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Veröffentlicht am 15.09.2016

The world is. It just is.

Der schmale Pfad durchs Hinterland
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Der Hauptprotagonist in diesem Roman ist der Australier Dorrigo Evans, ein gelernter Chirurg. Hauptsächlich erlebt man ihn als Arzt im Gefangenenlager während dem Krieg. Dort schildert er seine täglichen ...

Der Hauptprotagonist in diesem Roman ist der Australier Dorrigo Evans, ein gelernter Chirurg. Hauptsächlich erlebt man ihn als Arzt im Gefangenenlager während dem Krieg. Dort schildert er seine täglichen Aufgaben, kümmert sich so gut es geht um die Sklaven, die POWs (Prisoners of War) bzw. deren Krankheiten und Folgen des ewigwährenden Hungerns.

Als jemand, der bei einem Krieg nicht dabei war, der keine Ahnung hat, wie es ist, Gegangener zu sein, hart an dem Bau der Burma Death Railway arbeiten zu müssen und so gut wie kaum Essen bekommt, kann sich natürlich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es ist, das alles mitzuerleben. Der Autor hat aber versucht, genau das mit seinen Schilderungen zu vergegenwärtigen. Und das mit Bravour, muss ich sagen!
Schonungslos, das Kind beim Namen nennend, wurde hier alles Leid, Krankheit, Erschöpfung durch Hunger, Sehnsüchte und Freundschaft, und vor allem der Kampf mit dem Tod anschaulich beschrieben. Und zwar so gut, dass einem ganz anders wird, wenn man es liest.

Gerade, dass nicht ausschließlich aus Dorrigo Evans Sicht erzählt wird, sondern von den verschiedensten Warten aus, z. B. von den Gefangenen, die man nach und persönlicher kennenlernt, aber auch von den Wärtern aus, hat das Ganze so interessant gemacht. Man hat Einblicke von den unterschiedlichsten Menschen erhalten und meist konnte ich jeden einzelnen auf eine Weise in seinem Handeln und Denken verstehen.
Verstehen ist aber nicht mit Gutheißen gleichzusetzen und das habe ich auch nicht immer getan, besonders wenn Gewalt und Schläge thematisiert wurden.

Die Liebe und Hoffnung spielt in diesem Roman eine ebenso große Rolle, wie all das Kriegsleiden und der Tod.
Auch Dorrigo hat eine ganz eigene Liebesgeschichte zu erzählen. Es geht darin um unbändige Leidenschaft, Glück, wundervolle Zeiten und echte Liebe. Dennoch kommt die Tragik nicht zu kurz. Verschenkte Chancen und Sehnsucht, ebenso wie Handlungsunfähigkeit und Reglosigkeit in einem entscheidenden Moment, haben mich als Leserin mit dem Protagonisten gleich mitverzweifeln lassen. - Eine Liebesgeschichte, die bedauernswerter nicht sein könnte ...

Der Stil des Autors, Situationen und Menschen so unglaublich anschaulich zu beschreiben, hat mich phasenweise wirklich fasziniert. In solchen Momenten wird man wieder ganz stark daran erinnert, wie schön lesen nicht ist. Mit den richtigen Wörtern kann nämlich wirklich Hervorragendes entstehen! Und das war hier der Fall.

Schlussendlich bin ich gewaltig begeistert von dem Buch. Auch wenn ich eine kleine Ewigkeit dafür gebraucht habe, gelohnt hat es sich in jedem Fall. Die Bilder, die mein Kopf beim Lesen produziert hat, waren das allemal wert.
Liebe, Hoffnung, Leid, Gewalt und Tod sind die Themen, die diesen Roman aus- und lesenswert machen. - Ihr solltet euch diese Lektüre unbedingt gönnen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bis sich die Angst in Vertrauen umwandelt ...

Die verborgene Sprache der Blumen
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Die erste Frage, die man sich stellt, wenn man die Buchbeschreibung liest: wieso interessiert sich ein rebellischer Teenager für so zarte, sanfte Geschöpfe wie Blumen? Was kann ein Mensch wie Victoria ...

Die erste Frage, die man sich stellt, wenn man die Buchbeschreibung liest: wieso interessiert sich ein rebellischer Teenager für so zarte, sanfte Geschöpfe wie Blumen? Was kann ein Mensch wie Victoria daran nur so faszinierend finden?
Nun, die Antwort darauf erschließt sich einem recht schnell. Victoria ist selbst ein sehr zerbrechliches, dünnhäutiges Wesen. In ihrer Kindheit und Jugend ist sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergegeben worden, fast so, als wäre sie ein Mensch ohne Gefühle, dem das nichts ausmacht. Vertrauen aufbauen hat nie funktioniert. Victoria sagt selbst, dass sie noch nie jemanden länger als ein halbes Jahr gekannt hat, wenn man ihre Sozialarbeiterin außer Acht lässt.
Da wundert es mich nicht, dass sie zu einem 'schwierigen' Teenager geworden ist, und sich lieber für Pflanzen, als ihre Mitmenschen, begeistert. Eine Blume kann dich nämlich nicht verletzen oder enttäuschen ...

