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Veröffentlicht am 09.09.2022

✎ Clément Cornet - Meine kleine Meditationsreise

Meine kleine Meditationsreise
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Wenn es darum geht, mal etwas Ruhiges zu machen, kann man das mit meiner 4-Jährigen eigentlich vergessen. Selbst beim Malen herrscht bei uns keine Ruhe.

Als ich das vorliegende Buch sah, wollte ich dennoch ...

Wenn es darum geht, mal etwas Ruhiges zu machen, kann man das mit meiner 4-Jährigen eigentlich vergessen. Selbst beim Malen herrscht bei uns keine Ruhe.

Als ich das vorliegende Buch sah, wollte ich dennoch mein Glück damit versuchen, denn ich brauche manchmal einfach einen kurzen Moment der Ruhe.

Meine Tochter war, wie immer, sofort neugierig, und fragte mich, was ich denn vorhätte, als ich begann, eine Übung aus dem Werk nachzumachen. Ich erklärte es ihr kurz und natürlich kamen direkt 100 weitere Fragen dazu. Das Vorwort von Fabrice Midal, die Einleitung von Clément Cornet und die Vorstellung der Kinder Luna & Max gaben mir genug Punkte an die Hand, um meinem Kind zu erklären, warum ich das gerne ausprobieren möchte. Ich lud sie ein, zuzuschauen und / oder mitzumachen, wenn sie Lust hätte.

Die ersten Male waren eine Katastrophe. Ihr war das zu langweilig. Also bat ich sie, mich machen zu lassen. Irgendwann legte ich dann die beiliegende CD ein und sie begann zu lauschen. Sie musste nicht mehr auf mich hören oder mir zuschauen, was ich machte. Sie konnte sich selber auf die tiefe Stimme konzentrieren und ihr Ding durchziehen. Das hat sie irgendwie mehr gepackt.

Ich habe für mich nach und nach alle Übungen einmal durchgemacht - damit meine Tochter sie sieht - und dann angefangen, meine Lieblingsübungen abends vorm Schlafengehen einzubauen. Ich nutze dafür mittlerweile nur noch die CD, weil es mich entspannter macht.

Seitdem kommt sie manchmal dazu, und manchmal auch nicht. Ich lade sie gelegentlich ganz konkret dazu ein, mit mir gemeinsam zu entspannen - und sie entscheidet sich dann dafür oder dagegen - oder ich beginne einfach und warte ihre Reaktion ab.

Bevor wir die Übungen beginnen, weise ich sie immer wieder darauf hin:

"Denk immer daran, dass es bei den Übungen nicht um Erfolg geht.
Es ist kein Wettkampf und keine Prüfung. Du kannst nichts falsch machen.
Freu dich einfach, dass du da bist!" (S. 9)

Mein Kind ist jünger als das empfohlene Alter, doch die Übungen sind in meinen Augen bereits ab Kleinkindalter durchführbar. Sie sind klar erklärt und einfach in der Umsetzung. Die beiliegende CD ist für uns das Highlight, weil sie eben selbst bestimmen kann, was sie machen möchte. Ich habe die Trackzahl ins Buch geschrieben, sodass sie auch da meine Hilfe nicht mehr benötigt.

Die Illustrationen jedoch laden zudem Erstleser dazu ein, sich selbst mit dieser Literatur zu beschäftigen. Die Texte sind kurz gehalten und leicht verständlich.

Von uns bekommt "Meine kleine Meditationsreise" eine klare Empfehlung! Uns wird es noch eine Weile begleiten und ich bin sicher, dass ich es hin und wieder sogar verschenken werde.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 08.09.2022

✎ Helen Rutter - Neun Wünsche für Archie

Neun Wünsche für Archie
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Ich habe das Buch seit ein paar Tagen ausgelesen und musste es erstmal sacken lassen ...

Sicher kennt fast jeder Kinder, die es nicht leicht haben im Leben. Archie Crumb ist so ein Kind.

Mit Archie ...

Ich habe das Buch seit ein paar Tagen ausgelesen und musste es erstmal sacken lassen ...

Sicher kennt fast jeder Kinder, die es nicht leicht haben im Leben. Archie Crumb ist so ein Kind.

