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Veröffentlicht am 15.09.2016

Flott gelesen!

Daringham Hall - Das Erbe
1

Das erste wirklich Positive, das mir zu Band eins der Daringham Hall - Trilogie einfällt, ist, dass er sich sehr flott lesen lässt. Man fliegt wegen diesem flüssigen und schlichten Schreibstil nur so durch ...

Das erste wirklich Positive, das mir zu Band eins der Daringham Hall - Trilogie einfällt, ist, dass er sich sehr flott lesen lässt. Man fliegt wegen diesem flüssigen und schlichten Schreibstil nur so durch die Seiten, dass allein das Lesen an sich schon richtig Freude bereitet.

Die Geschichte hierin ist auch sehr kurzweilig ... Es geht um die Familie Camden, die das Anwesen Daringham Hall in England/East Anglia bewohnt und die scheinbar von ein paar prekären Geheimnissen umgeben ist. Also das Wort prekär finde ich sogar fast noch etwas untertrieben. Dass, was in dieser Familie schiefläuft bzw. vor vielen Jahren schiefgelaufen ist, ist teilweise (für so ein nobles Haus) richtig skandalträchtig. Und wer kommt und bringt all das langsam und allein durch seine Anwesenheit ans Tageslicht? - Ben Stirling, ein amerikanischer IT-Unternehmer. Kein Wunder, dass so mancher Camden darauf mit enormem Hass reagiert. Aber dieser Hass ist nicht einseitig, auch Ben hat jede Menge Gründe, diese Familie zu hassen und ihnen Schaden zuzufügen ...

»Was kann denn nur passiert sein, dass er euch so hasst?«
(S. 193)

Aber auch die Tierärztin Kate spielt in diesem Buch eine Rolle, schließlich wird die Geschichte fast ausschließlich aus ihrer Sicht erzählt. Kate ist eine sympathische, vor allem auch empathische, wenn auch etwas langweilige Zeitgenossin, von der ich aber dennoch gerne gelesen habe. Aus dem Klappentext weiß man ja schon, dass sie und Ben wohl etwas miteinander haben werden und tatsächlich ist es so, dass sich sogar ziemlich schnell etwas zwischen den beiden entwickelt. Sowohl vor, als auch nach Bens Erinnerungsrückkehr durch eine Amnesie können sie ihre Finger nicht dauerhaft voneinander lassen. Und weil Kate ein sehr harmoniebedürftiges Wesen ist und sie die Camdens über alles liebt, versucht sie Ben auch immer wieder dazu zu bringen, von seinen Rachegedanken an der Familie abzulassen. Wegen diesem Umstand ist mir Kate oft wie eine Heilige vorgekommen, wie das perfekte Wesen, dass vollkommen gut ist. - Im Grunde ja was Schönes, aber mir trotzdem irgendwie zuviel des Guten.

»Es ist nicht wichtig, woher du kommst, sondern wer du bist.«
(S. 311)

Alles in allem war es ein Buch, dass mich wunderbar unterhalten konnte. Die Geschichte ist zwar skandalös, aber nicht sehr komplex. Sie lädt zum Rätselraten ein, aber die Lösung hat man dann doch schnell erraten gehabt. Nichtsdestotrotz liest es sich schnell und flüssig und lässt mich mit dem Drang, unbedingt wissen zu wollen, wie es mit all den Charakteren weitergeht, etwas ungeduldig zurück. Band zwei (Die Entscheidung) werde ich nämlich erst in ein paar Wochen lesen können.

Veröffentlicht am 12.12.2021

Für ein harmonischeres Miteinander

Das Kind in dir muss Heimat finden
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Ende 2019 und Anfang 2020 ging's mir nicht sehr gut. Ich war so richtig in einem Loch, hatte an nichts Freude, war antriebslos und total leicht reizbar. War es eine Winterdepression? Waren es die Schwangerschaftshormone? ...

Ende 2019 und Anfang 2020 ging's mir nicht sehr gut. Ich war so richtig in einem Loch, hatte an nichts Freude, war antriebslos und total leicht reizbar. War es eine Winterdepression? Waren es die Schwangerschaftshormone? Zeitweise war es wirklich extrem, ich habe sehr darunter gelitten, aber mein Umfeld wahrscheinlich noch viel mehr. Ich beschloss, dass es so nicht weitergehen konnte und habe mir dann dieses Buch hier zugelegt. »Das Kind in dir muss Heimat finden« habe ich schon vor Monaten (oder Jahren?) erstmals entdeckt und da hat es mich gleich angesprochen. In dieser schweren Zeit habe ich mich nun an den Titel erinnert und ihn daraufhin besorgt. Denn das Lesen derartiger Bücher konnte mir immer schon dabei helfen, mich besser zu fühlen.