Mich hat Victorias Geschichte von Anfang an bewegt. Verständnis für einen Teenager aufzubringen, der ziemlich launisch ist und immer genau das Gegenteil von dem tut, um was man ihn bittet, fiel mir anfangs zwar schwer, aber schon bald lernt man als Leser Victorias Innenleben kennen und das hat dazu geführt, dass ich mich automatisch immer auf ihre Seite gestellt habe. Mein Mitgefühl für Victoria ist von Seite zu Seite gewachsen. Und ich habe ihr so sehr gewünscht, dass sie eines Tages ein glückliches, angstfreies Leben mit Menschen, denen sie vertraut, führen kann.

Erzählt wird hier aus zwei verschiedenen Zeiten. Einmal aus Victorias Sicht im Alter von etwa 9-10 Jahren und einmal (ebenfalls aus Victorias Sicht) ab dem Beginn ihrer Volljährigkeit.
Diese beiden Erzählstränge haben wunderbar miteinander harmoniert, denn so hat man idealerweise nach und nach die Hintergründe herauslesen können, die nun zu ihrem teilweise wirklich traurigen Erwachsenenstandpunkt geführt haben.

Und die Sprache: wirklich zauberhaft! Das Buch ist so poetisch geschrieben. Es wird weniger gesprochen, dafür bekommt man mehr Einblick in Victorias Gedankenwelt und so kann man voll und ganz in dieser Erzählung versinken, ohne zu bemerken, wie viele Seiten man eigentlich schon gelesen hat.
Also genau genommen ein 'stilles' Buch, wenn man so will.
Ein Buch, das trotz seiner vergleichsweise wenigen direkten Reden unglaublich wortgewaltig ist, mich mitreißen und bewegen konnte.
Ein Buch über Angst, Gefühle, Vertrauen und Verzeihen. Und über eine starke Protagonistin, die einen Mut entwickelt, mit dem sie sich dem Leben mit all seinen Unvorhersehbarkeiten stellen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Königin des Murmeltiers

Elsa ungeheuer
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Die elfjährige Elsa ist ein kleiner Teufel, zumindest nach Ansicht ihrer Mutter und der anderen Erwachsenen. Nur einer hat scheinbar sein Herz an dieses vollkommene Ungeheuer verloren: der achtjährige ...

Die elfjährige Elsa ist ein kleiner Teufel, zumindest nach Ansicht ihrer Mutter und der anderen Erwachsenen. Nur einer hat scheinbar sein Herz an dieses vollkommene Ungeheuer verloren: der achtjährige Karl. Denn von der kurzen Berührung von Elsas Lippen auf seiner Wange hat er sich nie wieder erholt.
Elsa hat den Menschen das Leben schwer gemacht, gleichzeitig muss dieses Mädchen eine unglaubliche Faszination bei gewissen Leuten hervorgerufen haben, denn anders kann ich es mir nicht erklären, wieso Herr Murmelstein (aka Murmeltier) sie als 'Königin' bezeichnet hat und Karl sie über die Jahre hinweg nicht vergessen konnte und ihr am liebsten überall hin gefolgt wäre.

Dieses Buch ist in einem Ton geschrieben, wie ich ihn noch nie gelesen habe: auf eine Art und Weise melancholisch und zeitgleich mit einem auflockernden Witz.
Ich musste währenddessen dauernd an einen älteren Film denken, wegen den alten Namen, den benutzten Ausdrücken und auch der Gepflogenheiten der Zeit, in der es spielt.
Auch an dem eigenen Humor habe ich Gefallen gefunden. So waren zum Beispiel die alte Haushälterin, Frau Kratzler, bei der sich Karl und Lorenz nie sicher waren, ob sie nicht die älteste Frau der Welt ist, mit ihrem Gerede über das Herzjesulein, oder 'das Murmeltier' mit seinen Frauengeschichten inkl. ordinärer Ausdrücke, recht unterhaltsame Gestalten.
Der Protagonist Karl, aus dessen Sicht diese Geschichte erzählt wird, war mir sehr sympathisch. Möglicherweise hatte ich hin und wieder auch etwas Mitleid mit ihm. Ich hätte ihm auf jeden Fall gewünscht, dass diese Geschichte mehr Gutes für ihn bereithält.
Zu Karls Bruder Lorenz habe ich viel schwerer Zugang bekommen. Dieser Charakter war mir mit seiner Malerei, seinen Motiven und seiner, in meinen Augen ein wenig eigenartigen Beziehung zu seinem Bruder, oft ein Rätsel.

Der Schluss, ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Er hat jedenfalls etwas sehr Tröstliches und ist voller Gnade.
Gerne empfehle ich diese melancholisch humorvolle, etwas gehobenere Lektüre mit seinen unvergesslichen Charakteren weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit Hilfe der Kojoten

Das Geheimnis des Felskojoten
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Vom Cover her habe ich eine süße, bezaubernde Liebesgeschichte mit viel Natur und auch Kojotenbezug erwartet. Der Klappentext hat zusätzlich Spannung durch eine abenteuerliche Verfolgungsjagd und böse ...

Vom Cover her habe ich eine süße, bezaubernde Liebesgeschichte mit viel Natur und auch Kojotenbezug erwartet. Der Klappentext hat zusätzlich Spannung durch eine abenteuerliche Verfolgungsjagd und böse Machenschaften unseriöser Konzerne versprochen. Und genau das bekommt man hier auch. Zwar teils auf eine klischeehafte Art und Weise, aber man bekommt es. ;)

Der Halb-Bigfoot Indianer Shane und die Deutsche Serena geraten auf der Suche nach Serenas Bruder Fabian in wirklich brenzlige Situationen, denn schon bald merken sie, dass sie verfolgt werden, und mit ihren Verfolgern nicht gut Kirschen essen ist.
Das Flüchten hat sich gar nicht als so leicht gestaltet, wie ich anfangs angenommen hatte, als ich die Gauner zu Beginn kennengelernt habe. Erst dachte ich nämlich: Ja, die sind vielleicht bis auf die Zähne bewaffnet, dafür aber auch nicht die hellsten Köpfe.^^
Trotzdem: in das, was diese Männer da verstrickt sind, und was Serena und Shane schlussendlich über sie herausgefunden haben, ist an Skrupel- und Herzlosigkeit wohl nicht mehr zu überbieten!

Die wunderschönen Beschreibungen der Flora und Fauna, das Wissenswerte über die Geistwesen (Spirits), die Indianer und das Leben derselben, eine liebliche, langsam erblühende Liebe und immer wieder der zwischenzeitlich auftauchende Kojote, machen dieses Buch zu einem wunderbar kurzweiligen und abgerundeten Leseerlebnis.
Dass das Ganze ein bisschen klischeehaft war, war bei dieser Form der Unterhaltung zu erwarten und sollte, bei einer Zwischendurch-Lektüre wie dieser hier, auch nicht weiter stören.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Böse kann so unglaublich nah sein!

Bis in den Tod hinein
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Bis in den Tod hinein war meine bereits 4. Lektüre von meinem Lieblingsthrillerautor Vincent Kliesch. Aber so wie die Julius Kern-Trilogie hat mich dieses Buch hier gefühlsmäßig leider nicht vom Hocker ...

Bis in den Tod hinein war meine bereits 4. Lektüre von meinem Lieblingsthrillerautor Vincent Kliesch. Aber so wie die Julius Kern-Trilogie hat mich dieses Buch hier gefühlsmäßig leider nicht vom Hocker gerissen.

Der Hauptkommissar Severin Boesherz ist ein in mehrerlei Hinsicht wirklich auffälliger Nachfolger von Julius Kern. Er tritt bemerkenswert elegant, aber auch bescheiden auf. Auch seine außerordentliche Gelassenheit und seine Intelligenz machen ihn daher zu einem sehr interessanten Charakter, von dem man gerne mehr liest.
Hin und wieder habe ich mich nur gefragt, ob es solch raffiniert denkende Menschen, die derartig intelligente Handlungen an den Tag legen, tatsächlich gibt!? Viele wichtige Fakten zu dem Fall hat Boesherz auch einfach nicht ausgesprochen, erst ganz zum Schluss bei der Aufklärung. Sein Schweigen hat mich während dem Lesen manchmal verwirrt bzw. war ich etwas überfordert von den Geschehnissen, weil mir nicht klar war, wie dieses oder jenes jetzt kommt. Kompliziert und anstrengend sind vielleicht die Worte, die das am besten beschreiben würden.

Ansonsten sind die Charaktere aber einsame Spitze! Vincent Kliesch schafft es immer wieder, mit seinen Protagonisten zu punkten: einzigartig beschriebene, teils düstere und böse Gestalten, die ebenso ihren Charme besitzen.
Wer in diesem Fall der Böse ist, ist schnell klar, denn auch aus der Sicht des Täters wird hier erzählt. Ein Täter, der, wenn man ehrlich ist, eigentlich ein Opfer von Kindheitsprägung und Manipulation ist ...

Ein vielversprechender Reihenauftakt, der ganz viel Lust auf mehr Severin Boesherz macht. Ich bin schon hochgespannt, was der zweite Teil, Im Augenblick des Todes, so zu bieten hat.