Mit Archie wurde ein echter Sympathieträger erschaffen. Er ist empathisch, ehrlich, aber vor allem traurig. Jedes Kind wird mit ihm mitfühlen können. Mich verletzt es sehr, was er in seinen jungen Jahren bereits alles erdulden muss: Mobbing, die Krankheit der Mutter geheim halten, das Haus sauber halten, eine Stiefmutter, die ihn ablehnt, ein Vater, der ihn ebenfalls nicht mehr möchte, ...
Und niemanden in seinem Umfeld scheint dies aufzufallen bzw. zum Handeln zu animieren.

Genau dort setzt mein größter Kritikpunkt an: Mir fehlen wieder mal präsente Erwachsene!

Ich mein, es kann doch wohl nicht sein, dass niemandem auffällt, dass Archie mit zu kurzen Hosen herum läuft!? Es kann nicht sein, dass das Mobbing über einen so langen Zeitraum von den Schulfachkräften unentdeckt bleibt bzw. niemals jemand eingreift!? Wenn ich eine richtige Freundin bin (Erwachsene!), lasse ich mich nicht ständig am Telefon abwimmeln (oder höre, wie niemand abnimmt), sondern geh verdammt nochmal hin!

Bin ich zu streng? Nein! Denn ich kenne jemanden, der so aufwachsen musste - ohne Hilfe. Bzw. als sie dann kam, kam sie (fast) zu spät. Heute trägt diejenige ein großes Trauma mit sich herum. Wenn Lehrer
innen oder andere Erwachsene damals besser hingeschaut und hingehört hätten, wäre sie heute mit Sicherheit ein anderer Mensch.

Geht es für Archie gut aus? Ja, jedoch erst, nachdem ER aktiv geworden ist! Ein 11-jähriges Kind!

Die Geschichte hat durchweg einen melancholischen Unterton. Doch zum Glück gibt es immer wieder Punkte, die Lesende schmunzeln lassen, sodass die Schwere hin und wieder aufgehoben wird. Dennoch hoffe ich, dass 10-Jährige diese Erzählung nicht alleine lesen (müssen), denn nicht jedes Kind wird in diesem Alter damit gut umgehen können. (vor allem, wenn sie selbst betroffen sind) Es bedarf Erwachsener an deren Seite, die zum Reden bereit sind, die die Kinder auffangen.

Nichtsdestoweniger ist dieses Werk ein wichtiger Beitrag. Heranwachsende lernen, an sich selbst zu glauben. Sie wachsen mit Archie über sich selbst hinaus. Sie begreifen, dass es ok ist, nach Hilfe zu fragen, wenn man sie benötigt.

Besonders positiv möchte ich hier die Geschwisterliebe herausheben. Es gibt so wenige Bücher, in denen sich Geschwister so gern haben wie Archie und seine kleine Schwester. Wenn die beiden aufeinandertreffen, geht einem richtig das Herz auf. Das waren meine absoluten Lieblingsmomente!

Ja, es werden viele Themen angesprochen und am Ende aufgelöst, doch ich würde mir ein Buch wünschen, in dem es handelnde Erwachsene gibt; in dem Kinder sehen, dass es NICHT ihre Verantwortung ist, alles am Laufen zu halten, sondern dass es Große gibt, die helfen wollen und können. Mir sind die Erwachsenen in dieser Geschichte einfach zu passiv.

Von mir kann es an dieser Stelle daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung geben.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 07.09.2022

✎ Wiebke Wiedeck - Lea und das blaue Glück

Lea und das blaue Glück
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Als ich das Buch entdeckte und las, dass man sich auf Gänsehautmomente einstellen sollte und dass Lea "etwas anders ist, als die anderen", machte mich das sehr neugierig. Es wurde von Farben und Glück ...

Als ich das Buch entdeckte und las, dass man sich auf Gänsehautmomente einstellen sollte und dass Lea "etwas anders ist, als die anderen", machte mich das sehr neugierig. Es wurde von Farben und Glück gesprochen. Und von einem Familiengeheimnis.

Dass die Autorin das Hörbuch selbst eingesprochen hat, ließ mich im Endeffekt dazu greifen. War ich doch gespannt, welche Emotionen sie in ihre eigenen Zeilen legen wird. Und wie sie selbst ihren Text interpretiert.

