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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2023

Macht Lust auf mehr!

Es sei denn, es geschieht ein Wunder
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"Manchmal wünschen wir uns etwas so sehr, dass wir meinen, wir könnten nur dann noch glücklich sein, wenn wir es auch bekommen."

Elke Ottensmann erzählt in ihrem Roman "Es sei denn, es geschieht ein Wunder" ...

"Manchmal wünschen wir uns etwas so sehr, dass wir meinen, wir könnten nur dann noch glücklich sein, wenn wir es auch bekommen."

Elke Ottensmann erzählt in ihrem Roman "Es sei denn, es geschieht ein Wunder" über die 19-Jähringe Linda, die jung und unbefangen ihren großen Traum wahr macht, nach Israel zu reisen, und vielleicht sogar für immer dort leben möchte. Obwohl ihre Mutter Bedenken hat und leise zweifelt, lässt sich Linda nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Ihre Neugier und Abenteuerlust ist ansteckend, auch wenn sie in einigen Momenten unüberlegt und jugendlich unbedarf agiert.
Es kommt wie es kommen muss, vieles läuft reibungslos, aber es gibt auch chaotische und sogar gefährliche Momente auf ihrer Reise.
Ich hatte sehr viel Freude Linda auf ihrem Weg zu begleiten. Glück und Leid liegen oft nah beieinander. Nicht nur räumlich, sondern auch in unserem Inneren. Und so habe ich mit Linda gelacht, geweint, gehofft und gebangt. Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig zu lesen. Man fliegt geradezu durch die Zeilen.
Was mir ganz besonders stark hängengeblieben ist, ist die Lust auf andere Kulturen, aufs Reisen und auf leckeres Essen. Besonders schön fande ich auch die Vergleiche mit der Natur, die sehr atmosphärisch und bildhaft waren. Immer, wenn ich jetzt Vögel singen höre, sehe ich die Welt mit anderen Augen. Nicht zuletzt deshalb, weil Elke Ottensmanns Roman lange nachgewirkt hat. Ich denke auch noch heute oft über Lebensumbrüche, Glauben, Sehnsucht und Trauer nach, über Heimat und das Gefühl angekommen zu sein.
Und über die Frage, die mich sowieso schon lange beschäftigt: Warum wir nicht alle in Frieden miteinander leben können? Um es mit den Worten der Autorin zu sagen: "Der Mond scheint doch für alle Menschen gleich."

Ganz besonders positiv ist mir Susanne in Erinnerung geblieben. Die Retterin in der Not und eine unerwartet geduldige und einfühlsame Zuhörerin. Jeder von uns sollte solche Menschen an seiner Seite wissen dürfen. Nicht nur in schwierigen Momenten.
Auch die Gastfreundschaft und herzliche Art der meisten Menschen auf Lindas Reise hat mein Herz sehr berührt.

Fazit:
Was passiert, wenn das eintritt, wovor man sich am meisten fürchtet? Und wohin wird uns unser Weg führen?
Ein wunderbarer und nachwirkender Roman über die Hürden des Reisens, des Glaubens und des Lebens. Über Familie, Liebe, Zweifel und Hoffnung. Und nicht zuletzt über die Sehnsucht in uns, über Aufbrüche und Ankommen. Meine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.08.2023

unterhaltsam bis düster, aber immer originell und tiefsinnig

Wünsche so schwarz wie Ebenholz
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Ich habe die Anthologie bei einer Lesung auf der Periplaneta-Lesebühne in Berlin gekauft. Dort hat die Autorin zusammen mit zwei anderen Autorinnen ein wirklich vielseitiges und unterhaltsames Programm ...

Ich habe die Anthologie bei einer Lesung auf der Periplaneta-Lesebühne in Berlin gekauft. Dort hat die Autorin zusammen mit zwei anderen Autorinnen ein wirklich vielseitiges und unterhaltsames Programm präsentiert.

