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Veröffentlicht am 13.03.2018

Wenn Künstliche Intelligenz sich zu weit entwickelt ….

God's Kitchen
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Die 19jährige Celine studiert Psychologie an der Universität in München. Zur Zeit sind Semesterferien und außer einer langweiligen Hausarbeit steht nix an. Da Celine ihre Familie vor langer Zeit bei einem ...

Die 19jährige Celine studiert Psychologie an der Universität in München. Zur Zeit sind Semesterferien und außer einer langweiligen Hausarbeit steht nix an. Da Celine ihre Familie vor langer Zeit bei einem Zugunglück verloren hat, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Semesterferien in ihrem 12qm-Studenten-Bungalow im Olympischen Dorf zu verbringen, während ihre Kommilitonen nach Hause zu ihren Familien fahren.

Die Tage plätschern so vor sich hin und sind ausgefüllt mit dem Schreiben der Hausarbeit oder mit „vor Langeweile aus dem Fenster schauen“ und dem Beobachten ihres Nachbarn Robert, der Celine seit einem Zwischenfall vor wenigen Tagen aus dem Weg geht. Da kommt ihr der Anruf ihrer neuen Freundin Pandora gerade recht.

Pandora scheint irgendwie anders zu sein als alle anderen Menschen, die Celine bisher kennengelernt hat. Sie fühlt sich in Pandoras Nähe ausnahmsweise nicht „andersartig“ und so wundert es nicht, dass die Beiden sehr viel Zeit miteinander verbringen. Pandora arbeitet als wissenschaftliche Assistentin am Institut für neuronale Informatik und für die Arbeit mit Chi, einem Roboter mit Künstlicher Intelligenz, wird gerade eine Praktikantin aus dem Bereich der Psychologie gesucht. Celine sagt zu und so darf sie - in einem speziellen Raum im Institut, der God's Kitchen genannt wird – verschiedene Tests durchführen, mit deren Hilfe Chi lernen und sich weiterentwickeln soll.

Die Tests werden immer merkwürdiger und je mehr Chi lernt, desto mehr entwickelt sie ein Eigenleben. Celine gerät mehr und mehr in Gefahr … und irgendwann gibt es nur noch eine Option: Das Selbstzerstörungsprogramm von Chi muss eingeleitet werden. Aber lässt sich eine Künstliche Intelligenz an einem bestimmten Punkt noch abschalten oder hat sie den Menschen die Kontrolle über sich selbst schon lange aus der Hand genommen?

Ich denke ich spoilere nicht zu viel wenn ich erwähne, dass Celine eine außergewöhnliche Gabe hat (das Thema wird gleich auf den ersten 3 Seiten im Buch angesprochen). Sie kann in die Zukunft sehen – nicht Wochen vorher sondern ganz kurze Zeit, bevor etwas passiert. Aufgrund dieser Einzigartigkeit ist Celine ein Einzelgänger.

„Ich hatte noch niemanden getroffen, der so war wie ich, und daher fühlte ich mich auf eine seltsame Art heimatlos …..."

Durch den frühen Tod ihrer Eltern hat sie einen großen Teil ihres Lebens in Kinderheimen und/oder Pflegefamilien verbracht, aber niemand hat es geschafft, ihr die Familie zu ersetzen oder ihr ein wirkliches Zuhause zu geben. Celine ist recht einfach gestrickt, zumindest was das Alltägliche betrifft, denn sie hat viele Dinge nach ihrer eigenen Aussage nicht gelernt.

„Ich habe jedenfalls nie gelernt, mich einzurichten und aus einem Platz ein Zuhause zu machen, indem ich Wände strich, Bilder aufhängte, Vorhänge aussuchte, all die Dinge, die meine Nachbarn wunderbarerweise beherrschten und die aus ihren Bungalows kleine heimelige Hütten machten. ….. ich hatte nicht gelernt mich zu beklagen. Beklagen können sich nur die, die von jemandem gehört werden.

