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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Wohngemeinschaft, die für Spannung sorgt

Winterfeldtstraße, 2. Stock
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Charlottes Geschichte aus dem Berlin der 1920er erzählt von einer Menge Trauer um den unerklärlichen Tod des Ehemanns, dem Kampf ums Überleben in einer Zeit, in der ein Laib Brot so teuer wie ein Auto ...

Charlottes Geschichte aus dem Berlin der 1920er erzählt von einer Menge Trauer um den unerklärlichen Tod des Ehemanns, dem Kampf ums Überleben in einer Zeit, in der ein Laib Brot so teuer wie ein Auto und eine Besserung dieses Zustands nicht in Sicht war, aber auch von den Problemen der damaligen Zeit, wenn man als Frau durchstarten wollte, um seine Träume zu verwirklichen (in Charlottes Fall war es der Wunsch, ein eigenes Fotostudio zu führen).

Zwischen all diesen Schwierigkeiten lässt sich glücklicherweise aber auch die Hoffnung und die Liebe blicken. Für mich war es schön zu lesen, dass Charlotte in ihrer Situation nicht gänzlich vom Pech verfolgt worden ist, sondern auch Hilfe und Unterstützung von lieben Menschen erhalten hat, die ihr Mut gemacht haben, an ihren Zielen dranzubleiben, nicht aufzugeben und weiterhin an die Liebe zu glauben. Nicht zuletzt ihre kleine Tochter Alice schenkt ihr Lebenswillen, Kraft und Zuversicht.

Vom Anfangsteil des Buches war ich noch recht überzeugt, dass die Geschichte wirklich interessant und fesselnd wird, im Mittelteil bin ich diesbezüglich dann aber schon zu Ernüchterung gelangt. Denn ich bin leider weder mit Charlotte, noch mit den anderen Hauptprotagonisten besonders warm geworden. Im Grunde sind mir die Charaktere im Laufe des Lesens zu oberflächlich beschrieben worden. Ich hätte mir ein wenig mehr Kenntnis von (authentischem) Innenleben gewünscht. Eben irgendwas, womit ich eine Bindung herstellen hätte können. - So ist das für mich alles nur an der Oberfläche herumgeplätschert.
Hinzu kommt, dass das Buch zwar positiv endet (etwa 1928), aber einer der wichtigsten Protagonisten ist Jude und wir wissen ja alle, was mit jüdischen Personen im 2. Weltkrieg passiert ist, also dürfte Charlottes Zukunft schon sehr bald gar nicht mehr so rosig aussehen. - Und dieses Wissen hat mich auch irgendwie ... verstört!

Beim Zusammenfassen des Inhalts habe ich gemerkt, dass die Story durchaus Potenzial gehabt hätte, die Umsetzung hätte ich persönlich aber definitiv in die Tiefe gehender, hauptsächlich die Charaktere betreffend, gestaltet. Was nicht heißen soll, dass ich diese Geschichte als schlecht empfunden habe, nein, nur eben als nichts besonders Besonderes.

Dieses Buch dürfte vor allem für Leute, die sich für Fotografie, Politik und das harte Leben (der Frauen) in der Zwischenkriegszeit begeistern können, interessant sein. - Also sofern man mit einfacher Charakterskizzierung kein Problem hat und das Ende so nehmen kann, wie es ist, ohne die Zukunft der Protagonisten im Sinn zu haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine zauberhafte Komödie

Monsieur Blake und der Zauber der Liebe
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Ich glaube, ich war noch nie so schnell von einer Geschichte begeistert, wie von dieser hier. Direkt ab der ersten Seite wird man hineingeworfen in die Welt von Andrew Blake. Andrew ist ein 66-jähriger ...

Ich glaube, ich war noch nie so schnell von einer Geschichte begeistert, wie von dieser hier. Direkt ab der ersten Seite wird man hineingeworfen in die Welt von Andrew Blake. Andrew ist ein 66-jähriger erfolgreicher, englischer Geschäftsmann, der den bereits sieben Jahre zurückliegenden Tod seiner Ehefrau Diane nicht verwunden hat. Und aus einer Unzufriedenheit heraus, beschließt er nun nach Frankreich zu gehen, um dort (inkognito) eine Stelle als Butler anzunehmen.

