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Veröffentlicht am 12.10.2024

Meisterwerk an Spannung!

Letzte Lügen
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Es sollte ein erholsamer und schöner Honeymoon für Will Trent und seine Ehefrau Sara Linton werden. Will hat für eine Woche im Riedgeview Lodge eine Hütte reserviert und die beiden wollen die angebotenen ...

Es sollte ein erholsamer und schöner Honeymoon für Will Trent und seine Ehefrau Sara Linton werden. Will hat für eine Woche im Riedgeview Lodge eine Hütte reserviert und die beiden wollen die angebotenen Aktivitäten nutzen. Die Familie McAlpine, die das Resort leitet, bietet Yoga, Kajaktouren, Wanderungen und weitere Vergnügungen an. Die beiden Frischvermählten freuen sich auf eine Auszeit von ihren anstrengenden Berufen als Special Agent und Medical Examiner beim Bureau of Investigation. Gleich am ersten Abend nach ihrer Anreise hören die beiden einen Schrei und finden eine tote Frau. Statt auszuspannen, finden sie sich in den Mordermittlungen und der Suche nach dem Sohn der Toten, der seit der Mordnacht verschollen ist.


Karin Slaughter ist mit Recht einer der populärsten Autorinnen in diesem Genre. Obwohl "Letzte Lügen" schon der zwölfte Band in der Will Trent Reihe ist, ist er durchgehend spannend und energievoll. Nicht wie bei anderen Autoren, bei denen die Bände in einer so langen Reihe oft schlechter und träger werden, dreht Karin Slaughter hier noch einmal richtig auf.

Das Setting, das einsam gelegene Resort, ist sicher nicht neu in Krimis. Karins Slaughter hat es jedoch gut bestückt. Die Familie McAlpine, die dort das Zepter führt, ähnelt dem Denver - Clan. Allerlei Anfeindungen, Machtkämpfe und Antipathien wirbeln im Familiengefüge ganz schön viel Staub auf.... was sage ich Staub...das, was hier abgeht, ist eher ein Sturm von Orkangrösse. Ich war oft sprachlos von so viel Bosheit und Gemeinheit. Etliche toxische Beziehungen machen das Leben und die Zusammenarbeit dort zu einem Krampf.

Als eine Tote gefunden wird, habe ich nahezu jedem den Mord zugetraut. Hat das cholerische und durch und durch böse Familienoberhaupt ein Familienmitglied angestachelt den Mord zu begehen? War es seine Frau, die ihr bequemes Leben in Gefahr sah? Oder etwa der Ehemann, der mit Schulden und Suchtproblemen kämpft und dringend Geld braucht? Es könnte aber auch der Koch oder ein Gast gewesen sein, der die Frau erstochen hat? Die Auflösung, wie der Mord geschah ist Gänsehaut pur!

Will Trent und Sara Linton haben ganz schön viel zu tun. Obwohl ich nicht alle vorderen Bände ( ... etwas, das ich nun doch bereue ...) gelesen habe, konnte ich problemlos folgen. Vorwissen benötigt man meiner Meinung für diesen zwölften Band nicht. Anfangs dauerte es eine Weile bis ich die Figuren in meinem Kopf sortiert und präsent hatte. Das ist jedoch nicht der laschen Charakterisierung, sondern der Anzahl der Gäste und Familienmitglieder, geschuldet. Trotz der stattlichen Anzahl Seiten kippte die Geschichte nie in die Langatmigkeit. Ein Meisterwerk an Spannung, falscher Spuren und Ermittlungen. Grausig die beschriebenen Autopsien!

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Fesselnd und spannend!

Die vergessenen Kinder
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Nachdem die Schwestern Holly und Daisy Morgan nach einem schrecklichen Unglück Vollwaisen geworden sind, werden sie in das Waisenhaus Morgate überführt. Sie leiden schrecklich unter der Lieblosigkeit und ...

Nachdem die Schwestern Holly und Daisy Morgan nach einem schrecklichen Unglück Vollwaisen geworden sind, werden sie in das Waisenhaus Morgate überführt. Sie leiden schrecklich unter der Lieblosigkeit und dem Mangel an Wärme und Nahrung. Nachdem Holly einen jungen Mann kennenlernt, verschwindet sie eines Nachts spurlos aus dem Heim. Ihre jüngere Schwester Daisy ist überzeugt, dass Holly nicht freiwillig verschwunden ist.

30 Jahre später werden menschliche Ueberreste auf den Telscomp Cliffs gefunden. Superintendent Johanna Hamilton, die damals die beiden Schwestern nach Morgate brachte, holt jetzt die Vergangenheit ein. Wurde nun endlich, nach so vielen Jahren, Holly gefunden?

In diesem Roman stehen fünf Frauen im Mittelpunkt. Fünf Frauen, deren Lebensgeschichten mich berührt, erschrocken oder gefesselt haben.

Da ist erst einmal Jo, die sich als Polizistin langsam die Karrierestufen hinaufgearbeitet hat und als alleinerziehende Mutter in den frühen Achtzigerjahren dadurch viel Biss zeigen musste. Jo ist untrennbar mit den Schicksalen der anderen Frauen verbunden, da sie einige ältere Geschichten, die sie als junge Polizistin erlebt hat, bis in die Gegenwart mitschleppt.

Sehr berührt haben mich das Schicksal der Schwestern Daisy und Holly Moore. Sie werden als kleine Kinder Waisen und landen im Kinderheim Morgate. Ein Waisenhaus, das Zustände zeigt, in denen es Ende der Siebzigerjahre noch keine regelmässigen Kontrollen und Beistandschaften für die Waisenkinder gab. Im selben Waisenhaus leidet und darbt auch Gemma Smith einige Jahre zuvor ihr Dasein. Sie ist das typische Beispiel dafür, wie ein Kind, das weder Liebe noch Fürsorge erfährt, reagieren kann. Der Hunger nach Anerkennung und Liebe, lässt sie in Gefahr begeben.

Die Letzte im Bunde der abwechselnden Kapitel stellt Olive, Jo's Mutter, deren Leben zu Beginn nicht so recht in die Geschichte zu passen schien. Ihre Kapitel sind nämlich ganz anders aufgebaut und in einer lang vergangenen Zeit angesiedelt. Erst nach und nach ergeben die "Olive-Kapitel" Sinn und die Verbindung wird klar.

Als kleiner Kritikpunkt hätte ich mir gewünscht, dass die Identität des Täters nicht so schnell offensichtlich war. Da hätte die Autorin ruhig noch ein oder zwei ernst zu nehmende falsche Fährten einbauen dürfen. Doch das ist Klagen auf hohem Niveau. Denn die Spannung, wie das nahe Umfeld des Täters seine Schuld aufnimmt, hat mich durch das Buch getrieben.

Emily Gunnis versteht es ausgezeichnet die Figuren lebendig und nachvollziehbar zu gestalten. Ich habe sehr oft mitgefühlt und mitgelitten. Dadurch wird der Roman, den ich persönlich als Krimi bezeichnen würde, fesselnd und spannend. Die regelmässigen Perspektivwechsel, die Jo, Holly, Daisy, Gemma und Olive, sowie die damit verbundenen Zeitwechsel haben mich nie verwirrt. Da einerseits die Wechsel gut deklariert sind und anderseits durch die überzeugende Charakterisierung man immer weiss, wo in der Geschichte gerade steckt. Ganz grosses Kino ist die Verknüpfung der einzelnen Stränge, die Schicksale der einzelnen Figuren, die sich am Schluss zu einem grossen Ganzen verbinden.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Beuteltee very british

Tee auf Windsor Castle
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Aus Freundschaft zu ihrer Freundin Zaira macht Kate Bulloch die Führung durch Windsor Castle mit. Etwas widerstreben, denn Kate hat es nicht so mit der royalen Familie.

Sie verirrt sich auf der Suche ...

Aus Freundschaft zu ihrer Freundin Zaira macht Kate Bulloch die Führung durch Windsor Castle mit. Etwas widerstreben, denn Kate hat es nicht so mit der royalen Familie.

Sie verirrt sich auf der Suche nach dem stillen Oertchen und landet stattdessen in der Teeküche des Schlosses. Die alte Dame, die sich gerade einen Tee zubereitet, ist Kate sofort sympathisch.

Betty, wie die Dame sich vorstellt und Kate verbringen Zeit zusammen und aus dieser Zufallsbekanntschaft wird Freundschaft.


Auf 158 Seiten hat Claire Parker einen Roman geschaffen, der sehr humorvoll durch die Welt der höchsten englischen Aristokratie führt. Immer wieder bekommen die Mitglieder der englischen Krone ihr Fett weg. Vor allem König Charles kommt dabei nicht gut weg. Dabei bewegt sich die Autorin stets über der Gürtellinie und bleibt anständig. Gleichzeitig schimmert jedoch auch eine Prise Englandkritik durch. Das noble Windsor Castle mit all dem Prunk vis - a - vis der armen Bevölkerung, hier in der Gestalt von Kate Bulloch, die in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen musste.

Betty und Kate tauschen sich aus, denn ihre Lebensumstände sind komplett unterschiedlich. Kate ist eher kritisch gegenüber der royalen Familie, all dem Prunk und der Art des Geldscheffelns eingestellt. Betty erscheint oft sehr ahnungslos gegenüber dem Leben der Leute ausserhalb des Schlosses. Betty ist eine Dame, wie ich mir eine ältere britische Frau von Welt vorstelle. Zurückhaltend britisch, mit leisem und teilweise schwarzem Humor und allerliebst. Ich fand vor allem die Gespräche der beiden unterschiedlichen Frauen sehr gehaltvoll und aussagekräftig. Ich musste oft schmunzeln, aber genauso oft innehalten und nachdenken.

Gefreut habe ich mich das ganze Buch über auf den Augenblick, als Kate erkennt, wer ihre neue Freundin genau ist. Witzig fand ich übrigens auch die Namenswahl von Kate.

Die Aufmachung des Buches, etwas, was ich sonst nie erwähne, muss hier einfach ein paar Zeilen Platz haben: "Tee auf Windsor Castle" ist von herausragender Qualität. Das Buch hat eine feine Prägung, die einer edlen Tapete ähnelt, passend zum Golddruck und dem hochwertigen Schriftbild.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Abwechslungsreich

Ein Sommer auf Sylt
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Obwohl in ihrem Architekturbüro, das sie zusammen mit Freund Joe führt, gerade ein wichtiger Abschluss bevorsteht, reist Julia mit ihrer Mutter von Hamburg nach Sylt. Nachdem Julias Vater überraschend ...

Obwohl in ihrem Architekturbüro, das sie zusammen mit Freund Joe führt, gerade ein wichtiger Abschluss bevorsteht, reist Julia mit ihrer Mutter von Hamburg nach Sylt. Nachdem Julias Vater überraschend verstorben ist und ihr ein Haus auf Sylt hinterlassen hat, will Julia das Haus nun schätzen lassen und verkaufen. Allerdings hätte sie gut darauf verzichten können ihre beiden Tanten, Mutters Schwestern, auch noch mitzuschleppen. Doch die drei älteren Frauen wollen das Haus, indem sie zahlreiche Familienurlaube verbracht haben, noch einmal sehen. Dabei hat jede der Frauen eigene Pläne für das Friesenhaus. Da die Immobilie noch vermietet ist, kommen die Vier in der Pension "Weissen Villa" unter. Ihr Besitzer ist äusserst charmant und bietet Julia an, die Insel aus der Sicht eines Insulaners zu zeigen.


Sommer, Strand, Sonne und jede Menge abwechslungsreiche Handlung hat Lena Wolf in diesem Roman vereint. Dazu gibt sie eine Prise Liebe und Romantik und familiäre Zwistigkeiten. "Ein Sommer auf Sylt" habe ich nicht nur sehr gerne gelesen, der Roman hat mich auch bestens unterhalten.

Dabei wird die Insel Sylt nicht nur sonnig und heiter beschrieben. Die Autorin erwähnt ebenfalls die dunklen Wolken, die auch in der Realität über der Insel schweben. Zum Beispiel die hohen Grundstückspreise, die sich die Sylter nicht mehr leisten können und deswegen wegziehen. Oder die geldgierigen Makler, die Friesenhäuser möglichst mit hohem Gewinn verkaufen wollen.

Julia, die mit Freund Joe ein Architekturbüro betreibt, ist eine Karrierefrau, die wohl oder übel auf Sylt ihr Leben entschleunigen muss. Dabei kommt sie ins Grübeln und der Gedanke, was sie eigentlich in und mit ihrem Leben will, tritt in den Vordergrund. Obwohl die Wege, die sie gehen wird, vorhersehbar sind, hat mich das nie gestört. Der Grund dafür ist sicher, dass die Handlung sehr abwechslungsreich ist. Es geschieht immer irgendetwas. Entweder amüsierte ich mich über die Streitigkeiten zwischen Julias Mutter Beate und ihren Schwestern Annika und Christiane. Oder man ist hautnah dabei, als Julia und ihr Vermieter einen Strandspaziergang unternehmen oder in einem Strandrestaurant speisen.

Es wird auch romantisch, doch nie kitschig. Mir hat dieser Liebesroman mit seiner schwungvollen Handlung und Themen, die auch in die Tiefe gehen, sehr gefallen. Von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Klare Leseempfehlung!

Deine größte Angst
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Ein Amokfahrer rast am Weihnachtsmarkt in der Konstanzer Altstadt in die Menge. Siebzehn Menschen sterben!

Acht Menschen, die die Amokfahrt überlebt haben, werden regelmässige Gruppensitzungen angeboten. ...

Ein Amokfahrer rast am Weihnachtsmarkt in der Konstanzer Altstadt in die Menge. Siebzehn Menschen sterben!

Acht Menschen, die die Amokfahrt überlebt haben, werden regelmässige Gruppensitzungen angeboten. Ihr Therapeut ist Falk Hagedorn, ehemaliger LKA Ermittler und Therapeut mit eigener Praxis für Psychotherapie. Hagedorn war ebenfalls zum Zeitpunkt der Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs und kann sich bestens in seine Patienten hineinversetzen. Währenddessen will die Polizei unbedingt den Mörder fassen und ermittelt auf Hochdruck.


Matthias Bürgel greift in seinem Thriller ein Thema auf, das leider auch im realen Leben immer wieder die Welt in Schrecken versetzt. Amokfahrten geschehen quer durch alle Länder immer wieder. Das Wissen, dass man in ein solches Verbrechen als Unbeteiligter geraten kann, hat bei mir beim Lesen für Gänsehaut gesorgt. Diese Gänsehaut steigt noch auf ein höheres Level durch die authentische Beschreibung des Autors während dieser Geisterfahrt durch den Weihnachtsmarkt.

Ein Teil der Handlung spielt sich auf Schloss Seeheim ab. Dort hält Hagedorn Gruppentreffen mit Menschen, die die Amokfahrt zwar überlebt, aber schwer verletzt oder einen nahen Menschen verloren haben. Reihum und in immer wieder eingeschobenen Kapiteln erzählen sie, wie sie diese schrecklichen Minuten auf dem verhängnisvollen Weihnachtsmarktbesuch erlebten. Teilweise hat es mich regelrecht geschüttelt beim Lesen, so echt und bedrückend waren diese Passagen.

Falk Hagedorn ist eine Figur, die viele Facetten aufweist. Als Psychotherapeut geht er sehr einfühlsam mit (fast) allen seinen Patienten um. Er zeigt aber auch eine verletzliche Seite, die die Figur dadurch äusserst vielschichtig macht. Der Täter, der aus Gründen, die in seiner Vergangenheit liegen, mordet, belegt mit seinem Verhalten, dass es durch und durch kranke Menschen auf dieser Welt gibt. Fiktiv und real... denn wie oben erwähnt, geschehen Amokfahrten leider auch in der Realität. Beide, Hagedorn und der Täter sind psychologisch durchdacht charakterisiert und ebenso wie auch die anderen Figuren überzeugend.

Wieder hat Matthias Bürgel einen mitreissenden, spannenden und tollen Thriller geschrieben. Mit Schrecken und Wehmut musste ich beim Start in dieses Buch lesen, dass dies der letzte Fall von Falk Hagedorn ist.

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