Celine erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form und das rückwirkend über 1 Jahr. Im Vordergrund steht natürlich das Thema der „Künstlichen Intelligenz (KI)“. Chi ist ein Roboter in Kindergestalt, was auf der einen Seite durch das „Kindchenschema“ sicherlich die Akzeptanz der Menschen gegenüber einem Roboter erhöhen könnte, andererseits könnte ich persönlich mir einen Kinder-Roboter weder als Haushaltshilfe noch als Pflegekraft vorstellen. Generell ist es für mich schwer vorstellbar, dass Roboter in Zukunft mehr und mehr in unser Leben vordringen, aber vor 20 Jahren war der Gedanke an ein Handy/Smartphone auch noch ziemlich utopisch. Heute sind sogar die „sprachgesteuerten internetbasierten persönlichen Assistenten“ aus vielen Haushalten nicht mehr wegzudenken, und auch diese entwickeln manchmal ein unerwünschtes Eigenleben.

Das Thema KI ist ziemlich faszinierend und wird von der Autorin hier auch sehr gut umgesetzt. Chi ist für einen ganz besonderen Einsatz vorgesehen und so analysiert diese auch immer die Körperhaltung sowie Mimik und Gestik der Menschen die mit ihr arbeiten, um diese bei sich selbst aufzunehmen und anzuwenden. Ebenso wird sie mit Emotionen „gefüttert“ und kann sogar echte Tränen weinen – bis sie dann anfängt Dinge zu tun, die nicht ihrer Programmierung entsprechen und jemand die Reißleine ziehen muss. Ein durchaus gruseliger Gedanke ….

Die Charaktere Celine, Kim und Pandora sowie im späteren Verlauf auch Kairos, bleiben für mein Befinden jedoch alle eher blass und unscheinbar. Ich schaffe es nicht, mich mit einem von ihnen wirklich zu identifizieren, was ich sehr schade finde. Auch untereinander ist die Beziehung der Protagonisten eher kühl – weswegen es mich erstaunt hat, dass da bei einer Person scheinbar doch mehr Gefühle im Spiel sind, als nach außen sichtbar wurde.

Die Autorin hat einen ruhigen Schreibstil und die Beschreibungen sind teilweise sehr bildhaft:

„Pandora neben mir schwimmt durch die Gänge wie ein Fisch im Wasser. Ich bin die zappelnde Kaulquappe daneben“.

Das Buch selbst lebt nicht von großartiger Spannung; trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lesen, bis ich wusste wie die Geschichte endet. Das Ende war für mich dann aber anders als erwartet, überraschend, trotzdem blieben noch Fragen offen bzw. hatte ich das Gefühl, dass ich zu der ein oder anderen Sache die Vorgeschichte verpasst hatte.

Was die Entwicklung von Chi betrifft, so hätte das alles für mich gerne noch viel mehr Drama haben können. Ein Roboter der sich verselbständigt, das Thema birgt unglaublich viel Potential.

„God's Kitchen“ ist ein Buch, das sich flüssig lesen lässt. Für meine Begriffe hätte es aber sowohl in Punkto Charaktere als auch was die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz betrifft, gerne mehr in die Tiefe gehen können.

Veröffentlicht am 28.12.2017

Skara Brae

Winterfeuer
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Caitir lebt in der Jungsteinzeit (vor ca. 5.000 Jahren) in Skara Brae - an der Westbucht Schottlands - und sie möchte nichts sehnlicher, als in den Kreis der Steinweisen aufgenommen zu werden. Für diese ...

Caitir lebt in der Jungsteinzeit (vor ca. 5.000 Jahren) in Skara Brae - an der Westbucht Schottlands - und sie möchte nichts sehnlicher, als in den Kreis der Steinweisen aufgenommen zu werden. Für diese Aufnahme fehlt ihr jedoch noch eines: Eine Vision, die Ihr die Götter geschickt haben. Sollte Caitir nicht bis zum Fruchtbarkeitsfest, welches in 3 Tagen stattfindet, eine Vision haben, so wird ihr Vater sie mit Brork, dem Anführer des Adlerclans, verheiraten. Den Ahnen sei Dank bekommt Caitir ihre Vision und bei der rituellen Aufnahmezeremonie passiert es: Die Ahnensteine beginnen zu vibrieren, das Mondlicht bildet eine Kuppel über dem Kreis der Ahnen und Caitir fühlt sich, als ob die Erde sie verschlingen möchte. Als sie die Augen wieder öffnet, befindet sie sich immer noch im Ring of Brodgar – jedoch in unserer Zeit.

