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Veröffentlicht am 25.11.2022

✎ Stefanie Hofmann-Hidde - Der Löwengeburtstag im Zoo

Der Löwengeburtstag im Zoo
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Als ich damals "Der Löwengeburtstag im Zoo" gesehen habe, dachte ich an eine niedliche Geschichte für meine Tochter. Heute weiß ich, dass das Buch keine Zukunft bei uns hat.

Mein Kind fällt mit ihren ...

Als ich damals "Der Löwengeburtstag im Zoo" gesehen habe, dachte ich an eine niedliche Geschichte für meine Tochter. Heute weiß ich, dass das Buch keine Zukunft bei uns hat.

Mein Kind fällt mit ihren 4 Jahren genau in die Zielgruppe, die mit 3-5 Jahren angegeben ist. Seit über 1 1/2 Jahren versuchen wir, diesen Kinderroman zu lesen.
Damals, mit 3 Jahren, war ihr das viel zu viel Text. Es gibt Doppelseiten, da ist nicht ein einziges Bild drauf. Ich kenne nur sehr wenige 3-Jährige, die 55 Seiten lang so intensiv zuhören können.

Nun haben wir es endlich bis zum Ende geschafft, doch wirklich überzeugen konnte uns die Erzählung nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Tochter mit dem Setting 'Zoo' nichts anfangen kann, weil wir vor einer Weile (erst, nachdem wir das Buch besorgt hatten) als Familie beschlossen haben, dass sie das von uns aus nicht kennenlernen wird.

Die Autorin möchte Werte wie Höflichkeit, Vorurteile abbauen und Respekt mit auf den Weg geben und tut dies meist ohne erhobenen Zeigefinger. Leider gelingt ihr das nicht immer.

In meinen Augen ist dieses Werk besser für Erstlesende geeignet: einfache Sätze, große Schrift, nachvollziehbare Handlung.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 25.11.2022

✎ Agota Lavoyer - Ist das okay?

Ist das okay?
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Mein Kind wird bald 5. Wir haben schon sehr früh damit angefangen, darüber zu reden, dass ihr Körper ihr alleine gehört. Sie darf bestimmen. Ich wollte einfach, dass sie von Anfang an ein Gefühl dafür ...

Mein Kind wird bald 5. Wir haben schon sehr früh damit angefangen, darüber zu reden, dass ihr Körper ihr alleine gehört. Sie darf bestimmen. Ich wollte einfach, dass sie von Anfang an ein Gefühl dafür bekommt.

Wenn es jedoch um das Thema 'sexualisierter Gewalt' geht, bin auch ich ein wenig befangen bzw. weiß ich nicht so recht, wie ich mich da ran tasten kann, ohne meiner Tochter Angst zu machen. (obwohl diese bei mir immer mitschwingt, weil ich dahingehend unschöne Erfahrungen machen musste)

Mit "Ist das okay?" ist Agota Lavoyer ein Werk gelungen, welches mich ein Stück weit an die Hand genommen hat.
Hier erfahren Kinder und Erwachsene, wo grenzverletzendes Verhalten beginnt, wie man es erkennt und was man dagegen tun kann.

Dass die Autorin selbst Sozialarbeiterin ist und jahrelang Beraterin bei der Opferhilfe war, merkt man ihren Zeilen an.

»Das Buch ist kein Ratgeber und kein Leitfaden.« (S. 6)

Und doch leitet sie Lesende in die richtige Richtung, ohne zu bewerten oder gar ein schlechtes Gewissen zu machen.

Zu ganz unterschiedlichen Bereichen klärt Frau Lavoyer auf. Dazu ist die Lektüre in 2 große Teile gegliedert: "Wissen schützt" & "gemeinsam Grenzen entdecken".
Zwischendurch gibt es immer wieder (erschreckende) Fakten und am Schluss "Die Tricks der Täterinnen".

Sexualisierte Gewalt MUSS enttabuisiert werden, damit Opfer sich trauen, zu reden und Täter
innen es schwerer haben. Und dabei hilft diese Publikation.

Die Illustratorin Anna-Lina Balke hat tolle Arbeit geleistet. Mir gefallen die Bilder sehr. Sie sind divers, bewahren die Intimsphäre der Abgebildeten und haben dennoch eine enorme Aussagekraft.

Das Einzige, was mir fehlt, ist ein Inhaltsverzeichnis, damit ich schneller an die Stelle springen kann, die ich gerne nochmal nachlesen würde.

Prävention ist wichtig! Daher werde ich es ähnlich halten, wie die Verfasserin es im Sinn hat:

»Schauen Sie das Buch lieber einige Minuten pro Woche an,
als einmal im Jahr das ganze Buch durchzulesen.« (S. 7)

Von mir gibt es an dieser Stelle eine absolute Leseempfehlung!

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 24.11.2022

Patricia Schröder - Schneegestöber

Schneegestöber
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Ich durfte jetzt schon das ein oder andere Kinderbuch von Patricia Schröder kennenlernen und ein paar Jugendbücher von ihr stehen auch noch im Regal, die bald gelesen werden wollen. Von der Lilly-Reihe ...

Ich durfte jetzt schon das ein oder andere Kinderbuch von Patricia Schröder kennenlernen und ein paar Jugendbücher von ihr stehen auch noch im Regal, die bald gelesen werden wollen. Von der Lilly-Reihe wurde ich nicht enttäuscht - eine tolle (Mädchen)Reihe ab 10 Jahren.

Zuerst wird einem sicher das Cover ins Auge stechen - mit Glitzerschneeflocken zum Anfassen! Wunderschön gemacht!

"Schneegestöber" versetzte mich von Anfang an in meine Kindheit zurück: nur Blödsinn im Kopf, ein verbotener Strohboden, viel Schnee, (eine streitende) Familienzusammenkunft,.. - Patricia Schröder weiß, wie sie ihre Leser packt.

Die Geschichte spielt auf einer Hallig und die Namen der Kinder, die dort leben, wurden dementsprechend angepasst - sehr schön gemacht!

Natürlich bringt eine so große Familie - 4 Kinder plus Kindeskinder - einige Komplikationen mit sich, denn wie im richtigen Leben sind sich nicht alle grün, aber Leonie und ihre Cousine Sünje haben trotzdem eine Menge Spaß - mit Riesenratten, im Stall,...

Die Geschichte beinhaltet Verschiedenes, was Kinder in diesem Alter (früher oder später) wohl alle mal erleben: die erste Liebe, Streit unter Freunden, Zusammenhalt. Für mich sticht kein Charakter besonders heraus, dennoch sind die meisten wirklich sehr sympathisch. Bei manchen hätte ich mir aber auch ein bisschen mehr Informationen / Tiefe gewünscht. Irgendwie wird meist nur an der Oberfläche gekratzt..

Generell hätte ich mir ein bisschen mehr Ruhepunkte in der Geschichte gewünscht. Die Harmonie zwischen den Personen, zwischen denen sie herrschte, hätte etwas mehr herausgearbeitet werden können. Auch die weihnachtliche Komponente hat mir ein bisschen gefehlt - sie ging in dem ganzen Drumherum doch eher unter.

Alles in allem aber eine schöne winterliche Geschichte, die sicher vielen Kindern unterm Weihnachtsbaum gefallen wird und die sogar fortgesetzt werden könnte.

©2015 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 23.11.2022

✎ Petra Engelsmann - Gebt der Kindheit eine Chance

Gebt der Kindheit eine Chance
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Meine 4-Jährige befindet sich im 2. Jahr ihrer Kindergartenzeit. In den ersten knapp 3 Jahren habe ich sie zu Hause betreut, weil ich es einfach wollte. Ich wollte diejenige sein, die ihre ersten Worte ...

Meine 4-Jährige befindet sich im 2. Jahr ihrer Kindergartenzeit. In den ersten knapp 3 Jahren habe ich sie zu Hause betreut, weil ich es einfach wollte. Ich wollte diejenige sein, die ihre ersten Worte hört. Ich wollte diejenige sein, die ihre ersten Schritte sieht. Ich wollte mein Kind in den ersten Lebensjahren so intensiv wie möglich begleiten. Wir als Familie hatten uns dafür entschieden. Das ist unser Weg und ich würde ihn immer wieder genauso gehen. Zudem ist sie nur vormittags in einer Einrichtung.

Es gibt jedoch auch Eltern, die ihre Kinder bereits sehr früh in deren Leben betreut wissen wollen oder müssen. Und es gibt Kinder, die eine sehr lange Zeit eines Tages nicht zu Hause, sondern in einer Einrichtung sind.

Bevor ich meinen Sprössling im Kindergarten anmeldete, machte ich mir unzählige Gedanken. Aus den Medien erfährt man so viel Schlimmes. Mein Herz verkrampfte sich bei diesen Bildern. Ich wollte weinen, wenn ich sah, welches Leid pädagogische Fachkräfte hervorrufen.
Auch Frau Engelsmann gibt Einblicke in ihre Erfahrung in den Institutionen:

"Mir persönlich geht es nach 20 Jahren arbeiten in Krippen und Kitas darum, Kindern ihre Lebensfreude, ihren Mut und die Neugier auf das Leben zu erhalten. [...] Doch mein Arbeiten in Krippen und Kitas hat mir traurigerweise gezeigt, wie oft Selbstbewusstsein von Kindern zerstört, Experimentierfreudigkeit unterbrochen und Empathie und Herzenswärme zu kurz gekommen sind." (S. 12)

Ich frag(t)e mich immer wieder: Wie kann ich meine Tochter davor beschützen und ihr dennoch den Wunsch erfüllen, mit Kindern aufwachsen zu dürfen?
Meine Erfahrung zeigt mir, dass ich mit meinen Gedanken und Gefühlen nicht alleine bin. Und ich weiß, dass es da draußen super pädagogische Fachkräfte gibt. Doch wir alle sind nur Menschen. Und Menschen machen Fehler.

"Gebt der Kindheit eine Chance" ist ein Augenöffner für beide Seiten - Fachkräfte und Eltern.
Petra Engelsmann zeigt die Missstände in den Einrichtungen auf. (ein Fingerzeig auf die Politik, die dahingehend dringend etwas ändern MUSS)
Ebenso sensibilisiert sie dahingehend Eltern, was tagtäglich dort geleistet werden muss von den dort Arbeitenden. Was hinter den Kulissen geschieht und Eltern niemals zu sehen bekommen. Was es heißt, 25 Kinder zu zweit (oder wenn man Glück hat zu dritt) zu betreuen und zu begleiten.

Mein Lieblings-/Hasskapitel ist das 2.6.1: "Tagesstrukturen vs. Individualität" (S. 57ff) Für mich gibt es nichts Schlimmeres als diesen durchgetakteten Tag: Ankommen, Morgenkreis, Frühstück, raus gehen, Freispiel, Mittagessen. (oder so ähnlich) Ich sehe es in der Gruppe meiner Tochter, dass vor allem der Morgenkreis für die meisten Kinder ein Horror ist. Wenn ich mir die Fotos ansehe, die uns Eltern zur Verfügung gestellt werden, dann frage ich mich: Schauen die Pädagoginnen auch mal in die Gesichter, die sie fotografieren? Kein Kind lächelt. Die Jungen und Mädchen lümmeln auf ihren Stühlen rum. Warum hält man an so etwas fest?

Die Autorin gibt Denkanstöße, wie das Zusammenspiel zwischen Fachkraft, Kind und Eltern aussehen kann. Denn auch ich musste bereits die Erfahrung machen, dass wir unser Kind zwar abgeben dürfen, aber etwas zu sagen haben wir nicht.

Mein Wunsch wäre: Öffnet euch!
Liebe pädagogische Fachkräfte: Öffnet euch vor allem für unsere Kinder, aber auch für uns Eltern. Unsere Kinder müssen bei euch ankommen - genauso wie wir. Auch wenn ihr jahrelange Erfahrung habt, ist kein Mensch unfehlbar! Manchmal verhelfen Denkanstöße von außen zu neuen Sichtweisen.
Liebe Eltern: Öffnet euch für die pädagogischen Fachkräfte. Sie wollen - genau wie wir - nur das Beste für die Kleinen. Ihr habt manchmal schon mit 1 Kind zu kämpfen, wenn da eine Wutwelle auf euch zugerollt kommt? Dann versucht mal dies von mehreren Kindern abzufangen.

Am Schluss formt die Verfasserin eine "Kita, wie sie sein sollte" (S. 118ff) - wovon wir jedoch weit, weit entfernt sind, denn dort würde es heißen:

"Jedes Kind darf in der Kita im Mittelpunkt stehen!
Schließlich wurden für die Kinder die Kitas gebaut und nicht für Erwachsene!" (S. 131)

Ein Gedanke, der dem von Maria Montessori entspricht und somit mir direkt ins Herz geht. Denn ihre Pädagogik ist die, die in unserem persönlichen Familienalltag seinen Platz gefunden hat und die ich JEDEM Kind wünsche)

Von mir bekommt das Werk eine Leseempfehlung an ALLE, die mit Kindern zu tun haben - Fachkräfte, (Groß)Eltern, Betreuer*innen. Lesen und verinnerlichen!

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 23.11.2022

✎ Susanna Leonard - Mutige Frauen, die Geschichte schrieben 1 Dian Fossey, die Forscherin

Dian Fossey - Die Forscherin
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Ich kannte Dian Fossey vor dieser Lektüre nicht und hätte sie niemals mit der Gorilla(er)forschung in Verbindung gebracht - einfach, weil ich selbst in diese Richtung eher weniger Interesse habe. Da ich ...

Ich kannte Dian Fossey vor dieser Lektüre nicht und hätte sie niemals mit der Gorilla(er)forschung in Verbindung gebracht - einfach, weil ich selbst in diese Richtung eher weniger Interesse habe. Da ich mich jedoch für Romanbiografien interessiere, habe ich mir dieses Exemplar auf die Ohren getan.

Susanna Leonard hat ein Werk geschrieben, welches anschaulich den Weg der mutigen Frau beschreibt. Leider geht sie nicht chronologisch vor, was für mich an manchen Stellen ein bisschen verwirrend war, weil es nicht nur 2, sondern 3 Lebensphasen gibt, in denen sie hin und her springt.

Im Fokus steht der Mensch 'Dian Fossey', nicht ihre Forschungsarbeit. Natürlich bekommen wir auch Einblicke in ihr Schaffen, doch für mich hätten diese noch etwas vertieft werden können.
Es wird ein umfangreiches Charakterbild der eigensinnigen Gorillaforscherin erstellt. Ich fragte mich beim Hören beständig: "Wäre ich mit ihr, die so willensstark und leidenschaftlich für ihr Projekt kämpfte, und dennoch so unsympathisch rüber kommt, klar gekommen?"

Am Ende musste Frau Fossey den Weg, den sie einschlug, teuer bezahlen. Ich habe diesen Schluss nicht vorausgeahnt und bin noch immer geschockt deswegen.

Mir fehlt ein Nachwort der Autorin, in dem sie erklärt, was Fiktion ist oder wo sie eventuell aus Mangel an Fakten abweichen musste. Ich mag einfach die Authentizität dahinter.

Mir hat die Erzählung im Großen und Ganzen gefallen, auch wenn ich gerne einiges mehr erfahren hätte - gerade in Bezug auf die Tiere. Mal schauen, ob der Film "Gorillas im Nebel" mehr preisgibt.

Chris Nonnast hat das Hörbuch super eingesprochen und daher geht meine Empfehlung an das Audio.

©2022 Mademoiselle Cake