Profilbild von Island

Island

Lesejury Star
offline

Island ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Island über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2024

Ein Leben für die Musik

Die Rosenholzvilla
0

Es handelt sich hier um den ersten Teil einer neuen Reihe von Tabea Bach, in dessen Mittelpunkt diesmal die Musik und der Instrumentenbau stehen. Das Cover ist passend zur Atmosphäre und zum Handlungsort ...

Es handelt sich hier um den ersten Teil einer neuen Reihe von Tabea Bach, in dessen Mittelpunkt diesmal die Musik und der Instrumentenbau stehen. Das Cover ist passend zur Atmosphäre und zum Handlungsort des Romans im schweizerischen Tessin, nahe an der Grenze zu Italien, gewählt.

Protagonistin Elisa arbeitet als Stewardess, war in ihrer Jugend aber eine hoffnungsvolle Cellistin, die mit ihrem Großvater Niklas in vielen Ländern der Welt Konzerte gab. Seit einem einschneidenen Ereignis haben beide keinen Kontakt mehr zueinander. Nun liegt aber nach einem Schlaganfall im Krankenhaus und sein Leben hängt an einem seidenen Faden, weshalb Elisa doch zu ihm reist und mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Dort lernt sie auch die beiden Söhne der benachbarten Instrumentenbauerfamilie kennen, die beide ein Interesse an Elisa entwickeln.

Wie auch die bisherigen Romane der Autorin hat mir auch dieser erste Teil ihrer neuen Reihe gut gefallen. Die Protagonistin war mir sympathisch und der Handlungsort und die Musikthematik interessant. Der Schreibstil ließ sich gewohnt gut lesen, die Autorin schreibt auch sehr anschaulich, sodass man sich gut an die Orte der Handlung versetzen kann, beim Lesen. Für meinen Geschmack hätte es noch eine Dosis mehr an Lokalkolorit sein dürfen, da das Tessin sicher noch sehr viel mehr an interessanten Orten, Speisen, etc. zu bieten hat. Was die Handlung angeht, bleibt im ersten Band noch einiges offen, sodass ich schon gespannt bin, wie es im zweiten Teil weiter geht. Für einen Liebesroman war alles dennoch recht realistisch und nicht zu kitschig gestaltet, nur an wenigen Stellen hätte ich mir ein anderes Verhalten der Beteiligten gewünscht. So empfehle ich den Roman gerne allen, die gerne nicht allzu kitschige Liebes-/Familienromane an reizvollen Schauplätzen lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 07.04.2024

Atmosphärische Familiengeschichte

Krummes Holz
0

Bei diesem Roman hat das doch eher modern und in freundlichen Farben gestaltete Cover direkt mein Interesse geweckt. Eigentlich passt dieses aber gar nicht so recht zur eher düsteren Atmosphäre des Romans. ...

Bei diesem Roman hat das doch eher modern und in freundlichen Farben gestaltete Cover direkt mein Interesse geweckt. Eigentlich passt dieses aber gar nicht so recht zur eher düsteren Atmosphäre des Romans. Der Titel "Krummes Holz" bezieht sich auf eine Gegend in Südwestfalen, die eher ländlich geprägt und dünn besiedelt ist. Dort wachsen die Geschwister Jirka und seine vier Jahre ältere Schwester Malene nach dem frühen Tod der Mutter bei ihrem gewalttätigen Vater und der wenig liebevollen strengen Großmutter auf, bis Jirka in ein Internat kommt und Malene alleine unter den trostlosen Umständen zurückbleiben muss, was sie ihrem Bruder später nicht so recht verzeihen kann, als dieser nach fünf Jahren zurückkommt. Jirka erwarten dann, neben der reservierten Schwester, seine demente Großmutter, ein heruntergewirtschafteter Hof und der Sohn des ehemaligen Verwalters. Der Vater ist verschwunden.

Die Autorin verknüpft nach Jirkas Rückkehr Ende der 80er Jahre Vergangenheit und Gegenwart, indem bei Jirka immer mehr Erinnerungen aufbrechen und man als Leser:in so mehr und mehr Details über die unschöne Kindheit von Jirka und Malene erfährt. Dabei gelingt es der Autorin sehr gut, mit Hilfe vieler sprachlicher Bilder und poetischer Stilmittel die trostlose Atmosphäre auf dem Hof einzufangen und die Stimmung nachvollziehbar wiederzugeben. Beim Lesen erfordert das ein gewisses Maß an Konzentration, sodass es sich nicht um leichte Kost für nebenbei handelt. Aber auf jeden Fall um einen sehr lesenswerten Roman um eine dysfunktionale Familie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2024

Zeitenwende

Das Schweigen des Wassers
0

Susanne Tägders Kriminalroman wurde von einem wahren Fall inspiriert. Handlungsort ist ein kleiner Ort in Mecklenburg. Hauptkommissar Groth kommt Anfang der 90er Jahre, also kurz nach der Wende, nach Jahren ...