Andrew arbeitet als Reiseleiter in Schottland. Seine aktuelle Reisegruppe besteht aus Teilnehmern, die sich kein Stück für die Schönheit und Kultur des Landes interessieren sondern sie vertreiben sich die Zeit mit ihren Smartphones oder bleiben bei schlechtem Wetter lieber gleich ganz im Hotel. Die unfreiwillig gewonnene freie Zeit nutzt Andrew dazu, sich die Ausgrabungen am Ness of Brodgar anzusehen. Dort lernt er die Archäologin Dianne kennen, die sich über sein Interesse freut und ihm ein wenig über ihre Arbeit und die Fundstücke erzählt. Zu diesem Zeitpunkt kann noch niemand ahnen, dass Andrew in Kürze Bekanntschaft mit der Zeit machen wird, aus der die Fundstücke am Ness of Brodgar stammen.

Als Andrew nachts von irgend etwas geweckt wird, schaut er zum Fenster hinaus und sieht in der Ferne ein Leuchten – genau dort, wo sich die Ausgrabungsstätte und der Ring of Brodgar befinden. Auch wenn er denkt, dass er sich das nur eingebildet hat, macht er sich mitten in der Nacht auf den Weg zum Kreis der Ahnen …..... und trifft dort auf Caitir.

Das Buch „Winterfeuer“ ist ein ganz besonderes Buch. Es wurde von der am 05.12.2015 verstorbenen Autorin Aileen P. Roberts begonnen und von ihrem Mann, Stephan Lössl, nach ihrem Tod fertiggestellt. Da ich Aileen bzw. Claudia Lössl persönlich kannte, hat mich dieses Buch ganz besonders berührt und ich danke sowohl dem Papierverzehrer-Verlag, als auch Stephan Lössl, dass ich an der Leserunde bei Lovelybooks teilnehmen durfte.

Im Gegensatz zu vielen anderen Zeitreise-Geschichten findet das Geschehen hier auf beiden Seiten statt. Sowohl Caitir als auch Andrew wechseln zwischen den Zeiten, was die Geschichte besonders spannend macht. Sie können das nicht willkürlich, es müssen bestimmte Konstellationen zusammentreffen, aber sie können merkwürdigerweise nur gemeinsam zwischen den Zeitebenen wechseln. Auf beiden Zeitebenen ist es für denjenigen gefährlich, der nicht aus dieser Zeit stammt, aber in Caitirs Zeit haben die 2 mehr Probleme als hier und heute.

Wie schon erwähnt, wurde das Buch von Claudia/Aileen und ihrem Mann geschrieben. Es war jedoch für mich zu keinem Zeitpunkt sichtbar/fühlbar, wann die „Handschrift“ von Claudia aufhörte und die von Stephan begann. Der Übergang war fließend.

Niemand weiß, wie sich das Leben vor 5.000 Jahren angefühlt hat, aber die Autoren haben es geschafft ein Bild zu zeichnen, das für mich glaubhaft ist. Genau so könnte sich das damals abgespielt haben. Die Menschen früher waren mehr mit der Natur und den Göttern verbunden, das wurde hier sehr schön dargestellt. Ich kann mir den Kulturschock regelrecht vorstellen, den Caitir erlebt haben muss, als sie mit unserer Art zu Leben und der von uns benutzen Technik konfrontiert wurde. Ebenso erging es wohl Andrew, der in der Zeit 5.000 Jahre zurück gereist ist – nur wurde er auf die primitivste Lebensebene zurückgeworfen, so ganz ohne Technik und ohne den ganzen Komfort, von dem wir heute so verwöhnt sind (das fängt schon bei der Toilette an).

