sie klar schon in der Ausbildung, dass sie lieber einen Beruf als einen Ring am Finger möchte. Sie setzt sich nicht nur für unterprivilegierte Kinder in den Slums ein, sondern ist zur damaligen Zeit regelrecht fortschrittlich in Bezug auf pädagogische Erkenntnisse. Eine starke Figur, der ich nur ab und zu ihr Streben nicht abgenommen habe. Marion will eigentlich in den Slums unterrichten, lässt sich aber immer wieder überreden, bei der königlichen Familie in Stellung zu bleiben. Ob das nicht einfach aus Eigennützigkeit geschah? Denn die guten Vorsätze Armen zu helfen, lösen sich schnell in Luft auf. Leider reitet die Autorin immer wieder auf diesen Vorsätzen herum, statt sie ruhen zu lassen, was realistischer gewesen wäre.



Geschichtliche Details, die nicht direkt die königliche Familie betreffen, werden oberflächlich gestreift, jedoch nicht vertieft. So wird der Krieg thematisiert und auch Deutschlands Führung zur damaligen Zeit wird erwähnt. Da das für das Leben im Palast eine untergeordnete Rolle spielt, bleibt es jedoch bei der Erwähnung. Dafür wird die Möblierung und die Kleidung der Familie und ihrem Umgang oft detailliert beschrieben.

Die Geschichte hat einige Längen und ich hätte mir vertiefte Details der damaligen Zeit rund, um den Palast gewünscht, um mehr Schwung in die Geschichte zu kriegen.

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Veröffentlicht am 31.12.2020

Was geschah?

Hinter diesen Türen
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Rowan Craine ist verzweifelt, denn sie sitzt unter Mordverdacht im Gefängnis. Sie soll ein Kind der Familie Elincourt getötet haben. Seit kurzem ist Rowan die Nanny in der sechsköpfigen Familie. Dabei ...

Rowan Craine ist verzweifelt, denn sie sitzt unter Mordverdacht im Gefängnis. Sie soll ein Kind der Familie Elincourt getötet haben. Seit kurzem ist Rowan die Nanny in der sechsköpfigen Familie. Dabei hatte sie sich so auf die neue Arbeitsstelle auf Heatherbrea House im schottischen Hochland gefreut und dafür ihren Job in London an den Nagel gehängt.





Mich hat dieser Thriller, der gemächlich beginnt betreffend Gänsehaut, fasziniert. Denn durch den Klappentext und den Einstieg ins Buch weiss man als Leser, dass eines der Kinder, auf die Rowan aufpasst, stirbt. Mit diesem Wissen im Rücken fesselt das Buch noch mal mehr. Durchgehend wabert das Grauen mit und man wartet förmlich darauf, dass der Mord geschieht. Das erzeugt eine tolle Spannung und entwickelt einen unheimlichen Sog.


Der Start ins Buch beginnt mit einem Brief, den Rowan an einen Anwalt schreibt. Genau hier hatte mich die Autorin schon am Wickel und ich war gespannt auf die Geschichte. So habe ich mich schon nach diesem Brief gefragt, ob Rowan den Mord, für den sie in Untersuchungshaft ist, begangen hat oder nicht. Ruth Ware hat hier geschickt Pro und Contras eingestreut.


Da Setting, das abgelegene Haus im schottischen Hochland und die Umgebung sind sehr atmosphärisch beschrieben. Dazu kommt, dass Heatherbrea House, das Zuhause der Familie Elincourt, ein Smart House ist. Praktisch alles, vom Licht über die Musik bis zu den videoüberwachten Zimmern, wird über das Smartphon oder Touchpanels gesteuert. High-Tech vom Feinsten und so beschrieben und erklärt, dass man auch als nicht Technikbegeisterte nicht den Faden verliert. Gruselig so ein Leben in einem gesteuerten und überwachten Haus. Vor allem, wenn dabei noch seltsame Dinge geschehen. Es gab etliche Szenen, die mir Gänsehaut beschert haben beim Lesen.


„Hinter diesen Türen“ war nicht mein erstes Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Mit ihrem tollen und verständlichem Schreibstil und dem unvorhersehbaren Plot konnte sie mich wieder begeistern!

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Von allem zu viel!

Aus dem Schatten des Vergessens
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Obwohl es kurz vor Weihnachten ist, hat das Dezernat für Kapitalverbrechen in Montreal viel zu tun. Ein Obdachloser begeht Selbstmord und nach seinem Tod werden zwei Brieftaschen, die in seinem Besitz ...

Obwohl es kurz vor Weihnachten ist, hat das Dezernat für Kapitalverbrechen in Montreal viel zu tun. Ein Obdachloser begeht Selbstmord und nach seinem Tod werden zwei Brieftaschen, die in seinem Besitz waren, gefunden. Eine gehörte der Psychologin Judith Harper, die ermordet wurde. Die andere dem Anwalt Nathan Lawson, der vermisst wird, nachdem er sein Büro hektisch mit Akten aus dem Archiv verlassen hatte. Ermittler Victor Lessard und Jacinthe Taillon suchen mit Hochdruck nach ihm.





