Profilbild von JanaBabsi

JanaBabsi

Lesejury Star
offline

JanaBabsi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JanaBabsi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2019

Lieben heißt auch loslassen können ….

Der Klang deiner Liebe
0

Alexandra ist eine lebenslustige junge Frau, deren Leben schon immer von Musik geprägt war. Schon als Kind summte und sang sie ununterbrochen, manchmal um sich zu konzentrieren, manchmal um den Supermarktlautsprecher ...

Alexandra ist eine lebenslustige junge Frau, deren Leben schon immer von Musik geprägt war. Schon als Kind summte und sang sie ununterbrochen, manchmal um sich zu konzentrieren, manchmal um den Supermarktlautsprecher zu übertönen oder einfach auch nur, während sie ein Buch las. Nach dem Abitur studierte sie Klavier, Gesang und Gesangspädagogik und es ist logisch, dass auch die Menschen in ihrem direkten Umfeld etwas mit Musik zu tun haben. Ihr Verlobter soll in wenigen Wochen seine neue Stelle als Konzertmeister bei den Wiener Symphonikern antreten – kurz nach ihrer Hochzeit, die in 14 Tagen stattfinden soll. Während sie summend, singend und voller Vorfreude auf ihr gemeinsames Leben ihre neue Wiener Wohnung einrichtet, bekommt sie den alles verändernden Anruf: Johann ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Schlagartig ist die Musik in Alexandra verstummt.

Zweieinhalb Jahre lang versucht sie vor diesem Schmerz wegzulaufen, sie reist um die halbe Welt, flüchtet von Ort zu Ort, bis sie in einem kleinen Ort in Mississippi auf Pastor Jeremiah Fellows trifft. Dieser bietet Alexandra einen Job als Kirchenmusikerin an und da sie das Geld braucht, muss sie – ob sie möchte oder nicht – wieder Musik in ihrem Leben zulassen. 4 Monate später kehrt sie nach Hause zurück.

Mit dem Geld aus Johanns Lebensversicherung pachtet sie auf Norderney das Elternhaus ihrer Fast-Schwiegermutter Marianne, lässt dieses zu einer Pension umbauen und widmet sich fortan liebevoll ihrem neuen Aufgabengebiet. In ihrer Pension wohnen sowohl normale Feriengäste, als auch Menschen, die – genau wie sie – einen schweren Verlust erlitten haben.

Die neuen Gäste der Pension, die Freunde Jens und Marc, tragen Wunden unterschiedlicher Art. Während Jens sich körperlich von einem Unfall erholen muss, trägt Marc seine Wunden unsichtbar vor sich her. In Alex‘ Gegenwart beginnt Marc sich nach und nach zu entspannen, die Beiden fühlen sich voneinander angezogen…. und dann holt die Vergangenheit sie gnadenlos ein.

„Der Klang deiner Liebe“ ist das 5. Buch, das ich von Noa C. Walker lese und wie immer finde ich eine Geschichte voller Emotionen, jedoch ohne Kitsch, voller bildhafter Beschreibungen, jedoch ohne Trivialität und Menschen mit den unterschiedlichsten Schicksalen, die jeden von uns morgen treffen können oder gar schon getroffen haben.

Verlust und Trauer muss jeder Mensch für sich selbst verarbeiten. Mit dem Tod einer nahestehenden Person klar zu kommen ist harte Arbeit, niemand kann einem dieses Leid abnehmen. Trotzdem ist es hilfreich, wenn man jemanden hat, der einem in dieser Zeit eine Schulter zum Anlehnen und Ausheulen bietet und einfach nur für einen da ist.

Manchmal brauchen wir einfach Zeit, dazu einen kleinen Anstoß und einen weisen Rat. Gelegentlich sind die Weite und ein Gefühl von Freiheit hilfreich oder aber der Schutz eines behüteten Umfelds. Vielleicht benötigen wir schlicht etwas, das wir lieben können, zuweilen jedoch den gehörigen Tritt eines Menschen, der uns liebt – auch wenn es zuerst wehtut. Doch immer haben wir jemanden nötig, der erst einmal schweigt und zuhört, der den Schmerz aushält um dann irgendwann, sobald wir bereit dafür sind, gemeinsam mit uns ein neues Lied in unser Herz zu schreiben.
(„Der Klang deiner Liebe“, Seite 28)


Die Autorin hat in der Pension von Alex die verschiedensten Menschen aufeinandertreffen lassen. So unterschiedlich wie die Charaktere sind, so unterschiedliche Wege wählen sie, mit ihrer Trauer klar zu kommen. Manche müssen vor der Trauerarbeit erst einmal ihre eigenen Schuldgefühle verarbeiten, andere müssen einfach „nur“ loslassen und sich wieder den schönen Dingen des Lebens öffnen. Einer sucht um Vergebung, die ihm leider nicht gewährt wird und andere wiederum ertrinken ihn ihrem Hass.