Wie von Aileen P. Roberts gewohnt, sind die Charaktere sehr schön und bildhaft ausgearbeitet. Neben den sympathischen Figuren wie Caitir, Andrew, Maeve und Dianne (und noch ein paar anderen Nebencharakteren) gibt es natürlich auch den Unsympathen, den man nicht aus den Augen verlieren sollte, und den, in dem man sich von Anfang an getäuscht hat.

Da ich selbst in der Jetzt-Zeit lebe, finde ich die Erzählstränge aus der Vergangenheit immer interessanter, weil das Gehirn da viel mehr Freiheiten hat sich Dinge vorzustellen. Grundsätzlich finde ich aber auch die Erzählungen über die Schauplätze in Schottland interessant, da sie nicht fiktiv sind sondern den wahren Gegebenheiten entsprechen. Auch das ist der Verdienst von Aileen/Claudia, dass ich gerne einmal nach Schottland reisen möchte, um all die schönen Plätze zu besuchen, von denen sie in ihren Büchern geschrieben hat.

Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und gut zu lesen und wäre die Leserunde nicht in die Vorweihnachszeit gefallen, hätte ich das Buch auch ganz sicher schneller beendet.

Alles in allem ist das ein Buch im typischem Aileen-P.-Roberts-Stil, den es so leider nun nicht mehr geben wird. Umso mehr werde ich ihre Bücher in Ehren halten.

Veröffentlicht am 24.11.2017

Wo ist Sarah?

Die Einsamkeit des Todes
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Wo ist Sarah?

Der 30. August 2014 sollte für Andy und Laura Wimmer zum schönsten Tag des Jahres werden - für Max Leitner wurde er zum schwärzesten Tag.

Ausgerechnet auf der Hochzeit seiner Freunde ...

Wo ist Sarah?

Der 30. August 2014 sollte für Andy und Laura Wimmer zum schönsten Tag des Jahres werden - für Max Leitner wurde er zum schwärzesten Tag.

Ausgerechnet auf der Hochzeit seiner Freunde erfährt Max, dass seine Freundin Sarah ein Verhältnis mit seinem Bruder hat. In sekundenschnelle platzt ein Traum wie eine Seifenblase, denn auch Max wollte bei der schwangeren Sarah in Kürze um ihre Hand anhalten. Enttäuscht, verraten und wütend wirft Max Sarah noch in der gleichen Nacht aus der gemeinsamen Wohnung und bricht jeglichen Kontakt zu ihr und seinem Bruder Tobi ab.

Im Oktober 2014 wird in einem Maisfeld eine männliche Leiche gefunden.

2 Jahre später:
Über ihren Tod hinaus versucht Monika Leitner ihre Söhne wieder zueinander zu führen. Die Beiden sind gezwungen, gemeinsam mit ihrem Onkel Wolf, einige Tage im Elternhaus zu verbringen. Gerade zur Weihnachtszeit befinden sich auch einige Freunde der früheren Clique in ihrem Heimatort und so initiiert Laura einen Revival-Abend. Was feucht-fröhlich begann, endet in einem Streit zwischen den Brüdern, bei dem viele Wahrheiten ans Tageslicht gebracht werden. Das Fazit, das aus diesem Streit gezogen werden kann lautet jedoch, dass bei allen von ihnen der Kontakt zu Sarah vor 2 Jahren abgebrochen ist.

Max bekommt anonyme SMS auf sein Handy, in denen ihn jemand beschuldigt, der Mörder von Sarah zu sein. Ein kleiner Junge findet im Wald einen Koffer, der eindeutig Sarah Franziska Mai zugeordnet werden kann und im gleichen Wald, jedoch an einer anderen Stelle, wird eine weibliche Leiche gefunden …..

Was geschah in der Nacht vom 30. auf den 31. August 2014?
Handelt es sich bei der weiblichen Leiche um Sarah?
Gibt es einen Zusammenhang zum Fund der männlichen Leiche im Oktober 2014?

Im ersten Grad verdächtig sind die beiden Leitner-Brüder Max und Tobias und das ist ein Fall für das Team EHK Leopold Mayr, OK Vinzenz Helmer und KHK Jennifer Nowak, die die Ermittlungen leitet.


