Profilbild von Jasminleon

Jasminleon

Lesejury Star
offline

Jasminleon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jasminleon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2021

Anders als erwartet!

Girl A
0

Eltern sollten ihre Kinder lieben und beschützen. Was, wenn sie das Gegenteil tun?
»Mein Name ist Alexandra Gracie, ich bin 15 Jahre alt. Bitte rufen Sie die Polizei.«

Unzählige Male hat sich Lex Gracie ...

Eltern sollten ihre Kinder lieben und beschützen. Was, wenn sie das Gegenteil tun?
»Mein Name ist Alexandra Gracie, ich bin 15 Jahre alt. Bitte rufen Sie die Polizei.«

Unzählige Male hat sich Lex Gracie vor ihrer Flucht aus dem Elternhaus diesen Satz vorgesprochen, angekettet an ihr Bett, vor Dreck starrend, bis auf die Knochen abgemagert. Mit ihrer Kindheit im Horrorhaus, wie die Presse das Elternhaus der sieben Geschwister bald nach Lex‘ Flucht taufen sollte, muss sich die mittlerweile erwachsene Anwältin konfrontieren, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und ihr das Elternhaus vermacht. Alles, was sie jahrelang verdrängt hat, bricht sich nun Bahn: der Hunger, die Angst – und ihre Identität als Girl A, das Mädchen, das entkam.


"Girl A" von Abigail Dean und dem Verlag HarperCollins ist ein Psychothriller, der am 20. April 2021 erschienen ist. Hauptprotagonistin Alexandra Gracie versucht seit Jahren, ihre Identität als Girl A hinter sich zu lassen. Sie lebt in New York und ist dort eine erfolgreiche Anwältin. Während einige ihrer Geschwister das Licht der Öffentlichkeit suchen, verteidigt sie ihre Privatsphäre, so gut sie kann. Dieses Buch enthält keine Geschichte über Missbrauch und Leid, sondern sie soll Menschlichkeit und Hoffnung überbringen, selbst in dunkelsten Umständen.

Ich habe von "Girl A" etwas anderes erwartet. Der Klappentext hat meiner Meinung nach nicht zum Inhalt gepasst, denn ich konnte mich in Lexs' Geschichte, auch wenn sie als Kind grausame Dinge erleben musste, emotional einfach nicht hineinversetzen. Ich habe sie zwar gut kennengelernt, jedoch waren mir ihre Erzählungen zu flach und teilweise gab es Längen, die ich unheimlich schwer zu lesen und verstehen fand. Im Mittelpunkt von GIRL A steht die Gracie-Familie, jedes Kapitel kündigt eins von Lexs Geschwistern an. Es wird von Anfang an komplett aus der Sicht von Lex geschrieben, die anderen Charaktere kamen nur kurz nebenbei vor. So habe ich nicht viel über jeden Einzelnen erfahren können, peu a peu gab es kleine Bruchstücke, mit denen ich im Endeffekt nichts anfangen konnte. Klare Bilder hatte ich leider von keinem. Dies fand ich sehr verwirrend, denn ich hätte gerne erfahren, wie es den Geschwistern ergangen ist, anstatt ständig nur von Lex unzufriedene Details und unvollständige Handlungen zu lesen. Jedes Kapitel war mir außerdem mir viel zu lang. Als E-Book las ich an einem Kapitel durchschnittlich eine Stunde lang.

Handlungen aus der Gegenwart und der Vergangenheit waren schwer voneinander zu entscheiden. Manchmal hat es etwas gedauert, bis ich wieder in der richtigen Zeit angekommen bin. Dieser Wechsel hat für mich keine Spannung erzeugt, ständige Wiederholungen haben nicht zum schnellen weiterlesen angeregt. Klar, einiges wurde grausam geschildert, aber nach der Suche einer Antwort nach dem Warum, bekam ich bis zum Schluss keine zufrieden stellende Antworten. Ich hätte mir mehr Hintergründe der Eltern gewünscht.

Das Schicksal der Kinder und dessen jetziges Leben haben bei mir so gut wie keine Emotionen hervorgerufen. Der Schreibstil ist zwar flüssig und detailliert, was mir den Inhalt trotzdem nicht schmackhaft machen konnte. Obwohl ich Lexs' jetzige Handlungen verstehen konnte, konnte ich keinen Draht zu ihr aufbauen. Immer wieder erzählt sie zum Beispiel von ihrem Ex-Freund, anstatt wie angekündigt auf ihre Geschwister einzugehen. Ich empfand eine Wendung zum Ende hin sehr gelungen, denn damit hätte ich nicht gerechnet.

Ich konnte mir die hier genannten Orte besser vorstellen als die Protagonisten, denn sie waren detailliert und haben für eine bildliche Atmosphäre gesorgt. Die Autorin hat versucht, den Fokus auf die Auswirkungen von Traumata und medialer Aufmerksamkeit zu legen und weniger auf das Leid, das am Ursprung von beidem stehen kann. Bei mir ist diese Botschaft leider nicht wie erhofft rübergekommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2021

Ein düsterer Psychothriller!

Pein
0

Eine Liebe um jeden Preis?
Berlin hält den Atem an, als die bereits vierte Frauenleiche einer tragischen Mordserie gefunden wird. Doch obwohl gefährliche Zeiten herrschen, denkt sich Lia nichts dabei, ...

Eine Liebe um jeden Preis?
Berlin hält den Atem an, als die bereits vierte Frauenleiche einer tragischen Mordserie gefunden wird. Doch obwohl gefährliche Zeiten herrschen, denkt sich Lia nichts dabei, als sie Tristan in der Bahn kennenlernt – den umwerfend gut aussehenden Mann mit den blausten Augen, die sie je gesehen hat. In dem Glauben, endlich den Richtigen gefunden zu haben, geht sie mit ihm nach Hause und erlebt eine heiße Nacht. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass sich hinter Tristans hübschem Gesicht eine grenzenlose Dunkelheit verbirgt. Trotz der Warnzeichen lässt sich Lia auf ihn ein und ergründet ihre eigenen Abgründe, bis sie nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist.

"Pein" von Raissa Moor und dem Verlag tredition ist ein Psychothriller, der am 19. März 2021 erschienen ist. Der Handlungsort ist Berlin kurz im Herbst und dann im Winter, dessen Atmosphäre hier sehr gut rüberkam. Nicht nur das nasskalte Schneewetter konnte ich mir klasse vorstellen. Auch skurrile Handlungen einiger Berliner haben mich manchmal mit dem Kopf schütteln lassen und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Autorin hat das Berliner Alltagsleben super in ihren Psychothriller mit eingebaut. Eine düstere Atmosphäre ist von Anfang an vorhanden, auch wenn sich die Handlung nach und nach aufbaut. 

Seit längerem läuft in Berlin ein grausamer Mörder frei rum, der auf brutale Weise vier Frauen ermordet hat. Trotzdem hält es Hauptprotagonistin Lia nicht davon ab, sich auf ihre Bahnbekanntschaft Tristan einzulassen, nachdem sie sich auf intensive Blickkontakte und wegen seines attraktiven Äußeres zu ihm hingezogen fühlt. Nach der ersten gemeinsamen Nacht zeigt Tristan Stück für Stück sein wahres Gesicht und es kommen Verhaltensweisen zum Vorschein, wo es Lia mit der Angst bekommt. Doch eine einfache und unkomplizierte Trennung wird von Tristan nicht akzeptiert und Lia verändert sich von Tag zu Tag, bis sie selbst in einen tiefen Abgrund landet, mit dem sie in ihrem Leben nie gerechnet hätte. Es beginnt ein gefährliches Spiel, denn die Leben ihrer Freunde und Familie stehen auf der Liste. 

Lias Charakter kommt hier sehr gut und klar zum Vorschein. Sie ist ein liebenswerter Mensch, dem ein Nein nur schwer über die Lippen kommt. Mit der Zeit wächst ihr Selbstvertrauen und durch Tristan lernt sie ihre versteckte, dunkle Seite kennen. Ich finde diese Entwicklung nachvollziehbar und ich konnte sie die ganze Zeit verstehen und mich in ihren Handlungen und Gedanken sehr gut hineinversetzen. Auch die restlichen Protagonisten kommen gut zur Geltung, dessen Charaktere ich ebenfalls gut kennenlernen konnte. Die Autorin schreibt detailliert, sodass bei mir während des Lesens viele klare Bilder entstanden. Dies ist auch dem flüssigen und authentischen Schreibstil zu verdanken. Die Kapitel, die in Tagen und Tageszeiten eingeteilt sind, sind alle etwas länger. Aber dank Einteilungen konnte ich sie gut lesen. Es gab zwischendurch viele spannende Handlungen, wo ich richtig Gänsehaut bekam. Dennoch kam es manchmal vor, dass diese Szenen dann von Handlungen unterbrochen wurden, in denen nicht viel passierte. Das gab dem Spannungsbogen dann einen leichten Knick. Es wird die meiste Zeit aus Lias Perspektive geschrieben, aber auch andere Protagonisten kommen zu Wort. So wird es nicht langweilig und die Story ist somit abwechslungsreich. 

Kein einziger Mann kommt hier sympathisch rüber, was ich dann irgendwann nicht mehr glaubwürdig fand. Aber dieser Aspekt hat trotzdem zum Gesamtpaket gepasst. Denn ein Thriller muss ja nicht komplett realistisch geschrieben werden. Schilderungen über die Frauenmorde kamen mir etwas zu kurz, hiervon hätte ich gerne etwas mehr gelesen. Am Anfang und zwischendurch werden sie kurz erwähnt, bzw. angedeutet. Gegen Ende war dies dann nochmal ein größeres Thema, dessen Aufklärung mich schockiert hat. Der Hauptkern liegt hier eindeutig in der Entwicklung zwischen Lia und Tristan, die mir gut gefallen hat. 

Erotische Szenen (teilweise aus der BDSM-Szene) kommen vor, die aber genau die richtige Menge an Platz einnehmen. Das Ende hat mich überrascht und mir richtig gut gefallen, denn hier gibt Raissa Moor nochmal richtig Gas und beendet das Buch mit einem rasanten Finale, wo ich mitgefiebert habe. Mir hat der Psychothriller "Pein" gut gefallen und für mich ist die Geschichte viereinhalb Sterne auf jeden Fall wert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.05.2021

Ein sehr spannender Frankreichkrimi mit einer schönen provenzalischen Atmosphäre!

Verhängnisvolles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 7)
0

Duftende Lavendelfelder, azurblaues Meer und ein dunkles Geheimnis…
Schließlich ist es doch noch Sommer geworden in Le Lavandou. Nach einem verregneten Mai genießen die Menschen die Sonne auf den belebten ...

Duftende Lavendelfelder, azurblaues Meer und ein dunkles Geheimnis…
Schließlich ist es doch noch Sommer geworden in Le Lavandou. Nach einem verregneten Mai genießen die Menschen die Sonne auf den belebten Terrassen der Bistros. Doch eines Morgens wird die Urlaubsidylle jäh zerrissen: Am Strand wurde die Leiche eines Jungen angespült, er trägt ein Kleid und ist wie ein Paket in einer Plastikplane verschnürt. Die Spuren führen Rechtsmediziner Leon Ritter und Capitaine Isabelle Morell bis zu einem katholischen Internat, in dem niemand so recht über die Vergangenheit sprechen will. Es bleibt nicht bei diesem einen Mord, und der Täter ist Leon näher, als er es für möglich hält …

"Verhängnisvolles Lavandou: Leon Ritters siebter Fall" von Remy Eyssen und dem Verlag Ullstein ist ein Krimi, der am 3.5.2021 erschienen ist. Dieses wunderschöne malerische Cover von der französischen Provinz Le Lavandou täuscht ganz gewaltig, denn der Inhalt hält einen unheimlich spannenden Krimi bereit, der mich von Anfang an in den Bann gezogen hat. Die 512 Seiten stechen auf jeden Fall aus der Masse an atmosphärischen Provinzkrimis, die ich bis jetzt gelesen habe, deutlich heraus. Denn neben Urlaubsfeeling á la Provence mit einer tollen Atmosphäre bietet diese grausame Geschichte eine Menge Spannung. Mich hat, wie anfangs vermutet, kein gemütlicher Frankreichkrimi erwartet. Die ersten paar Seiten haben mir schon eine Gänsehaut beschert, der Spannungsbogen steigt hier unerhört und ich konnte mich wirklich schwer von dem Buch trennen.

Der deutsche Rechtsmediziner Leon Ritter war mir auf Anhieb sympathisch, sein Charakter hat mir in der Geschichte in vielen Situationen gut gefallen. Er ist mutig und neben seinem Job ist er auf der Suche nach Gerechtigkeit. Er liebt seine Arbeit, er ist mit Leib und Seele dabei und er versteht die Sprache der Toten perfekt, dessen noch so kleinstes Geheimnis durch akribische Arbeit und intensives hineinversetzen nicht verborgen bleibt. Auch weitere Protagonisten sowie die Schauplätze werden detailliert beschrieben, sodass ich bildlich die ganze Zeit mit dabei war. Jedoch arten die Beschreibungen nicht aus, es gibt keine unnötigen Längen und Langeweile war für mich hier ein Fremdwort.

Natürlich scheint hier auch die Sonne und die Menschen sind dem beliebten Rosé bei geselligen Runden nicht abgeneigt, der explizit geschilderte Fall ist aber wirklich sehr spannend und grausam geschildert. Was hier nach und nach ans Licht kam ist nichts für Zartbesaitete. Der Schreibstil ist extrem spannend, flüssig, überzeugend und gut durchdacht. Außerdem ist die Handlung gut zu verstehen und neben spannenden und extrem schockierenden Szenen hatte ich kurze Einblicke aus Leons' Privatleben, wo es dank seiner Stieftochter ebenfalls turbulent zugeht.

Bis zum Schluss habe ich den Täter nicht erraten und somit finde ich die Auflösung sehr gelungen. Die sehr kurzen Kapitel sorgen für ein schnelles Lesetempo und insgesamt finde ich diesen Krimi rundum gelungen. Obwohl dies schon der siebte Teil der Leon Ritter-Reihe ist, konnte ich diese Geschichte problemlos lesen, ohne die Vorgänger zu kennen. Aber da dieser Teil mir unheimlich gut gefallen hat, wird es nicht bei diesem Krimi bleiben und ich bin auf die Vorgänger jetzt schon sehr gespannt. Mich hat dieser spannende Frankreichkrimi mit seiner schönen provenzalischen Atmosphäre von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.05.2021

Ein sehr emotionaler und aufwühlender True-Crime-Roman!

Tief in der Erde
0

1981, ein Dorf in Oberbayern. Die zehnjährige Annika Schön ist mit dem Fahrrad auf dem Heimweg von einer Freundin, doch sie kommt nie zu Hause an. Tage des qualvollen Wartens verstreichen, bis die Polizei ...

1981, ein Dorf in Oberbayern. Die zehnjährige Annika Schön ist mit dem Fahrrad auf dem Heimweg von einer Freundin, doch sie kommt nie zu Hause an. Tage des qualvollen Wartens verstreichen, bis die Polizei einen erschütternden Fund macht – eine Kiste, vergraben im Wald, darin die Leiche des Mädchens, das dort erstickt ist. Eine mögliche Spur in das nahe gelegene Internat wird nur halbherzig verfolgt. Jahre später verurteilt man einen Verdächtigen, doch es bestehen Zweifel an seiner Täterschaft.


"Tief in der Erde" von Christa von Bernuth und dem Goldmann-Verlag ist ein Kriminalroman nach einer wahren Begebenheit, der am 15. März 2021 erschienen ist. Basierend auf dieser wahren Geschichte und ihren eigenen Recherchen hat Christa von Bernuth, selbst ehemalige Internatsschülerin, einen Roman geschrieben, der den alten Fall neu aufrollt. Auf der Suche nach der Wahrheit, was damals wirklich geschah. Die Autorin hat tatsächliche Ereignisse aufgegriffen, die sich in einer bestimmten Gegend zu einer bestimmten Zeit abspielten. Obwohl zahlreiche Abläufe und handelnde Personen verändert, ergänzt und in ihren Verschränkungen romanhaft gestaltet sind, hat mich diese Geschichte emotional unheimlich mitgenommen. Denn die Handlung geht nicht nur tief in die Erde, sondern auch ganz tief unter die Haut.

Bevor ich von diesem Kriminalroman Kenntnis nahm, habe ich von diesem schrecklichen historischen Fall des vergrabenen Mädchens nichts gewusst. Bevor ich zu lesen angefangen habe, machte ich mich im Internet über diverse Zeitungsartikel über diesen schrecklichen Vorfall schlau. Was ich dort erfuhr, hat mich sprachlos gemacht. Was 1981 geschah, ist kaum in Worte zu fassen. Nicht nur, was einem unschuldigen Mädchen und dessen Familie angetan wurde, auch wie die Ermittlungen abliefen haben mich erschüttert. Die Ermittlungsfehler von damals werden in dem Buch sehr gut recherchiert. Die Zweifel an dem Tatverdächtigen, der bis dato seit über zehn Jahren in Haft ist, werden aufgegriffen. Ich habe mich nach dem Beenden der Geschichte mit dem Fall noch etwas weiter beschäftigt und ich bin überzeugt, dass der falsche Mann unschuldig hinter Gittern sitzt und der wahre Täter, bzw. die Täter, draußen frei herumlaufen.

Die Autorin erzählt diesen True-Crime-Roman unheimlich spannend und authentisch. Der Schreibstil ist flüssig und detailliert, der für einen schnellen Lesefluss sorgt. Am Anfang konnte ich mir ein kurzes Bild von Annika und ihrer Familie machen. Eine ganz normale Familie, die von jetzt auf gleich das schlimmste erlebt, was eine Familie erleben kann. Die Schilderungen des Verschwindens, die Gründe der Täter bis hin zur Suche nach dem Mädchen haben mir eine Gänsehaut beschert. Die Ermittlungsfehler haben mich während des Lesens richtig wütend gemacht und ich war immer wieder am mitfiebern. Unglaubliches, was damals geschah und hier gedruckt wurde. Die Verzweiflung und das schreckliche Leid der Familie wurde emotional wiedergeben, ich habe mit den Protagonisten mitgelitten und ich konnte mich in dessen Ohnmacht wirklich hineinversetzen. Gerade für mich als Mutter ein Alptraum den man nicht beschreiben kann.

Der Roman besteht aus drei Teile. Kurze Kapitel werden aus verschiedenen Perspektiven der hier vorkommenden Protagonisten erzählt, die mit Ortsangaben und teilweise Uhrzeitangaben aus den Jahren 1981, 2010, 2011 und 2019 versehen sind. Dies macht die komplette Handlung nicht nur spannend, sondern auch abwechslungsreich. Da auch aus der Sicht der Täter geschrieben wird habe ich hier oft Wut verspürt und ich war von Anfang bis Ende komplett in den Bann gezogen. Die Journalistin Julia Neubacher begleitet und recherchiert im Jahre 2010 den damaligen Fall. Sie ist bei dem Zivilprozess von Martin Schön, dem Bruder der getöteten Annika dabei, der unter dem Strafprozess gegen Karl Leitmeir, dem Tatverdächtigen, damals gesundheitlich gelitten hat und er verklagt deshalb den hier genannten Täter auf Schadenersatz. Außerdem erhofft er sich aus dem Zivilverfahren endlich Gewissheit, ob Leitmeir wirklich schuldig ist. Hat er Annika am 15. September 1981 entführt und sie dann sterben lassen?

Die Vergangenheit hat bei mir deutlich mehr Emotionen hervorgerufen, doch die Gegenwart hat mich am Ende mit ziemlich heftigen Wendungen überrascht und mich ehrlich gesagt geschockt. Mich hat diese Geschichte auf jeden Fall auch nach dem Beenden des Buches nicht losgelassen. Nachdem, was ich aus der Presse usw. erfahren habe und was damals im Jahre 1981 in der Realität passierte, hoffe ich wirklich, dass die wahren Täter für dieses abscheuliche Verbrechen doch noch gefunden und bestraft werden und das der jetzige Verdächtige somit endlich seine Unschuld beweisen kann. Ein sehr emotionaler und aufwühlender True-Crime-Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2021

Ein vielfältiger Thriller mit einem fulminanten Finale!

Die Stieftochter
0

Dem Mörder so nah!
Nur zwei rostige Ösen an einem Holzbalken verraten, dass vor der alten Gretzky-Villa eine Schaukel hing: Hier saß vor elf Jahren Tess’ Stiefmutter Rebecca, während drinnen Alexander ...

