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Veröffentlicht am 15.09.2016

Was muss passieren, damit eine wunderbare Freundschaft an Bedeutung verliert?

Meine amerikanische Freundin
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Dieses 152 seitenarme Büchlein ist das Tagebuch, das eine Französin geschrieben hat, seitdem sie wusste, dass ihre in Amerika lebende Freundin im Koma liegt. Für die Tagebuchschreiberin, deren Name für ...

Dieses 152 seitenarme Büchlein ist das Tagebuch, das eine Französin geschrieben hat, seitdem sie wusste, dass ihre in Amerika lebende Freundin im Koma liegt. Für die Tagebuchschreiberin, deren Name für uns Leser bis zuletzt unbekannt bleibt, ist die im Koma liegende Molly nicht nur irgendeine Freundin, sondern ihre allerbeste. Und deshalb kann ich auch sehr gut nachvollziehen, dass sie mit so einem Zustand, der zwischen Leben und Tod zu sein scheint, irgendwie versuchen muss umzugehen, vor allem, wenn es sich da um diese wunderbare Freundin handelt. Sie möchte, solange Molly im Koma liegt, alles festhalten, was sie beschäftigt, all ihre Sorgen, Ängste, aber auch Hoffnungen - und das nicht nur die Freundin, sondern auch ihre eigene Familie betreffend. Die Gründe dafür sind einleuchtend: dass ist ihre Art, mit der Situation umzugehen, und sie hat auch die Hoffnung, dass Molly nach dem Erwachen alles lesen kann, was in der Zwischenzeit so vor sich gegangen ist. Da ist ein Tagebuch, damit man nichts vergisst, eine optimale Lösung - auch weil sie ja nicht wissen, wie lange Molly im Reich der tief Schlafenden verbringen wird ...

~ Ich würde am liebsten eine Nachricht aufnehmen für alle, die
in der Klinik anrufen und nach dir fragen: »Molly ist zur Zeit
leider nicht da. Sie hat sich vorübergehend von ihrem Körper
getrennt. Am besten, Sie suchen in Ihren Erinnerungen nach ihr.« ~

(S. 93)

In dem Tagebuch wird nun alles festgehalten, was die Erzählerin beschäftigt: die Gedanken und vor allem die Ängste, die sie um Molly hat, teilweise bekommen wir auch Einblick in ihr Familienleben mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann Vincent, mit dem es auch problematisch wird ...
Das ist natürlich alles sehr berührend und manchmal auch traurig zu lesen. Die Erinnerungen mit der Freundin, die im Tagebuch verewigt werden, hinterlassen ein ganz eigenes, ungutes, vielleicht auch unbekanntes, Gefühl beim Leser, weil man eben schon ahnt, dass nach dem Erwachen nichts mehr so sein wird, wie es mal war.

~ Du bist die Kranke, und ich bin die mit der Angst. ~
(S. 87)

Auch vor Anschuldigungen und Vorwürfen ist Molly durch die Tagebuchschreiberin nicht gefeit. Man kann sich als Mensch, der so etwas nicht durchgemacht hat, kaum vorstellen, wie es ist, seine beste Freundin im Koma liegen zu sehen, absolut machtlos zu sein und vor bangendem Hoffen, dass die Freundin nicht stirbt, nicht zu verzweifeln.

~ Du hast immer gesagt, du würdest mit dem Rauchen aufhören, sobald du ein Kind bekämst, nur eine Schwangerschaft könnte dich auf deine drei Schachteln am Tag verzichten lassen. Du hast nicht daran gedacht, dass man auch durch eine Krankheit abstinent werden kann.
Auf der Intensivstation gibt es keinen Raucherbereich. ~

(S. 14)

Und dass Molly doch aufwacht, aber halbseitig gelähmt, weiß man ja schon durch die Buchrückseite, aber eben nicht, in welche Richtung sich diese Freundschaft dann bewegen wird. Mit den Veränderungen, die mit einer Hemiplegie einhergehen, nicht nur die Bewegungsfreiheit, sondern auch die psychische Verfassung betreffend, hat die Tagebuchschreiberin nicht gerechnet. Und es fällt schwer und stimmt ziemlich nachdenklich, sich als Leser diese Veränderungen einer einst so wichtigen und großartigen Freundschaft bewusst zu machen ...