„Die Einsamkeit des Todes“ ist der 2. Krimi der Autorin Petra Johann, den ich lese. Genau wie „Schatten der Schuld“ ist auch dieses Buch wieder das Highlight auf meiner Krimi-Liste.

Im Prolog wird eine weibliche Leiche von starken Armen auf dem Waldboden abgelegt. Schon auf der 1. Seite befindet man sich in der Position, dass man „Blut geleckt“ hat um zu erfahren, wer denn da auf dem kalten Waldboden abgelegt wurde und warum. Handelt es sich bei der Toten um Sarah oder führt Petra Johann den Leser schon gleich am Anfang auf eine falsche Fährte?

Nach dem Prolog gibt es einen Rückblick ins Jahr 2014 - die Hochzeit von Andy und Laura, die letztendlich zum Zerwürfnis zwischen den Leitner-Brüdern führt und es wird die männliche Leiche im Maisfeld gefunden. Diese Szene nutzt die Autorin Petra Johann gleichzeitig dazu, das Ermittler-Team Jennifer Nowak, Vinzenz Helmer und Leopold Mayr vorzustellen.

Da „Die Einsamkeit des Todes“ ein Einzelband ist, gibt es auch nix, was man aus einem Vorgänger über Jenny und ihre männlichen Kollegen wissen müsste. Erstaunlicherweise haben die Kommissare von Petra Johann keine verkorkste Vergangenheit, die ihnen permanent im Weg steht. Sie sind Menschen wie Du und ich, machen Fehler und wachsen daran.

Da Jenny erst vor wenigen Tagen befördert wurde, macht sie sich vielleicht selbst zu viel Druck. Sie beißt sich an einem Verdächtigen regelrecht fest – das ist zwar menschlich, es nutzt ihr aber bei den Ermittlungen nicht. Leo, ihr Vorgesetzter, steht ihr hilfreich zur Seite und die 2 sind ein gutes Team. Auch wenn Leo in Jenny vielleicht ein wenig mehr sieht, als nur eine Kollegin.

Oberkommissar Vinzenz Helmer ist für mich eindeutig der Unsympath des Teams.

Onkel Wolf sowie die ehemaligen Freunde sind gut charakterisiert und ausgearbeitet und es kommt ein Punkt, an dem man jeder der Personen einen Mord zutrauen würde.

Petra Johann legt geschickt falsche Fährten, streut hier und da kleine Nebensächlichkeiten ein und kaum denkt man, man hätte den Täter identifiziert, macht die Geschichte eine Kehrwende. Das hält die Spannung oben und macht Lust auf mehr.

Der Plot ist spannend, der Schreibstil der Autorin flüssig und angenehm zu lesen und wenn ich nicht zu viel Ablenkung durch mein „Real Life“ gehabt hätte, wäre das ein One-Night-Krimi geworden.

Veröffentlicht am 15.11.2017

Es könnte auch uns treffen ….

Fever
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Am 05. Oktober erreichte mich ein Überraschungspäckchen vom Aufbau Verlag. Darin enthalten war eine Mappe, die eine Video-Präsentation des neuesten Romans „Fever“ von Deon Meyer enthielt, ebenso eine Leseprobe ...

Am 05. Oktober erreichte mich ein Überraschungspäckchen vom Aufbau Verlag. Darin enthalten war eine Mappe, die eine Video-Präsentation des neuesten Romans „Fever“ von Deon Meyer enthielt, ebenso eine Leseprobe sowie ein Anschreiben mit Hinweis auf ein Gewinnspiel.

Die Leseprobe und auch die Video-Präsentation haben mich neugierig werden lassen, weswegen ich der Einladung des Aufbau-Verlags gefolgt bin und habe mir das Buch als eBook über die Rezensionsplattform „NetGalley“ heruntergeladen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an den Aufbau-Verlag, aber auch an den Autor Deon Meyer, dass mir dieses Buch zur Verfügung gestellt wurde.

Es gibt Bücher, bei denen es mir sehr schwer fällt eine Rezension zu schreiben und es dann auch noch in eine Sterne-Kategorie einzuordnen. Dieses hier gehört definitiv dazu.