Noa C. Walker hat hier wieder einmal stimmige Charaktere erschaffen und diese in eine wunderbare Geschichte eingebettet. Ihr Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und man kann dieses Buch nur schwer wieder aus der Hand legen. Wie immer klingt das Geschehen für eine ganze Zeit in mir nach – nicht zuletzt deswegen, weil ich meinen Vater im November 2018 und meinen Schwager im Januar 2019 verloren habe.

Vielleicht empfinde ich gerade deswegen eine gewisse Unruhe im Buch, ab dem Zeitpunkt, an dem die Freunde von Marc in der Pension auftauchen. Vielleicht haben sie mich mit ihrem jugendlich lauten und unruhigen Verhalten in meiner eigenen Trauerarbeit gestört.

„Der Klang deiner Liebe“ ist ein Buch in dem die Themen Trauer, Verlust, Schuld, Hass, Freundschaft und Liebe aufeinander treffen. Keine schwere Kost aber doch mit Tiefgang.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Wenn nicht die Liebe unsere Wunden heilt, was dann?

Wenn Liebe Wunden heilt
0

Jede Karriere, die steil nach oben geht, kann auch genau so steil wieder fallen. Genau das ist Brooke Adams passiert. Bis vor ½ Jahr war sie PR-Beraterin auf Profi-Niveau in der Musikbranche, dann bereitete ...

Jede Karriere, die steil nach oben geht, kann auch genau so steil wieder fallen. Genau das ist Brooke Adams passiert. Bis vor ½ Jahr war sie PR-Beraterin auf Profi-Niveau in der Musikbranche, dann bereitete ein Skandal ihrer Karriere jäh ein Ende. 6 Monate lang hat sie das Wahlkampfteam eines Senators in Oregon geleitet, bis ihr das Schicksal die Chance für einen Wiedereinstieg vor die Füße spült. Mit dem YouTube-Video eines Unbekannten aus Alaska in der Tasche wird sie bei ihrem ehemaligen Vorgesetzten Brennan Ward vorstellig und kann diesen davon überzeugen, dass sie es schaffen wird Finn Keller unter Vertrag zu nehmen. Finn ist jedoch nicht ganz so leicht davon zu überzeugen, das er – der Automechaniker im Familienbetrieb – der neue Star am Musikhimmel sein soll und Brooke muss sich richtig ins Zeug legen. Nachdem „Dream Music“ die Vertragssumme verdoppelt hat, unterschreibt Finn den Vertrag. Sein 1. Song geht in den Sozialen Netzwerken richtig durch die Decke und in ganz kurzer Zeit ist Finn Keller ein gefeierter Star. Er lässt jedoch keinen Zweifel darüber offen, dass er das alles nur des Geldes wegen tut und …. wegen Ava.

Mit Brooke und Finn hat die Autorin Emily Bold 2 Charaktere geschaffen, die so unterschiedlich sind, wie Sonne und Mond.

Brooke ist die knallharte Geschäftsfrau, die nichts anderes vor Augen hat als ihren beruflichen Werdegang. Sie ist besessen von ihrem Job und sie würde alles dafür tun, dass sie bzw. Finn eine gute Publicity bekommt. Der Spruch „Dein Arsch gehört mir“, kann es treffender nicht ausdrücken, wie Brooke tickt und Finn dementsprechend vereinnahmt. Wer es jedoch schafft hinter die Fassade von Brooke zu schauen, der findet dort eine Frau, die nichts anderes will als geliebt zu werden.