In »Das Kind in dir muss Heimat finden« geht es um das Schatten- und das Sonnenkind, sowie um den inneren Erwachsenen. Wer sich gut kennt bzw. beobachtet, wird wissen, dass wir verschiedene Anteile in uns haben, die abwechselnd aktiv sind. In unserer Kindheit wurden wir geprägt und da enstanden sowohl schattige als auch sonnige Glaubenssätze, die wir nun, im Erwachsenenalter, mit uns herumtragen. Niemand ist zu 100 Prozent Schattenkind, genauso ist niemand zu 100 Prozent Sonnenkind. Wir haben beides in uns. Das Schattenkind macht uns das Leben schwer, das Sonnenkind verbreitet gute Stimmung und fühlt sich pudelwohl. Je nachdem, was dir gerade widerfährt, wie du dich fühlst und was du denkst, läufst du im Sonnen- oder Schattenkindmodus.

Stefanie Stahl erklärt hier ganz genau, was hinter den Kulissen schief läuft, wenn man beispielsweise Wut, Angst oder Neid verspürt, oder warum man es nicht lassen kann, so perfekt und genau zu sein. Man versucht das Schattenkind zum Schweigen zu bringen, welches schreit, dass man nicht wichtig oder nicht gut genug ist. Alle negativen Gefühle, ausgenommen jene, die durch schwere Schicksalsschläge hervorgerufen wurden, haben ihren Ursprung beim Schattenkind. Das Schattenkind in uns kann manchmal ganz schön nerven und anstrengend sein, wenn es sich so oft zu Wort meldet und deswegen gibt uns Stefanie Stahl in ihrem Ratgeber alles mit an die Hand, was es braucht, um unseren unliebsamen Wesenskern anzunehmen und zu lieben, damit er Ruhe geben kann. Ganz wichtig dabei ist der innere Erwachsene in uns.

~ »Die meisten Schatten in unserem Leben rühren daher, dass wir uns selbst in der Sonne stehen.« ~
(Ralph Waldo Emerson)

Zuerst einmal muss man natürlich verstehen lernen, wie unser Schattenkind tickt, das heißt: es kennenlernen. Diesem Thema sind im Buch zwei sehr große Kapitel gewidmet und ich persönlich fand diese auch am interessantesten, besonders die Schutzstrategien des Schattenkindes habe ich aufgesogen. Da merkt man dann erst mal, wie viel da auf einen selbst zutrifft, also wie "kaputt" man wirklich ist, wenn man sich das alles durchliest ... Das fand ich etwas frustrierend. Mut hat mir dann allerdings gemacht, als ich mich mit meinem Sonnenkind und seinen Schatzstrategien befasst habe. Zahlreiche, sehr wertvolle, Übungen rund um das Sonnen- und Schattenkind komplettieren dieses wunderbare Buch.

Ich habe mir die Zeit genommen, mich ausgiebig diesen Übungen zu widmen und bin nun, nach der Lektüre, viel öfter im Sonnenkindmodus, einfach weil ich bewusster und aufmerksamer mein Innenleben beobachte und rechtzeitig gegensteuern kann, bevor mein Schattenkind wieder die Führung übernimmt. Natürlich klappt es nicht immer, aber den Anspruch, dass es immer klappen muss, habe ich nicht (mehr).
»Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme« ist der Untertitel dieses Buches und ich würde sagen, ja, diese Aussage stimmt wirklich! Ich bin dankbar dieses Buch gefunden zu haben, denn mir konnte es sehr helfen.

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Veröffentlicht am 14.12.2020

Nur zu etwa einem Drittel brauchbar für mich

Oje, ich wachse!
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Nach beinahe 1,5 Jahren habe ich "Oje, ich wachse!" endlich beendet. Meine Tochter ist nun 1,5 Jahre alt und ich habe zu jedem ihrer angeblich 10 Entwicklingssprünge ein Kapitel (natürlich zum jeweiligen ...