Nach einer Fieber-Pandemie, die nur 5 % der Weltbevölkerung überlebt haben, fahren der 13jährige Nico und sein Vater Willem Storm in einem alten Volvo durch Südafrika – sie sind auf der Suche nach weiteren Überlebenden, aber sie suchen in den leerstehenden Häusern auch nach Ressourcen wie Nahrungsmittel, Benzin, Saatgut und anderen Dingen, mit denen sie ihr eigenes Überleben sichern können.

Willem hat eine Vision; er ist auf der Suche nach einem Ort, an dem er eine neue Gemeinschaft gründen kann. Mit Hilfe von Flugblättern, die er in den Dörfern hinterlässt, hofft er andere Überlebende zu motivieren sich ihnen anzuschließen.

Unterwegs müssen sie sich unter anderem gegen ausgehungerte Wildhunde und schwer bewaffnete Gangs zur Wehr setzen. In einem verfallenen Land ohne Gesetze gilt einzig und alleine das Recht des Stärkeren.

Der Ort Vanderkloof, der geschützt zwischen Felsen und einem Staudamm liegt, eignet sich perfekt, um dort eine neue Siedlung entstehen zu lassen - sie geben ihr den Namen „Amanzi“.

Tatsächlich erreichen nach und nach immer mehr Menschen Amanzi. Aber wo viele Menschen aufeinander treffen, da gibt es auch irgendwann Konflikte.

Eigentlich sollte man denken, dass Überlebende einer solchen Katastrophe ihren Focus wieder auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens richten, aber wenn man liest, dass auch hier Krieg, Zerstörung und Verrat an der Tagesordnung sind und Amanzi durch eine Armee verteidigt und geschützt werden muss, so fragt man sich, was noch alles passieren muss, damit die Menschen daraus etwas lernen und sich wieder mehr in Bescheidenheit üben. Trotz aller Widrigkeiten glaubt Willem jedoch immer noch daran, dass alles gut werden wird – und dann bringt ihm eine Kugel den Tod.

Hier sind sie also.
Meine Memoiren, die Geschichte eines Mordes.
Ich trete nach vorn, damit alle davon erfahren.


Als Nico 47 Jahre alt ist – so alt wie sein Vater war, als er ermordet wurde – schreibt er die Geschehnisse auf. Sein Vater Willem war immer ein Visionär, er hat nie die Hoffnung verloren oder den Glauben an das Gute aufgegeben im Gegensatz zu Nico, der sich zum Soldaten ausbilden ließ um sich und das was er liebt verteidigen zu können. Sie waren Vater und Sohn und doch so unterschiedlich.

Erzählt wird die Story in der Ich-Form aus der Sicht von Nico. Zwischendurch werden immer wieder Interviews eingestreut, die mit den Bewohnern von Amazi geführt wurden. So kann der Leser die Gemeinschaft aus verschiedenen Augen betrachten. Woher kamen die Menschen und was erwarteten sie sich von Amazi.

Für mich ist es das 1. Buch, welches ich von Deon Meyer gelesen habe. „Fever“ umfasst satte 700 Seiten. An manchen Stellen beschlich mich das Gefühl, dass man die Szene auch hätte etwas weniger in die Länge ziehen können. Auch die eingestreuten Interviews waren anfangs eine nette Abwechslung, irgendwann störten sie mich aber deutlich in meinem Lesefluss. Für mich war es ein Quentchen zu viel des Guten.

Die Story ist gut, weil es tatsächlich passieren könnte, dass eine Pandemie einen Großteil der Menschheit dahinrafft – ich möchte mir heute nicht ausmalen, wie sich die überlebenden Menschen in diesem Falle verhalten würden – und der Schauplatz Südafrika ist gut gewählt. Ich habe bisher noch nicht sehr viele Dystopien gelesen aber sie spielten allesamt an einem fiktiven Ort oder in einer fiktiven Welt.

Der Autor selbst lebt in der Nähe von Kapstadt und in der Danksagung am Ende des Buches erfährt der Leser, dass die Recherche und die Schreibarbeit an diesem Buch 4 Jahre in Anspruch genommen haben.

