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Veröffentlicht am 07.06.2022

✎ Bernd Flessner - Was ist Was Edition 7 Das Buch

WAS IST WAS Das Buch
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Da ist sie also: meine 1000. Buchmeinung. Und was eignet sich dafür besser, als ein Buch über die Entstehung des Buches zu besprechen?

Ich hatte tatsächlich nicht mit einem so detailliertem Wissen gerechnet. ...

Da ist sie also: meine 1000. Buchmeinung. Und was eignet sich dafür besser, als ein Buch über die Entstehung des Buches zu besprechen?

Ich hatte tatsächlich nicht mit einem so detailliertem Wissen gerechnet. Mein Anspruch an das Werk war gering, schließlich ist die Alterseinstufung ab 8 Jahren - ein Alter, in dem der Wissensdurst groß, die Lesebereitschaft jedoch nicht immer vorhanden ist.

Es befindet sich auch sehr viel Text auf den einzelnen Seiten. Diese werden aber durch Zeichnungen und Fotos aufgelockert.

Zudem widmet sich jede Doppelseite einem anderen Thema, sodass man immer Pausen einlegen kann, wenn einem danach ist, ohne wirklich unterbrochen zu werden.

Der Autor widmet sich allerdings nicht nur dem Buch an sich, sondern fängt ganz vorne an: bei der Schrift. Dadurch bekommen Lesende einen umfassenden Eindruck davon, welch langer Weg bis hierhin beschritten wurde.

Ganz ausführlich wird sich dann mit der heutigen Entstehung einer Lektüre beschäftigt: von der Idee über den Autor, die Herstellung und die einzelnen Abteilungen in einem Verlag. Zudem bekommen Buchmesse, Buchhandel und Bibliotheken Aufmerksamkeit. Am Schluss gibt es sogar "Buchrekorde und Kurioses".

Auch ich, die sich bereits gefühlt seit Ewigkeiten mit Büchern beschäftigt, durfte noch etwas Neues lernen.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Frankfurter Buchmesse 1485 eingerichtet wurde und sie somit die älteste Buchmesse der Welt ist? (S. 50)
Oder dass jeder Verlag 2 Pflichtexemplare von jeder Neuerscheinung bei der Deutschen Nationalbibliothek abliefern muss? "Denn die Deutsche Nationalbibliothek hat die Aufgabe, jedes in deutscher Sprache erschienene Buch zu sammeln." (S. 55)
Oder woher der Ausspruch "ein Buch aufschlagen" kommt? (S. 19)

Vor dem Glossar, welches wirklich umfangreich ist und ein Blick hinein sich jeder Zeit lohnt, wird auf die Zukunftsaussichten des Buches eingegangen. Diesen Abschnitt fand ich besonders interessant, jedoch ebenso verschreckend. Wird es wirklich möglich sein, dass Lesende den Inhalt eines Buches selbst ändern können? Dass intelligente Sensoren an E-Readern anhand des Gesichtsausdruckes den Text anpassen? (S. 61) Ich frage mich: Verletzt das nicht das Urheberecht? Auf welcher Grundlage schreibt man dann noch seine Meinung zur eigentlichen Geschichte nieder? Kann in dem Moment nicht einfach jede*r seine / ihre eigenen Geschichten schreiben? Wozu sollen sich Autoren / Autorinnen noch jahrelang hinsetzen und Ideen mühsam zu Papier bringen? Ich habe vor dieser Zukunft ein wenig Angst ...

In diesem Werk wird allerlei fundiertes Wissen bereitgestellt und doch bleiben bei mir so einige Fragen offen:

Dürfen auch Selfpublisher ihre Werke an die Deutsche Nationalbibliothek senden und werden sie dann dort ebenfalls geführt?
Muss ein Illustrator das ganze Buch selbst lesen oder bekommt er die wichtigsten Eckpunkte genannt?
Und warum wird auf S. 5 behauptet: "Und dann ist da natürlich auch das E-Book oder die PDF-Datei, die jedem kostenlos im Internet zur Verfügung steht."? Ich habe noch keine PDF-Dateien eines Bestsellers kostenlos auf legalen Seiten im Internet gefunden. Oder suche ich an den falschen Stellen?