Anfangs war das für mich wirklich gewöhnungsbedürftig. Wiebke Wiedeck liest bedächtig und langsam. Sie macht Pausen an Stellen, die ich so niemals gemacht hätte. Sie interpretiert Stellen in einer Weise, die bei mir beim Lesen ganz anders ankamen. Und bereits da dachte ich: Wie unterschiedlich wir Menschen einfach sind. Wie unterschiedlich unsere Wahrnehmung ist. Wie schön, dass es so viele Facetten von uns gibt.

Nachdem ich die Geschichte dann beendet hatte, kam bei mir erstmal die Ernüchterung. Sie hatte nicht den gewünschten Effekt auf mich. Trotz der vielen Gefühle, die vorkommen, blieb ich irgendwie stumpf zurück ... Also ließ ich das Ganze erstmal sacken ...

Nun, zwei Tage später, bin ich erstaunt, welche Wirkung der Roman indessen auf mich hat(te). Er ließ meine Gedanken in den letzten Tagen nicht los. Immer wieder schweifte ich zu Lea und ihren Erlebnissen. Immer wieder bewunderte ich die Entschlossenheit dieses jungen Menschen. Immer wieder war ich über den Verlauf der Geschichte verblüfft. Immer wieder erstaunte mich die Vielschichtigkeit der Charaktere.
Und immer wieder musste ich darüber nachdenken, welche Fügungen das Schicksal mir bereits bescherte.

"Lea und das blaue Glück" ist ein Werk, welches einen vom ersten Moment an abholen kann - wenn man sich darauf einlässt. Es zeigt uns die Vielfalt der Menschen und die Vielfalt des Lebens an sich. Vor allem jedoch regt es zum Nachdenken an.
Ich war - entgegen meiner Erwartungen - scheinbar noch nicht bereit, doch in mir hallt(e) es nach, sodass ich erst 2 Tage später dazu in der Lage war, das ganze Ausmaß wirklich zu begreifen.

Das Buch wird ab 14 empfohlen. Ich denke - besonders aufgrund des Alters der Protagonistin -, dass ab 16 eine bessere Alterseinstufung ist. Einfach auch, um das volle Ganze zu begreifen. Um all die Facetten, die diese Erzählung zu bieten hat, wahrzunehmen. Die Autorin selbst bezeichnet ihr Werk als All-Age-Roman.

Von mir gibt es an dieser Stelle eine ganz klare Hörempfehlung für diese Lektüre. Man muss sich auf sie einlassen; man muss gewillt sein, die unterschwelligen Botschaften wahrnehmen zu wollen - dann wird man reich belohnt.

Im (Hör)Buch werden die auftauchenden Personen immer wieder gefragt, welche Farbe das Glück für sie hat. Für mich hat Glück die Farbe des Regenbogens. Wenn ich glücklich bin, ist alles bunt für mich.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.09.2022

✎ Delia Owens - Der Gesang der Flusskrebse

Der Gesang der Flusskrebse
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Ich wollte dieses Buch mögen. Wirklich.

Doch Recherchen haben mich nun dazu veranlasst, die Geschichte in einem anderen Licht zu sehen. Sie haben mich dazu veranlasst, mich gegen zehntausende Lesende ...

Ich wollte dieses Buch mögen. Wirklich.

Doch Recherchen haben mich nun dazu veranlasst, die Geschichte in einem anderen Licht zu sehen. Sie haben mich dazu veranlasst, mich gegen zehntausende Lesende zu positionieren und zu sagen: Lest dieses Werk nicht, schaut den Film nicht!

Kya soll in dieser Geschichte eine starke Persönlichkeit darstellen. Unabhängig. Schlau. Zu allem fähig, was sie sich vornimmt.

Doch bereits der Anfang erschien mir unglaubwürdig. Eine 6-Jährige, die sich ganz allein durchschlagen muss, die sich Mobbing entgegenstellen muss, die nicht zur Schule geht und trotzdem Lesen und Schreiben lernt? Und das natürlich auch noch alles schafft und zu einer wunderschönen Frau heranwächst, die es in ihrem Leben sehr weit bringt? Da hat es sich die Autorin sehr einfach gemacht.
Denn die anderen Charaktere sind ebenfalls voller Klischees und bringen kaum Dynamik ins Geschehen.

Der Rest der Erzählung trieft nur so vor Kitsch. Muss man halt mögen sowas. Ich höre mir zwischendurch manchmal solche Geschichten an, um von den schweren Themen, die ich ab und zu lese/höre, einen kleinen Abstand zu bekommen.

