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Veröffentlicht am 02.08.2018

Dieses Buch ist harter, aber unfassbar wichtiger Stoff !!! Lest es unbedingt !

Du wolltest es doch
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Schon bei der ersten Vorstellung des Buches, da war mir ganz deutlich bewusst, das die Thematik dieses Buches für mich nicht leicht zu verdauen sein würde. Und genau so war es auch. Louise O' Neill hat ...

Schon bei der ersten Vorstellung des Buches, da war mir ganz deutlich bewusst, das die Thematik dieses Buches für mich nicht leicht zu verdauen sein würde. Und genau so war es auch. Louise O' Neill hat mich mit DU WOLLTEST ES DOCH an meine persönlichen Grenzen gebracht und ich muss gestehen, das ich einmal eine kurze Pause einlegen musste, um die Geschichte sacken zu lassen und mich von Emma, die mir innerhalb kürzester Zeit so nah war, ein Stück weit zu distanzieren, damit es für mich wieder erträglicher wird.

Dieses Buch kann also, und ich muss das immer und immer wieder so deutlich sagen, ein Trigger für all jene unter Euch sein, die schon einmal Opfer von sexueller Gewalt wurden, die unter Depressionen und Angstzuständen leiden oder die einfach und schlicht, anfällig und empfindlich auf harte Themen wie Victim Blaming ( Opfer-Täter-Umkehr ), Vergewaltigung, Mobbing und ähnliches reagieren.

Allen anderen, möchte ich dieses Buch aber dringend ans Herz legen, denn DU WOLLTEST ES DOCH ist ein so realistischer Roman, der sich mit einem riesigen Problem unserer Zeit beschäftigt.

Emma ist das schönste Mädchen in ganz Ballinatoom, Irland. Und das weiß sie auch. Sie provoziert mit aufreizenden Outfits und macht keinen Hehl daraus, das sie sich gerne mit Jungs umgibt. Sie genießt es, das ihr alle zu Füßen liegen.
Auf einer Party, da trinkt sie allerdings zu viel, sie wirft Pillen ein und schließlich verschwindet sie mit dem viel älteren Paul im Schlafzimmer.

...Filmriss....

Zwei Tage später ist die Welt plötzlich eine ganz andere ! Emma wird von ihren besten Freundinnen geächtet, sie wird in der Schule verspottet, beleidigt. In den Social Medias tauchen Bilder auf, die sie in eindeutiger Pose zeigen. Die Kommentare darunter: HURE, FLITTCHEN, SCHLAMPE ! "Die wollte es ja gar nicht anders". "Easy-Emma".

Was niemand sieht: Das Mädchen wirkt auf den Bildern teilnahmslos und weggetreten. Doch dem Mob genügt es, die Feinheiten zu übersehen und sich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren...denn wer will bei sowas schon den Tatsachen ins Auge sehen, wenn das Mädchen es durch sein Verhalten ja sowieso förmlich provoziert hat ? Da wird sie schon Gefallen an der Sache gefunden haben....

Louise O'Neill widmet sich in ihrem Roman auf sehr schonungslose und authentische Art und Weise, die manch einen Leser sicher erschrecken dürfte, dem Thema Vergewaltigung und dem DANACH.

Emma ist ganz klar das Opfer in dieser Tragödie, doch ihr Umfeld suggeriert ihr, das sie die Situation selbst provoziert hätte, das sie, sollte sie die Jungs anzeigen, die ihr Schreckliches angetan haben, das Leben dieser zerstört. Und überhaupt ist die Situation ja vielleicht doch einfach nur aus dem Ruder gelaufen, schließlich kommen die Jungs ja alle aus gutem Hause.

Der Umgang mit Emma hat mich unglaublich wütend gemacht. Besonders die Tatsache wie ihre eigene Familie reagiert. Ihr Vater kann sie nicht mehr ansehen, verbringt mehr Zeit bei der Arbeit als Zuhause, ihre Mutter resigniert. Alle scheinen mit sich selbst beschäftigt und niemand hinterfragt, wie es Emma mit dieser Situation geht. Einzig ihr älterer Bruder scheint besorgt und versucht, Emma dazu zu bewegen wieder am Leben teilzunehmen. Allerdings gestaltet sich dies in einer Kleinstadt wie Ballinatoom, in der jeder jeden kennt, sehr schwer, denn egal wohin Emma auch geht, die Leute flüstern und tuscheln hinter ihrem Rücken, sie wird auf der Straße angerempelt oder verspottet. Kein Wunder, das sie in eine tiefe Depression verfällt und sich selbst verliert.