Ich war von Anfang an von dem wunderschönen, mystischen Cover fasziniert. Diese tolle Farbgestaltung und auch der Titel haben bei mir sofort den Wunsch geweckt dieses Buch zu lesen. Und gleich vorweg ... ich war überrascht, denn ich hatte eine Sammlung unterhaltsamer, märchenhafter Kurzgeschichten erwartet. Dem war auch so, ABER diese Anthologie enthält noch viel mehr. Immer wieder kommt sie mit sehr tiefsinnigen (Lebens-)Themen daher, hat mich ab und an sehr bedrückt zurückgelassen. Deshalb habe ich mir viel Zeit beim Lesen gelassen und die einzelnen Geschichten wirken und nachwirken lassen. Da sind die drei kurzen Theaterstücke mit den amüsanten Märchenfiguren und der Futter-Ratgeber ;) am Ende zum "Auflockern" wirklich perfekt platziert.
Die Autorin Anne Danck hat mich mit ihren Geschichten wirklich zum Nachdenken gebracht, und ich finde es großartig, wie sie es schafft dem Lesenden schwere Themen mit viel Fingerspitzen und sicherem Gespür für Worte nahezubringen.
Am Ende des Buches findet man eine Übersicht der Inhaltswarnungen, die es für mich nicht gebraucht hätte, die ich aber trotzdem gut finde. Sie wird im Vorwort kurz angesprochen, und so kann jeder für sich entscheiden, ob man vielleicht bei einigen Themen an seine Grenzen kommen könnte. Für mich war es zum Beispiel die sehr berührende Kurzgeschichte "Die Plage".

Alle Geschichten sind so unglaublich vielfältig, dass ich große Freude beim Lesen hatte und dieses Buch ganz sicher noch oft zur Hand nehmen werde.
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber meine absoluten Lieblingsgeschichten sind "Drei Bienen für Aschenputtel" und "Für meine Oma".

Fazit:
Eine sehr abwechslungsreiche, tiefsinnige und zu Herzen gehende Kurzgeschichtensammlung, die mich sehr berührt und nachdenklich zurückgelassen hat. Meine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Spannung am malerischen Banana Beach

Kein Urlaub ohne Mord
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Weil ich genug vom Berliner Dauerregen hatte, habe ich eine Urlaubslektüre zum Hinwegträumen gesucht. Eine außergewöhnliche Gegend, Spannung und sympathische Protagonisten habe ich mir gewünscht, und habe ...

Weil ich genug vom Berliner Dauerregen hatte, habe ich eine Urlaubslektüre zum Hinwegträumen gesucht. Eine außergewöhnliche Gegend, Spannung und sympathische Protagonisten habe ich mir gewünscht, und habe im Piper-Programm "Kein Urlaub ohne Mord" von Ellie Brauer entdeckt. Und eins gleich vornweg, ich habe keine (Lese-)Minute bereut.

Am Banana Beach - einem der schönsten Strände Israels, verschwindet ein Kind, und kurz darauf stirbt der Bademeister mit dem die Kommissarin noch zuvor geflirtet hat. Was ist da los?

Fazit:
Ein spannender Israel-Krimi mit einer sympathischen Heldin, einer wunderschönen malerischen Kulisse und einem nicht ganz koscheren Fall für die urlaubsreife Kommissarin Olivia Pfeffer. Gern mehr davon.

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Veröffentlicht am 05.07.2023

Kann ein und diesselbe Person Opfer und Täter sein?

Das Leben, das uns bleibt
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Nach "Die Tänzerin vom Moulin Rouge" war ich sehr gespannt auf den neuen Roman der Autorin.
In "Das Leben, das uns bleibt" nimmt uns Tanja Steinlechner mit auf die Spuren einer Familiengeschichte, die ...

Nach "Die Tänzerin vom Moulin Rouge" war ich sehr gespannt auf den neuen Roman der Autorin.
In "Das Leben, das uns bleibt" nimmt uns Tanja Steinlechner mit auf die Spuren einer Familiengeschichte, die im Januar 1945 in den Wirren des Krieges beginnt und bis in die frühen 50-er Nachkriegsjahre hineinreicht, wo der Schwerpunkt der Geschichte liegt. Es gibt drei sehr unterschiedliche Geschwisterstimmen aus deren Perspektiven erzählt wird.

Achtung Spoiler:
Während die jüngste Schwester, den Krieg hinter sich lassen und endlich leben will, treibt den Bruder der Drang nach Gerechtigkeit um, insbesondere für die jüdische Bevölkerung. Er ist zunächst auch der Einzige, der über die eigenen jüdischen Wurzeln nicht schweigt und gegen das Vergessen anlebt. Sehr zum Ärger seiner Familie. Die Hauptfigur Ruth ist die Ausgleichende unter den Geschwistern; sie versucht Zwist zu schlichten und gibt daher dem Wunsch der Mutter nach, den falschen Mann zu heiraten, um nur ja die eigene Herkunft zu verschleiern und ein vermeintlich besseres Leben führen zu können. Bei allen sitzt auch nach dem Krieg das traumatische Erleben noch tief. Dass Ruth ausgerechnet in eine Familie einheiratet, deren Schmuckgeschäft von den Kriegsverbrechen profitiert hat und dessen jüdischer Vorbesitzer enteignet worden ist, ahnt sie zunächst nicht, derweil sie selbst ihr Talent fürs Schmuckentwickeln entdeckt und ihre große Liebe Ilan wieder auf den Plan tritt. Sie ist jedoch verheiratet und schwanger von einem anderen. Das Leben selbst zwingt sie nunmehr zu handeln, und darüber entwickelt sie sich.
Mehr will ich an dieser Stelle nicht über die Handlung verraten.
Ende Spoiler.