Delia Owens hat eine bildhafte Sprache. Man merkt, dass sie selbst Zoologin ist. Ihre Beschreibungen der Fauna und Flora im Marschland ließen einen inneren Film vor meinen Augen entstehen. Doch darüber hinaus gibt es keinen großen Anspruch. Ich folgte dem Erzählten mit Leichtigkeit nebenbei.

Der Roman wäre bei mir im Mittelfeld gelandet. Nichts, was ich jemandem explizit empfehlen würde, doch wer dieses Genre mag, der hätte mal reinlesen/-hören können.

Doch dann kam das Ende. Ein Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hätte und der mich vor den Kopf gestoßen hat, weil ich diese Darstellung in keiner Weise unterstützen kann. Das Mordmotiv ist einfach nicht vertretbar!

Und da kommen wir wieder zu dem Punkt mit den Recherchen: Wollte Delia Owens mit ihrem Werk vielleicht ihre eigene Geschichte aufarbeiten? Für mich ein Versuch, der kläglich gescheitert ist.

Von mir bekommt diese Lektüre unter den genannten Gesichtspunkten keine Hörempfehlung. Ich werde mir auch den Film nicht anschauen, sondern gebe den Hinweis, ganz gezielt nach der Schriftstellerin zu suchen und sich ein eigenes Bild von ihr zu machen - und danach zu entscheiden, ob man den Roman lesen und sie damit unterstützen möchte oder lieber nicht.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 01.09.2022

✎ Marion Grass - 800 Kilometer zum Regenbogen

800 Kilometer zum Regenbogen
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Als ich das Cover sah und den Klappentext dazu las, war mir klar, dass dies eine Geschichte aus der LGBTQIA+ Community ist. Und als ich dann noch den Zusatz "Nach einer wahren Begebenheit" wahrnahm, ging ...

Als ich das Cover sah und den Klappentext dazu las, war mir klar, dass dies eine Geschichte aus der LGBTQIA+ Community ist. Und als ich dann noch den Zusatz "Nach einer wahren Begebenheit" wahrnahm, ging ich davon aus, dass es die Geschichte der Autorin oder einer ihrer Freundinnen ist. Ich erwartete also authentische Gefühlsausbrüche in einem Setting, welches nicht alltäglich ist.

Die Erzählung wird komplett aus Marias Sicht geschildert. Somit erleben Lesende hautnah ihre Emotionen und Gefühle. Ihre Reaktionen konnte ich immer nachvollziehen - befand ich mich doch selbst schon in einer ähnlichen Situation.
Auch in Caros Gefühlswelt bekommen wir mittels Briefen, SMS und E-Mails einen kleinen Einblick. Dieser bleibt jedoch deutlich distanzierter. Nichtsdestotrotz habe ich auch ihr Verhalten zu jeder Zeit verstanden.
Insgesamt jedoch bleiben die Charaktere eher blass, zu eindimensional. Das Hauptaugenmerk ist eindeutig auf die Emotionen gelegt und die Autorin bringt dies gut rüber.

Leider muss ich jedoch sagen, dass ich mit dem Erzählstil so gar nicht zurecht kam. Unnötige Füllwörter und Wortwiederholungen störten meinen Lesefluss. Die Art, wie die Autorin Marias Erlebnisse wiedergibt, nämlich so, als würde sie die Geschehnisse einer Freundin / einem Freund erzählen, soll vielleicht authentisch wirken, doch für mich passte das einfach nicht. Auf diese Weise kann man sie für die eigenen Enkel aufschreiben, jedoch ist sie meines Ermessens nach nicht publikumstauglich.

Ja, ich finde dieses Buch richtig und wichtig, doch die Umsetzung ist in meinen Augen nicht gut gelungen. Ich würde es nie jemanden empfehlen. Das ist schade, denn die Geschichte ist nicht alltäglich. Sie macht Mut. Sie gibt Hoffnung.

Von mir gibt es daher eine Leseempfehlung für Marias Erlebnis - jedoch nicht in dieser Form. Ich hoffe, dass sich Marion Grass vielleicht mit einer professionellen Person zusammensetzt, um ihre Geschichte in die Welt hinaus zu tragen, denn es braucht diese, um zu sehen, wie vielfältig wir sind.

©2022 Mademoiselle Cake