Emma ist ein Charakter, bei dem es mir gerade zu Beginn sehr schwer fiel eine Verbindung aufzubauen, denn sie ist, das muss man einfach so sagen, nicht gerade eine Sympathieträgerin. Sie wirkte auf mich sehr kalt und distanziert, war sich ihrer selbst immer sicher und bewusst, das sie sowieso das bekommt was sie haben will. Im Verlauf macht sie dann aber, aufgrund des Erlebten eine extreme Verwandlung durch. Sie wirkt beinahe apathisch und ihr Gedankenkarussell dreht sich unaufhörlich. Sie hinterfragt all die hässlichen Kommentare und Nachrichten, die sie auch ein Jahr später noch bekommt und redet sich selbst ein, das da vielleicht doch auch Wahrheit mit drin steckt. Sie sieht sich selbst als eine Art Täterin, die die Zukunft von jungen Männern verbaut, weil sie sich doch selbst an nichts aus dieser Nacht erinnern kann. Wie kann sie da also irgendetwas behaupten, selbst wenn die Bilder eine eindeutige Sprache sprechen ???

Leider ist genau das was Emma passiert, in der heutigen Zeit ein ganz großes und ernstes Thema, das wir immer wieder diskutieren und überhaupt zur Sprache bringen müssen. Vergewaltigungen in den Nachrichten gehören heute ja schon fast zur ( sehr traurigen ) Realität. Wie kann es sein, das solche Gräueltaten heutzutage so oft toleriert werden, wenn die Frau ( bzw. das Opfer ) es doch förmlich darauf angelegt hat, mit ihrem Outfit, mit ihrem Verhalten, etc.

Es gibt ein sehr interessantes Nachwort der Autorin, das eigentlich alles sagt, was ich auch dazu denke. Auch der Verlag hat ein eigenes Nachwort angehängt, das eine sehr wichtige Aussage enthält.

Ein bisschen schockiert war ich davon, wie die Autorin die Geschichte um Emma auflöst. Allerdings nur für einen kurzen Moment, denn leider kommt auch hier wieder die traurige Realität zum Tragen, die zeigt, welch einen Kampf es für ein Opfer bedeutet, zu seinem Recht zu kommen. Ich kann Emmas Entscheidungen, auch aus eigener Erfahrung heraus, unheimlich gut verstehen und trotzdem haben sie mich auch traurig und wütend gemacht.

Fazit:
DU WOLLTEST ES DOCH ist ein Roman in dem ein sehr schweres Thema vorherrscht, das aber unbedingt immer wieder angesprochen und diskutiert werden muss. Heute mehr denn je.
Es ist ein brutaler, aber authentischer Roman, der jede Menge Stoff zum Nachdenken bietet und den ich unbedingt auch als Schullektüre empfehlen würde.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Amy Harmon hat sich zum wiederholten Male selbst übertroffen ! Highlight 2018 !

Queen and Blood
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Mit jedem ihrer Romane geht mir Amy Harmon unter die Haut, jede ihrer Geschichten überwältigt mich, so sehr, das in mir drin ein wahrer Gefühlssturm tobt, der beginnt sobald ich das Buch aufschlage und ...

Mit jedem ihrer Romane geht mir Amy Harmon unter die Haut, jede ihrer Geschichten überwältigt mich, so sehr, das in mir drin ein wahrer Gefühlssturm tobt, der beginnt sobald ich das Buch aufschlage und der auch nach dem Lesen und mit Beenden des Buches nicht schwächer wird und immer mindestens noch zwei, drei Wochen ganz stark nachklingt.

Jedes ihrer Bücher ist ein kleines, emotionales und poetisch anmutendes Meisterwerk, das mir schlaflose Nächte beschert, weil ich nie mit dem Lesen aufhören kann. Und das mich, wie im Fall von Queen and Blood auf eine besondere Reise in eine ganz unglaubliche, fantastische Welt schickt.

Queen and Blood ist Amy Harmons zweiter Fantasy-Romance Roman, das bedeutet, das ich in Bezug auf die Erschaffung ihrer ( fantastischen ) Welt nur sehr wenig Vergleichsmöglichkeiten habe und mich dabei ausschließlich auf Bird and Sword berufen kann, das ich ja ebenfalls schon absolut gefeiert habe.

Dieses Mal hat sie allerdings noch einen draufgesetzt, sie hat den Weltenentwurf und auch die Gaben, die hier eine sehr wichtige und bedeutende Rolle spielen noch mehr ausgebaut und alles wirkte auf mich noch intensiver als beim letzten Mal. Manchmal hatte ich das Gefühl, das ich mich in einer Welt bewege, die mit guten Videospielen wie Zelda oder Skyrim, mithalten kann. Die Umgebung ist vielfältig und atemberaubend schön. Ganz besonders angetan hat es mir Dendar. Ich hatte die Kulisse förmlich vor Augen und war einfach hin und weg von diesem so ursprünglichen und irgendwie fast schon magischen Ort.

Nicht nur in die Gestaltung ihrer Kulisse legt Amy Harmon sehr viel Liebe, sondern auch in die Erschaffung ihrer Charaktere, die allesamt so großartig und vielschichtig sind, das man sie einfach lieben, manchmal auch hassen, muss. Hauptprotagonisten wie Nebenfiguren sind stark und liebenswert.

Es ist unglaublich, wie viel Komplexität man in 400 Buchseiten finden kann. Ich hatte das Gefühl, ich lese einen 1000 Seiten Wälzer ( weil einfach so viel passiert ist ), der aber niemals langweilig wird. Es gibt natürlich Strecken die weniger spannend sind als andere, aber gelangweilt habe ich mich nie. Immer gab es etwas zu entdecken, sei es in der Umgebung oder aber in den zwischenmenschlichen Beziehungen und Freundschaften oder in den Charakterzügen einzelner Figuren.

Die Liebesgeschichte die sich zwischen Kjell und Sasha entwickelt ist von besonderer Tragik und bricht dir ein ums andere Mal das Herz. Sie wird allerdings und dafür danke ich Amy Harmon wirklich sehr, zu keinem Zeitpunkt schnulzig oder zu verkitscht.

Queen & Blood hat mich auf ganzer Linie überzeugt, mehr als das ! Es hat sich so tief in mein Herz gegraben, hat mir wundervolle Lesemomente beschert, hat mich in eine unglaublich atemberaubende Kulisse entführt und deshalb kann ich mit felsenfester Überzeugung sagen, das es das beste Buch ist, das ich 2018 bisher gelesen habe. Alle anderen Romane, die da jetzt noch kommen, werden es ganz schön schwer haben, da emotional ran zu kommen !

Veröffentlicht am 26.07.2018

Düster, atmosphärisch, toll !

Witchborn
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Hexen und Hexerei sind von jeher zwei Dinge, die mich unglaublich interessieren. Sowohl historisch gesehen, als auch im Fantasybereich. Mein Interesse war also bereits beim ersten Blick auf den Titel und ...

Hexen und Hexerei sind von jeher zwei Dinge, die mich unglaublich interessieren. Sowohl historisch gesehen, als auch im Fantasybereich. Mein Interesse war also bereits beim ersten Blick auf den Titel und das samtige, im düsteren Gothiclook gehaltene und an Poe erinnernde Cover, schon angefacht.

In der Geschichte geht es um die 14-jährige Alyce, die Zeugin wird, wie man ihre Mutter der Hexerei bezichtigt und diese auf dem Scheiterhaufen verbrennt.
Alyce kann sich retten und flieht nach London, wo sie nicht nur auf wohlgesinnte Menschen trifft, sondern sich vor allem vor Hexenjägern verstecken muss.
Doch nicht nur die Jäger sind hinter ihr her. Alyce wird außerdem zum Spielball zweiter mächtiger Frauen: Maria Stuart und Elizabeth I.

Nicholas Bowling paart hier historisch belegte Gegebenheiten und Fehden mit sehr viel eigener Fantasie und magischen Elementen, was mir unglaublich viel Lesefreude beschert hat, besonders auch deshalb weil er über seinen Plot eine ganz eigene, düstere und perfekt zur Tudorzeit passende Atmosphäre gelegt hat. Seine Figuren sind gut herausgearbeitet und teilweise schön skurril, manchmal auch ein bisschen seltsam und ja, fast schon gruselig. Solch einem Jäger zum Beispiel wollte ich im wahren Leben nicht begegnen. Auch die Beschreibungen der Kulisse haben mir gefallen, denn ich fühlte mich wirklich unbeschönigt ins England des 16. Jahrhunderts katapultiert.

Nicholas Bowlings Schreibstil ist angenehm zu lesen und sein Tempo bleibt konstant, allerdings aber auch nur mäßig spannend. Mich hat es nicht gestört, da in der Geschichte trotzdem ständig irgendwelche Dinge passieren, die man in dem Moment nicht unbedingt erwartet hat. Erst gegen Ende da legt er dann doch ein kleines bisschen zu und kann mit einer gekonnten Wendung überraschen.

Das Ende ist ein Thema für sich. Ich meine mich daran zu erinnern, das dieses Buch ein Einzelband ist und auch bleiben soll. Und für mich persönlich war das Ende ansich rund und gut abgeschlossen, mit Raum für eigene Interpretationen in Bezug auf Alyce' Zukunft. Aber andererseits bleiben doch auch einige Dinge offen und der Autor hat es so geschickt gelöst, das er die Geschichte vielleicht auch durchaus weitererzählen könnte. Ich bin also mal gespannt, was passiert, kann persönlich aber mit beiden Möglichkeiten leben.

Egal, wie er sich entscheidet, mich hat er mit seinem Debüt auf jeden Fall weitestgehend überzeugen können und ich würde mich sehr freuen, bald mehr von ihm lesen zu dürfen.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Authentisch, wichtig, gut !

Clean
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Es gibt Bücher, da braucht es erst einen zweiten oder gar dritten Blick, bis sie mein Interesse wecken. CLEAN ist ein solches Buch und nachdem ich es gelesen habe, frage ich mich ernsthaft, warum das so ...

Es gibt Bücher, da braucht es erst einen zweiten oder gar dritten Blick, bis sie mein Interesse wecken. CLEAN ist ein solches Buch und nachdem ich es gelesen habe, frage ich mich ernsthaft, warum das so war.

Denn, und das mag jetzt etwas seltsam klingen, macht aber vermutlich aufgrund meiner eigenen Lebenserfahrungen Sinn, ich liebe Therapieromane, sofern diese halbwegs authentisch sind, nicht ins Kitschige oder in Wunderheilung abdriften.

Und June Dawson ist genau das gelungen, was ich von einem Roman mit solchem Inhalt erwarte.

Sie beschreibt Lexis Entzug auf unbeschönigte, authentische Art und Weise, mit all seinen hässlichen Seiten, den Kampf der Entwöhnung und das Auseinandersetzen mit sich selbst, das Finden seiner Ziele und Wünsche, das Leben nach der Therapie, wenn man die Dunstglocke verlässt, die über solch einem "Raum" liegt. Das Ankommen im Hier und Jetzt mit all seinen Versuchungen.

Lexi ist die Tochter eines Hotelier-Moguls, sie zieht schon ihr ganzes Leben lang von einem Hotel ins Nächste, badet im Luxus und greift ungeniert zu diversen Aufputschmitteln um ihr Leben interessant zu halten und Spaß zu haben und vor allem ihrem Freund zu gefallen, der in ihr eine perfekte Geldquelle zur Unterhaltung seiner eigenen Sucht sieht.
Auf einer Party stürzt Lexi allerdings so sehr ab, das sie sich beinahe den goldenen Schuss setzt, was ihren Bruder dazu veranlasst die Reißleine zu ziehen und sie in eine private Entziehungsklinik zu verfrachten.

Hier muss sich Lexi der harten Realität stellen und Tag für Tag gegen ihre Sucht kämpfen. Zunächst wehrt sie sich natürlich vehement, doch irgendwann fügt sie sich in den Klinikalltag ein, schließt Freundschaften und beginnt an sich selbst zu arbeiten und vor allem zu sich selbst zu finden....

Wie bereits oben schon erwähnt fand ich besonders gut, das die Autorin versucht hat, die Geschichte authentisch zu erzählen. Und das ist ihr weitestgehend wirklich sehr gelungen. Es gab aber auch Dinge die mich störten, wie beispielsweise die permanente Erwähnung des Reichtums der Protagonisten, die Tatsache, das es sich natürlich um eine exklusive Privatklinik handelte, wo die Jugendlichen im Luxus schwelgen, beste 3-Sterne Menüs zu sich nehmen, und so weiter.
Hätte für meinen Geschmack jetzt nicht unbedingt sein müssen.

Aber auf den Inhalt kommt es schließlich an und an dem habe ich eigentlich fast gar nichts auszusetzen, denn die Autorin behandelt hier neben Lexis Drogenproblem auch weitere wichtige Themen, wie Essstörung, Ängste, andere Süchte.

Der Schreibstil ist superleicht und trotzdem schwingt zwischen den Zeilen ein sehr ernster Tonfall mit, der aufrüttelt und sensibilisiert.

Was hat mir am besten gefallen ? Lexis Entwicklung. Zuerst wirkt sie wie der verzogene reiche Teenager, der sie ja auch ist, doch je weiter die Therapie voranschreitet und sie eine Wandlung an sich selbst auch zulässt, je weiter sie sich von Schuldgefühlen löst und zu ihren Ängsten steht, desto reifer wird sie und desto mehr wächst sie mir ans Herz.

