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Veröffentlicht am 15.01.2020

Ein Wendepunkt der Geschichte fesselnd erzählt

Der Attentäter
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Zu einem guten historischen Roman gehört für mich ein flüssiger Schreibstil, eine interessante Zeit, über die berichtet wird, ein oder mehrere Protagonisten, mit denen ich mitfiebern kann und eine authentische ...

Zu einem guten historischen Roman gehört für mich ein flüssiger Schreibstil, eine interessante Zeit, über die berichtet wird, ein oder mehrere Protagonisten, mit denen ich mitfiebern kann und eine authentische Darstellung der damaligen Zeit. All das findet sich in „Der Attentäter“von Ulf Schiewe Der Autor erzählt die Geschichte des Attentats auf Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo, das zum Anlass für den Beginn des ersten Weltkriegs 1918 wurde. Erzählt werden die letzten Tage vor dem Attentat bis hin zur Tat und zwar aus unterschiedlichen Perspektiven. So wechseln in den Erzählsträngen die Vorbereitungen der Attentäter mit den Schutzmaßnahmen der Polizei ab und allem, was die Familie des Thronfolgers erlebt. Auch wenn das Ende des Thrillers ja klar ist, war das Buch durchweg spannend und mir hat vor allem gefallen, wie Schiewe die unterschiedlichen Personen und ihre Beweggründe darstellt, ganz ohne Schwarzweißmalerei. Sehr interessant ist auch, dass viele Details historisch belegt sind, was im Nachwort erläutert wird.
Fazit: Das Buch ist für mich ein absolutes Lese-Highlight und eine Geschichte voller Lebendigkeit, Spannung und interessanten Charakteren.

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Veröffentlicht am 04.09.2019

Waringham und Löwenherz

Teufelskrone
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"Teufelskrone" heißt der neueste historischer Roman von Rebecca Gablé und die titelgebende Krone ist die Krone Englands zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Während König Richard Löwenherz auf dem Rückweg aus ...

"Teufelskrone" heißt der neueste historischer Roman von Rebecca Gablé und die titelgebende Krone ist die Krone Englands zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Während König Richard Löwenherz auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land ist, versucht in England sein Bruder John Ohneland, die Macht an sich zu reißen. Die englischen Adligen stehen vor der Entscheidung, wen der beiden ungleichen Brüder sie unterstützen wollen.
Hauptfigur der Geschichte ist die fiktive Figur des Yvain of Waringham, der zu Beginn des Buches ein Jugendlicher ist, für den sein Vater sich eine Karriere im Templerorden vorstellen kann. Yvains älterer Bruder Guillaume wird der zukünftige Lord Warringham sein und ist ein glühender Anhänger König Richards. Doch der Junge träumt eigentlich nicht von einer Karriere als eheloser Templer, sondern ist verliebt in Amabel, die zukünftige Braut seines Bruders. In unnachahmlicher Weise erzählt Rebecca Gablé lebendig, spannend und berührend die Geschichte der zwei Waringham Brüder und die der königlichen Brüder. Auf 800 Seiten entfaltet sie die Welt der kleinen englischen Grafschaft mit ihren Pferden, der Adelsfamilie und den dort lebenden einfachen Leuten aus, die unter den hohen Steuern und der Willkür der Obrigkeit zu leiden haben, aber genauso ist man zusammen mit den Hauptfiguren am Königshof, erlebt Richard Löwenherz, seinen jähzornigen Bruder John und seine Mutter Alienor, die sich trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch aktiv in die Geschichte einmischt. Immer wieder kommt es zu militärischen Auseinandersetzungen in England und auf dem Kontinent, wo die Engländer ihre normannischen Besitztümer gegen den französischen König Philipp und seine Anhänger verteidigen wollen. Große historische Ereignisse werden ebenso lebendig wie kleine Begebenheiten am Rande. Ich habe bisher alle Bücher von Rebecca Gablé sehr gerne gelesen, ganz besonders die Saga um die Waringhams und auch dieses Buch ist wieder ein absolutes Lese-Highlight für mich.

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Veröffentlicht am 01.01.2019

Familiensaga in einer bewegten Zeit

Jahre aus Seide
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"Jahre aus Seide" ist der erste Teil einer Familiengeschichte von Ulrike Renk. Nach ihrer wunderbaren Ostpreußen Saga hat sich die Autorin wieder mit einer wahren Familiengeschichte befasst und sie als ...

