Profilbild von Jamie_Sterling

Jamie_Sterling

Lesejury Star
offline

Jamie_Sterling ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jamie_Sterling über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.01.2021

Tauche ein in die geheimnisvolle Welt der Alchemisten

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft (Band 1)
5

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft ist der Auftaktband zu Kira Lichts neuer Urban Fantasy Trilogie. Als großer Fan des Genres und Kira Licht im allgemeinen, hatte ich an das Buch hohe Erwartungen. Dazu, ob ...

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft ist der Auftaktband zu Kira Lichts neuer Urban Fantasy Trilogie. Als großer Fan des Genres und Kira Licht im allgemeinen, hatte ich an das Buch hohe Erwartungen. Dazu, ob es diesen gerecht werden konnte, später. Allerdings kann ich soviel schon vorweg sagen: Es hat -zumindest bei mir- richtig Eindruck hinterlassen.

Erst einmal kurz zum Inhalt: Emilia Pandolfini, 17 Jahre jung, beheimatet in Rom, liebt nichts so sehr wie Rätsel. Je komplizierter, desto besser. Als sie mit ihrer Klasse einen Ausflug ins Museum macht, entdeckt sie, dass sie den Inhalt eines geheimnisvollen, alten, verschlüsselten Manuskriptes ohne Probleme lesen kann. Eins der größten Rätsel der Menschheit! Zunächst denkt sich Emilia nicht viel dabei, zumal sich der Inhalt nur als unverständliches Kauderwelsch entpuppt. Das ändert sich allerdings schnell als sie kurz darauf von einem düsteren, verschlossenen (aber attraktiven) jungen Mann angesprochen wird. Bei selbigem handelt es sich um Ben, einen Alchemisten des Goldordens. Er offenbart Emilia, dass auch sie eine Alchemistin (des Silberordens) ist und führt sie in eine Welt, die jenseits ihrer Vorstellungskraft liegt. Denn Ben braucht unbedingt ihre Hilfe um eins der größten Rätsel aller Zeiten zu lösen. Aber nicht nur er ist hinter der jungen Silberalchemistin her.

Ich bin kein Experte für Auftaktbände, da ich in meinem Leben noch nicht viele Trilogien gelesen habe. Aber vieles hat mir an dem Buch sehr gut gefallen. Allein die Idee ist fantastisch. Man muss zwar sagen, dass die Geschichte an sich relativ klassisch (Mädchen trifft auf Junge; sie versuchen zusammen ein Geheimnis zu lüften; wer kennt das nicht?) und auch das Thema Alchemie (selbst in Jugendbüchern) nicht unbedingt etwas neues ist. Allerdings ist die Idee, oder besser gesagt wie diese Themen hier umgesetzt wurden, einfach abgefahren und mit nichts zu vergleichen, dass ich je gelesen habe.
Man erlebt Emilia und Ben, wie sie durch einen astreinen Abenteuerroman mit stapfen, der Indiana Jones oder den Dan Brown-Büchern in nichts nachsteht. Zusätzlich gibt es ein Element der Magie mit einem ganz besonderen Twist: Die Magie in diesem Buch beruht auf den technischen Grundlagen der Chemie. Das ist eine schöne Eigenschaft, weil man sie nicht in jedem klassischen Buch findet. Es hat mir gut gefallen, weil das Buch dadurch für mich viel realitätsnäher gewirkt hat.
Das Zusammenspiel all dieser Komponenten sorgt dafür, dass man eine Geschichte liest, die einem auf der einen Seite wahnsinnig vertraut und bekannt vorkommt, aber auf der anderen etwas komplett neues ist, das mich einfach nur begeistert hat. Es macht süchtig und ich will unbedingt mehr davon.

