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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2019

Hervorragend recherchiert

Schockfrost
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Sarah Marten arbeitet als Psychiaterin und kümmert sich um ihre behinderte Schwester Rebekka. Als alleinerziehende Mutter des 15jährigen Dave, ist sie froh mit dem Künstler Till nun wieder einen Mann an ...

Sarah Marten arbeitet als Psychiaterin und kümmert sich um ihre behinderte Schwester Rebekka. Als alleinerziehende Mutter des 15jährigen Dave, ist sie froh mit dem Künstler Till nun wieder einen Mann an ihrer Seite zu haben. Als Dave beginnt, sonderbares Verhalten an den Tag zu legen, schiebt sie das auf die Pubertät. Doch dann verschwindet eines Tages Rebekka aus dem Heim, in dem sie lebt, als Sarah sie für das Wochenende abholen will. Sehstörungen und Gedächtnislücken, Termine, die sie abgemacht haben soll und sich nicht mehr daran erinnern kann, lösen den Verdacht in Sarah aus, dass etwas in ihrem Leben ganz und gar nicht stimmt. Als Georg Schwartz, einer ihrer Patienten mit Wahnvorstellungen, Sarah warnt und vor dem Bösen schützen will, klingeln bei ihr alle Alarmglocken.



"Schockfrost" handelt in der Welt der psychiatrischen Krankheiten und Berufe und man spürt auf jeder Seite die hervorragenden Recherchen des Schweizer Psychiatriewesens. Fürsorgerische Unterbringungen, Wahnvorstellungen, Sitzungen mit psychisch kranken Menschen … all das es ist absolut authentisch und real beschrieben. Gerade die Themen Depression und Wahnvorstellungen, wurden mit Figuren verbunden, die diese Krankheiten berührend symbolisieren. Georg Schwartz, der unter Wahnvorstellungen leidet, ist so beschrieben, dass man ihm wortwörtlich in den Kopf " sehen " kann. Ich staune, wie die Autorinnen das geschafft haben. Toll geschrieben!
Dabei habe ich auch Neues gelernt. Ich wusste nämlich nicht, dass die Schweiz die höchste Unterbringungsrate psychisch Kranker europaweit hat. Was nun sehr trocken tönt, ist sehr gut in eine spannende Story eingebunden.
Der Schreibstil ist sehr klar und ohne überflüssiges Beiwerk auf den Punkt gebracht. Ich bin immer etwas skeptisch, wenn ein Autorenduo Bücher schreibt. Oft herrscht dann in dem gemeinsamen Werk kein einheitlicher Schreibstil, oder die Handlung verliert den roten Faden. Das ist in " Schockfrost " definitiv nicht der Fall und die Zusammenarbeit mehr als gelungen.
Ich mag Bücher, in denen der Täter im Umfeld der Protagonisten zu suchen ist. Hier bleibt bis fast am Schluss unklar, wer Sarah vernichten will. Exmann Kaspar, der ebenfalls als Psychiater arbeitet und beruflich Sarahs Konkurrent ist? Sarahs Mieter, der als Hypnotiseur , nicht ganz koscher scheint. Oder einer ihrer Patienten, allen voran Georg Schwartz, der unter Wahnvorstellunge leidet? Oder aber ihr Sohn oder der neue Freund? Jeder scheint verdächtig und so ist die Geschichte sehr spannend und fesselnd.

Veröffentlicht am 07.01.2019

Wirr und langweilig!

Good as Gone
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Julie ist 13 Jahre alt, als sie nachts aus ihrem Zimmer im Elternhaus entführt wird. Ihre Schwester Jane versteckt sich im Kleiderschrank und beobachtet die Entführung.
Acht Jahre vergehen, ohne dass die ...

Julie ist 13 Jahre alt, als sie nachts aus ihrem Zimmer im Elternhaus entführt wird. Ihre Schwester Jane versteckt sich im Kleiderschrank und beobachtet die Entführung.
Acht Jahre vergehen, ohne dass die Familie ein Lebenszeichen von Julie erhält. Eines abends, ihre Schwester ist gerade aus dem College zu Besuch, steht Julie wieder vor der Türe. Erst sind alle überglücklich, doch dann verstrickt sich Julie in Widersprüchlichkeiten.