Veröffentlicht am 15.10.2017

Gen-Editing – Fluch oder Segen?

M.I.A. - Das Schneekind
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Sandra hat gerade die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten und Chef beendet, als sie in einem Schneegestöber in den Schweizer Bergen in einen Unfall verwickelt wird. Während ihr Wagen glücklicherweise von ...

Sandra hat gerade die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten und Chef beendet, als sie in einem Schneegestöber in den Schweizer Bergen in einen Unfall verwickelt wird. Während ihr Wagen glücklicherweise von einem Baum gestoppt wird, durchbricht das Auto des Unfallgegners die Leitplanke und stürzt einen Abhang hinunter. Bevor der Fahrer des Wagens seinen schweren Kopfverletzungen erliegt, kann Sandra noch die Worte „Bringen Sie sie weg von hier“ verstehen. Auf dem Rücksitz des Autos sitzt ein kleines Mädchen – Mia.

Die Beiden verbringen die Nacht in einer nahegelegenen Bergütte. Mia scheint krank zu sein, denn sie muss Medikamente nehmen und nachdem die Adoptivmutter Mia am nächsten Tag wieder in ihre Obhut genommen hat, verschwindet das Kind hinter den Türen eines Forschungsinstituts. Sandras Versuche Mia zu besuchen, werden von der Adoptivmutter geblockt.

Mia bittet ihren netten neuen Nachbarn um Hilfe. Sie möchte herausfinden, was genau sich in diesem Forschungsinstituts abspielt. Dann überschlagen sich die Ereignisse … ein Haus brennt ab, es gibt einen Toten und Sandra wird verfolgt.

In welches Wespennest hat Sandra gestochen?

Bei „M.I.A. Das Schneekind“ handelt es sich um einen Thriller mit medizinisch-wissenschaftlichem Hintergrund, wobei die Autoren nicht sehr tief in die Thematik einsteigen und man deswegen auch ohne tiefer gehendes Hintergrundwissen der Geschichte folgen kann.

Mit einem Umfang von 304 Seiten und einem angenehmen Schreibstil liest sich das Buch schnell weg. Die Charaktere sind gut beschrieben, so dass man sich von jeder handelnden Person ein Bild machen kann. Herausragend als Protagonisten sind Heide - die Mutter von Sandra - und Atmos, der nette Nachbar. Diese beiden Personen sind in meinen Augen die Sympathieträger des Buches. Aber auch wenn ich Heide wirklich als herzerfrischend empfinde, kann ich ihre und die Handlungen von Sandra nicht nachvollziehen. Sie handeln extrem unüberlegt und bringen sich selbst damit in große Gefahr.

Als Leser weiß man eigentlich, dass es in diesem Buch um Mia geht – wie, warum und was genau mit ihr passiert, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht preisgeben. Schade nur, dass Mia selbst nur im ersten und im letzten Viertel des Buches auf der Bildfläche erscheint. Hier hätte ich mir mehr Präsenz gewünscht und auch mehr Hintergrund-Informationen. Man erfährt leider nicht viel über Mia und warum das alles so passiert. Hier hätten dem Buch ein paar Seiten mehr nicht geschadet, denn das hätte der Geschichte ein wenig mehr Tiefgang verschafft. So bleibt Mia eher blass und wenig greifbar und das ist für die Person in der Hauptrolle sehr schade.

Trotz der fehlenden Präsenz von Mia schaffen die Autoren es, dem Buch die notwendige Spannung zu verleihen, die den Leser bis zum Schluss bei der Stange hält. Schließlich möchte man wissen, was genau in diesem Forschungsinstituts passiert und welche Rolle Mia und ihre Adoptivmutter spielen. Es gibt dann auch einen fulminanten Schluss in dem sich bewahrheitet, was man als Leser schon über viele Seiten geahnt hat – trotzdem bleiben am Ende noch viele Fragen offen.

Ich hatte ein paar schöne Lesestunden - trotzdem hat mir persönlich leider ein ganz elementares Teil an diesem Thriller gefehlt: Der Thrill.