Nach beinahe 1,5 Jahren habe ich "Oje, ich wachse!" endlich beendet. Meine Tochter ist nun 1,5 Jahre alt und ich habe zu jedem ihrer angeblich 10 Entwicklingssprünge ein Kapitel (natürlich zum jeweiligen Sprung passend) weitergelesen und mir immer wieder Notizen dazu gemacht.

Zu Beginn des Buches war ich noch recht motiviert und begeistert, das weiß ich noch. Hochinteressiert habe ich kurz vor der Geburt mit dem Lesen der Einleitung, den ersten Infos zum Buch und dem Thema "Wie mein Neugeborenes seine Welt erlebt" gestartet. Das war auch alles noch sehr spannend und aufschlussreich für mich.
Weiter ging's dann mit dem ersten Entwicklungssprung ca. 5 Wochen nach der Geburt meiner Tochter. Aber bereits da habe ich gemerkt, dass Vieles einfach nicht zu meinem Baby passt, da es die meisten dieser beschriebenen Fähigkeiten (noch) nicht aufgewiesen hat. (Sie kam nur einen Tag vor dem Geburtstermin auf die Welt.) Das hat mich ziemlich verunsichert. Teilweise war mein Kind auch überhaupt nicht schwierig, besonders weinerlich oder anhänglich, wenn es das laut Buch eigentlich hätte sein sollen, sondern zu ganz anderen Zeiten. Ich habe im Laufe der Wochen und Monate von Kapitel zu Kapitel immer mehr den Eindruck gewonnen, dass mein Kind wohl nicht zu diesen Beschreibungen passt oder schlicht und einfach zurückgeblieben sein muss. (Gibt es tatsächlich Babys, die schon mit 7 Monaten in die Hände klatschen, wenn man sie darum bittet?) Gewisse Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zu einer gewissen Zeit da hätten sein sollen, hat meine Tochter nämlich oft erst Wochen oder Monate später gezeigt. Bis zu einem gewissen Punkt im Buch habe ich mir also gedacht, dass es irgendwie kaum Sinn für mich macht, das alles zu lesen ...

Naja, und dann gibt es immer wieder diese kurzen Erfahrungsberichte von Eltern zwischen dem eigentlichen Text/den Informationen, die sich zum Ende des Buches hin immer weiter gehäuft haben, was mir persönlich irgendwann einfach zu viel wurde. Außerdem muss man auch dieses Buch ein wenig "filternd" lesen, was Tipps und Ratschläge betrifft. Denn nicht mit jeder Empfehlung der Autoren war ich einverstanden. So wird auf Seite 250 beispielsweise vorgeschlagen, sein Kind mit etwas Interessantem, das es besonders mag, abzulenken, wenn es frustriert ist, weil es etwas nicht darf. Das lehne ich ja grundsätzlich ab. Wenn mein Kind frustriert oder traurig ist, nehme ich es in den Arm und tröste es, solange bis es sich beruhigt hat. Genau das fühlt sich für mich stimmig und gut an. Wenn es Eltern gibt, die das anders handhaben wollen, muss man das ebenso akzeptieren.
Ein weiteres Beispiel, das mir ziemlich gegen den Strich gegangen ist, obwohl es "nur" in einem Erfahrungsbericht stand, war auf Seite 237 zu finden: Darin wurde ein Kind (wohl aus einer Überforderung heraus) geschlagen, das dann gegen eine Heizung geknallt ist. Das muss man wohl nicht mehr weiter kommentieren ...

Erst etwa ab dem Entwicklungssprung mit 11 Monaten habe ich mehr Übereinstimmungen zwischen dem Verhalten meiner Tochter und den Beschreibungen im Buch feststellen können. Und ab da dann bis zum Ende des Buches, das mit dem Entwicklungsschub um das 17.-18. Lebensmonat endet. Genau genommen habe ich also nur die ersten paar Seiten und das letzte Drittel des Buches als brauchbar und lesenswert empfunden.

Durch "Oje, ich wachse!" ist mir wieder einmal mehr bewusst geworden, dass JEDES Baby anders tickt und man absolut nichts verallgemeinern kann. Obwohl ich zeitweise etwas verunsichert wurde während des Lesens, habe ich doch keine Sekunde daran gezweifelt, dass mein Baby gut ist, wie es ist. Eher habe ich mich manchmal sogar über das Buch geärgert ... Ja, nun bekomme ich Mitte Mai mein zweites Kind. Und ab und zu werde ich in den Monaten nach der Geburt bestimmt nochmal einen Blick in das Buch werfen, ich bin nämlich schon sehr neugierig, ob es bei Baby B zeitmäßig besser übereinstimmt mit den Entwicklungssprüngen.

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Veröffentlicht am 18.11.2020

Ein neuer, fortschrittlicher Blick auf unsere Kinder

Mein Familienkompass
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Kindererziehung ist ein vielbesprochenes Thema und den einen oder anderen Ratgeber habe ich diesbezüglich schon gelesen, aber von keinem habe ich mich bisher so verstanden gefühlt, wie von dieser Lektüre.

Die ...

Kindererziehung ist ein vielbesprochenes Thema und den einen oder anderen Ratgeber habe ich diesbezüglich schon gelesen, aber von keinem habe ich mich bisher so verstanden gefühlt, wie von dieser Lektüre.

Die Autorin Nora Imlau ist eine erfahrene Mama von vier recht unterschiedlichen, zum Teil noch sehr kleinen, Kindern. In ihrem Buch nimmt sie kein Blatt vor den Mund und schreibt ganz offen und ehrlich darüber, was es heutzutage wirklich bedeutet, Mutter zu sein: Was von Müttern alles erwartet wird - ausgesprochen und unausgesprochen - und welchem Druck sie ausgesetzt sind. Hohe eigene Ansprüche kommen da noch hinzu. Man will es allen recht machen, man muss so viel leisten und dabei möglichst perfekt sein. Der gesellschaftliche Druck ist riesig, der Wunsch, eine 'gute' Mutter zu sein, ist noch viel größer.

»Sobald Erwachsene anfangen, Kinder erziehen zu wollen, sind Frust und Ärger darüber, dass die Kinder sich dieser Erziehung nicht einfach willenlos fügen, vorprogrammiert.«
(S. 44)

Die Autorin schreibt von Prägungen, die einem im Weg stehen, um immer geduldig und liebevoll mit seinen Kindern umgehen zu können. Und sie schreibt von Gewalt in der Kindererziehung. Nicht unbedingt von körperlicher Gewalt, vielmehr von gewaltvoller Kommunikation: dazu gehört schimpfen und schreien, aber auch die ganz subtile Gewalt in Form von Drohungen, emotionaler Erpressung, Manipulation, Lügen oder mit irgendwelchen beängstigenden Aussagen damit das Kind das tut, was man von ihm möchte. Oft fällt einem das noch nicht mal auf. Beispiele? Wenn du dir jetzt nicht die Zähne putzen lässt, gehe ich allein Frühstücken. Entweder du kommst sofort mit, oder heute Abend gibt's kein Buchanschauen. Oma ist ganz traurig, wenn du dir nicht die Jacke anziehst. Nachspeisen gibt's nur für brave Kinder.
Diese oder ähnliche Aussagen haben wir wahrscheinlich alle mehr oder weniger in unserer Kindheit gehört - und verinnerlicht.

»Mein Familienkompass« hilft einem dabei, sich solcher unbewusster, würdeloser Äußerungen bewusst zu werden. Die eigene Aufmerksamkeit wird geschärft. Und daraus kann man natürlich einen großen Nutzen ziehen, denn Kindern mehr Wertschätzung und Respekt entgegenzubringen, damit diese glückliche und selbstsichere Erwachsene werden können, ist (m)ein großes Ziel.

Nora Imlau gibt in ihrem Buch - und das gefällt mir sehr gut - keine großen Ratschläge. Sie erzählt lediglich ab und zu wie sie es bei ihren Kindern gemacht hat, aber ansonsten tut sie vor allem eines: all das bewusst machen, was normalerweise unbewusst abläuft. Anderen Eltern ein vorgefertigtes Konzept anzubieten, wie sie mit ihren Kindern am besten umgehen sollten, ist auch wenig sinnvoll, denn jede Mama, jeder Papa und jedes Kind ist anders und braucht etwas anderes. Ausgesprochen passend finde ich dazu folgendes Zitat auf Seite 66 des Buches: »Wer bin ich, und wer bist du? Und was brauchen wir, dass es uns miteinander gut gehen kann?«.

»Kinder, denen es gut geht, verhalten sich gut. Und Eltern, denen es gut geht, verhalten sich auch gut.«
(S. 335)

Aus meiner Sicht – einer Mama einer Zweijährigen und eines sechs Monate alten Babys – ist dieses Buch Gold wert. Mir hat es sehr geholfen, meine Einstellung und mein Verhalten meinen Kindern gegenüber zu reflektieren und zu verändern. Ich sorge gut für mich und wenn ich ausgeglichen bin, meistere ich den Mama-Alltag viel spielerischer und kann die Zeit mit meinen beiden Kleinen wirklich genießen. Dieses Buch hat mich ein großes Stück weitergebracht auf der gemeinsamen Reise mit meinen Kindern Richtung eines würde- und respektvollen Miteinanders. Und deswegen möchte ich es gerne jedem Elternteil weiterempfehlen, dem es ein Anliegen ist, WIE ihr Kind groß wird.

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Veröffentlicht am 08.04.2020

Ein aufregendes Leseerlebnis, das noch lange nachhallt

Die Letzten ihrer Art
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"Die Geschichte der Bienen" fand ich gut, "Die Geschichte des Wassers" noch viel besser. Mit "Die Letzten ihrer Art" hat Maja Lunde einen weiteren Klima-Roman geschaffen, der mich ausgesprochen begeistern ...

"Die Geschichte der Bienen" fand ich gut, "Die Geschichte des Wassers" noch viel besser. Mit "Die Letzten ihrer Art" hat Maja Lunde einen weiteren Klima-Roman geschaffen, der mich ausgesprochen begeistern konnte.

In diesem Buch gibt es wieder drei Zeitstränge: 1881, 1992 und 2064. Diesmal dreht es sich um eine Tierart, die man verzweifelt versucht, am Leben zu erhalten: um Wildpferde. Da Pferde nicht zu meinen Lieblingstieren zählen, habe ich mir anfangs noch gedacht: "Oh, nein! Es geht um Pferde ..." Wider Erwarten hat mich die Geschichte aber dennoch sehr mitgenommen und ich habe durchaus interessiert alles über diese Tiere gelesen. In Lundes bisherigen Büchern geht es vor allem darum, wie die Menschen in gewissen Zukunftsszenarien versuchen am Leben zu bleiben. In "Die Letzten ihrer Art" versucht man nun aber, neben dem Menschen, auch eine andere Spezies überleben zu lassen. Nun fragt man sich wahrscheinlich: Warum gerade Pferde? Gibt es nicht unzählige andere Arten, die ebenfalls am Aussterben sind und Hilfe beim Überleben benötigen würden? Warum also Pferde? Maja Lunde gibt auf diese Frage vor allem im 1992er-Strang eine einleuchtende Antwort, die mir heute noch manchmal im Kopf umgeht ...

Wie in den anderen Büchern habe ich auch hier einen Lieblingsstrang gehabt. Der Zukunftsteil hat mich hier wahrlich am meisten beschäftigt und mitgerissen, denn die dortigen Geschehnisse sind wirklich spannend und teilweise sehr nervenaufreibend. Hierbei handelt es sich um ein dramatisches Zukunftsszenario, das man einfach gebannt verfolgen muss. Man fragt sich ständig: Wie geht's da jetzt weiter? Die Kapitel sind nicht immer besonders lang, weswegen man schnell mal ein paar Kapitel mehr liest als ursprünglich geplant waren.
Immer wieder aufmerksam festgestellt habe ich, dass Lunde ähnliche Umstände in den verschiedenen Zeitsträngen eingebaut hat. Das hat die drei Geschichten zusätzlich miteinander verbunden, was mir sehr gefallen hat. Und was ich noch als sehr positiv und lesenswert angeben muss, ist Lundes feines Gespür für Zwischenmenschliches und ihre Fähigkeit, Kleinigkeiten und Details so bildhaft niederzuschreiben. Das, was sie über die Gefühlswelt, das Innenleben und das, was zwischen den Charakteren "in der Luft schwebt" schreibt, ist dermaßen eindringlich und faszinierend. Diese Geschichte geht wahrlich in die Tiefe und berührt zutiefst. Den einen Protagonisten liebt man, den anderen findet man durch und durch unsympathisch, und trotzdem möchte man am liebsten nie von dem Roman ablassen.

Wer die ersten beiden Klima-Romane von Lunde gemocht hat, wird auch von "Die Letzten ihrer Art" begeistert sein. Die aufwühlenden Geschehnisse, Lundes geschickt feinfühlige Erzählkunst und nicht zuletzt das nicht weit hergeholte Klimaszenario aus 2064, das uns alle in unserer Zukunft so oder so ähnlich betreffen könnte, machen diesen Roman zu einem aufregenden Leseerlebnis, das man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt.

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