Ich habe dieses Buch schon vor einiger Zeit mal begonnen…und dann abgebrochen. Leider wurde es auch beim zweiten Lesen nicht besser.
Der Schreibstil gefällt mir ganz und gar nicht. Die teilweise sehr verschachtelten Sätze, die viele unnötige Details enthalten, muss man oft zweimal lesen um die Bedeutung zu erfassen. Immer wieder gibt es sehr seltsame Dialoge zwischen den Figuren, die ich nicht nachvollziehen konnte. Im Zentrum steht hauptsächlich die Familie der verschwundenen Julie. Dieser Strang war noch einigermassen geordnet. Auch wenn die Figuren sehr flach dargestellt wurden. Ich habe leider keiner von ihnen, die Emotionen abgenommen, die nach dem Auftauchen von Schwester und Tochter entstehen sollten. Dazwischen hat die Autorin jedoch immer wieder andere Stränge mit Figuren geschoben, die durch die häufigen Perspektivwechsel und Handlungssprünge sehr wirr sind. Zudem überaus langweilig zu lesen. Ich fand die Idee faszinierend, da hätte was daraus werden können. Die Umsetzung ist leider völlig misslungen. Gegen Schluss habe ich das Buch nur noch grob überflogen. Da ging es praktisch nur noch um religiöse Themen. Doch da hatte ich gedanklich schon abgeschlossen mit " Good as Gone."

Veröffentlicht am 06.01.2019

Leseempfehlung!

Wovon du nichts ahnst
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Sarah Havenant ist Ärztin und voll ausgelastet mit den drei Kindern, Mann Ben und ihrem Vollzeitjob. Als eine alte Schulfreundin sie kontaktiert, welches ihrer Facebookprofile denn das richtige sei, geht ...

Sarah Havenant ist Ärztin und voll ausgelastet mit den drei Kindern, Mann Ben und ihrem Vollzeitjob. Als eine alte Schulfreundin sie kontaktiert, welches ihrer Facebookprofile denn das richtige sei, geht Sarah noch von einem technischen Fehler aus. Doch im Laufe der Zeit, geschehen mehr und mehr seltsame Dinge. So werden in ihrem Namen Mails an Freunde versendet, die Sarah nicht geschrieben hat. Verabredungen nicht eingehalten, da Sarah sie nie getroffen hat. Sehr schnell wird Sarah klar, dass ihr jemand Streiche spielt. Ben zweifelt mehr und mehr an Sarahs Glaubwürdigkeit. Sarahs Verdacht ist, dass jemand systematisch versucht, ihre Beziehung zu zerstören und sie als psychisch krank hinzustellen. Bis es zum grossen Knall kommt!