Finn ist ein bodenständiger junger Mann, der in einem kleinen Ort in Alaska als Automechaniker im Familienbetrieb arbeitet. Er sieht sich weder als Sänger, noch als Star und er weiß auch genau was er will bzw. was er nicht will. Mit Vertragsabschluss hat er jedoch seine Seele verkauft und so muss er in den meisten Fällen tun, was Brooke von ihm verlangt. Er hat jedoch auch seinen ganz eigenen Sturkopf und dann geraten Brooke und er auch schon mal aneinander. Beide merken jedoch anfangs nicht, dass es zwischen ihnen auch ganz gewaltig erotisch knistert, was ihre Zusammenarbeit leider nicht vereinfacht. Es gibt jedoch etwas, das zwischen ihnen steht – die Frage: Wer ist Ava, für die er das alles tut, und wie ist Finn mit ihr verbunden?

Der Schreibstil von Emily Bold ist, wie gewohnt, angenehm und die Geschichte um Brooke und Finn lässt sich flüssig lesen. Obwohl mir die Geschichte gut gefallen hat, so hat mir doch etwas gefehlt, was ich nicht näher beschreiben kann. Mein 1. Buch der Autorin war „Lichtblaue Sommernächte“ und dieses Buch hat mich emotional von der ersten bis zur letzten Seite mitgenommen, so dass ich auch hier genau nach diesen Emotionen gesucht aber leider nicht gefunden habe. Auch fehlte den erotischen Passagen etwas Tiefgang. Manche Szene empfand ich als oberflächlich und emotionslos.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Brooke und Finn und durch den Perspektivwechsel ist man immer direkt mit den Gedanken der jeweiligen Person vertraut. In einem Liebesroman ist der Schluss für den Leser vorhersehbar, trotzdem war es interessant den Weg von Brooke und Finn zu verfolgen, bis sie sich am Ende dann doch bekommen.

An manchen Stellen hätte ich Brooke bzw. ihren Chef Brennan gerne geschüttelt, in Anbetracht der Tatsache, wie sie mit Finn umgegangen sind. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es gerade in der Musikbranche genau so zugeht, wie die Autorin hier beschrieben hat und man – ob man will oder nicht – die Rechte an seinem Körper verkauft. Man hat einen Vertrag zu erfüllen, ungeachtet der eigenen Befindlichkeiten, und wenn man keinen Manager hat, der bereit ist über Leichen zu gehen, ist man wahrscheinlich nur eine kurz aufleuchtende Sternschnuppe und genau so schnell wieder vom Firmament verschwunden, wie man aufgetaucht ist.

Alles in allem hat mich „Wenn Liebe Wunden heilt“ gut unterhalten, mir hat jedoch etwas gefehlt, was für mich die Geschichte hätte rund werden lassen. Im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Büchern, die ich von Emily Bold gelesen habe, hat mich dieses leider nicht so ganz überzeugen können.

Veröffentlicht am 01.01.2019

Mehr Schein als Sein

Nebenan funkeln die Sterne
0

Nach ihrer gescheiterten Beziehung kehrt Emma ihrer Heimat Regensburg den Rücken. Um möglichst viel Raum zwischen sich und Simon zu bringen, zieht sie nach London in die 1-Zimmer-Dachgeschosswohnung ihrer ...

Nach ihrer gescheiterten Beziehung kehrt Emma ihrer Heimat Regensburg den Rücken. Um möglichst viel Raum zwischen sich und Simon zu bringen, zieht sie nach London in die 1-Zimmer-Dachgeschosswohnung ihrer Tante. Aufgrund eines Vorfalles, der letztendlich auch zur Trennung von Simon geführt hat, leidet Emma unter einer Art Agoraphobie, sie hat Angst vor die Türe und unter Menschen zu gehen. Heutzutage – im Zeitalter der weltweiten Vernetzung via Internet – ist es tatsächlich kein großes Problem, tage-/wochen-/monatelang seine Wohnung nicht verlassen zu müssen. Einkäufe erledigt Emma online, gebracht wird die Ware per Lieferservice bis zur Wohnungstüre und ihr Geld verdient sie damit, Web-Siten für Firmen zu erstellen. Emma arbeitet nachts und schläft tagsüber und ihre Sozialkontakte pflegt sie über Instagram, wo sie mehrere tausend Follower hat. Ein paar Bilder, ein wenig Photoshop – das Profil von „Em_dreams“ quillt über von tollen Fotos und zeigt ein perfektes Leben, das es jedoch in Wirklichkeit so gar nicht gibt. Als in der Nachbarwohnung ein neuer Mieter einzieht und Emma sich fortan die Dachterrasse mit Nathan Burberry teilen muss, kommt sie ganz langsam aus ihrem Schneckenhaus wieder heraus. Noch weiß sie nicht, dass auch Nathan seiner Umwelt stellenweise ein Fake-Profil präsentiert.

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, weil ich (Jahrgang 1965) eine sehr kritische Einstellung zum Umgang mit den „Social Media“ habe. Natürlich nutze auch ich ein Smartphone, habe Accounts bei Instagram und Facebook, aber ich glaube, dass ich ein gesundes Nutzerverhalten an den Tag lege. Wenn ich mir die Jugendlichen aus meinem direkten Umfeld so anschaue, dann irritiert es mich immer wieder, wie wenig reale Kontakte sie haben – ihr Leben findet online statt und sie finden das toll. Statt einem Telefonat schreibt man sich lieber WhatsApp-Nachrichten und private Informationen teilt man auf Instagram, Facebook & Co. mit seinen „Followern“, wer auch immer sich dahinter verbergen mag. Man liegt stundenlang im Bett, mit dem Handy in der Hand und in der Anonymität des Netzes kann man sich durchaus ein Leben aufbauen, das man gerne hätte – aber nicht haben wird – und niemandem fällt es auf, dass man seit Tagen seine Wohnung nicht verlassen hat.

Emma hat sich genau so ein Leben aufgebaut. Sie lebt alleine in ihrer 1-Zimmer-Wohnung und man könnte das Gefühl haben, dass sie sich dabei eigentlich – bis auf einige wenige Ausnahmen - ganz wohl fühlt. Sie plant ihren Tag per Bullet-Journal und wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt, loggt sie sich bei Instagram ein, verteilt ein paar Herzchen und Kommentare auf den Seiten der Menschen, denen sie folgt. Für ihre eigene Seite retouchiert sie alte Fotos, pimpt sie mittels Photoshop auf und suggeriert ihren Followern, dass sie unterwegs gewesen wäre. Zum Beispiel postet sie ein Foto vom Strand/Meer mit dem Hinweis „Herrliches Wochenende an der Küste verbracht“; in Wirklichkeit ist das Foto 1,5 Jahre alt und Emma hat am Wochenende natürlich keinen Schritt vor die Türe gemacht.

Durch ihre große Zahl an Followern dauert es immer nur kurze Zeit bis einer ihrer Beiträge kommentiert wird und dadurch fühlt Emma sich lebendig und „von Freunden umgeben“. Mit einer Hand voll Followern hat Emma sogar eine etwas engere Beziehung; man schreibt sich private Nachrichten aber sobald es auf ein Treffen hinausläuft, fällt Emma immer irgend etwas ein, warum sie zu diesem Treffen nicht kommen kann. Selbst ihrer Familie kann sie seit fast 2 Jahren erfolgreich etwas vorspielen und ihre Schwester Jana immer wieder von einem Besuch bei ihr abhalten.

Dem Leser wird zwar klar, dass Emma ein Problem damit hat unter Menschen zu gehen und am Leben teilzunehmen, das direkt vor der Haustüre stattfindet, es wird jedoch erst im Laufe der Geschichte offenbart, warum das so ist. Für mich steht das Verhalten von Emma in keinem Verhältnis zu dem Vorfall, der sie dazu veranlasst hat, sich in ihr Schneckenhaus zurückzuziehen. Emma zeigt für mich auch nicht die typischen Anzeichen eines Menschen der unter Panikattacken leidet, wenn er seine sichere Wohnung verlässt, sie fühlt sich unwohl, hat ein wenig Herzklopfen, mehr aber auch nicht. Sie ist durchaus in der Lage einkaufen zu gehen, wenn alle anderen Optionen versagen.

Zudem frage ich mich permanent, warum man seiner Umwelt solche Fake-Nachrichten zukommen lassen muss. Klar, man fühlt sich gut, wenn man positive Bewertungen/Kommentare bekommt, aber fällt man nicht anschließend automatisch wieder in ein Loch, wenn einem bewusst wird, dass das Leben gar nicht so rosarot ist, wie man es nach außen darstellt? Macht man sich so seine eigene Depression nicht selbst?

Als Nathan neben Emma einzieht, weiß dieser natürlich nichts von ihren Ängsten und ihrem „Doppelleben“ und er lädt sie öfter mal ein; zum Grillen, zum gemeinsamen Sitzen auf der Dachterrasse, zum Kaffee trinken …. Da Emma nicht immer „Nein“ sagen kann, schafft sie es nach und nach sich wieder dem richtigen Leben zu öffnen und in die Normalität zurückzufinden.

Ein Roman ist natürlich nicht vollständig, wenn nicht auch ein Quentchen Liebe darin vorkommt aber die Romanze zwischen Emma und Nathan braucht viel Zeit und Raum um sich zu entwickeln und wird dann von einem Ereignis überschattet, das Nathan schon lange bevor er Emma kennenlernte geplant hat. Auch Nathan hat eine Vergangenheit, mit der er abschließen muss.

Der Charakter von Emma hat sich mir leider nicht erschlossen, ich konnte mich eher mit Nathan identifizieren, ihn fand ich richtig sympathisch. Auch Nilla, die Inhaberin eines Schreibwarenladens, kam beim Lesen sehr sympathisch rüber und Emma schlägt sich ihretwegen stellenweise mit Eifersucht herum. Und dann ist da noch Britney, die als „BritMom“ in Instagram unterwegs ist und mit der sich Emma dann doch irgendwann im Laufe der Geschichte noch trifft. Auch sie wird sehr authentisch dargestellt.

Im ersten Drittel des Buches gibt es nur Emma und ihre Befindlichkeiten, im zweiten Drittel kommt Nathan dazu und meiner Meinung nach kommt das Buch erst im letzten Drittel so richtig in Fahrt, als Emma sich wieder dem wirklichen Leben widmet und offen ist für ihre Umwelt. Die Geschichte ist komplett aus der Sicht von Emma erzählt, der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, mir fehlt aber irgendwie etwas, was mich mitreißt. Ich habe auch eine ganze Weile gebraucht, um das Buch zu Ende zu lesen.

Alles in allem eine nette und vorhersehbare Geschichte, die mich aber leider nicht nachhaltig begeistern konnte.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Die Fotografin

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
0

Die Fotografin

Wir befinden uns im Jahr 1905. Eine Zeit, in der das Frauenbild noch in einem ziemlich engen Korsett steckt; die gutbürgerliche Frau ist von Beruf Gattin, sie darf ohne Erlaubnis ihres ...

Die Fotografin

Wir befinden uns im Jahr 1905. Eine Zeit, in der das Frauenbild noch in einem ziemlich engen Korsett steckt; die gutbürgerliche Frau ist von Beruf Gattin, sie darf ohne Erlaubnis ihres Mannes weder einem Broterwerb nachgehen noch über eigenes Geld verfügen, sie hat keinen Anspruch auf ihre eigenen Kinder - einzig die Gewalt über den Schlüssel der Speisekammer obliegt ihr.

In dieser Zeit lebt Minna – Mimi – Reventlow. Als eine der wenigen Frauen hat Mimi Abitur und eine abgeschlossene Berufsausbildung. Als sie an ihrem 26. Geburtstag einen Heiratsantrag von Heinrich Grohe bekommt, tut sie etwas schier unglaubliches: Sie lehnt diesen Antrag ab und entschließt sich dazu, in die Fußstapfen ihres Onkels zu treten. Sie möchte Wanderfotografin werden und das langweilige Feld der eingefahrenen Studio-Portrait-Fotografie verlassen. Ihr Kopf steckt voller neuer Ideen.

Mimi muss viele Klinken putzen bis ihr ein Zufall dazu verhilft, Bekanntschaft als Fotografin zu erlangen und sie reist eine Zeit lang durchs ganze Land. Als ihr großes Vorbild, Onkel Josef, erkrankt, reist sie zu ihm nach Laichingen. Schnell wird ersichtlich, dass es hier mit „Kurzzeitpflege“ nicht getan ist und Mimi beschließt, bei Josef zu bleiben und ihn zu pflegen. Um ihren Unterhalt zu verdienen eröffnet sie das seit Jahren geschlossene Foto-Atelier ihres Onkels aber mit ihrer offenen und modernen Art und ihrem zielgerichteten Auftreten trifft sie bei den konservativen Laichingern jedoch nicht überall auf Wohlwollen – schon gar nicht bei Herrn Gehringer, dem größten Arbeitgeber Laichingens.