"Jahre aus Seide" ist der erste Teil einer Familiengeschichte von Ulrike Renk. Nach ihrer wunderbaren Ostpreußen Saga hat sich die Autorin wieder mit einer wahren Familiengeschichte befasst und sie als Grundlage für einen Romanzyklus genommen. Diesmal geht es in den ganz westlichen Teil Deutschlands, nach Krefeld. Dort steht das Schicksal der Familie Meyer im Blick: der Vater ist Reisender Schuhverkäufer, die Mutter kümmert sich (unterstützt von einigen Hausangestellten) um Haushalt, Kindererziehung und das gesellschaftliche Leben der Familie. Und es gibt die beiden Mädchen Ruth und Ilse, die zu Beginn der Geschichte noch im Vorschulalter sind. Familie Meyer ist jüdisch, was für sie aber eher Tradition als Religion bedeutet, denn eigentlich fühlen sie sich als Deutsche. Karl Meyer hat ein erfolgreiches Händchen sowohl bei seinen geschäftlichen Aktivitäten als auch im Kontakt mit anderen Menschen und so gelingt es ihm, Wohlstand anzuhäufen, für seine Familie ein neues Haus zu bauen und immer wieder Menschen durch Anstellung oder finanzielle Unterstützung unter die Arme zu greifen. Das Buch umfasst die Zeit Ende der 20er Jahre bis zur Pogromnacht 1938 und im Verlauf der Geschichte erlebt man, wie sich die Stimmung in Deutschland immer mehr gegen nichtarische Menschen wendet und die Ausgrenzung vor allem von Juden immer weiter voranschreitet. Diskussionen innerhalb der jüdischen Gemeinde darüber, ob man besser bleibt oder auswandert und mit welchen Schwierigkeiten das verbunden ist finden sich in diesem Buch genauso wie die liebevoll erzählten ersten Verliebtheiten von Ruth oder ihre Begeisterung über schöne Stoffe, die sie in der Villa des Nachbarn kennen lernt. Auch die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland baut die Autorin immer wieder geschickt ein. Gerade zu Anfang ist der Roman geprägt von einem harmonischen Familienleben und ohne große tragische Zwischenfälle. Das mag für manchen geübten Romanleser ungewöhnlich sein, entspricht aber der tatsächlichen Geschichte der Familie auf deren Erinnerungen das Buch beruht.
Wie eigentlich alle Bücher von Ulrike Renk hat mir auch "Jahre aus Seide" sehr gut gefallen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 03.10.2018

spannendes und beunruhigendes Gedankenexperiment

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Die Romane von Andreas Eschbach basieren oft auf spannenden Gedankenexperimenten. Da geht es etwa um Maschinen aus Nanopartikeln, die alles aus der Umwelt aufbauen könnten oder den Fund eines Videos, das ...

Die Romane von Andreas Eschbach basieren oft auf spannenden Gedankenexperimenten. Da geht es etwa um Maschinen aus Nanopartikeln, die alles aus der Umwelt aufbauen könnten oder den Fund eines Videos, das Jesus zeigt.
Auch sein neues Buch "NSA Nationales Sicherheitsamt" basiert auf einer solchen Idee.
Der Grundgedanke ist, dass Internet und Computer einige Jahrzehnte früher erfunden wurden und somit auch den Nationalsozialisten zur Verfügung standen. Hauptfiguren des Romans sind zwei Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsamts, die Programmiererin Helene Bodenkamp und Eugen Lettke. Während Helene eine intelligente, aber politisch unbedarfte junge Frau ist, die erst später merkt zu welchen Zwecken ihre Programmierungen von den Nationalsozialisten genutzt werden, hat Lettke früh entdeckt, seine Möglichkeiten der Informationsbeschaffung für seinen persönlichen Rachefeldzug zu nutzen. Eine Demütigung, die er als Jugendlicher von ein paar anderen Jugendlichen erfuhr, hat ihn so tief getroffen, dass er Jahrzehnte später die betroffenen Personen aufspürt, um an ihnen Rache zu üben.
Es entwickelt sich eine spannende Geschichte, die eine gute Mischung aus tatsächlich passierter Geschichte und einer alternativen Version darstellt. Dem Autor gelingt es meisterhaft, eine bedrückende Entwicklung der immer totaleren Überwachung am Beispiel verschiedener Figuren darzustellen. In das Gefühl, dass es gut war, dass die Nazis solche Möglichkeiten der Überwachung damals nicht hatten, schleicht sich beim Lesen immer wieder ein Unbehagen ein, denn diese Überwachungsmöglichkeiten sind ja heute sehr real und ihre Nutzung zu politischen Zwecken auch nicht abwegig.
Das Buch ist also neben einer spannenden Unterhaltung ein wirklich fesselndes Gedankenexperiment, das mich nachdenklich werden lässt über die Gefahren unserer modernen Technologie und noch lange nachklingen wird.

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Veröffentlicht am 04.07.2018

rasante Bücherjagd

Die Bücherjäger
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"Die Bücherjäger" ist ein historischer Roman von Dirk Husemann, der in Konstanz 1417 spielt. Dort tagt das Konzil von Konstanz, bei dem es darum geht, die missliche Situation mit mehreren gewählten Päpsten ...

"Die Bücherjäger" ist ein historischer Roman von Dirk Husemann, der in Konstanz 1417 spielt. Dort tagt das Konzil von Konstanz, bei dem es darum geht, die missliche Situation mit mehreren gewählten Päpsten aufzulösen. Einer dieser Päpste ist Baldassare Cossa, nun Papst Johannes XXIII. Er muss zu Beginn des Buches fliehen und seine raffinierte und clevere Art tritt offen zutage. Baldassare macht sich zusammen mit dem Bücherjäger Poggio Bracciolini auf den Weg, wertvolle Schriften antiker Autoren in alten Klosterbüchereien zu finden. In einer dieser Büchereien entdecken sie ein wertvolles Buch und treffen auf ihre zukünftige Wegbegleiterin Agnes von Mähren, die Frau des ermordeten Königs, die auch hinter den Büchern her ist, um ihren Mann zu rehabilitieren. Ihnen gegenüber gibt es Oswald von Wolkenstein, der ebenfalls hinter den Büchern her ist. Es entwickelt sich eine rasante und unterhaltsame Jagd nach wertvollen alten Büchern, man erfährt sehr viel über die damalige Zeit und immer wieder gibt es neben humorvollen Szenen auch Nachdenkenswertes. Ich hatte bisher kein Buch des Autors gelesen, werde aber sicherlich nach weiteren Werken Ausschau halten, denn dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten. Es hat die richtige Mischung aus historischer Hintergrund Geschichte, lebendig gestalteten Charakteren und einer spannenden und abwechslungsreichen Handlung.

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