Aber soviel sei gesagt: Von Steinlechners Figuren darf man nicht erwarten, dass sie immer und stets richtig handeln. Sie sind dreidimensional gebaut und charakterlich ambivalent. Man mag das anfangs irritierend finden, aber mich hat es für sie eingenommen, weil ihr Tun eben dadurch glaubwürdig wird. Außerdem mag ich die dichte Atmosphäre des Buches und die Sprache, deren Bildreichtum und Rhythmus.
Das Thema, das hier verhandelt wird, ist aktueller denn je: Wie lebt man mit Kriegstraumata, wenn der Kriegszustand endet? Kann ein und diesselbe Person Opfer wie Täter sein? Und vor allem, wie kann man das Schweigen über das Unsagbare brechen? Der Autorin gelingt all dies mit ihrer Geschichte. Es hat mich sehr berührt, dass Ruth und ihre Geschwister wieder zueinander finden und aus der einstmaligen Entfernung Nähe entsteht. Meine absolute Lesempfehlung!

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Veröffentlicht am 17.06.2023

ii sollte noch viel länger "weiterbrummseln"

Ganz oben fliegt Lili
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In "Ganz oben fliegt Lili" entdeckt die kleine Schwebfliege Lili die Welt und hat neben ihrem Reisetagebuch ein ganz besonderes Reiseziel im Gepäck: Sie will die Alpen sehen, unbedingt. Denn das war das ...

In "Ganz oben fliegt Lili" entdeckt die kleine Schwebfliege Lili die Welt und hat neben ihrem Reisetagebuch ein ganz besonderes Reiseziel im Gepäck: Sie will die Alpen sehen, unbedingt. Denn das war das Allererste, was sie in ihrem Fliegenherz "erblickte". Und Lili hat auch ein ganz besonders großes Herz für ihre Mitmenschen und Mitinsekten. Wir treffen auf Pees, Bienen, Käfer, Fliegen und Hummeln. Auf Wespen, Kakerlaken, Schmetterlinge und Rüsselkäfer. Und glauben sie mir, sie werden nicht nur die Schwebfliegen hinterher mit anderen Augen sehen.
Wir dürfen Lili also auf dieser Reise begleiten und erleben viele kleine und große Abenteuer mit ihr. Wie sie ihr L verliert - was nicht nur in der Geschichte, sondern auch im Layout wunderbar umgesetzt wurde, wie sie Freunde findet und reich beschenkt wird, wie sie ganz knapp Gefahren übersteht und auch dort auf ihre Freunde zählen kann.
Es gibt im Buch so unglaublich viel zu entdecken - neben den wunderbaren Illustrationen -, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. ii ist unbedarft und dabei so unglaublich weise. Was passiert, wenn man mit dem Herzen schaut, wenn man bemerkt, dass wir alle nur ein kleines (oder auch größeres) Stück Zeit bekommen und man feststellt, dass dir niemand die wichtigsten Dinge sagt, und man das alles selbst herausfinden muss zum Beispiel. Oder das man nicht immer gewinnen kann, oder wenn man gewinnt, zeitgleich ein anderer verliert. Und wie schlecht es sich anfühlt, wenn man "klein, übersehen und verwechselt" wird. Ich sag nur: "Hungerbauchweh kommt nicht nur vom Essenvergessen."
Aber es gibt auch so viele lustige und zauberhafte Momente. Nicht nur ii`s Sprachfehler, sondern auch der Dialekt von Gribitte, die betüdelten Fruchtfliegen mit den himbeerroten Augen, die dealenden Kakelaken Kiko und Heiner und die Turnspinne Chantal. Ich könnte dieses Buch immer wieder lesen.
Bevor ich zum Schluss komme, was mir unglaublich schwer fällt, weil ich noch so viel zu dieser unglaublichen Geschichte schreiben könnte, möchte ich noch die wunderschönen atmosphärischen Naturbeschreibungen erwähnen. Allen voran, die bildstarken Beschreibungen für den Wind, der die Musik dieser Welt zaubert und das bei Gewitter aufziehende Sausebrausewetter.
Für mich hätte ii noch viel länger weiterbrummseln können.
Danke für dieses wundervolle, lehrreiche, aber zu keiner Zeit belehrende Buch, an dem nicht nur Kinder ihre wahre Freude haben werden.

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