Petra Durst-Benning hat es wieder einmal geschafft – sie hat es geschafft, mich einzufangen mit ihrer Geschichte. Ich liebe ihre Bücher; egal ob die zeitgenössische Maierhofen-Reihe oder die historischen Romane. Zum einen erschafft sie immer starke Protagonistinnen, die ihrer Zeit meist weit voraus sind, zum anderen sind ihre Themen/Schauplätze immer hervorragend recherchiert und gekonnt in einer wunderbaren Geschichte in Szene gesetzt.

„Ich möchte den Menschen Schönheit schenken! Sie in der freien Natur fotografieren, von mir aus auch mit Requisiten. Aber um Himmels willen nicht mit Kopf- und Körperstützen und immer in denselben Posen! Ich möchte mit Licht und Schatten spielen, ich möchte die Menschen mithilfe meiner Fotografien verzaubern …..“

Mimi war mir von der 1. Seite an sympathisch. Wenn es diese starken Charaktere nicht wirklich gegeben hätte (und heute nicht auch noch geben würde), dann wären wir Frauen wahrscheinlich noch immer brave Heimchen am Herd, die sich um nichts anderes als die 3 K (Küche, Kinder, Kirche) kümmern würden.

Petra Durst-Benning hat den Schauplatz ihres neuesten historischen Romans auf die schwäbische Alb gelegt, genauer gesagt nach Laichingen. Dort lebten die Menschen lange Zeit nach festgefahrenen Traditionen: Ganze Generationen von Männern arbeiteten als Weber in den Fabriken der Tuchindustrie, die Frauen fertigten Stickereien in Hausarbeit; es gab nichts anderes und über den Tellerrand zu schauen war damals nicht üblich oder man konnte es sich schlichtweg nicht leisten. Trotz harter Arbeit lebten die meisten Familien in Armut und ihr Hauptnahrungsmittel war „schwarzer Brei“, ein Brei aus Musmehl, den es heute noch in einer deftigen und einer süßen Variante gibt. Die Autorin schafft es mit ihren Beschreibungen, dass man sich als Leser ganz in die damalige Zeit zurückversetzt fühlt.

Mimi lernt in Laichingen das karge und harte Leben der Leinenweber kennen aber sie versteht es nicht, dass niemand der Alteingesessenen aus diesem Joch ausbrechen möchte oder, wenn schon die Eltern es nicht tun, sie nicht wenigstens ihren Kindern die Möglichkeit geben etwas anderes zu tun als Generationen vor ihnen. Mimi erkennt zum Beispiel, dass einer der Jugendlichen ein großes Talent zum Zeichen hat und sie möchte ihm gerne helfen, dass er die Zeichenschule in Stuttgart besuchen darf. Leider stößt diese Idee bei seinen Eltern auf Widerstand. Aber Mimi wäre nicht Mimi, wenn sie sofort aufgeben würde.

Neben dem Erzählstrang von Mimi, die dem Leser die Geschehnisse aus ihrer Sicht zeigt, erfahren wir von Anton und Alexander, wie das eingefahrene Leben in Laichingen sich für die Jugendlichen anfühlt und mit Eveline hat Petra Durst-Benning eine Protagonistin erschaffen, die aus „gutem Hause“ stammt und die Ehe mit einem Leinenweber eingegangen ist.

Alle Protagonisten sind sehr liebevoll und realistisch angelegt worden und es macht Spaß, ihnen als Leser über die Schulter zu schauen und an ihrem Leben teilzuhaben. Natürlich kommen auch die Gefühle nicht zu kurz, denn Mimi lernt auf ihrer Reise durch Deutschland einen Wander-Gewerkschafter kennen, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt. Leider trennen sich ihre Wege und niemand weiß, ob sie sich jemals wiedersehen werden. Vielleicht verhilft das Schicksal ihnen ja zu einem Treffen zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, wer weiß?

Als 1. Teil einer Serie endet das Buch natürlich mit einem Cliffhanger (zumindest finde ich das natürlich, dass das Buch nicht in sich abgeschlossen ist). Die Wartezeit bis zu Band 2 wird schmerzlich, das weiß ich, aber umso schöner wird es im April dann sein, die Fortsetzung lesen zu können.

Zu einem Buch, auf dem Petra Durst-Benning drauf steht, greife ich bedenkenlos – weil ich weiß, dass ich für ein paar Lesestunden wirklich gut unterhalten werde.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Neue Thriller-Serie „Freak City“

Freak City / Hexenkessel
0

Bei „Freak City“ handelt es sich um die neue Serie des Thriller-Autors Martin Krist. „Hexenkessel“ ist der Auftakt der Reihe und der Leser schaut Pearl bei seiner Arbeit als Ermittler über die Schulter. ...