Obwohl das Buch ein paar kleine Macken hat, empfinde ich es als sehr sehr wichtige Lektüre, weil die Geschichte zeigt, wie schnell man abrutschen kann, aber auch, das es immer einen Ausweg und Hilfe gibt und genau deshalb kann ich es uneingeschränkt empfehlen und hoffe sehr, das es viele Leser erreichen wird.

Veröffentlicht am 13.07.2018

Ein sehr süßer und schöner Coming of Age Roman, den ich absolut empfehlen kann !

Tell me three things
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TELL ME THREE THINGS ist auf den ersten Blick genau der Stoff aus dem all unsere Teenie-Highschool-Movie-Träume sind. Auf den zweiten Blick ist es ein toller Coming of Age Roman über eine Protagonistin ...

TELL ME THREE THINGS ist auf den ersten Blick genau der Stoff aus dem all unsere Teenie-Highschool-Movie-Träume sind. Auf den zweiten Blick ist es ein toller Coming of Age Roman über eine Protagonistin deren Leben durch einen herben Verlust ins Straucheln geraten ist und die jetzt ihren Platz finden muss. Wer ist Jessie und wer will Jessie sein ?

Bereits bevor das Buch hier in Deutschland erschienen ist, hat mich die englische Ausgabe immer wieder gelockt, es aber aus Zeitgründen nie in mein Regal geschafft. Nun gibt es das Buch endlich auch auf Deutsch und ich habe, trotz meines hohen SuBs jetzt einfach mal kurzen Prozess gemacht und es mir geschnappt. Und über diese Entscheidung bin ich ich im Nachinein sehr froh, denn Julie Buxbaum hat mir mit dieser Geschichte wunderbare Lesestunden beschert und mich vor allem vor einer aufkeimenden Flaute bewahrt.

Ihr Schreibstil ist jugendlich und leicht, flüssig zu lesen, unterhaltsam, aber auch ein wenig nachdenklich machend.

Jessie hat vor Kurzem ihre Mutter verloren, die sie, wie sie selbst sagt, nicht nur so geliebt hat, wie man eine Mutter eben liebt, sondern die sie vor allem auch als Mensch sehr gemocht hat. Schlimm genug, das es auch nach 2 Jahren noch immer so sehr schmerzt und in Jessies Leben eine Lücke klafft, da entschließt sich ihr Vater, erneut zu heiraten und mit Jessie von Chicago ins schicke Kalifornien zu ziehen. Ihre Stiefmutter eine gefeierte Filmproduzentin mit reichlich Geld, ihr Stiefbruder Theo ein egozentrischer Snob und die neue Luxusschule ? Ein Albtraum.

Doch wie durch ein Wunder erscheint Jessie eine männliche gute Fee mit dem Namen Somebody Nobody, abgekürzt SN, der ihr via Mail Tipps gibt, wie sie den Schulalltag am besten übersteht und an welche Leute sie sich halten und welche sie besser meiden sollte. Jessie ist dankbar und findet in SN einen wirklich guten Freund, mit dem sie sich schon bald über weit mehr austauscht, als über Oberflächliches. Doch wer ist SN ? Jessie versucht ihn immer wieder zu einem Treffen zu animieren, doch SN will unerkannt bleiben, was sie schier in den Wahnsinn treibt, da er zunehmend Gefühle in ihr weckt. Genau wie Ethan, der schweigsame gutaussehende Junge mit dem Batman-T-shirt, der scheinbar gar nicht merkt, wie ihn die Mädchen alle anhimmeln, der in seiner eigenen Welt lebt und mit dem Jessie an einem Literatur-Projekt zusammenarbeitet. Und dann gibts da auch noch Liam und Caleb....

Die Zusammenfassung hört sich wirklich nach Teenie-Highschool-Story an und irgendwie ist sie das ja auch, aber im Hintergrund da passiert noch so viel mehr, denn Jessie verarbeitet ihre Trauer, sie findet neue Freunde, sie macht wichtige Erfahrungen fürs Leben und findet vor allem zu sich selbst.

Ein, wirklich nur, kleiner Kritikpunkt ist, das mir manch ein Charakter etwas zu blass war. Und ich hätte mir vielleicht ein paar ausführlichere Vater-Tochter-Momente gewünscht. Aber das ist vermutlich mal wieder Empfindungssache.

Das Ende war genau so wie ich es mir erhofft und mir für Jessie gewünscht hatte.

Alles in allem kann ich sagen: Tell me three things ist eine tolle Geschichte über das erste Verliebtsein und über das Erwachsenwerden, die ich wirklich gern gelesen habe und jedem empfehlen kann, der Lust hat, sich mal wieder so richtig in eine entspannte Geschichte fallen zu lassen.