Es gibt sie tatsächlich noch! Die Thriller, in denen die Nacht zum Tag wird! Bei denen man einfach nicht aufhören kann zu lesen, weil sie so spannend und fesselnd sind!
Ich war sofort drin in der Geschichte, denn es wird sehr schnell Spannung aufgebaut. Alex Lake zeichnet das Bild einer ganz normalen, amerikanischen Familie. Sarah und Ben, die drei Kinder, Miles, Faye und Kim sind noch ziemlich klein, leben in einer beschaulichen Kleinstadt in Mayne. Und plötzlich schleichen sich Zweifel, Andeutungen, der Verdacht einer Unregelmässigkeit im täglichen Leben, in den Alltag der Familie. Als Leser weiss man von Beginn weg, dass Sarah unter keiner psychischen Störung leidet, da man immer wieder kurze und sehr gruselige Kapitel aus der Sicht des Täters zu lesen bekommt. Die, auf eine absolut kranke und gestörte Person hinweisen. Und, dass diese Person, Psychoterror vom Feinsten an Sarah verübt. Mir hat Sarah unheimlich leid getan, denn ihre Reaktionen auf die Dinge, die geschehen, sind zu 100 Prozent nachvollziehbar. Und genau das ist es, was dieses Buch so fesselnd macht. Es wirkt authentisch! All das ist so subtil und clever aufgebaut, dass man unweigerlich denkt, was man denn in so einer Situation tun würde. Der Plot ist überzeugend und sehr gut durchdacht, die Idee absolut genial! Lange Zeit habe ich mich gefragt, wer denn nun Sarah all das antut? Alex Lake hat geschickt falsche Spuren gestreut und irgendwann habe ich praktisch jeden verdächtigt. Stolz hatte ich nach Zweidritteln des Buches einen konkreten Verdacht! Nur zwei Seiten später löst der Autor die Identität des Täters auf. Leicht verunsichert habe ich mich gefragt, was denn nun im letzten Drittel des Buches noch geschehen soll? Doch es ist tatsächlich möglich, die Spannung noch mal neu anzukurbeln. Ich kann versichern, dass der Spannungsbogen buchstäblich bis zur letzten Seite hoch ist.
Dies ist mein dritter Thriller, den ich von Alex Lake gelesen habe. Und alle bestechen mit Storys, die sehr fesselnd sind. Ich mag den Schreibstil, der nie langatmig ist. Und ich mag die Plots, die hervorragend durchdacht und in eine schlüssige Handlung eingewoben sind. Die Figuren überzeugen auf voller Linie. Ich hoffe auf viele weitere Thriller aus der Feder von Alex Lake!

Veröffentlicht am 05.01.2019

Leichte Lektüre

Friesensommer
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Maike Olufs arbeitet als Ärztin auf Föhr. Sie liebt die Insel, auf der sie aufgewachsen ist. Auch wenn sie nicht ein einfaches Leben hatte, und die Erinnerungen an früher nicht nur gut sind. Vor über 40 ...

Maike Olufs arbeitet als Ärztin auf Föhr. Sie liebt die Insel, auf der sie aufgewachsen ist. Auch wenn sie nicht ein einfaches Leben hatte, und die Erinnerungen an früher nicht nur gut sind. Vor über 40 Jahren war Maike schwer verliebt in den jungen Amerikaner Harry, der vor der Einberufung ins Militär auf Föhr untergetaucht ist. Doch Harry hat sie schwer enttäuscht und so denkt sie noch mit gemischten Gefühlen an die Sechziger Jahre zurück. Und ausgerechnet Harry, trifft sie auf der Fähre zwischen Sylt, wo sie ihren Freund Rainer besucht hat, und Föhr wieder.


Dies war das dritte Buch, das ich von Janne Mommsen gelesen habe. Leider hat es mir weniger gefallen als " Zwischen den Bäumen das Meer " und " Seeluft macht glücklich ". Zwar findet man auch hier die gut beschriebene Atmosphäre auf Föhr wieder. Da hat der Autor wirklich ein Händchen. Die Landschafts und Gezeitenbeschreibungen sind wirklich sehr bildlich. Mir haben leider die Figuren und ihre Handlungen nicht so gefallen. Das soll nicht heissen, dass die Charakterisierung nicht gelungen wäre. Nein … die Figuren sind einfach ziemlich langweilig und berechenbar. Nehmen wir zuallererst mal Maike. Sie hat keinerlei Ecken und Kanten, nickt brav alles ab und wirkt dadurch sehr unsicher. Die Frau ist 62 Jahre alt und Aerztin von Beruf. Da sollte man doch denken, dass sie durch ihre Lebenserfahrung, ihre Meinung zu vertreten weiss. Nein, sie versteckt sich lieber, als sie ihre alte Liebe wieder trifft. Und als sie bei einem Mann übernachtet, ist ihre grösste Sorge, wo sie sich ausziehen soll. Dann haben wir auch noch die männliche Besetzung in diesem Buch. Da weiss man eigentlich schon auf Seite 10, wenn denn Maike am Schluss kriegt. Sehr berechnend und voraussehbar das Ganze.
Die Handlung ist, wie in allen Büchern von Janne Mommsen, eher ruhig gehalten. Die Story wechselt zwischen der Gegenwart und 1968, der Aera der Hippiezeit. Sehr authentisch beschrieben wurden die Kleidung, Frisuren oder die damalige Musik. Der Schreibstil ist einfach gehalten, klar und flüssig zu lesen, und hat mir gut gefallen. Dankbar war ich, dass friesische Ausdrücke übersetzt wurden … denn da habe ich absolut nix verstanden.
"Friesensommer " reihe ich in das Regal leichte Lektüre ein. Schnell und gut zu lesen, jedoch nicht besonders tiefgründig.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Solider Krimi!

In Staub und Asche
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Kjell Bonsaksen geht in Pension und bittet seinen Kollegen Holme inständig, einen alten Fall noch mal aufzurollen. 2004 wurde Jonas Abrahamsen verurteilt, kurz nach dem Unfalltod der 3jährigen Tochter, ...

Kjell Bonsaksen geht in Pension und bittet seinen Kollegen Holme inständig, einen alten Fall noch mal aufzurollen. 2004 wurde Jonas Abrahamsen verurteilt, kurz nach dem Unfalltod der 3jährigen Tochter, seine Frau getötet zu haben. Henrik Holme und Hanne Wilhelmsen von der Polizei in Oslo, nehmen nicht nur diesen Cold Case noch mal auf. Sie untersuchen auch den Selbstmord der Rechtsextremistin Iselin Havorn. Als noch dazu ein dreijähriges Mädchen entführt wird, haben sie alle Hände voll zu tun.

Dies ist schon der zehnte Fall rund um die Ermittler aus Oslo. Ich kenne keines der vorderen Bücher und hatte fast keine Probleme, in die Geschichte rein zu kommen. Ab und zu wird Bezug zu alten Fällen genommen, dies jedoch sehr zurückhaltend. Einzig die spezielle Beziehung zwischen Hanne und Henrik gab mir einige Rätsel auf. Da hat mir eindeutig Vorwissen gefehlt. Die Figuren sind keinesfalls 08/15 und da ich Ermittler mit Ecken und Kanten mag, habe ich mich sofort wohl gefühlt. Henrik hat massive Zwangsneurosen, berührt zum Beispiel stets den Türrahmen, bevor er ein Zimmer betritt. Oder zählt seine Hemdenknöpfe durch. Seine Zwangshandlungen sind absolut authentisch beschrieben. Hanne sitzt im Rollstuhl, was sehr selten in Krimis ist und darum meine Anerkennung hat. Allerdings ist sie eine ziemliche Zicke und rechthaberisch.
Da die Ermittler drei Fälle gleichzeitig behandeln, gibt es oft Perspektivwechsel, was die Geschichte etwas unruhig macht. Die drei Fälle hängen schlussendlich, wie schon zu Beginn geahnt, zusammen. Sie wurden äusserst schlüssig miteinander verstrickt und die Auflösung ist gut gemacht. Ich lese sehr gerne Krimis, in denen Jahre zurückliegende Fälle neu aufgedeckt werden. Der Fall um den Mord an der Ehefrau von Jonas liegt 12 Jahre zurück. Ab und zu empfand ich Ermittlungsergebnisse an den Haaren herbei gezogen. Wie die Tatsache, dass sich ein Nachbar noch daran erinnert, was das Opfer am Tag des Mordes in den Abfall geworfen hat.
Da die Rechtsextremistin Selbstmord verübt, wird auch ihr Umfeld beleuchtet. Hier wird es kurz politisch und etwas langatmig.
Normalerweise sind nordische Krimis eher düster. " In Staub und Asche" hebt sich wohltuend davon ab und hat mir gut gefallen. Leider soll dies der letzte Band rund um Henrik Holme und Hanne Wilhelmen sein. Doch ich kann ja noch die neun vorderen Bände lesen und habe da noch genug Lesestoff.