Ich mochte Andrew total gerne. Er hat nämlich einen ziemlich gelassenen, freundlich höflichen und witzigen Charakter. Sein Humor ist ganz nach meinem Geschmack und auch seine hilfsbereite Ader möchte ich nicht unerwähnt lassen. All das, und auch die Tatsache, dass Andrew das Kuscheltier seiner bereits erwachsenen Tochter Sarah immer mitnimmt, wenn er auf Reisen geht, und neben seinem Bett sitzen lässt, haben ihn für mich zu einem außerordentlich sympathischen Protagonisten gemacht.

~ »Von einem Kerl, der sich als seine eigene Mutter verkleidet hat, um beim Direktor ›ihren Sohn‹ zu entschuldigen, erwarte ich das Schlimmste ...« ~
(S. 26)

Auch die anderen Protagonisten sind alle mehr oder weniger liebenswerte Personen, die ich schnell ins Herz schließen konnte. Besonders gut hat mir das Herumgeplänkel zwischen Andrew und dem Gärtner Phillippe gefallen. Man hat gemerkt, dass die beiden von Kapitel zu Kapitel enger zusammengewachsen sind und daraus eine richtige Freundschaft entstanden ist - und das, obwohl sie sich immer wieder gegenseitig geneckt und geärgert haben. Den Spaß, den die beiden hatten, hatte ich beim Lesen ebenso.

Andrew ist ja nicht nur besonders hilfsbereit und liebevoll, sondern auch weise (mit seinen 66 Jahren darf er das ruhig sein^^), denn in dem Anwesen, in dem er als Butler zu arbeiten beginnt, sind kluge Ratschläge und Hilfsangebote nicht nur bei der Hausherrin von Nöten, nein, auch die Angestellten (Phillippe, der Gärtner, Odile, die exzentrische Köchin und Manon, das schwerverliebte, junge Hausmädchen) haben die eine oder andere Weisheit bitter nötig. Wie gut, dass Andrew für jeden das Passende auf Lager hat. Nur sich selbst vergisst er leider bis zuletzt ...

~ Jeder ist in dem einen oder anderen Augenblick seines Lebens allein. Das einzige, was einem bleibt, ist, den Weg zu den anderen zu suchen ... ~
(S. 155)

Eine flüssig zu lesende, romantische Komödie, in die ich ganz fix eintauchen und die mich zum Lachen, aber auch zum Nachdenken bringen konnte. - Über die Weisheiten, die mir beim aufmerksamen Lesen aufgefallen sind, habe ich mich besonders gefreut, da ich eine leidenschaftliche (Buch)zitatesammlerin bin.
Diese kurzweilige Unterhaltungslektüre hat mich mit ihren skurrilen, aber absolut liebenswerten, Charakteren und ihrem erfrischenden Humor jedenfalls völlig überzeugen können und deshalb gibt es von mir auch eine ganz dicke Leseempfehlung dafür!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eher ›alles so schwer‹ würde ich sagen ...

Alles so leicht
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Denn leichte und angenehme Kost ist der Inhalt dieses Buches ganz bestimmt nicht. Die Protagonistin Stevie leidet nämlich an einer Essstörung und wurde von ihrem Vater in ein Therapiezentrum geschickt, ...

Denn leichte und angenehme Kost ist der Inhalt dieses Buches ganz bestimmt nicht. Die Protagonistin Stevie leidet nämlich an einer Essstörung und wurde von ihrem Vater in ein Therapiezentrum geschickt, wo sie wieder gesund werden soll. Dabei hat sie ja ganz andere Pläne ...

~ So laufen die Gespräche in diesem bizarren kleinen Universum ab: Die Mädchen schwatzen endlos darüber, dass ihnen die Haare ausfallen, dass ihre Haut austrocknet, dass sie nicht mehr aufs Klo gehen können. Sie jammern und beklagen sich, aber tief in ihrem Inneren heften sie sich diese Dinge wie Orden an die Brust. ~
(S. 57)

Stevies bisheriges (17-jähriges) Leben ist geprägt von dem Glauben, dass sie untragbar, 'zu viel' für ihre Mutter wäre. Sie glaubt, dass ihre Mutter wegen ihr die Familie verlassen hat und dass sie Schuld an dem Unfalltod ihres Bruders Josh war. - Für mich also kein Wunder, dass sie dadurch Gedanken ans Verschwinden/sich zu Tode hungern hat.

~ Für Mädchen wie uns ist die Bewusstlosigkeit der einzige Ausweg. ~
(S. 97)

Leider war mir Stevie von Anfang an unsympathisch. Ihre Gedanken zu den meisten Menschen in der Geschichte sind eher gehässig und abwertend. Natürlich könnte man das auf ihre Krankheit schieben, auf mich hat das aber trotzdem andauernd ziemlich abschreckend und asozial gewirkt. Mit solchen Menschen will ich in der Regel im wahren Leben nichts zu tun haben müssen und so ging es mir beim Lesen auch. Ich bin mit Stevie erst gegen Ende des Buches ein bisschen warm geworden, als sie 'umgänglicher' geworden ist und sympathischere Dinge gedacht oder von sich gegeben hat. (Wer sich weiter unten den Buchtrailer ansehen mag: genauso unsympathisch, wie die Stimme darin klingt, war mir Stevie im Großteil des Buches auch. - (Für mich) eigentlich die optimale Stevie-Stimme!)
Ich glaube fast, dass das Buch zum Teil biografisch ist, obwohl die Autorin das so nicht erwähnt. Aber Meg Haston dürfte wohl selbst einmal wegen einer Essstörung in Therapie gewesen sein.
Das Buch ist jedenfalls ein Jugendroman und ich finde, dass es sich auch genau so wie einer liest. Der Inhalt ist manchmal schon echt hart und erschreckend und nicht schön, aber gerade deshalb fand ich den Ausgang der Geschichte auch nicht wirklich zu 100% passend. Der war mir dann doch eine Spur zu schön. Nicht ganz authentisch eben ...
Was mir gut gefallen hat, waren die Rückblenden, die zeitweise vorhanden waren. Darin werden Situationen und Momente erzählt, in denen Stevie mit ihrem Bruder Josh und/oder ihrer Freundin Eden zusammen ist. Es wird darin sehr gut deutlich, wie die Beziehung zu den beiden ist und was die beiden eigentlich für Menschen sind. Und diese Rückblenden, an die sich Stevie erinnert und auch mit ihrer Therapeutin Anna (Stevie hat sie immer SK = Seelenklempner genannt) bespricht, sind in der Therapie wichtige Schlüsselszenen, die ihr wohl auch bei ihrer Genesung helfen.

~ »Du bist nicht deine Krankheit«, sagt sie. Was beweist, was ich die ganze Zeit vermutet habe: Sie hat keine Ahnung. ~
(S. 85)

Ein Buch, in dem es ganz viel um Eltern, Brüder und Freundschaften geht, in dem ein Unfall mit Todesfall der Auslöser einer lebensbedrohlichen Krankheit ist und in dem auch vermittelt wird, dass eine gute Therapie lebensrettend sein kann. Also ein Buch, das definitiv lesenswert ist, von mir aber trotzdem keine fünf Sterne erhält, weil ich mit der Hauptprotagonistin nicht klar gekommen bin.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lieber vom Verstand oder vom Herz leiten lassen?

Eine Handvoll Worte
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Der Einstieg in die Geschichte ist mir leider etwas schwerer gefallen. Ich hatte anfangs meine liebe Mühe mit den vielen Namen, den Szenen- und Zeitenwechseln. Denn das Buch hat zwei Haupterzählstränge: ...

Der Einstieg in die Geschichte ist mir leider etwas schwerer gefallen. Ich hatte anfangs meine liebe Mühe mit den vielen Namen, den Szenen- und Zeitenwechseln. Denn das Buch hat zwei Haupterzählstränge: einen aus den 1960er Jahren und einen anderen aus 2003. Der aus den 1960ern hat aber erst mal viel größeres Gewicht. Darin lernen wir Jennifer Sterling kennen, eine junge Frau, die einen Autounfall und dadurch einen Gedächtnisverlust erlitten hatte.

Mit Jennifer bin ich zuerst nicht wirklich klar gekommen, da sie mir aus den Rückblicken wie eine reich verwöhnte, eingebildete Person vorgekommen ist. Erst mit der Zeit, als ich mehr von ihr erfahren habe, hat sich auch mein Bild von ihr geändert und plötzlich war sie mir auch viel näher und sympathischer, was ich durch mein Anfangsbild nie erwartet hätte. Je mehr ich von Jennifer gelesen habe, desto verletzlicher und unschuldiger wurde sie dargestellt. - Das war mir dann fast schon ein bisschen zu sehr gewollt ...

Die Liebesgeschichte(n) sind in beiden Handlungssträngen ja voll am Laufen. Und wunderbar spannend zu verfolgen waren sie auch in beiden Zeiten. Ich liebe es einfach, dieses Hin und Her zwischen zwei Menschen mitzukriegen, ich fiebere da immer sehr gerne mit, wie das mit den sich Liebenden wohl weiter- oder ausgehen wird. Und hier war es ebenso: das Spekulieren, ob die (fast unmögliche) Liebe zwischen Jennifer und ihrem Anthony Bestand hat und ob die beiden jemals endgültig zueinander finden und in eine gemeinsame Zukunft ohne Schuldgefühle blicken können, waren für mich Fragen, die ich gerne ganz schnell beantwortet haben wollte und mich immer gespannt weiterlesen haben lassen.

~ »Sie werden in Ihrem zukünftigen Leben feststellen, dass Schuldgefühle eine viel größere Rolle spielen, als Ihnen lieb ist. Es heißt nicht ohne Grund, dass Leidenschaft brennt, und bei Affären sind es nicht nur die Protagonisten, die verletzt werden.« ~
(S. 506)

Aber das Gefühl, unbedingt weiter und weiter lesen zu wollen, in mir hervorzurufen, war auch nicht so schwer, denn ich fand, dass die Geschichte unheimlich flüssig, locker und leicht geschrieben ist. Die anfängliche Mühsal war nach einer Einlesezeit schnell verflogen und dann habe ich gar nicht mehr so recht mitbekommen, wie viele Seiten ich schon wieder weggelesen habe. - Das muss ich wirklich positiv hervorheben.

Was ich bis fast ganz zum Schluss aber nicht verstanden habe, waren die kurzen Briefchen am Anfang eines neuen Kapitels. Ich hatte nämlich ziemlich lange angenommen, dass es kleine Liebesbotschaften, eben immer eine Handvoll Worte, von Jennifer an Anthony (und umgekehrt) wären. Allerdings ist dem nicht so. Tatsächlich waren es immer , aber dennoch real existierende, Nachrichten von den verschiedensten (anonymen) Menschen. Warum die Autorin die eingefügt hat, konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Ich hätte es irgendwie schöner gefunden, wenn sie von Jennifer und Anthony gewesen wären. Aber gut.

~ »Wissen Sie, man kann nicht erzwingen, wiedergeliebt zu werden. Ganz gleich, wie sehr man es sich wünscht. Manchmal hat man einfach den richtigen Zeitpunkt verpasst.« ~
(S. 508)

Was ich hier aber wirklich, wirklich gut fand, war das Ende. Das war einfach nur schön, unglaublich rührend und voller Freude und Hoffnung. Damit war ich voll und ganz zufrieden.
Wer sich also für Geschichten über die Rolle der Frau in Gesellschaft & Ehe in den 1960ern, verpasste Chancen, Affären und eine ganz besondere, leidenschaftliche Liebe erwärmen kann, sich über einen flüssigen Schreibstil genauso freut wie ich und über eventuelle Startschwierigkeiten hinwegsehen kann, ist hier goldrichtig und sollte sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schnecken sind interessanter als man denkt!

Das Geräusch einer Schnecke beim Essen
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Schon allein der Titel Das Geräusch einer Schnecke beim Essen hat mich neugierig auf den Inhalt gemacht, dazu noch der Klappentext und ich konnte gar nicht anders als gleich loszulesen.