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Leben, das Altern und der Tod

Ein Leben mehr
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Jocelyne Saucier erzählt hier von ganz eigenen/alten Menschen, die sich im nordkanadischen Wald versteckt/zurückgezogen haben, um dort, abseits der Zivilisation, ihren Lebensabend zu verbringen. Die Rede ...

Jocelyne Saucier erzählt hier von ganz eigenen/alten Menschen, die sich im nordkanadischen Wald versteckt/zurückgezogen haben, um dort, abseits der Zivilisation, ihren Lebensabend zu verbringen. Die Rede ist von Charlie, Tom und es gab auch noch einen dritten Alten, Boychuck, aber der ist vor kurzem gestorben ...
Wer sich nun fragt, wie man als über 90-Jähriger in einer Waldhütte auf Dauer überleben kann: es ist nämlich so, dass die Männer von jüngeren Freunden, die dubiose Geschäfte führen, Hilfe in Form von allem möglichen materiellen Zeug erhalten.

Man ist frei, wenn man sich aussuchen kann, wie man lebt.
(S. 7)

Aber wer glaubt, dass das wohl nur eine ziemlich langweilige Geschichte über alte Männer, die im Wald auf ihr Ableben warten, ist, der irrt. Einer der Freunde bringt nämlich schon bald seine Tante, die alte Dame, oder Marie-Desneige, wie sie schon bald genannt wird, mit in den Wald. Die alte Dame hat eine ein wenig traurige Lebensgeschichte hinter sich und je mehr man von ihr erfährt und man mitbekommt, wie sie im Wald und allen voran bei Charlie, aufblüht, desto mehr wünscht man sich, man hätte sie schon eher aus der Zivilisation in die wilde Natur zu den Alten gebracht.
Und dann gibt es da noch die Fotografin, eine plötzlich auftauchende, jüngere Besucherin, die sich erstens für alte Menschen, von denen sie Fotos schießen kann und zweitens für den toten Boychuck, der der letzte Überlebende vom großen Brand in Matheson gewesen sein soll, interessiert.

Die beiden Einsiedler waren ganz besondere Exemplare in ihrer Sammlung alter Leute.
(S. 86)

Aber dass die Fotografin gar nicht mehr gehen will bzw. immer wieder kommt, damit hat niemand gerechnet. Ich auch nicht. Aber nicht, weil ich die Idee, in einer Hütte im Wald zu leben, schrecklich finde, sondern eher, weil diese alten Menschen in den Wald gegangen sind um dort ihr restliches Leben bis zu ihrem Tod zu genießen und die Fotografin da eben irgendwie ... nicht reinpasst.

Marie-Desneige ist ein ganz besonderer Charakter. Als zartes, zerbrechliches Vögelchen wird sie von der Autorin dargestellt und es war sehr schön zu lesen, dass für sie nun, bei Charlie im Wald, ihr Leben erst richtig beginnt ...

Keiner von uns will sterben, fügte Charlie hastig hinzu, aber es
hat auch niemand Lust auf ein Leben, das einem nicht mehr gehört.

(S. 106)

Auch die Liebe bekommt in diesem Buch noch ihren Platz, sie muss erst vielleicht noch ein bisschen warten, aber dann, dann kommt sie, zeigt den Charakteren, wie es mit ihr sein kann und lässt ein Gefühl zurück, das sich anfühlt, als hätte man ein Leben mehr ...

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zauberhaft gelungener Abschlussband einer Trilogie

Weihnachtszauber wider Willen
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Der Winterschauplatz Snow Crystal versprüht auch in Band drei der O'Neil-Brüder - Trilogie wieder seinen Charme. Bereits in Band eins und zwei (»Winterzauber wider Willen« und »Sommerzauber wider Willen«) ...

Der Winterschauplatz Snow Crystal versprüht auch in Band drei der O'Neil-Brüder - Trilogie wieder seinen Charme. Bereits in Band eins und zwei (»Winterzauber wider Willen« und »Sommerzauber wider Willen«) war ich an diesem bezaubernden Ort zu Besuch. Allerdings, aber das ist nur meine Meinung, hat Snow Crystal im Winter/zur Weihnachtszeit wesentlich mehr Ausstrahlkraft als im Sommer.

Hier im dritten Band geht es um den dritten der O'Neil-Brüder, Tyler, und um Brenna, seine beste Freundin aus Kindheitstagen. Und natürlich, wie auch schon in den beiden Vorgängern, um die Liebe und die damit verbundenen Komplikationen, Sorgen und Ängste.
Tyler wäre kein O'Neil, wenn er nicht einfach atemberaubend umwerfend aussehen würde, und deswegen kann ich Brenna auch großteils verstehen, warum sie in den Mann so verschossen ist. Aber ich will mal nicht so oberflächlich bleiben, natürlich hat Tyler auch ganz andere, tiefergehende Qualitäten, als nur sein Aussehen. Aber Brenna ist - wie soll ich sagen? - scheu, unsicher, ängstlich? Sie hat Angst, diese für sie wundervolle und wichtige Freundschaft zu zerstören, indem sie ihm ihre Gefühle offenbart ...

»Warum willst du, dass er es nicht erfährt?«
»Weil es unsere Freundschaft zerstören würde.«
»Vielleicht ist es an der Zeit, aus dem, was ihr habt, mehr zu machen als eine Freundschaft.«

(S. 89)

Herrlich, herrlich war dieses Buch! Ich steh ja total auf derartige Liebesgeschichten zur Weihnachtszeit, die haben für mich in diesen Tagen immer etwas ganz besonders Lesenswertes an sich. Weihnachten ist die Zeit der Liebe und was gibt es dabei Schöneres, als in einem Buch wie diesem, in dem man mitfiebern kann und von den Entwicklungen so richtig gebannt ist, zu versinken?

Sowohl Tyler als auch Brenna sind zwei total sympathische Buchprotagonisten, von denen man einfach gerne liest. Damit auch ein wenig Würze aufkommt, gibt es natürlich auch hier einen Antagonisten bzw. in diesem Fall eine Antagonistin, und zwar ist das die Mutter von Tylers Tochter Jess, die Freude daran hat, ihr Gift zu versprühen. Auch damals in ihrer Kindheit und Jugend hat sie Brenna schon das Leben schwer gemacht, und sie tut es heute noch immer. Und was dabei für Wahrheiten ans Licht gekommen sind ... hat mich das Buch regelrecht verschlingen lassen.

»Ich weiß einfach nicht, wie das Gehirn eines Mannes funktioniert.
Bei anderen Körperteilen weiß ich es. Aber nicht beim Gehirn.«

(S. 92)

Also, wenn ihr Lust auf eine reizende Liebesgeschichte in einem zauberhaften Winterskiresort, der jede Menge Charme versprüht, habt, und eure Bücher am liebsten zufrieden seufzend zuklappt, dann ist Weihnachtszauber wider Willen euer Buch der Begierde!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wacht auf!

Bewusstsein
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Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll ... ich fand dieses Buch nämlich einfach umwerfend und konnte mich gar nicht entscheiden, ob ich jetzt so langsam und wenig wie möglich an einem Tag lese, damit ...

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll ... ich fand dieses Buch nämlich einfach umwerfend und konnte mich gar nicht entscheiden, ob ich jetzt so langsam und wenig wie möglich an einem Tag lese, damit ich recht lange etwas davon habe, oder immer schneller und mehr lese, damit ich eher zu den erstaunlichen Informationen komme, die man hier geboten bekommt. Gehandhabt habe ich es dann so, dass ich ein paar Wochen immer wieder ein paar Seiten täglich gelesen habe. Und das war gut so.

OSHO ist ein indischer Guru, der 1990 gestorben ist. Er selbst hat keines seiner zahlreichen Bücher geschrieben. Dessen Inhalte sind aber alle von ihm gesagt (und sodann aufgezeichnet und veröffentlicht) worden.
Durch dieses Werk hier bin ich zu einem großen OSHO-Fan geworden, denn ich habe schon auf den ersten Seiten gewusst, dass es zu meinem Lieblingsbuch wird! Kein anderer Ratgeber bzw. Buch über ganzheitliches Bewusstsein und Spiritualität hat mich je so begeistern können ...

Gurdjieff pflegte die Menschen Maschinen zu nennen, und er hatte Recht. Wenn
ihr euch selbst beobachtet, werdet ihr erkennen, wie mechanisch ihr euch verhaltet.

(S. 13)

Durch diese Lektüre ist mir zum allerersten Mal klar geworden, wie tief wir doch alle schlafen und unser Leben in Bewusstlosigkeit zubringen. OSHO hat eine wunderbar einfache und scherzhafte Art, das in seinen "Reden" zu verstehen zu geben und daran fasziniert hat mich ganz besonders, dass seine Sätze oftmals eine solche Vollkommenheit und Aussagekraft hatten, dass alles, was geblieben ist, wenn man einen Absatz beendet hat, ungewohnte Stille war, und zwar im Kopf. Und hierbei merkt man dann, wie "laut" es in unserem Leben eigentlich immer ist und wie sehr unser Verstand immer plappert und dass wir nie im jetzigen Augenblick leben. Würden wir das tun, dann gäbe es nämlich keine Sorgen, Ängste und dergleichen, die uns unsere Gedanken einreden, dann würde man sich ausschließlich auf den jetzigen Moment konzentrieren und ... leben/sein. Dann ist jeder Augenblick Meditation, denn nichts anderes ist Meditation: sich das Jetzt und Hier vollkommen bewusst zu machen und die Gedanken zum Schweigen zu bringen.

Wachheit ist der Weg zum Leben.
(S. 18)

Dass das zu erlernen wahrlich eine Kunst und sehr schwer und anstrengend ist, habe ich schnell gemerkt. Ich habe ziemlich zu Beginn des Buches schon damit begonnen, zu meditieren und bewusst zu werden/aufzuwachen, aber ständig scheiterte ich daran. Es bedarf einer Menge Übung und Geduld, um auch erst mal nur eine Ahnung davon zu bekommen, wie es ist, etwas in vollem Bewusstsein wahrzunehmen. Und das ist ein ... unglaubliches Gefühl! Eine Art Glückseligkeit verspürt man dabei. Es ist wirklich Wahnsinn, sogar süchtig machend. Man hat dann immer mehr die Sehnsucht nach dieser Ruhe im Kopf.

Nun, ein paar Wochen nachdem ich zu üben und meditieren begonnen habe, kann ich sagen: ja, ich vergesse es immer noch andauernd, mich auf mich und mein momentanes Tun zu konzentrieren. Aber es wird besser. Geduld und Willen muss man hier wirklich mitbringen, um die Erfahrung, wie es sich anfühlt, andauernde Glückseligkeit zu verspüren, machen zu können.
Aber ich werde dranbleiben und weiterüben, denn ich habe nicht nur das Gefühl, nein, ich weiß, dass der Inhalt dieses Buches das Leben verändert, wenn man denn auch den Willen besitzt, sich darauf einzulassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn man sich seine Eltern doch nur aussuchen könnte ...

Süden und das Lächeln des Windes
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Süden und das Lächeln des Windes ist Band acht der Krimireihe um den Vermisstenfahnder Tabor Süden. Sein Kollege und gleichzeitig bester Freund Martin Heuer und seine Kollegin Sonja Feyerabend begleiten ...

Süden und das Lächeln des Windes ist Band acht der Krimireihe um den Vermisstenfahnder Tabor Süden. Sein Kollege und gleichzeitig bester Freund Martin Heuer und seine Kollegin Sonja Feyerabend begleiten uns hier auch wieder durchs Buch.
Es geht um den 9-jährigen vermissten Jungen Timo, dessen Eltern in meinen Augen recht eigenartige Menschen sind, und mit eigenartig meine ich, dass die Mutter von Zeit zu Zeit scheinbar aus einer Überforderung oder Verzweiflung heraus auf ihren Sohn einprügelt und der Vater so gut wie nie Zuhause ist und sich auch sonst einen Dreck um Timo kümmert. Von Nachbarn wird die Mutter als "ein wenig daneben" beschrieben, was ich persönlich, während ich sie beim Lesen kennengelernt habe, auch absolut so unterschreiben kann. Der Vater wird als jemand dargestellt, der nur aufgrund seiner zukünftigen Arbeitsstelle bzw. der damit verbundenen Praktika, sich fast nie Zuhause blicken lässt.
Ganz allgemein dürfte es für Timo wohl ein schreckliches Familienleben gewesen sein, verwundert mich also keineswegs, dass er einfach nur weg wollte. Denn von mütterlicher Fürsorge und Liebe ist bei denen Daheim weit und breit nichts zu entdecken ...

Noch in derselben Nacht begann unsere Fahndung, die ich bald als so vergeblich empfand, als suchte ich nach einer Träne im Schnee.
(S. 98)

Immer wieder bin ich vom Schreibstil des Autors ganz begeistert, man sieht es an obigem Zitat: solche Sätze finde ich nicht nur wahnsinnig kreativ, nein, sie zeigen mir auch jedes Mal aufs Neue, welche Schönheit man mit "kunstvoll" aneinandergereihten Worten hervorbringen kann. - Das ist mit ein Grund dafür, warum ich Lesen so liebe!

Es stimmte, zuhören fiel mir leichter als reden, ich übte Schweigen seit meiner frühen Jugend, und während der zwölf Jahre meiner Arbeit in der Vermisstenstelle hatte ich gelernt, Stunde um Stunde Lügnern zuzuhören.
(S. 22)

Tabor Südens Menschenkenntnis und seine teilweise ungewöhnlichen Methoden, Leute zu vernehmen, pardon, mit ihnen zu sprechen, wirken auch hier wieder ganz faszinierend auf mich. Süden, der eigensinnige Kauz, sagt von sich selbst, dass er lieber Zuhörer als Sprecher ist, dass er sich lieber als Eremit denn als Teamplayer sieht. In einem Beruf, wie er ihn hat, stelle ich mir diese Wesensart gar nicht so leicht zu händeln vor, schließlich sind Polizisten auf Teamwork angewiesen. Aber nicht nur das, auch die Tatsache, dass Süden sich in so einem Posten weigert, sich ein Handy zuzulegen und Auto zu fahren, finde ich ... mutig. Schwer zu glauben, aber Süden schafft es dennoch irgendwie, ohne all diesem Kram ordentlich und erfolgreich seinen Job zu machen, was natürlich nicht ganz unbeeindruckend ist.

Und das war mein Ziel: Ein mir angemessener Einzelner zu bleiben, in einem Beruf, der auf Teamgeist und ständiger Kommunikation basiert.
(S. 43)

Ein ausgerissener Junge, jede Menge Fragen, was denn der Grund dafür sein könnte (Ist er bei seiner Tante, bei der er sich immer mal wieder aufhält? Warum reden die Eltern keinen Klartext? Was haben die beiden zu verbergen? Was geht hier eigentlich vor sich?) und ein Vermisstenfahnder, der zwar sehr schweigsam und einsilbig ist, in diesem Fall aber trotzdem ein wenig aus seiner Melancholie herauskommt und sogar aus seiner höchst interessanten Vergangenheit erzählt, machen diese 200 Seiten zu einem lesenswerten Vergnügen!