Susanne Tägders Kriminalroman wurde von einem wahren Fall inspiriert. Handlungsort ist ein kleiner Ort in Mecklenburg. Hauptkommissar Groth kommt Anfang der 90er Jahre, also kurz nach der Wende, nach Jahren in Hamburg nicht ganz freiwillig zurück in seinen ostdeutschen Heimatort, wo er als eine Art Aufbauhelfer dienen soll, obwohl er selbst auch schon mit Vorschriften in Konflikt geraten ist. Privat musste er auch einiges verkraften. Kurz nach seiner Rückkehr in die alte Heimat wird Siegmar Eck, ein alkoholabhängiger Bootsverleiher, tot im Wasser gefunden und man geht schnell von einem Unfall aus, woran Groth aber schnell zu zweifeln beginnt. Und bald wird klar, dass es eine Verbindung zu einem Mordfall zu DDR-Zeiten gibt.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Die Wendezeit, in der dieser spielt, ist eine sehr spannende, in der viel aufgearbeitet werden musste. Groth als Kommissar hat seine Ecken und Kanten, man kann sich jedoch gut in ihn hineinversetzen und er wirkt nie arrogant oder unsympathisch. Der Fall selbst war spannend, lange blieb offen, was genau geschehen war. Der Schreibstil der Autorin war zugleich gut lesbar und anschaulich, sodass man sich gut in die Situation und Orte kurz nach der Wende hineinversetzen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2024

Tolles Zusammenspiel von Text und Illustrationen

Der Wortschatz
0

Beim Bilderbuch "Der Wortschatz" ist der Name Programm. Ein Junge namens Oscar findet eine Schatztruhe und ist erst mal enttäuscht, nachdem er sie geöffnet hat, weil in der Truhe kein Schatz enthalten ...

Beim Bilderbuch "Der Wortschatz" ist der Name Programm. Ein Junge namens Oscar findet eine Schatztruhe und ist erst mal enttäuscht, nachdem er sie geöffnet hat, weil in der Truhe kein Schatz enthalten ist, wie er ihn sich erhofft hätte, sondern einfach nur Wörter. Damit kann er zunächst so gar nichts anfangen und wirft sie achtlos durch die Gegend. Dadurch werden diese plötzlich lebendig und bekommen so eine ganz andere Bedeutung für Oscar, nur leider ist sein "Schatz" schnell aufgebraucht. Doch glücklicherweise taucht dann die Sprachkünstlerin Louise auf und zeigt ihm, wie er selbst neue Wörter bilden kann, aber auch, warum man achtsam mit Sprache umgehen sollte.

Die Geschichte selbst besteht aus kurzen, für das Kindergartenalter angemessenen, Textportionen. Die Wörter, die eine besondere Rolle spielen, sind gut ausgewählt und werden durch wirklich tolle, bunte und ansprechende Illustrationen in Szene gesetzt. Damit werden die Kreativität im Umgang mit Sprache und die Sprachfertigkeit der Kinder gefördert, womit man eigentlich nicht früh genug beginnen kann. Auch die Tatsache, dass man nicht unbedacht oder bewusst verletzend mit Worten um sich werfen soll, wird angesprochen, was sehr wichtig ist. Insgesamt wirklich ein tolles Bilderbuch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2024

Ein Pionier der modernen Pädagogik

Die Zeit der Kinder
0

Wie das Cover bereits erahnen lässt, handelt es sich um einen historischen Roman. Neben dem Titel sieht man zudem den vielen Menschen bekannten Fröbel-Stern, der gerne als Weihnachtsschmuck gebastelt wird. ...

Wie das Cover bereits erahnen lässt, handelt es sich um einen historischen Roman. Neben dem Titel sieht man zudem den vielen Menschen bekannten Fröbel-Stern, der gerne als Weihnachtsschmuck gebastelt wird. Um dessen Namensgeber Friedrich Fröbel und seine spätere Frau Luise Levin geht es in Lena Riess Roman. Neben der Lebensgeschichte der beiden geht es natürlich vor allem auch um die pädagogischen Theorien Fröbels und darum, wie hart er und Luise mit Anfeindungen und anderen Schwierigkeiten kämpfen müssen, da Fröbels Erziehungsmethoden in seiner Zeit, in der Kinder zu bedingungsloser Disziplin erzogen werden sollten, meist auf wenig Gegenliebe stießen.

Erzählt wird dies alles auf verschiedenen Zeitebenenen und mit verschiedenen Handlungssträngen. Immer wieder gibt es Rückblicke in Fröbels Kindheit und seine Studienjahre, um zu verstehen, was ihn geprägt hat. In den meisten Passagen steht dann seine gemeinsame Zeit mit Luise in der von ihm gegründeten Bildungsanstalt in Thüringen im Mittelpunkt und man erfährt viel über die Hintergründe seiner Pädagogik, die möchte, dass Kinder sich frei entfalten dürfen und etwas mit allen Sinnen begreifen. Und dann gibt es noch einen weiteren Erzählstrang, in dessen Mittelpunkt Marieke steht, die in Hamburg in einer katholischen Bewahranstalt für Arbeiterkinder arbeitet und sich nicht mit den althergebrachten Methoden der Nonnen dort abfinden möchte, die sie für wenig kindgerecht hält.

Leider sorgen diese verschiedenen Handlungsebenen doch teilweise dafür, dass man als Leser:in etwas den Überblick verliert und sich sehr konzentrieren muss. Das ist nicht so ideal gelöst. Es gelingt der Autorin aber sehr gut, die Hintergründe von Fröbels Pädagogik zu vermitteln und zu zeigen, wie das Zusammenleben in seiner ersten Bildungsanstalt aussah. Auch Luises und Mariekes Motivation, etwas an den bisherigen Methoden der Erziehung kleiner Kinder zu verändern, kann man sehr gut nachvollziehen. Auf jeden Fall ist das Buch eine interessante Lektüre über eine charismatische Persönlichkeit, die ihrer Zeit schon weit voraus war und deren Erkenntnisse heute noch eine wichtige Rolle für die Pädagogik und die Didaktik spielen. Zudem wird (mal wieder) deutlich, welch wichtigen Anteil die Frauen bekannter Persönlichkeiten oft an deren Arbeit haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere