Profilbild von JeanetteBuechereule

JeanetteBuechereule

Lesejury Star
offline

JeanetteBuechereule ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JeanetteBuechereule über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2018

Ruhiger Toskana-Krimi

In Schönheit sterben
0

Robert Lichtenwald war Anwalt in Deutschland, inzwischen lebt er nach der Trennung von seiner Frau jedoch dauerhaft im toskanischen Dörfchen Morcone. Er ist mit der quirligen Journalistin Giada Bianchi ...

Robert Lichtenwald war Anwalt in Deutschland, inzwischen lebt er nach der Trennung von seiner Frau jedoch dauerhaft im toskanischen Dörfchen Morcone. Er ist mit der quirligen Journalistin Giada Bianchi befreundet, die ihn dazu überredet, ihr bei den Recherchen zu einem Todesfall zu helfen. Der Fall des toten Kunstsammler Annibale Colasanti führt die beiden zu Raubgräbern und Schönheitsfanatikern...

"In Schönheit sterben" ist nach "Die Morde von Morcone" der zweite Band der Reihe. Man muss den ersten Teil zum Verständnis nicht gelesen haben, sollte aber beachten, dass die Auflösung dieses Falles gespoilert wird!

Der Krimi verläuft eher ruhig. Den größten Teil nehmen Ermittlungsgespräche und atmosphärische Beschreibungen von Morcone und Rom ein. Erst am Ende kommt es zu einem (recht kurzen) Showdown. Die Auflösung ist schlüssig und gelungen, auch wenn ich schon einige Kapitel vorher geahnt habe, wie sich der Fall auflösen wird.

Angenehm ist die Atmosphäre, die der Krimi erzeugt. Die Verhältnisse auf dem Dorf und in der Stadt (Rom) werden bildhaft dargestellt. Außerdem gibt es interessante Infos zu Themen, auf die Robert und Giada bei ihren Ermittlungen stoßen. Gefallen hat mir auch die Charakterisierung von Giada Bianchi, einer ungewöhnlichen Frau, und Roberts neues Haustier Alfredo, dass keiner der Standard-Heimtierarten angehört.

Etwas gestört habe ich mich daran, dass Roberts Noch-Ehefrau Stefanie, die ihn verlassen hat, und seine Tochter immer wieder erwähnt werden, ohne etwas Neues mitzuteilen.

Fazit: Ein ruhiger Toskana-Krimi mit bildhaften Beschreibungen und interessanten Charakteren, vier Sterne.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Anschaulich und fachkundig geschriebene Biographie eines recht unbekannten Medizin-Pioniers

Der Horror der frühen Medizin
0

Chirurgie im frühen 19. Jahrhundert war grausig. Die Operateure waren eher Handwerker als Ärzte und verwendeten von vorherigen Eingriffen verschmutzte Instrumente. Die Ursachen von Infektionen waren unbekannt, ...

Chirurgie im frühen 19. Jahrhundert war grausig. Die Operateure waren eher Handwerker als Ärzte und verwendeten von vorherigen Eingriffen verschmutzte Instrumente. Die Ursachen von Infektionen waren unbekannt, sodass die meisten Patienten starben. Krankenhäuser galten als "Häuser des Todes".

In "Der Horror der frühen Medizin" erzählt die promovierte Medizinhistorikerin Lindsey Fitzharris die Biographie Joseph Listers. Lister gehörte zur ersten Generation von Chirurgen, die Medizin studiert hatten. Im Laufe seines langen Lebens forschte er über die Ursache der Infektionen, die vielen Patienten den Tod brachten. Schließlich entwickelte er eine funktionierende Methode der Wundreinigung, die die Sterblichkeit nach Operationen erheblich senkte. Danach musste er seine Entdeckung gegen die Anfeindungen und die Skepsis seiner Kollegen durchsetzen, was ihm Ende des 19. Jahrhunderts glücklicherweise gelang.

Lindsey Fitzharris erzählt Listers Leben und Wirken so anschaulich, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, dem Pionier der Wundreinigung selbst über die Schulter zu schauen. Ich hatte nie zuvor von Joseph Lister gehört, was mich angesichts seiner großen Verdienste im Nachhinein sehr erstaunt. Die grausigen Zustände in der Operationssälen beschreibt Fitzharris so detailreich, dass man an manchen Stellen darauf verzichten sollen, beim Lesen zu essen. Glücklicherweise verzichtet das Cover auf allzu blutige Zeichnungen, was ich sehr angenehm finde.

Neben Listers Wirken geht das Buch auch kurz auf die Arbeit anderer Chirurgen und Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts ein, zum Beispiel Ignaz Semmelweis und Louis Pasteur. Es kommen einige medizinische Fachbegriffe vor, doch entsprechende Vorkenntnisse sind meiner Meinung nach nicht notwendig, um das Buch lesen zu können. Teilweise werden die Begriffe erklärt, in den anderen Fällen sind sie für das grundlegende Verständnis nicht unbedingt notwendig.

Fazit: Anschaulich und fachkundig geschriebene Biographie eines recht unbekannten Pioniers der Wundreinigung - Hochinteressant und sehr lesenswert - 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Gemütlicher Cosy-Crime

Die edle Kunst des Mordens
0

Clara Annerson ist Schriftstellerin in Wien und arbeitet gerade an ihrem ersten Krimi. Bei der Planung des fiktiven Mordes stolpert sie in einen echten Kriminalfall hinein und beginnt auf eigene Faust ...

Clara Annerson ist Schriftstellerin in Wien und arbeitet gerade an ihrem ersten Krimi. Bei der Planung des fiktiven Mordes stolpert sie in einen echten Kriminalfall hinein und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln…

Es handelt sich um einen klassischen, gemütlichen Cosy Crime. Den größten Teil nehmen Gespräche über den Fall ein. Zum Ende hin gibt es ein paar kleinere Spannungsmomente. Die verzwickte Auflösung mit überraschenden Elementen und Claras plötzliche Eingebung der Lösung erinnern an Miss Marple & Co. Clara selbst ist jedoch ganz anders als Miss Marple: Sie ist deutlich jünger und strebt weniger selbstverständlich der Lösung des Falls zu. Stattdessen macht sie Fehler in ihren Befragungen, zweifelt und handelt stellenweise naiv. Dadurch hat sie auf mich sehr liebenswürdig gewirkt.

Die Liebe spielt in diesem Krimi ebenfalls eine (Neben)Rolle. Clara verliebt sich in einen der Beteiligten des Falls. Dessen Figur bleibt bis zum Schluss undurchsichtig. Ich denke, dass seine persönliche Geschichte im nächsten Band noch eine Rolle spielen wird. Leider bleiben auch einige Elemente des Falls ungeklärt. Ich hoffe, dass auch diese im Folgeband nochmal aufgegriffen werden und nicht komplett in der Luft hängen bleiben.

Fazit: Ein gemütlicher Cosy Crime aus Wien, mit laienhafter Ermittlerin, Liebesgeschichte, überraschender Auflösung und einigen ungeklärten Elementen, vier Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 18.06.2018

Viel Warenkunde, wenig Rezepte

Naturnahes Kochen – einfach, gut, gesund
0

Die erste Hälfte dieses Buches befasst sich vollständig mit Warenkunde. Dabei beschreibt der Autor auch die Geschichte verschiedener Lebensmittel und Ernährungstheorien aus Vergangenheit und Gegenwart. ...

Die erste Hälfte dieses Buches befasst sich vollständig mit Warenkunde. Dabei beschreibt der Autor auch die Geschichte verschiedener Lebensmittel und Ernährungstheorien aus Vergangenheit und Gegenwart. Dieser Teil ist für meinen Geschmack viel zu ausführlich und wenig alltagstauglich geraten. Würde man den Ratschlägen des Autors folgen, könnte man fast nichts mehr im normalen Supermarkt einkaufen, sondern müsste jede Zutat gesondert bei einem Hersteller bestellen, der besonders tierfreundlich, traditionell oder naturbelassen produziert.

Die zweite Hälfte des Buches bietet gerade einmal 24 Rezepte. Diese werden wiederum sehr ausführlich mit historischen Ausführungen und Ernährungstheorien eingeleitet. Die Rezepte selbst waren für meinen Geschmack teils unspektakulär und altbekannt und teils mit schwierig zu bekommenden Zutaten versehen und daher nicht alltagstauglich. Ich habe "Himmel & Erde" nachgekocht. Es ging schnell und hat gut geschmeckt, war mir allerdings schon lange vor diesem Buch bekannt. Die einzige (schmackhafte) Neuerung waren die gehackten Haselnüsse, die vor dem Servieren über die Kartoffeln, Äpfel und Würste gestreut werden.

Fazit: Viel und ausschweifende Warenkunde und wenig Rezepte, konnte meine Erwartungen leider nicht erfüllen, 3 Sterne.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Verzwickter Provence-Krimi mit liebgewonnen Protagonisten, regionalen Informationen und kulinarischen Ausflügen

Provenzalische Schuld
0

Im beschaulichen Dörfchen Sainte-Valérie in der Provence vermisst der Bürgermeister Arnaud Rozier seine Ehefrau Nanette. Er bittet den Polizisten Pierre Durand, ihn bei der Suche zu unterstützen. Immer ...

Im beschaulichen Dörfchen Sainte-Valérie in der Provence vermisst der Bürgermeister Arnaud Rozier seine Ehefrau Nanette. Er bittet den Polizisten Pierre Durand, ihn bei der Suche zu unterstützen. Immer neue Hinweise auf Nanettes Verbleib tauchen auf und Pierre folgt ihnen quer durch die Provence. Parallel beschäftigt er sich mit zwei Morden an Frauen in einsamen Gegenden. Ist Nanette dasselbe Schicksal widerfahren?

Der Vermisstenfall ist verzwickt, weil immer neue Hinweise auftauchen, die stets neue Fragen aufwerfen statt Antworten zu geben. Die ganze Zeit habe ich mitgefiebert und um Nanette gebangt. Am Schluss, als Pierre dem Täter auf die Schliche kommt, wird es noch einmal richtig spannend.

Die liebgewonnenen Protagonisten tauchen wieder auf und entwickeln sich weiter. Pierre und seine Freundin Charlotte müssen eine Beziehungskrise überwinden und der Bürgermeister zeigt seine bisher unbekannte, private Seite.

Wie in den Vorgängerbänden haben mir die geschickt in die Geschichte eingeflochtenen Infos über die Provence, das Leben und die Probleme dort gut gefallen. In diesem Band geht es um die zunehmende Wiederausbreitung von Wölfen, die Weidetiere reißen und dadurch die Existenzgrundlage der Bauern ruinieren. Die Darstellung der verschiedenen Sichtweisen zu diesem Thema habe ich als angenehm ausgewogen empfunden.

Außerdem nimmt die provenzalische Küche wieder viel Raum ein. Die Beschreibung der typischen Gerichte hat mir regelmäßig das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Im Anhang gibt es drei Rezepte zum Nachkochen. Zudem findet man dort ein Glossar für französische Begriffe, in dem ich jedoch das eine oder andere Wort vergeblich gesucht habe.

Fazit: Ein verzwickter Provence-Krimi mit liebgewonnen Protagonisten, regionalen Informationen und kulinarischen Ausflügen, 4 Sterne.