Zugegeben, wenn ein Buch 640 Seiten dick ist, muss man fast damit rechnen, dass der Autor ordentlich ins Detail geht. Hier werden nicht nur Nebenfiguren, die einen kurzen Gastauftritt haben, detailliert beschrieben. Hier werden auch die Schauplätze minutiös erklärt. Ehrlich gesagt, ist es mir in einem Thriller egal, wie die vielen Strassen Montreals heissen. Denn um der Handlung folgen zu können, sind diese Nennungen absolut unwichtig. Kapitelweise tauchen völlig neue Figuren in der Handlung auf. So viele, dass mir oft der Kopf geschwirrt hat. Gemeinerweise werden sie zudem einmal beim Vornamen, dann wieder nur beim Nachnamen genannt.



Als ob zwei Mordfälle zu Beginn nicht genug wären, hat Lessard noch private Sorgen mit seinem Sohn Martin. Was, ohne zu viel zu verraten, in anderen Büchern ein ausfüllender Strang wäre. Hier kommt diese geballte Ladung Kriminalität noch zur normalen Arbeit des Ermittlers dazu.

Oft ist in so komplexen Handlungen weniger mehr. Hier leider zu viel. Zu viele Figuren, zu viele Stränge, zu viel Handlung, zu viele Beschreibungen, zu viele Zeitebenen.



Was mich durchwegs durch das Buch und die verschachtelte Handlung getragen hat, waren die unkonventionellen Ermittler. Jacinthe Taillon sagt, was sie denkt, schert sich weder um Konventionen, noch um Hierarchien. Sie futtert sich durch das Buch und ihr Essverhalten wird zu einem Running Gag. Victor Lessard ist nicht der einfachste Arbeitskollege und ich denke, seine dunklen Schatten aus der Vergangenheit, kann nur jemand wie Jacinthe ertragen. Lessard tut alles um seiner jungen Freundin, die auch Polizistin ist, zu gefallen. Er ist eitel und sehr jähzornig. Obwohl beide Ermittler eine unkontrollierte Mischung aus Direktheit und Schlagkraft sind, haben sie ein fast liebevolles Verhältnis zueinander.



Der Schreibstil ist wie schon erwähnt, sehr ausschweifend. Ich habe mich dabei erwischt, dass ich die Augen gerollt habe, als wieder mal ein neues Kapitel begann, indem eine Randfigur bis ins Detail beschrieben wurde. Um 150 Seiten gekürzt, hätte dieser Thriller wohl auch Spannung abgekriegt. Leider kommt noch dazu, dass Ergebnisse und Spuren in der Ermittlungsarbeit per Zufall entdeckt werden. So schlägt Lessard in grosser Wut ein fremdes Badezimmer zu Brei und entdeckt hinter einer Kachel eine verhängnisvolle Spur. Und das nicht nur einmal, sondern gleich zweimal, in zwei unterschiedlichen Nasszellen. Da frage ich mich ernsthaft, ob dem Autor nichts anderes eingefallen ist oder er gehofft hat, dass man das als Leser bei der Länge des Buches in der Zwischenzeit vergisst?


Da dieser Band der erste sein soll, verstehe ich nicht recht, weshalb Bezug genommen wird zu privaten und arbeitstechnischen Details aus der Vergangenheit. So wie diese Details eingesetzt werden, könnte man denken, dass es vordere Bände gibt.

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Veröffentlicht am 26.12.2020

Hin und her...

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Chloe leidet unter Fibromyalgie und schafft es endlich, sich von ihrem Elternhaus zu lösen. Sie zieht in ein Appartement und versucht ihr Leben mehr oder weniger allein auf die Reihe zu kriegen. Chloe ...

Chloe leidet unter Fibromyalgie und schafft es endlich, sich von ihrem Elternhaus zu lösen. Sie zieht in ein Appartement und versucht ihr Leben mehr oder weniger allein auf die Reihe zu kriegen. Chloe wird bewusst, dass sie bisher viele Dinge in ihrem Leben verpasst hat. Sie erstellt eine Liste mit Sachen, die sie noch erleben möchte und spannt Red, den Hausmeister des Hauses, in ihre Pläne ein.



Chloe leidet unter Fibromyalgie und ich habe es ihr auf circa 40 Seiten geglaubt. Tut mir leid, aber das, was Chloe hat, ist alles andere als eine Lebens einschränkende Krankheit. Denn Chloe macht so viele Dinge, die mit dieser Krankheit schlichtweg nicht möglich oder sehr viel schwerer sind. Wenn man unter dieser Krankheit leidet, kann man manchmal tagelang vor Schmerzen nicht aus dem Bett, geschweige denn tanzen oder sich betrinken … den Schmerzen und den starken Schmerzmitteln sei Dank. So kam bei mir sehr oft das Gefühl hoch, dass hier einer Protagonistin eine Krankheit angedichtet wurde, über die entweder von der Autorin zu wenig recherchiert wurde oder aber die Krankheit der Handlung weichen musste. Mir war das leider zu wenig dicht beschrieben. Steifheit um auf ein Motorrad aufzusteigen, reicht mir leider nicht. Ein bisschen Müdigkeit, die man mit ein paar Stunden Schlaf lösen kann, auch nicht.

Die Geschichte um Chloe und Red ist eine Liebesgeschichte, die ordentlich hin und her pendelt. Als Leser weiss man von Beginn weg, dass die beiden zusammengehören. Doch leider wird der Weg zum Ziel von Chloe und Red im Tempo «Ein Schritt vorwärts, 2 Schritte rückwärts» angegangen. Ab der Mitte empfand ich das als ermüdend und so habe ich mich öfters dabei ertappt, ein paar Sätze grob zu überlesen. Sehr viel geht also um Anziehungskraft, Liebe und die damit verbundenen Nöte südlich von Reds und Chloes Bauchnabel. So erlebt man als Leser alle Facetten der sich anbahnenden Beziehung mit. Es wird gegen Schluss romantisch und da habe ich endlich eine sich entwickelnde und voranschreitende Liebesgeschichte gefunden. Allerdings macht Red dem noch ein Strich durch die Rechnung. Ueber die Gründe seiner Zurückhaltung konnte ich nur den Kopf schütteln. Ich habe eigentlich immer gedacht, dass man als erwachsener Mensch Unstimmigkeiten anspricht?

Was mir gefallen hat, ist der Schreibstil, der humorvoll ist. Teilweise sind die Dialoge zwischen Red und Chloe sehr witzig und haben mich zum Schmunzeln gebracht. Einzig die teilweise albernen Mails, die sich die beiden in der Kennenlernphase schreiben, hätte die Autorin getrost weglassen dürfen.

Die Figuren sind für einmal in einem Liebesroman wohltuend «anders». Chloe ist zum Glück kein naives Frauchen und Red kein frauenmordender Bad Boy. Red, kam mir sehr verletzlich rüber. Wohl auch, da er wirklich schlechte Erinnerungen an die Liebe und seine Exfreundin Pippa rumschleppt. Chloe ist unsicher, teilweise gehemmt und hat das Herz am rechten Fleck. Mir haben die Figuren gut gefallen.

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Veröffentlicht am 24.12.2020

Konnte mich nicht packen...

Der Seelenbrecher
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Probanden einer Universität melden sich freiwillig zu einem Versuch. Ein Täter, der der Seelenbrecher genannt wird, hat erst drei Frauen überfallen und dann in der psychiatrischen Klinik Teufelsberg sein ...

Probanden einer Universität melden sich freiwillig zu einem Versuch. Ein Täter, der der Seelenbrecher genannt wird, hat erst drei Frauen überfallen und dann in der psychiatrischen Klinik Teufelsberg sein Unwesen getrieben. Die Klinik war durch einen Schneesturm völlig von der Umwelt abgeschnitten und Aerzte, Krankenschwester und Patienten haben versucht, sich gegen den Psychopathen zur Wehr zu setzen.



Nun habe ich also wieder ein Buch von Sebastian Fitzek, diesmal eines seiner älteren Werke, gelesen. Der Schreibstil ist wie immer gut und liest sich flüssig, aber die Umsetzung gefiel mir überhaupt nicht. Oft mit nicht nachvollziehbaren Gedankensprüngen, wie zum Beispiel als der Klinikdirektor gleich an den Serientäter denkt, als er einen Zettel findet.



Dazu kommt, dass die Geschichte auf verschiedenen Erzählebenen echt verwirrend ist und die Zeitangaben über den Kapiteln kryptisch erscheinen. Wie zum Beispiel: «Heute,12.34 Uhr – Sehr viel später, viele Jahre nach der Angst». Zu wissen, wo die Geschichte gerade steckt, empfand ich als eine Herausforderung.


Der Autor hat ein Setting geschaffen, bei dem alles schiefläuft, was nur schieflaufen kann. Schneesturm, keinerlei Möglichkeit Hilfe zu holen ( Telefon durch den Sturm gestört und seltsamerweise hat es nie Handyempfang in der Klinik), durch eine spezielle Technologie verrammelte Ausgänge und ein Mörder eingeschlossen mit den Opfern in der Klinik. Das war mir zu viel des Guten, wie auch der Name der Klinik. Wer nennt eine psychiatrische Klinik denn Teufelsbergklinik?

Die Geschichte beginnt spannend, denn man ist hautnah dabei, als das Opfers des Serientäters zu sich kommt, nachdem er sie gequält hat. Dann erfährt man, wie ein Professor Studenten für ein Experiment gewinnt und ab da handelte ein Grossteil in der Klinik, wo vieles aufgesetzt und gewollt spannend daherkam. Ich empfand einfach keine Gänsehaut, vieles wurde sehr emotions- und spannungsarm dargestellt.

Schade, die Geschichte hat mich weder gepackt, noch konnte sie mich überzeugen. Erst der Schluss, der eigentlich erst den cleveren, wenn auch konstruierten Plot, entblösst, hat mich etwas versöhnt.

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