Bei „Freak City“ handelt es sich um die neue Serie des Thriller-Autors Martin Krist. „Hexenkessel“ ist der Auftakt der Reihe und der Leser schaut Pearl bei seiner Arbeit als Ermittler über die Schulter. Handlungsort ist eine Stadt die niemals schläft: New York.

Pearl ist kein Polizist aber auch kein Privatdetektiv – generell bekommt man als Leser sehr wenig Informationen zu seiner Person. Einzig der Hinweis darauf, dass er ein Halbblut ist, ziemlich auffällige Narben hat und Vermisste, Verschwundene, Entführte, Totgeglaubte, ebenso Entführer, Erpresser, Mörder und Killer sucht. Da er keinem Berufskodex folgen muss, kann er seine Ermittlungen so konventionell oder auch unkonventionell führen, wie er gerade Lust hat. In „Hexenkessel“ begleiten wir ihn auf der Suche nach einer verschwundenen Schauspielerin.

Patsy ist seit 2 Monaten geschieden und zieht gerade mit ihrem neuen Freund Milo einen Einbruch durch. Eigentlich passt das gar nicht zu ihr und so redet sie sich ein, dass sie das nur für ihre Tochter Christie tut. Leider läuft in ihrem Leben gerade so gar nichts nach Plan und so kommt es, dass sie und Milo im Haus ihres Opfers vom Jäger zum Gejagten werden.

„Hexenkessel“ ist ein Thriller mit gerade mal 224 Seiten und nach typisch amerikanischer Manier legt der Autor in dieser Geschichte ein ziemlich schnelles Tempo vor. Das Buch ist in 12 Kapitel unterteilt, die abwechselnd aus der Sicht von Pearl und Patsy erzählt werden und jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger. So gehört sich das in einem Thriller, der Leser muss regelrecht danach lechzen, das nächste Kapitel lesen zu wollen.

Die unterschiedlichen Handlungsstränge von Pearl und Patsy haben scheinbar überhaupt nichts miteinander zu tun. Der Autor schafft es, den Spannungsbogen die ganze Zeit über oben zu halten. Als Leser fragt man sich permanent, wie das alles miteinander in Zusammenhang steht und man findet einfach keine Lösung. Ich bin ja auch bekanntlich kein guter Kriminologe – ich bin diejenige, die meistens bis zur Auflösung im Dunkel steht. Der Schluss des Buches lässt bei mir die ein oder andere Frage offen, wirklich wichtig um das Buch zu verstehen, sind die Antworten auf diese Fragen jedoch nicht.

Grundsätzlich hat mir der 1. Teil der New-York-Reihe sehr gut gefallen und ich werde auch ganz sicher den 2. Teil lesen. Trotzdem gibt es aus meiner Sicht einige wenige Kritikpunkte, die ich gerne anmerken möchte.

Zum einen habe ich extreme Probleme damit, wenn die Protagonisten in unterschiedlichen Handlungssträngen Vornamen haben, die mit dem gleichen Buchstaben anfangen. Da man auf den ersten Seiten noch niemanden wirklich kennt und keine Unterscheidungsmerkmale hat, hatte mein Gehirn mit Pearl und Patsy ein Problem. Sicherlich geht es nicht nur mir so.

Zum anderen gehöre ich zu den Lesern, die sich gerne mit den Protagonisten identifizieren möchten – ich kann nicht mit jemandem mitfühlen, wenn sich mir die Person nicht erschließt. Ein paar Seiten mehr hätten aus dem Buch noch keinen Wälzer gemacht und ein paar Informationen über Pearl, aber auch über Patsy und Milo, hätten mir persönlich gut gefallen. Aber … das ist subjektives Empfinden und die Tatsache, dass es nicht mehr Informationen gibt, ist auch sicherlich vom Autor genau so gewollt. Mich lässt es ein wenig in der Luft hängen, da ich niemanden der agierenden Personen wirklich greifen kann.

Alle Bände von „Freak City“ sind – nach Aussage des Autors – in sich abgeschlossen. Ich hoffe trotzdem, dass die Person von Pearl noch ein wenig mehr beleuchtet wird.