Außerdem ist das Werk mit seinen durchweg weißen Menschen leider so gar nicht divers. Weder auf Fotos noch auf Illustrationen ist die Vielfalt der Menschen zu sehen.

Trotz der kleinen Kritikpunkte empfehle ich dieses Sachbuch gerne weiter. Für Kinder ab 8 Jahren absolut passend zum Selbstentdecken. Doch bereits zum Vorlesen für 5- und 6-Jährige finde ich es gut geeignet.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 04.06.2022

✎ Umes Arunagirinathan - Grundfarbe Deutsch

Grundfarbe Deutsch
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Anfangs war ich etwas irritiert: Da erzählt mir eine PoC (Person of Color), dass sie Begriffe wie diesen "unpassend" findet. Er sieht sich selbst nicht so. Er will von anderen nicht so gesehen werden. ...

Anfangs war ich etwas irritiert: Da erzählt mir eine PoC (Person of Color), dass sie Begriffe wie diesen "unpassend" findet. Er sieht sich selbst nicht so. Er will von anderen nicht so gesehen werden. Er findet sie "abstrakt" und "abgehoben". Er sagt: "Man sollte die Dinge beim Namen nennen. Nur dann kann man klarmachen, was man meint."

Uff ... Da war ich erstmal ein bisschen baff. Schließlich sieht man überall, dass man sich politisch korrekt ausdrücken sollte, um nicht zu diskriminieren. Also wollte ich das Hörbuch eigentlich schon direkt beenden. Doch dann bin ich dran geblieben und es war gut so.

Dr. med. Umes Arunagirinathan hat schon einiges erlebt in seinem Leben: Er kam alleine mit 13 Jahren nach Deutschland. Ohne Eltern. Ohne Deutschkenntnisse. Er musste erleben, wie schwer ihm Deutschland eine Einbürgerung macht, aber auch, was er alles schaffen kann. Heute ist er Facharzt für Herzchirurgie.

Sein Erfahrungsbericht klagt nicht an, sondern zeigt schlicht und einfach die Missstände auf, die in Deutschland herrschen, wenn man aus voller Überzeugung Deutscher werden möchte.

Genauso gibt er jedoch auch zu bedenken, dass man es wirklich wollen muss. Dazu gehört, dass man die deutsche Sprache beherrscht und in dieser zum Beispiel alle Prüfungen ablegen kann, wenn man in Deutschland leben möchte. Ohne sie kann niemals eine wirkliche Integration stattfinden.

"Grundfarbe Deutsch" - ein Statement, welches sich so einige zu Herzen nehmen sollten.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 01.06.2022

✎ Alexander Stroh - Der Riese am Horizont

Der Riese am Horizont
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Durch Bücher bin ich bereits so manches Mal mit meiner 4-Jährigen über Themen ins Gespräch gekommen, die ich sonst von mir aus eher verkrampft angesprochen hätte - einfach, weil ich keinen Anfang finde ...

Durch Bücher bin ich bereits so manches Mal mit meiner 4-Jährigen über Themen ins Gespräch gekommen, die ich sonst von mir aus eher verkrampft angesprochen hätte - einfach, weil ich keinen Anfang finde ...

Bücher haben mir aber auch schon so einige Male gezeigt, was mein Kind wirklich beschäftigt. Denn wenn sie über etwas nachdenkt, etwas entdeckt hat oder ihr einfach nur eine Idee gekommen ist, kommt es oft vor, dass sie sich ein entsprechendes Buch darüber aus ihrem Regal nimmt. Und entweder lesen wir es gemeinsam oder sie setzt sich mit ihren Hasi hin und "liest" ihm vor.

Bücher sind daher für mich der absolute Gamechanger, wenn es darum geht, mit jemanden ins Gespräch zu kommen - und zwar nicht nur mit Kindern!

In "Der Riese am Horizont" geht es vorrangig um Ängste und wie verschiedene Menschen ihnen begegnen.