Dem Mörder so nah!
Nur zwei rostige Ösen an einem Holzbalken verraten, dass vor der alten Gretzky-Villa eine Schaukel hing: Hier saß vor elf Jahren Tess’ Stiefmutter Rebecca, während drinnen Alexander Gretzky – Rebbeccas' Mann und Tess' Vater – in seinem Blut lag. Rebecca wurde verhaftet, doch sie hat nie aufgehört, ihre Unschuld zu beteuern. Immer, wenn der Mord sich jährte, schrieb sie einen Brief an ihre Stieftochter. Tess hat keinen einzigen gelesen. Erst als Rebecca nach Ablauf ihrer Gefängnisstrafe überfallen wird, beginnt Tess widerwillig nachzuforschen − und entdeckt ein Netz aus Lügen, in das Menschen, die ihr nahestehen, unheilvoll verstrickt sind. Wenn ihre Stiefmutter keine Mörderin ist: Wer war es dann?

"Die Stieftochter" von Ildy Bach und dem dtv-Verlag ist ein Thriller, der am 23. April 2021 erschienen ist. Hier hat mich eine Geschichte erwartet, dessen Spannung sich erst langsam aufgebaut hat. Aber ab der Mitte hat sie sich dann kontinuierlich gesteigert, gegen Ende haben sich die Ereignisse überrollt und mich hat ein fulminantes Finale erwartet. Durch den runden, flüssigen und stimmigen Schreibstil hat die Autorin mich an das Buch gefesselt. Detaillierte Beschreibungen haben für klare Bilder und die passende Atmosphäre gesorgt, auch die Protagonisten und dessen Charaktere finde ich gut ausgearbeitet. Besonders von Hauptprotagonistin Tess Gretzky und ihrer Mutter Ruth, somit hatte ich schnell eine gute Vorstellung von der familiären Situation, die sehr angespannt herüberkam. Denn die Familie Gretzky scheint nicht so Bilderbuchhaft, wie es auf den ersten Blick scheint. Böse Intrigen aus der Vergangenheit werden nach und nach von Tess aufgedeckt, denn als ihre Schwiegermutter und verurteilte Mörderin Rebecca aus dem Gefängnis entlassen und anschließend schwer verletzt wird, liegt sie im Koma. Dieser Zufall macht Tess stutzig, sie zweifelt an der Vergangenheit und sie deckt Geheimnisse auf, die jahrelang nicht entdeckt worden sind.

Rebecca hat den Mord an ihren Mann die ganzen Jahre abgestritten. Tess bereut es nun, ihre Briefe nicht gelesen zu haben und als sie schließlich Rebeccas' Rechte vertreten muss, kommt sie einer Menge schrecklicher Familiengeheimnisse auf die Spur, die sie selbst in Lebensgefahr bringen. Obwohl Rebecca nur am Anfang einen kurzen Part übernimmt und anschließend im Koma liegt, lerne ich sie im Laufe der Handlung etwas besser kennen. Denn es werden zwischendurch immer wieder Ausschnitte aus den Gesprächen mit der Psychologin aus dem Gefängnis eingebaut. Auch Ausschnitte aus Gerichtsprotokollen und dokumentierte Verbindungsdaten machen die Handlung vielfältig, langweilig wurde es mir zu keiner Zeit.

Um Tess' Job wurde geschickt eine Zeit lang ein Geheimnis gemacht, nach und nach erfuhr ich dann ihre Tätigkeit. Außerdem wechselt der Thriller zwischen zwei Handlungssträngen, neben Tess' Suche nach der Wahrheit wurde ich in eine weitere Welt menschlicher Abgründe entführt. Wie beide Handlungen zusammenhängen wurde am Ende sehr deutlich, womit ich nicht gerechnet habe. Damit hat die Autorin einen wendungsreichen, gut durchdachten und spannenden Plot entwickelt, der mir sehr gut gefallen hat.

"Die Stieftochter" enthält neben Tess' gefährlichen Ermittlungen auch ein paar Elemente aus dem Bereich Spionage, die in einem Familiendrama geschickt eingebaut wurden. Somit ist der Thriller sehr abwechslungsreich, der mich auf jeden Fall sehr gut unterhalten hat. Ebenfalls positiv ist der Aufbau des Thrillers, der aus acht Teilen besteht. Sie enthalten alle kurze Kapitel, die für einen schnellen Lesefluss sorgen. Viereinhalb Sterne vergebe ich für das Werk gerne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere