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Veröffentlicht am 12.11.2024

Atemlose Spannung!

The Killer Profile
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In der Biotechfirma Necro in London geht Midnight Jones als Datenanalystin einem interessanten Job nach. Sie wertet Persönlichkeitsprofile von zukünftigen Studenten oder Arbeitnehmenden für Universitäten ...

In der Biotechfirma Necro in London geht Midnight Jones als Datenanalystin einem interessanten Job nach. Sie wertet Persönlichkeitsprofile von zukünftigen Studenten oder Arbeitnehmenden für Universitäten oder Firmen aus. Profil K, das eines Serienkillers, hatte sie noch nie auf dem Tisch! Doch genau dieses Resultat zeigt ihr ihre neuste Analyse. Midnight Jones versucht ihre Vorgesetzte zu warnen, doch die schenkt ihr keinen Glauben.

Kurz darauf wird eine Frau, die in Midnights Nähe wohnt, bestialisch getötet. Die Datenanalystin ist überzeugt, dass der Täter ihr Profil K ist. Ihr sind jedoch aus Datenschutzgründen die Hände gebunden.


Der Plot in diesem Thriller ist einzigartig und hebt sich markant von anderen Thrillern ab. Eine Datenanalystin, die per Zufall über das Profil eines Serienkillers stolpert und gefangen ist in betriebliche Abläufe und Verschwiegenheitsklauseln. Was für eine brisante Ausgangslage! Ein Detail wie aus dem Lehrbuch der Realität. Datenschutz lässt grüssen! Die Firma Necro und ihre Arbeit ist auch für weniger technisch Versierte, wie mich, sehr einleuchtend beschrieben. Das Wissen und die Erkenntnisse, die Midnight über den Typ Profil K erlangt, konnte ich nachvollziehen. Die kriminalistische Seite, die Morde und die Ermittlungen, ist brutal und nichts für sensible Leserherzen. Besonders schockierend ist, dass man als Leser kurz Einblick in das Leben des zukünftigen Opfers hat und dann hautnah bei der Tat mitliest.

Einige Passagen mit den Gedanken des Täters sind gruselig und zeigen, wie krank der Täter ist. Haarsträubende und äusserst spannungsgeladene Szenen haben mich atemlos weiterlesen lassen.

Wie in "The Institution" konnte mich Helen Fields auch mit ihrem neusten Thriller begeistern. Die Autorin punktet bei mir wieder mit hervorragenden Recherchen, diesmal in der Datenanalyse und im Profiling und einem durchwegs hohen Spannungsbogen. Denn über Midnight Jones schwebt nicht nur die Gefahr selbst in die Fänge des Serienkillers zu geraten. Midnight Jones ist ausserdem sehr verletzlich, denn sie sorgt für ihre Schwester, die schwer beeinträchtigt bei ihr lebt. Sie agiert manchmal nicht sehr überlegt, was ich ihrer Angst vor dem Mörder zugeschoben habe.

Nun würde ich mir vom Verlag noch einen deutschen Titel wünschen. Ins Deutsche übersetzte Bücher mit englischen Buchtiteln: eine Unart, die mehr und mehr Verlage leider übernehmen.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Wie weiter?

Für immer und ein Jahr
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Nach dem Verlust von Ehefrau Kaya weiss Jan Bode nicht, wie er weiterleben soll. Er muss seinen beiden Kindern Finn und Lina nicht nur Vater sein, sondern auch die Mutter ersetzen. Nicht einfach mit zwei ...

Nach dem Verlust von Ehefrau Kaya weiss Jan Bode nicht, wie er weiterleben soll. Er muss seinen beiden Kindern Finn und Lina nicht nur Vater sein, sondern auch die Mutter ersetzen. Nicht einfach mit zwei pubertierenden Teenagern, die ihre Mutter vermissen.

Zu der grossen Trauer muss Jan auch noch über seinen Schatten springen und Freunden, Familienmitgliedern, aber auch ihm fremden Menschen zum Geburtstag gratulieren. Denn Jan hat Kaya kurz vor dem Tod versprochen, dass er ein Jahr lang alle Namen, die in ihrem Geburtstagskalender stehen, anruft und ihnen gratuliert.


Die Geschichte beginnt schonungslos und zeigt einen Einblick auf die letzte Zeit einer Sterbenden mit ihrer Familie. Kaja hat Lungenkrebs und muss Abschied nehmen von Mann und Kindern. Ebenso emotional geht es weiter, denn die Autorin beschreibt die grosse Trauer, die Jan und seinen Kindern oft den Boden unter den Füssen wegzieht. Doch nach und nach schleichen sich Lichtblicke in diese schwere Zeit und diese sind wohldosiert, aber stimmig in die Handlung integriert. Es gibt aber auch beschwerliche Phasen, wie die Weigerung von Jan im gewohnten Zimmer, das er mit Kaja geteilt hatte, zu schlafen. Die 13-jährige Lina sucht dieses Zimmer jedoch zum Trost auf. Hier zeigt die Autorin, wie verschieden Menschen trauern und wie anderes jeder mit Trauer umgeht.

Die Telefonanrufe, die Kajas Geburtstagskalender und sein Versprechen an sie diktieren, und die Jan mit grosser Ueberwindung erledigt, sind Fixpunkte in der Handlung und haben mir besonders gut gefallen. Denn der Witwer muss nicht nur seinen Bruder, den er lange nicht mehr gesprochen hat, sondern auch die Trauerbegleiterin oder einen Exfreund von Kaja anrufen. Jedes Gespräch eröffnet Wendungen in der Handlungen, die berührend, überraschend und oft auch emotional sind.

Zuerst habe ich es als seltsam empfunden, dass die Verstorbene immer wieder in kurzen Passagen zu ihrem Mann spricht und das Geschehen kommentiert. Nach und nach entpuppten sich diese Einspieler jedoch als grosse Bereicherung für die Geschichte.

Stefanie Hansen, die unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht, hat mich mit ihrer Geschichte um den Verlust der Familie Bode berührt und auch nachdenklich gemacht. Wie würde ich in so einer Situation umgehen, wie stehe ich zum Sterben und wie kann man so einen Verlust verarbeiten?

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Sehr gelungener Auftakt

Rachesommer
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In der psychiatrischen Klinik Markkleeberg in Wien wird eine junge Patientin tot aufgefunden. Der behandelnde Arzt tippt auf Selbstmord. Oberkommissar Walter Pulaski von der Kriminalpolizei Leipzig, der ...

In der psychiatrischen Klinik Markkleeberg in Wien wird eine junge Patientin tot aufgefunden. Der behandelnde Arzt tippt auf Selbstmord. Oberkommissar Walter Pulaski von der Kriminalpolizei Leipzig, der routinemässig dazu gezogen wird, entdeckt jedoch Unstimmigkeiten.

Gleichzeitig geht Anwältin Evelyn Meyers einem mysteriösen Todesfall nach. Peter Holobeck, einer ihrer Kollegen in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei, ist spätnachts in einen Schacht gestürzt und ertrunken. Die Witwe verbietet sich Evelyns Einmischung, obwohl Ungereimtheiten vermuten lassen, dass der Verstorbene vor seinem Tod nicht alleine war.


Nach "Rachewinter", "Racheherbst" und "Rachefrühling" habe ich die Jahreszeitensammlung komplettiert und mich nun dem Sommer gewidmet. "Rachesommer" ist ja Teil eins der 4 Bände und ich habe das Feld halt damit von hinten aufgerollt.

In diesem Thriller hat Andreas Gruber den Protagonisten Meyers und Pulaski etwa gleichviel Platz eingeräumt. Fast über das ganze Buch ermitteln die beiden getrennt, wissen nichts von der Arbeit des jeweils anderen und lernen sich auch erst hundert Seiten vor Schluss des Buches kennen. Evelyn Meyers arbeitet noch als Anwältin und träumt von einer Karriere als Strafverteidigerin. Walter Pulaski versucht nach dem nicht lang zurückliegenden Tod seiner Frau Karin die Erziehung der 12-jährigen Jasmin und seinen Beruf unter einen Hut zu kriegen. Beide Figuren haben Biss und ermitteln auf ihre ganz eigene Art mit viel Spürsinn, Geduld und Hartnäckigkeit.

Das Grundthema, die geballte Ladung abscheulicher Kriminalität, rechtfertigt den Thriller. Es wird jedoch nie blutig, unterschwellig schwingt jedoch oft sehr viel Brutalität mit. Gerade Erzählungen eines Zeugen haben für sehr viel Gänsehaut und auch Abscheu gesorgt. Die Verbindung der beiden Stränge, die sich abgezeichnet hat, empfand ich als sehr gut gemacht.

Die regelmässigen Wechsel zwischen diesen Erzählfäden, sowie Sprünge in den verschiedenen zeitlichen Ereignissen haben mich nie verwirrt. Andreas Gruber kann es sich leisten einem Kapitel mit einem Strang (zum Beispiel die Ereignisse um Walter Pulaski), einige Kapitel aus Meyers Perspektive, Rückblicke in die Vergangenheit, sowie das Erlebte einer Schlüsselfigur folgen zu lassen. Ohne, dass ich dabei den Ueberblick verloren habe.

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Kriminelle Anthologie

Du stirbst nicht nur zur Sommerzeit
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Du stirbst nicht nur zur Sommerzeit ... Nein, auch im Winter, wenn es schneit.

24 mörderische Geschichten in einer Sammlung von Kurzgeschichten der verschiedensten Autorinnen und Autoren. Es wird am Weihnachtsabend ...

Du stirbst nicht nur zur Sommerzeit ... Nein, auch im Winter, wenn es schneit.

24 mörderische Geschichten in einer Sammlung von Kurzgeschichten der verschiedensten Autorinnen und Autoren. Es wird am Weihnachtsabend gemordet, in der Adventszeit oder am Weihnachtsmarkt wird es kriminell.




Ich bin begeistert von diesem literarischen Adventskalender, der 24 mörderische und kriminelle Geschichten für den Krimiliebhaber bereithält. Ein Buch, das ideal als Begleiter in der Adventszeit ist, jedoch auch ausserhalb dieser besinnlichen Zeit gelesen werden kann.

Die Palette der Kurzgeschichten ist bunt wie der Schreibstil der 24 Verfasser. Mal handelt eine Geschichte an einer Baile-Funk-Party, mal versucht ein Täter sich an einem Enkeltrick am Weihnachtsabend, eine junge Frau muss sich gegen einen Stalker behaupten oder ein Ermittler kurz vor der Rente will unbedingt den einzigen Cold Case in seiner Karriere endlich lösen.

Manche Geschichten, wie das bei Anthologien so ist, haben mir besser gefallen, andere weniger. Und wenn letzteres, dann war ja die Geschichte bald wieder gelesen und ein neues Krimiabenteuer, das mir mehr zusagte, stand an. Die Geschichten sind zwischen zehn und neunzehn Seiten lang und ideal für eine kurze Auszeit in einer vielleicht hektischen Zeit.

Ich habe mich besonders über die Kurzgeschichten einiger, von mir geschätzten, Autoren gefreut. Nicole Neubauer, Svea Jensen, Regina Kälpin oder Michael Thode zum Beispiel.

Ich kann dieses Buch mit den originellen, schaurigen, entsetzlichen, tiefsinnigen und manchmal auch witzigen Krimi-Geschichten ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 16.10.2024

Geschichte mit Tiefgang

Pineapple Street
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Nach der Heirat mit Cord willigt Sasha ein in sein Elternhaus in der Pineapple Street im noblen Viertel Brooklyn Heights zu ziehen. Seine Eltern Tilda und Chip machen dem jungen Paar Platz und ziehen in ...

Nach der Heirat mit Cord willigt Sasha ein in sein Elternhaus in der Pineapple Street im noblen Viertel Brooklyn Heights zu ziehen. Seine Eltern Tilda und Chip machen dem jungen Paar Platz und ziehen in ihr zweites Domizil ein paar Strassen weiter.

Kein Problem für die hoch angesehene Familie Stockton, die in New York Einfluss und Macht hat. Einzig Cords Schwestern Darley und Georgiana beäugen Sashas Einzug mit Argusaugen. Denn schliesslich hat Bruder Cord mit ihr eine Frau aus der Mittelschicht gewählt und damit unter seinem Stand geheiratet.


Dieses Buch trägt als Titel den Namen eine Strasse und verrät dadurch Dreh- und Angelpunkt der Handlung. In der Pineapple Street in New York, in einer alten Villa randvoll mit Erinnerungen, sind die drei Geschwister Darley, Cord und Georgiana gross geworden. Ihre Eltern waren und sind gut situiert und bewegen sich trittsicher auf New Yorks Tennisplätzen, Charity Events und in luxuriösen Fitnessstudios. Die Familie Stockton ist eine eingeschworene Gemeinschaft und Aussenstehende, wie Cords Frau Sasha, die zudem nicht ganz aus denselben Kreisen stammt, haben es schwer einen Fuss in die Türe zu kriegen.

Sasha und Cord leben, frisch verheiratet, in der Pineapple Street und Sasha kämpft mit den oben erwähnten Erinnerungen in dem Haus, die die Eltern und Schwestern von Cord einfach zurückgelassen haben und die nicht entsorgt werden dürfen. Kapitel aus der Sicht von Sasha dokumentieren nicht nur ihren Kampf um Anerkennung, sondern bringen auch eine nachdenklich machende Note in die Geschichte. Ist man in einem Leben in der privilegierten Schicht automatisch glücklicher? Ist ein Leben in Reichtum die Erfüllung aller Sorgen?

In weiteren Kapiteln ist das Leben der Jüngsten der Stockton Familie im Mittelpunkt. Georgiana strotzt nicht vor Selbstbewusstsein und eine frische, wenn auch nicht so treffsichere Liebe endet tragisch. Georgiana ist das wohl liberalste Mitglied der Familie und sie bringt nicht nur eine Prise Liebe und Romantik, sondern auch Gedanken über Rassismus ins Spiel.

Die weiteren Kapitel widmen sich Darley, die verheiratet mit Malcom, einem Koreaner und Vollzeitmutter von zwei Kindern ist. Die Autorin hat ihr Leben als New Yorker Mum gezeichnet, die sich immer ein wenig gefangen fühlt zwischen Spielplatz und Schwimmunterricht ihrer Kinder. Doch Darleys Leben ist nicht nur rosarot, sieht sie durch ein Ereignis ihren finanziellen Lebensstandard gefährdet.

Mich haben die Figuren erreicht, ich empfand sie alle als überzeugend. Dieses Buch ist nicht nur die Familiengeschichte einer gutsituierten Upper Class Family, sondern auch Unterhaltung pur. Der Kern der Geschichte, die Frage, ob Geld glücklich macht, wabert immerzu mit.

Leicht, feinfühlig und mit einem gut lesbaren Schreibstil hat es die Autorin geschafft die Welt der Reichen und vom Erfolg Verwöhnten so darzustellen, dass eine grosse Prise Sozialkritik mitschwingt.

Mich hat dieses Buch nicht nur wunderbar unterhalten, sondern auch zum Nachdenken gebracht.

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