Ängste kennt (wahrscheinlich) jeder von uns. Mal stellen wir uns ihnen. Mal weichen wir ihnen aus. Mal ignorieren wir sie. Es gibt ganz viele Methoden, wie wir ihnen begegnen können.

Das Bilderbuch zeigt genau das auf: verschiedene Personen begegnen Unbekanntem auf verschiedenen Wegen: Die einen wollen es loswerden, andere wollen es ignorieren, manch eine
r möchte es höflich bitten, zu gehen. Und dann ist da jemand, der sich den Ängsten der anderen stellt.

Der Verlag vergibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren. Für meine 4-Jährige war die Geschichte ein wenig zu komplex. Einfach, weil sie so viel Interpretationsspielraum bietet.

Mein Kind hat beim reinen Lesen zum Beispiel nicht verstanden, dass die Menschen Angst vor dem Riesen haben. Es wird ja auch nirgends im Text explizit erwähnt. Lediglich der Klappentext weist darauf hin. Es werden jedoch auch Themen wie Mobbing oder Ausgrenzung dargestellt. Das sind alles Probleme, mit denen 4-Jährige sicher konfrontiert werden, doch sie sind ihnen nicht in diesem Ausmaße bewusst.

Die Illustrationen, die mir übrigens richtig gut gefallen, geben trotz ihrer Kuriositäten ein klares Bild ab: Von unterschiedlichen Menschen und ihren unterschiedlichen Reaktionen.

Das Werk finde ich wichtig und richtig. Die Zeichnungen sind ein Traum. Der Kern der Geschichte wird durch Wort und Schrift wunderbar dargestellt. Sie bietet so viel Gesprächsstoff, dass uns die Lektüre sicher noch eine ganze Weile begleiten wird - eben auch, weil sie momentan noch nicht so richtig zu uns passt, weil sie sehr komplex ist. Doch die Botschaft, die ich bereits jetzt meinem Kind mit auf den Weg gegeben habe, besagt, dass sie immer zu mir kommen kann, wenn sie Angst hat. Dann schauen wir gemeinsam, wie wir der Angst begegnen können. Meist ist es besser, sich ihr zu stellen bzw. offen auf sie zuzugehen - dann verschwindet sie oft ganz von selbst.

Ich vergebe daher eine (Vor)Leseempfehlung ab 5 oder eher 6 Jahren.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 30.05.2022

✎ Elena Prochnow - Ach, hätte ich bloß einen Kakapo

Ach, hätte ich bloß einen Kakapo
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Wir sind ein Haushalt ohne Tiere - und das wird auch so bleiben. Denn obwohl ich als Kind selbst Haustiere hatte, bin ich mir heute bewusst, welches "Leben" diese Wesen aushalten müssen, nur um einigen ...

Wir sind ein Haushalt ohne Tiere - und das wird auch so bleiben. Denn obwohl ich als Kind selbst Haustiere hatte, bin ich mir heute bewusst, welches "Leben" diese Wesen aushalten müssen, nur um einigen von uns Gesellschaft zu leisten.

Auch Zoos haben wir bisher mit unserer 4-Jährigen nicht besucht. Die Tiere dort haben kein artgerechtes Dasein. Ich finde, man sollte Tiere als das sehen, was sie sind: Lebewesen, wie du und ich - und keine Ausstellungsobjekte. Oder würde es euch gefallen, wenn man euch in einen Käfig stecken würde und andere dürften über euer gesamtes Leben - Essen, Schlaf, Umgebung, ... - bestimmen?

Daher finde ich Bücher wie "Ach, hätte ich bloß einen Kakapo" sehr wichtig.

Diese Lektüre begleitet uns erst seit ein paar Tagen und doch haben wir bereits sehr viele Gesprächsanlässe gefunden. Natürlich sind da die offensichtlichen Themen, für die die Autorin sensibilisieren möchte: Haustiere und bedrohte Tierarten.

Haustiere ist bei wahrscheinlich sehr vielen Kindern ein Thema. Im Bilderbuch werden jedoch einige Gesichtspunkte angesprochen, die man bedenken sollte, wenn man sich für einen solchen Begleiter entscheidet. (Allergien, Futter, Sauberkeit) Das waren schon die ersten Details, die ich mit meinem Kind besprechen konnte.

Durch den Kakapo als Stellvertreter kommt man unweigerlich auch zum Thema 'bedrohte Tierarten' zu sprechen. Natürlich versteht meine 4-Jährige die Ausmaße noch nicht und auch die Hilfe, die man - auch bei uns im Land - anbieten kann, ist für sie noch nicht das, was es für uns ist. Doch die Sensibilisierung beginnt bereits in diesen jungen Jahren. (Klein)Kinder sind wie Schwämme: Sie saugen alles auf. Und ich merke auch bei anderen Themen, dass sie natürlich nicht jeden Tag mit dem Kopf starr fokussiert ist. Trotzdem überrascht sie mich immer wieder, wenn sie auf einmal auf mich zukommt und mir etwas zeigt, worüber wir vorher gesprochen hatten. Das zeigt mir, dass sie die Themen dennoch verinnerlicht.

Die Illustrationen sind toll. Farbenfroh, lebensecht, detailliert und doch nicht überladen. Wir mussten das ein oder andere Mal wirklich schmunzeln ob der Details, die beim Betrachten zutage kommen.
Meine Tochter wollte dann übrigens ebenfalls Würstchen und Ei mit Milch zum Frühstück haben. Die Macht der Bilder ist unschlagbar.

Als ich die Lektüre das erste Mal gelesen hatte, dachte ich, dass die Verfasserin sich einige Eckpunkte über den Vogel einfach ausgedacht hat, um ihn interessant(er) zu machen. (Geruch, Verhalten bei Gefahr) Doch die Recherche im Internet ergab, dass sie tatsächlich Fakten in ihrem Bilderbuch verarbeitet hat.

Am Ende zeigt Elena Prochnow noch eine sehr schöne Lösung für das Kind auf. Ich denke, manch eine*r wird in nächster Zeit den Berufswunsch ändern.

Der Verlag vergibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Bei uns hat es bereits mit 4 sehr gut gepasst. Es werden zwar sehr viele Themen angesprochen, doch kann man diese wunderbar in mehreren Häppchen besprechen.
Ich denke, dass das Werk sogar für Erstleser super geeignet ist, da es wenig Text enthält, aber unheimlich informativ ist und neugierig macht.

Von uns gibt es daher eine klare (Vor)Leseempfehlung.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 27.05.2022

✎ Kimberly Wantia - Amira und die Suche nach den Wunschblumen

Amira und die Suche nach den Wunschblumen
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"Amira und die Suche nach den Wunschblumen" ist eine kurzweilige Geschichte, die jedoch lange nachhallen kann.

Die Autorin hat versucht, mit knappen, kindgerechten Sätzen zu vermitteln, was es heißt, ...

"Amira und die Suche nach den Wunschblumen" ist eine kurzweilige Geschichte, die jedoch lange nachhallen kann.

Die Autorin hat versucht, mit knappen, kindgerechten Sätzen zu vermitteln, was es heißt, empathisch zu sein. Da sich diese Fähigkeit erst zwischen 4 und 5 Jahren entwickelt, würde ich auch die Zielgruppe ab ca. 4 Jahren definieren.

Auf jeder Doppelseite gibt es großformatige Bilder, die sich auf das Wesentliche beschränken und daher nicht überladen wirken. Die Farben sind prächtig und die Ausdruckskraft enorm. Das gefällt besonders meiner 4-Jährigen sehr gut.

Einzig der Anfang sagt mir nicht so ganz zu, da die Mutter Amiras Wunsch direkt unterdrückt. Doch Amira steht für sich ein.

Auf der Homepage habe ich gesehen, dass Amira eine Folge von mehreren Bänden werden soll. Ich bin gespannt, was die Freunde noch alles zusammen erleben werden.

©2022 Mademoiselle Cake