Die Charaktere stehen dem im nichts nach. Unsere Protagonistin Emilia ist an sich ein völlig normales Leben und erwartet gerade zu Beginn der Geschichte nicht, dass irgendetwas Außergewöhnliches in ihrem Leben passieren könnte. Ich muss sagen, dass ich gerade zu Beginn nicht viel mit ihr anfangen konnte. Je mehr ich allerdings gelesen habe, umso mehr hat sie mich von sich überzeugt. Dabei ist es nicht ihre Charakterentwicklung, die mich so fasziniert hat, sondern der Charakter, den sie schon längst hat. Sie ist sehr lebensnah, leidenschaftlich, launisch und vor allem mutig. Sie mag ihre Macken haben, aber selten ist mir in einem Jugendbuch eine Protagonistin begegnet, die so charakterlich stark war. Emilia kann sich nicht nur selbst in allen Situationen behaupten, sondern ist auch sehr mitfühlend und pflichtbewusst. Die Macken, die sie hat (vor allem, dass sie manchmal über die Stränge schlägt), machen sie nur überzeugender und liebenswerter. Auf der anderen Seite steht Ben. Im Gegensatz zu Emilia kann ich zu ihm (zumindest objektiv) nicht viel sagen. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass mir von ihm genau das Bild vermittelt wurde, dass ich von ihm haben soll. Ich finde seine Motivationen sehr nachvollziehbar, auch wenn er für mich stellenweise zu aufgesetzt wirkt, was vermutlich sogar beabsichtigt ist XD. Jedenfalls bin ich gespannt, wie es für ihn weitergeht.
Bei den Nebencharakteren sticht einem vor allem eins ins Auge. Es sind so unglaublich viele. Praktisch bei jeder Gelegenheit wird Emilia irgendwem Neuen vorgestellt. Obwohl die Anzahl überwältigend ist, kann man die Nebencharaktere aber gut unterscheiden. Jeder von ihnen hat eine eigene Persönlichkeit, eigene Handlungsmuster, Macken, Überzeugungen und Motivationen, die gut herausgearbeitet wurden und die es leicht machen, die Charaktere zu verstehen und voneinander zu unterscheiden. Allerdings hoffe ich wirklich, dass die allermeisten schon vorgestellt wurden und in den anderen Büchern nicht nochmal dieselbe Menge an Neuzugängen zu verzeichnen sind. Ich glaube, das würde mein Kopf nicht mehr mitmachen XD.

Kulisse der Handlung ist die ewige Stadt Rom. Kira Licht ist mir vor allem deswegen im Gedächtnis hängen geblieben, weil die Beschreibung der Handlungsorte die sie wählt, immer so authentisch und überzeugend wirkt. Das ist auch hier nicht anders. Diese ganzen kleinen Details, die sie erwähnt, machen die Geschichte für mich erst komplett.

Nun zu den Kritikpunkten. Die Handlung ist wahnsinnig komplex. Eigentlich ist das kein Kritikpunkt, denn gerade diese Komplexität gibt der Geschichte erst die nötige Tiefe, die braucht, um überzeugend zu wirken und Eindruck zu hinterlassen. Was allerdings ein wenig für Probleme sorgen könnte, ist das Drumherum. Zum einen passiert unglaublich viel auf der Handlungsebene. Teilweise bekommt man sogar das Gefühl einige Handlungsstränge komplett vergessen zu haben, bis sie wieder aufgegriffen werden, da die Komplexität der Haupthandlung so dominant ist. Zum anderen bekommt man mindestens genauso viele zusätzliche Informationen über alles mögliche vermittelt. Dazu gehören vor allem Chemie, aber auch das Gesellschaftssystem und die Welt der Alchemisten, so wie seiner Funktionsweise, Philosophie, Psychologie, Kryptologie und noch einiges mehr. Es ist auf jeden Fall mal viel recherchiert worden :). All das ist aber notwendiger Bestandteil der Geschichte und es ist nicht möglich, die Geschichte ohne diese Informationen ausreichend verstehen zu können. Auch deshalb bin ich froh, sie bekommen zu haben.
Dieser Nachteil wird allerdings gut durch den Schreibstil wieder ausgeglichen. Der Humor der Charaktere, die zeitgemäße Sprache, die Beschreibung der Situationen und vor allem die Art und Weise wie die Informationen an der richtigen Stelle in der richtigen Form eingestreut werden, sorgen dafür, dass man das Buch weiterlesen will. Es ist ein echter Pageturner. Von den ganzen Informationen raucht einem zwar der Kopf, aber man fühlt sich nicht überladen.
Oder, um es mit anderen Worten zu sagen: Diese Geschichte konnte so nur von Kira Licht geschrieben werden. Mit einem atemberaubenden Ergebnis.

Zusammengefasst kann ich also folgendes sagen: Ich hatte meinen Spaß mit Kaleidra. Es war toll, die Welt der Alchemisten kennenzulernen, mit den Charakteren mitzurätseln und die wildesten Theorien aufzustellen. ich weiß gar nicht, ob ich noch bis nächstes Jahr auf die Fortsetzung warten kann XD.

Von mir gibt es 4 1/2 Sterne (mit Tendenz zu fünf), da ich das Buch liebe.

PS: Danke an die Bastei Lübbe dafür, dass sie mir das Buch im Rahmen einer Leserunde zur Verfügung gestellt hat, damit ich mich mit anderen darüber austauschen durfte, um mir eine adäquate Meinung zu bilden.
Danke an Kira Licht für die Antworten auf meine (vielen) Fragen und dafür, dass sie diese Geschichte erzählt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.08.2020

Es ist kompliziert

A is for Abstinence
3

A is for Abstinence ist die Fortsetzung von Kelly Orams Jugendbuch V is for Virgin, das Ende Mai erschienen ist. Im Vorhinein sollte daher gesagt werden, dass meine Meinung von diesem Buch auch stark von ...

A is for Abstinence ist die Fortsetzung von Kelly Orams Jugendbuch V is for Virgin, das Ende Mai erschienen ist. Im Vorhinein sollte daher gesagt werden, dass meine Meinung von diesem Buch auch stark von seinem Vorgänger abhängt, von dem ich leider nicht wirklich begeistert war. Da ich Kelly Oram aber trotz allem als Autorin schätze (nicht zuletzt wegen Cinder & Ella, welches sehr empfehlenswert ist), hatte große Hoffnungen an die Fortsetzung. Daher waren meine Eindrücke beim Lesen sehr vielfältig. Aber alles der Reihe nach.

Story: Wer nicht den ersten Band gelesen hat, sollte an dieser Stelle eventuell lieber aufhören zu lesen, sonst besteht Spoiler-Gefahr ;)
Das zweite Buch beginnt nicht exakt da, wo sein Vorgänger endete, sondern etwas früher. Kyle Hamilton (bereits gut bekannt aus Band Eins…hoffe ich mal) erzählt die Geschichte dahinter, wie es ihn eigentlich in die Cliffhanger-Talkshow verschlagen hat und wie es für ihn und Val jetzt genau weitergehen soll. Denn für Kyle ist eine Sache klar. Er will Val für sich gewinnen. Endgültig dieses Mal. Die Frage ist nur vielmehr, ob Val das auch will.
Viel Gerede in kurz: Das ganze Buch handelt im Endeffekt davon, wie Kyle versucht Val von sich zu überzeugen (auch der Ausgang dürfte an der Stelle schon zu erahnen sein). Damit ist eigentlich auch schon alles gesagt, was zu sagen ist.

Meine Meinung: Das Buch hat einige schöne und gut ausgestaltete Seiten. Dazu gehören vor allem die zeitgemäße Sprache und der pfiffige Humor. Diese beiden Elemente sorgen dafür, dass ein angenehmes Lesegefühl unabhängig von der eigentlichen Story entsteht. Außerdem sind die Nebencharaktere (wie es auch schon im Vorgänger war) gut gemacht und bereichern die Geschichte ungemein. Es kommt durch sie zu einigen tiefgründigen und storytragenden Szenen (das betrifft vor allem Robin).
Hier kommt allerdings auch schon der erste Kritikpunkt. Es mag zwar stimmen, dass die Nebencharaktere in Ordnung sind, aber leider gilt das nicht für die Hauptcharaktere. Ich wünschte, sie hätten auch nur einen Bruchteil der Tiefe gezeigt, die ich von ihnen (ich hoffe zu Recht) erwartet hatte. Die Sache ist, dass das Buch unglaublich viel Potenzial hatte. Es ist auch möglich, dass meine Erwartungen einfach überzogen waren. Dennoch hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass sowohl Val als auch Kyle (gut, hauptsächlich Val) praktisch keinerlei Tiefe in ihrer Ausgestaltung (Es unterscheidet sich nicht viel vom Vorgänger, außer das Kyle nicht mehr ganz so aufdringlich ist.) hatten oder es zumindest einen Anhaltspunkt für ähnliches gab. Alles, was sie getan haben war zwar logisch nachvollziehbar (stellenweise leider sogar nicht mal das), aber zeigte keinerlei emotionale oder charakterliche Tiefe. Zwischendurch kam es mir vor als wäre die Beziehung der beiden so flach wie das Papier, auf dem sie geschrieben ist. Ich kann nicht mit letzter Sicherheit sagen, was genau nicht gepasst hat, aber für mich war das alles schlicht und ergreifend nicht überzeugend, geschweige denn mitreisend. Das wird leider auch nicht besser, wenn man die Story an sich betrachtet. Es ist irgendwie wie in einem klischeehaften 0815 Hollywoodfilm zu sitzen, nur, dass es hier nicht einmal richtig Drama gibt. Die Geschichte tröpfelt nur so vor sich hin. Im Großen und Ganzen passiert nicht viel und das, was passiert ist, geht leider stark in die falsche Richtung. Um das kurz zu erläutern: Der Hauptrund, aus dem ich das erste Buch nicht gemocht habe war, dass das, was geschrieben und vermittelt wird im offenen Gegensatz zu dem steht wofür das Buch eigentlich stehen sollte. Es werden einfach, trotz gutem Vorsatz die falschen Werte vermittelt, was sehr schade ist. Genau das passiert hier auch, nur, dass es hier nicht so chaotisch ist, wie im ersten Band. Das ist leider auch der Grund, aus dem ich das Buch nicht weiterempfehlen kann und will, auch wenn es sich wirklich gut als Unterhaltungslektüre zum Lachen eignet und den Leuten, die auf Liebesgeschichten, die sich fernab der Realität und Vernunft befinden, viel Spaß und Freude bringen würde. Ich schätze, man muss einfach ein bestimmter Typ von Leser sein, um die Geschichte voll genießen zu können. Trotz sämtlicher Bemühungen meinerseits, gehöre ich leider nicht dazu.

Fazit: Das Buch ist sehr unterhaltsam und humorvoll, allerdings gibt es signifikante Schwächen in Hinsicht auf die Hauptcharaktere, die Story und vor allem die fehlerhafte Message. Mit beiden Augen zugedrückt und mit Blick auf die Lesergruppe, der das Buch viel Freude bereiten könnte, gebe ich daher 2 1/2 Sterne, was genau die Hälfte der Sterneskala ist. Ich würde das Buch gerne besser als neutral bewerten, aber die doch deutlichen Mängel machen das unmöglich.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

PS: Vielen Dank an die Bastei Lübbe, die mir das Buch freundlicherweise im Rahmen einer Leserunde überlassen und mir die Möglichkeit gegeben haben, mich mit anderen darüber auszutauschen und mir adäquate Meinung zu bilden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 24.03.2021

Weiter geht die Reise

Kaleidra - Wer die Seele berührt (Band 2)
2

Obwohl das vermutlich nicht möglich ist, hatte ich an den zweiten Band von Kira Lichts neuer Trilogie Kaleidra noch größere Erwartungen als an den ersten, der mich vor allem mit seinen Details und seiner ...

Obwohl das vermutlich nicht möglich ist, hatte ich an den zweiten Band von Kira Lichts neuer Trilogie Kaleidra noch größere Erwartungen als an den ersten, der mich vor allem mit seinen Details und seiner außergewöhnlichen Umsetzung von sich überzeugen konnte. Wie sah es jetzt aber mit "Wer die Seele berührt" aus?

! Spoilerwarnung !
Eine Spoilerwarnung vorweg. Es handelt sich hierbei (wenn das nicht schon ersichtlich geworden ist) um einen Fortsetzungsband. Wer den ersten Band also nicht gelesen hat und das noch irgendwann einmal vorhaben sollte, dem wird an dieser Stelle freundlich geraten mit dem Lesen aufzuhören. Es besteht die Möglichkeit mit Spoilern lesespaßvernichtender Natur konfrontiert zu werden. Danke für die Aufmerksamkeit.

Inhalt:
Gut, nachdem das geklärt ist, weiter zum Inhalt. "Wer die Seele berührt" schließt nahtlos an die (kliffhangerartigen)Geschehnisse seines Vorgängers an. Nachdem Emilia von ihrem Kindheitsfreund Matti ausgeknockt wurde, kommt sie in der Quecksilberloge von Washington D.C. wieder zu sich. Dort trifft sie auf Professor Avalanche, den Meister selbiger Loge, der mittlerweile auch Ben unter seine Kontrolle gebracht hat. Der skrupellose Wissenschaftler will von unseren Alchemisten nur eins. Sie sollen zusammen mit Matti das Wasser des Lebens fertigbrauen, egal zu welchem Preis. Harte Zeiten stehen bevor und Emilia weiß nicht mehr, wer Feind und wer Freund ist. Als schließlich auch noch eine Expedition nach Kaleidra ansteht, ist das Chaos perfekt.

Meine Meinung:
Der zweite Teil der Geschichte um Kaleidra ist vor allem eins: Anders als ich erwartet hatte.
Nun muss man vielleicht dazu sagen, dass ich mir nicht ganz sicher bin, was genau ich eigentlich erwartet hatte, aber ich kann definitiv sagen, dass mich vieles an dem Buch überrascht hat.

Darunter fällt zunächst einmal die Handlung an sich. Zweite Bände haben es naturgemäß immer etwas schwerer als ihre Vorgänger. Das gilt vor allem Trilogien. Die Aufgabe eines guten zweiten Bandes ist es meiner (persönlichen) Meinung nach, die Geschehnisse und offenen Enden des ersten Bandes aufzunehmen und weiterzuentwickeln, ohne aber zu viel vorwegzunehmen (damit man den Abschluss genießen kann). Die große Kunst dabei ist, das Buch so zu gestalten, dass es sich nicht zieht und der Leser nicht die Lust daran verliert. Man braucht also vor allem eine starke Handlung.
Die Handlung des zweiten Bandes hat mich dahingehend überrascht, dass sie wesentlich geradliniger ist, als die des ersten. Wo "Wer das Dunkel ruft" so unübersichtlich in seinen Informationen und Handlungssträngen war, ist dieses Buch geradezu ein Musterbeispiel für eine geradlinige Handlung. Zwar gibt es die massiven Informationsfluten immer noch, aber im offenen Gegensatz zum ersten Teil gibt es hier fast keine Nebenhandlungsstränge und Abschweifungen in der Handlung. Das macht das Buch gut und (im Vergleich zum ersten Teil) geradezu flüssig lesbar. Die Geschichte selbst ist spannend und beinhaltet immer wieder neue Drehungen und Wendungen, die das Leseerlebnis auf eine neue Stufe bringen. Vieles aus dem ersten Band wird wieder aufgegriffen, man erhält Antworten auf einige Fragen (die aber irgendwie nur noch mehr Fragen aufwerfen, aber egal. Es macht Spaß, Theorien aufzustellen.) und langsam finden die vorangegangenen Geschehnisse zueinander. Nach dem (doch teilweise etwas verwirrenden) ersten Teil der Geschichte ist dieser Handlungsaufbau (mal wieder hervorragend unterstützt durch Kiras tollen Schreibstil) eine willkommene und erfrischende Abwechslung, die mir nur noch mehr Lust darauf macht herauszufinden, wo dieses fantastische Handlungskonstrukt hinführen wird.

Ebenfalls wieder toll umgesetzt wurde das naturwissenschaftliche Thema des Buches. Kira Licht hat einfach ein Talent dafür, technische Elemente mit Fantasy zu verbinden, ohne, dass es zu schwerwiegend oder zu kompliziert wirkt. Die doch etwas düstere Handlung wird gut durch diese zusätzlichen Infoelemente aufgelockert, sowie durch den geschickt eingesetzten Humor.

Aber auch die Charaktere stehen dem in nichts nach. Nachdem mein Wunsch scheinbar erhört wurde und Emilia doch wesentlich weniger Charakteren als im ersten Teil vorgestellt wurde, konnte man endlich mal einen guten und näheren Blick auf die bereits eingeführten Charaktere werfen.
(Hinweis: Auch wenn die neu eingeführten Charaktere ebenfalls ohne Ausnahme spannend und einprägsam waren, möchte ich hier aus spoilertechnischen Gründen nicht näher auf sie eingehen. Es macht mehr Spaß, sich beim Lesen mit ihnen zu beschäftigen :D)
Lange Geschichte kurz: Emilia konnte mich wieder in voller Bandbreite von sich überzeugen. Sie war schon im ersten Band eine unglaublich starke Protagonistin, aber gerade in diesem Buch (wo sie sich schon ein wenig an ihre Umstände gewöhnt hat) kann sie wirklich zeigen, was in ihr steckt. Und das ist wesentlich mehr, als man so denken mag. Auch von Ben hat man mehr zu sehen bekommen. Auch wenn ich von Ihm als Charakter immer noch nicht zu 100% überzeugt bin (was nichts heißen muss, weil er trotzdem ein sehr gut gemachter Charakter ist), hat es mich sehr gefreut, andere Seiten an ihm zu sehen und die Entwicklung seiner Beziehung mit Emilia zu beobachten. Ich bin gespannt, zu erfahren, wie die Geschichte der beiden enden wird.

So toll das Buch auch sein mag, es gibt kleinere Abstriche. Die Geschichte an sich und die Figuren sind zwar allesamt toll gemacht, jedoch hatte ich stellenweise das Gefühl, dass ihre Handlungen nicht ganz zusammenpassen. Das mag zwar nicht unbedingt ein Kritikpunkt sein; es besteht ja immerhin noch die Möglichkeit, dass das alles geplant ist und hinterher noch Sinn ergibt (sollte das so sein, entschuldige ich mich hiermit in aller Form). Trotzdem kamen mir manche Aktionen doch sehr undurchsichtig vor.
Ein anderer Punkt ist, dass die Geschichte trotz allem doch noch ziemlich lückenhaft ist. Das ist kein Fehler, sondern ein eigener Charakterzug des Buches, der erst dafür sorgt, das die Geschichte das werden kann, wozu sie bestimmt ist. Nur leider ist das dem Lesegefühl dennoch ein wenig abträglich. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es sich gerade deswegen lohnt, das Buch nach Abschluss der Geschichte noch einmal in die Hand zu nehmen und alles rückblickend zu betrachten. Bestimmt gibt es vieles, das einem erst auffällt, wenn man die ganze Geschichte kennt. Es gehört ja auch ein Stück weit zu einem guten Buch, das man beim Lesen immer wieder etwas neues entdeckt :)

Fazit:
"Kaleidra - Wer die Seele berührt" ist in vielerlei Hinsicht ein hervorragender Fortsetzungsband, der die ureigene Handschrift von Kira Licht trägt. Trotz leichter Abstriche hat es mir viel Spaß gemacht, das Buch lesen zu dürfen und mich mit anderen darüber auszutauschen (an dieser Stelle noch einmal vielen Dank an die Bastei Lübbe, die mir das Buch im Zuge einer Leserunde zur Verfügung gestellt hat). Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und ich kann es kaum erwarten, wie die Geschichte um unsere Alchemisten weitergeht. Danke an Kira Licht für dieses tolle Buch.

Für eine hervorragende Leistung mit kleineren Abstrichen, die ihrem Vorgänger in nichts nachsteht gibt es daher von mir 4 1/2 von 5 Sternen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.11.2019

Wege zum Glück

Die Kunst der guten Erinnerung
1

Gute Erinnerungen, wer liebt sie nicht? Sich an vergangene Zeiten zu erinnern, an Momente, die man mit Familie, Freunden und manchmal ganz allein verbracht hat, gehört zu den Dingen, die einem ein Gefühl ...

Gute Erinnerungen, wer liebt sie nicht? Sich an vergangene Zeiten zu erinnern, an Momente, die man mit Familie, Freunden und manchmal ganz allein verbracht hat, gehört zu den Dingen, die einem ein Gefühl von Glückseligkeit und Wärme im inneren geben.

Inhalt:
Von glücklichen Erinnerungen handelt hauch Meik Wikings Buch "Die Kunst der guten Erinnerung""
Wie hängt unser persönliches Glück mit unseren Erinnerungen zusammen? Wie können wir glückliche Erinnerungen schaffen und sie in uns bewahren?
Auf diese Fragen weiß der "Glücksforscher" Antwort zu geben.
Ausführlich beschreibt er, was hinter dem Geheimnis der Erinnerung steckt. Er erzählt vom Hippocampus (unserem ganz persönlichen Seepferdchen im Gehirn), der unsere Erinnerungen verarbeitet, von den Erinnerungen der Menschen, die er im Rahmen seiner Glücksstudien getroffen hat und gibt auch einige ganz persönliche Erlebnisse wider.
Weiterhin findet man Tipps, die dabei helfen sollen, besondere Erinnerungen im Alltag zu schaffen oder solche festzuhalten. Dabei spielen vor allem unsere Sinne eine große Rolle. Abgerundet wird das Ganze durch einen Kalender am Ende des Buches.

Meine Meinung:
Allein optisch ist das Buch ein echter Hingucker und eine schöne Bereicherung für jedes Bücherregal. Das Cover ist aus einer Art Pappe gemacht und fühlt sich angenehm in der Hand an. Was mir besonders gut gefallen hat, waren die vielen Farbseiten und Fotos, die das Buch nicht nur verschönern, sondern den Inhalt auch wunderbar ergänzen. Ein kleiner Kritikpunkt an dieser Stelle wäre allerdings, dass es für meinen Geschmack ein paar Bilder zu viel sind. Das ist aber nicht weiter schlimm, weil sie trotz allem eine tolle optische Bereicherung sind.
Inhaltlich ist das Buch super. Man könnte jetzt natürlich kritisieren, dass es nicht detailliert genug ist, weil es tatsächlich nur einen groben Überblick über die Materie gibt, aber darauf kommt es eigentlich gar nicht an. Meiner Meinung nach geht es eher um das Gefühl, was einem der Inhalt gibt. Beim Lesen kann man toll in eigenen Erinnerungen schwelgen und etwas mehr über die ein oder andere Erfahren. Der Schreibstil ist locker, flockig und leicht zu lesen, was dazu führt, dass das Buch trotz der technischen Aspekte gut als Unterhaltungslektüre durchgehen kann. Die Tipps waren hilfreich und schön präsentiert. Mein persönliches Highlight waren allerdings die vielen schönen Zitate, von denen ich bestimmt auch das eine oder andere weitergeben werde.

Fazit:
Insgesamt war das Buch schön zu lesen und sowohl optisch als auch inhaltlich eine tolle Bereicherung. Auch wenn es einige Makel gibt, bin ich froh, das Buch gelesen zu haben und bedanke mich ganz herzlich bei der Bastei Lübbe für das Leseexemplar.

Von mit gibt es 4 1/2 von 5 Sternen :)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gestaltung
  • Thema
  • Information
Veröffentlicht am 15.06.2019

Was bedeutet der Tod eigentlich?

Scythe – Die Hüter des Todes
1

Mit Scythe - Die Hüter des Todes von Neal Shusterman ist mir ein Buch begegnet, das ohne Zweifel eines der originellsten seiner Art sein dürfte. Dabei erscheint die Handlung zunächst gar nicht mal so eindrucksvoll. ...

Mit Scythe - Die Hüter des Todes von Neal Shusterman ist mir ein Buch begegnet, das ohne Zweifel eines der originellsten seiner Art sein dürfte. Dabei erscheint die Handlung zunächst gar nicht mal so eindrucksvoll. Wie in den meisten Geschichten dieses Genres geht es um einen Jungen und ein Mädchen, die in einer dystopischen Zukunft unserer heutigen Welt leben. In diesem Fall hören die beiden Protagonisten auf die Namen Citra und Rowan. Selbige wohnen in midMerica in einer Stadt, die sich dort befindet, wo heute ungefähr Washington D.C. liegen dürfte. Jedenfalls bekommen die Citra und Rowan eine einmalige Chance. Sie können zu Lehrligen eines Scythes werden. Ein Scythe ist jemand, der über Leben und Tod von Menschen bestimmen darf. Diese Aufgabe ist deshalb so angesehen, weil in der postmodernen Welt niemand mehr durch einen natürlichen Tod sterben kann. Eine Superintelligenz, die auf den Namen Thunderhead hört, hat nämlich alle Krankheiten und auch das Alter ausgerottet. Aber was findet hinter der Fassade dieser schillernden Welt statt? Als Citra und Rowan in die Gesellschaft der Scythe eintreten, erfahren sie Dinge, die ihr Leben für immer verändern werden.

Ich hab lange gezögert, das Buch zu lesen, weil mir der Verlauf der Handlung sehr offensichtlich erschien. Das war aber ganz und gar nicht der Fall. Zugegebenermaßen ist die tatsächliche Handlung jetzt nicht gerade die aller spannendste, aber sie verfügt immerhin über zwei wichtige Dinge. Erstens: Sie ist in gar keinem Fall langweilig. und Zweitens: Sie ist für ihre Verhältnisse ziemlich originell. Um nicht zu viel vorwegzunehmen belasse ich es jetzt einfach mal bei dieser Aussage.

Viel interessanter ist sowieso, dass die Handlung gar nicht der Hauptfokus des Buches ist. Neal Shustermans Geschichte gefällt mir gerade deswegen so sehr, weil hier keine Welt für eine Geschichte erfunden wurde, sondern eine Geschichte für eine bereits im Kopf existierende Welt geschrieben wurde. Besonders interessant sind daher die Reflexionen über diese Welt, die am Ende jedes Kapitels zu finden sind. Dort schreibt Shusterman, wie Personen, die schon lange leben, über sie denken. Gut, es gibt ein paar Logikfehler, aber allein die unglaublich detaillierte Darstellung einer Dystopie, die einzig und allein von einer Superintelligenz (mal ausnahmsweise nicht zum Nachteil der Menschheit) geführt wird ist ziemlich beeindruckend und für mich schon Grund genug, um das Buch noch einmal zu lesen.

Jetzt aber doch noch einmal zu den Charakteren. Das Buch wird von einem personalem Erzähler erzählt, der abwechselnd zwischen Rowan und Citra die Erzählperspektive wechselt. Das sorgt dafür, dass man als Leser einen tiefen Einblick in beide Figuren erhält und ihre Motive und Handlungsweisen verstehen lernt. Rowan und Citra sind beide vielschichtig und sehr überzeugend dargestellt, auch wenn es ein wenig an Tiefe mangelt. Die hätte ich mir ehrlich gesagt auch ein wenig bei Scythe Faraday gewünscht. Persönlich halte ich ihn für die spannendste Figur im ganzen Buch, weshalb ich gern noch etwas mehr über ihn erfahren hätte, aber wer weiß, was nicht ist kann ja noch werden.

Dankbarerweise ist das Buch trotz des komplexen Settings ziemlich einfach zu lesen, was an dem schönen Schreibstil und der ziemlich kurzen Kapitellänge liegt. Daher kann man ohne Probleme das Buch (trotz seiner immerhin beinahe 500 Seiten) problemlos an einem Tag lesen.

Insgesamt gibt es daher von mir 4 von 5 Sternen.