Dieses Buch ist ...

Schon allein der Titel Das Geräusch einer Schnecke beim Essen hat mich neugierig auf den Inhalt gemacht, dazu noch der Klappentext und ich konnte gar nicht anders als gleich loszulesen.

Dieses Buch ist kein gewöhnlicher Roman, eigentlich ist es die Autobiografie der Autorin Elisabeth Tova Bailey. Hierin beschreibt sie ein Jahr ihrer etwa 20 Jahre andauernden Krankheit, die sie sich in einem kleinen Dort auf ihrem Europabesuch eingefangen hat. In diesem einen Jahr war sie mehr oder weniger ständig auf ihr Bett angewiesen.
Und wenn ich mir das so überlege: man fährt auf Urlaub auf einen anderen Kontinent, kehrt krank zurück - aber nicht etwa für eine Woche, sondern für ganze 20 Jahre ... Das ist hart. Da verpasst man unter Umständen ein Viertel seines gesamten Lebens! Wäre ich an Stelle der Autorin gewesen, ich weiß nicht, ob ich in all den Monaten im Bett nicht wahnsinnig geworden wäre.

Das Überleben hängt oft davon ab, dass man einen Lebensinhalt hat: eine Beziehung, einen Glauben, eine auf dem schmalen Grat des Möglichen balancierende Hoffnung.
(S. 25)

Was für ein Glück, dass sie zufällig zu ihrer Schnecke gekommen ist. Geplant war das nämlich nicht. Denn eine Freundin von Elisabeth hat ihr eine Topfpflanze mit Veilchen geschenkt und darin hat eine Schnecke geschlafen. Und weil die Autorin ja sowieso an ihr Bett gefesselt war, hat sie genügend Zeit und zwangsweise wohl auch Geduld gehabt, um die Schnecke zu beobachten.
Und all das beschreibt sie eben in ihrem Buch - und es ist wirklich faszinierend!

Nachdem wir uns wochenlang rund um die Uhr Gesellschaft geleistet hatten, konnte an unserer Beziehung kein Zweifel mehr bestehen: Die Schnecke und ich lebten offiziell zusammen.
(S. 31)

Von so viel Schnecke auf so wenigen Seiten habe ich noch nie gelesen. Na gut, ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich überhaupt schon mal was Schneckiges gelesen habe ...
Jedenfalls war nicht nur die Autorin total begeistert und gebannt bei der Schneckenbeobachtung und Informationen-über-Schnecken-Beschaffung, sondern auch ich. Teilweise fand ich die Beschreibung über ihre Schnecke richtig niedlich und man bekommt große Lust, nach draußen zu gehen, sich eine Schnecke zu suchen und diese in ihrem Tun zu bestaunen.

Das Leben einer Schnecke ist, so sehr wie jedes andere, von dem ich weiß, von leckerem Essen, mehr oder weniger bequemen Schlafplätzen und einer Mischung aus erfreulichen und weniger erfreulichen Abenteuern erfüllt.
(S. 94/95)

Diese Schnecke hat die Autorin wahrlich vor dem Wahnsinn bewahrt, denn die Zeit mit ihr war eine interessante Ablenkung, die sie nicht gehabt hätte, wenn ihre Freundin ihr den Veilchentopf nicht gebracht hätte.
So gesehen war dieses kleine Lebewesen nicht nur wahnsinnig interessant zu beobachten, sondern auch eine Art Lehrmeisterin für die Autorin. Erstaunlich, wie viel Mut so ein Tier einem Menschen machen kann ...

Die Schnecke war mir eine echte Lehrmeisterin gewesen, ihr bescheidenes Dasein hatte mir Kraft gegeben.
(S. 145)

Das ist nicht nur die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft, sondern auch eine Art Liebeserklärung an das Leben, die man durch das Dasein der Schnecke versteht.
So wie es hier bei mir der Fall ist, bin ich nur selten durch Beschreibungen eines Lebewesens gleich so fasziniert davon. Dass Schnecken so spannend sein können, hätte ich nie erwartet. Ich sehe diese Tiere nun definitiv mit völlig anderen Augen.