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Veröffentlicht am 16.04.2022

Mut, zu sein wer man will!

Eine Frage der Chemie
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Amerika 1960: Die Aufgaben der gemeinen Hausfrau beinhalten nicht weniger als das Putzen, Wäsche Waschen, Kinder Großziehen, Kochen, ... Sprich, sie ist für die Haushaltsführung verantwortlich. Ach, und ...

Amerika 1960: Die Aufgaben der gemeinen Hausfrau beinhalten nicht weniger als das Putzen, Wäsche Waschen, Kinder Großziehen, Kochen, ... Sprich, sie ist für die Haushaltsführung verantwortlich. Ach, und natürlich soll sie auch optisch etwas dahermachen und ihren geschätzten Ehemann beglücken.
Doch wenn diese Frau Nachmittags in einer freien Minute den Fernseher einschaltet, um Amerikas beliebteste Kochshow "Essen um sechs" zu sehen, so wird sich wohl bald der Blick, mit dem sie ihr eigenes Leben betrachtet, komplett ändern. Vielleicht wird sie sogar auf die verwegene Idee kommen zu überlegen, was sie eigentlich im Leben erreichen will. Und kaum einer wird sie mehr dazu ermutigen, ihre Träume zu verwirklichen, als die Moderatorin ebendieser Kochshow. Die Chemikerin Elizabeth Zott!
Diese charismatische, selbstbewusste Frau, dei ihr Leben in die Hand nimmt, obwohl auch sie auf einigen Wiederstand stößt, und andere dazu animiert, es ebenfalls zu tun. Aber auch Elizabeth Zott ist mehr als nur Fernsehköchin, sie ist auch liebende Partnerin, treue Freundin, aufopferungsvolle Mutter und vor allem Wissenschaftlerin!


Bonnie Garmeus ist es mit "Eine Frage der Chemie" gelungen mich während der Zeit des Lesens und auch noch darüber hinaus vollkommen in ihre Geschichte zu bannen. Sie hat mich mit Elizabeth trauern, lieben, leiden und triumphieren lassen. Dies ist keine reine Geschicht zum Lesen, es ist eine zum Mitfiebern. Besonders beeindruckt hat mich nicht nur Elizabeths Einstellung Ungerechtigkeiten aus dem Weg zu räumen, sondern auch ihre Art, den Menschen in ihrem Leben ebendies auch zu vermitteln. Elizabeth Zott ist ein echtes Vorbild.
Doch auch viele andere Figuren der Geschichte sind mir sehr ans Herz gewachsen: Elizabeths große Liebe, Wissenschaftler Calvin Evans, der immer an sie glaubt; Halbsieben, ihr unglaublich intelligenter Hund; ihre Nachbarin Harriet und ihr Produzent Walter Pine; besonders aber auch ihre Tochter Madeline.

Insgesamt empfehle ich dieses gut geschriebene Buch mit den authentischen Charakteren ausnahmslos jedem Leser. Elizabeth Zott ist eine Bereicherung für uns alle!

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Leben heißt lieben!

Als wir Tanzen lernten
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Egal, welche Vorstellung du davon hast, wie sich diese Geschichte entwicken wird, ich bin mir fast zur Gänze sicher, dass du dich genauso irrst, wie ich. Wenn du also unbedingt diese typische, märchenhafte ...

Egal, welche Vorstellung du davon hast, wie sich diese Geschichte entwicken wird, ich bin mir fast zur Gänze sicher, dass du dich genauso irrst, wie ich. Wenn du also unbedingt diese typische, märchenhafte Liebesgeschichte mit dem absehbaren Verlauf und dem perfekten Ende lesen willst, dann greifst du wahrscheinlich besser zu einem anderen Buch. Denn "Als wir tanzen lernten" ist vieles, aber eben nicht dieser unkomplizierte Liebesroman, den du suchst.

Wenn du hingegen offen dafür bist, dir deine Welt ein wenig auf den Kopf stellen zu lassen, dann kann ich dir diese wundervolle Geschichte nur wärmstens empfehlen.

Evie ist nämlich nicht einfach eine Protagonistein, die sich prompt Hals über Kopf verliebt. Nein, im Gegenteil, eigentlich steckt sie, aus verständlichen Gründen, sogar in einer Art Glaubenskrise an die Liebe. Und geht es nicht genau so uns allen manchmal, dass die Angst verletzt zu werden schwerer wiegt, als die Aussicht auf Glück? Dennoch, als sie im Tanzkurs auf den lebensbejahenden X trifft, geraten Evies Überzeugungen ins Wanken....



Während des Lesens konnte ich Evies Sicht der Dinge auf Anhieb gut nachvollziehen und direkt mit ihr mitfiebern. Bei X habe ich ein paar Kapitel mehr benötigt, doch dann konnte auch er mich ganz für sich einnehemen. Ebenso sind mir die meisten anderen Charaktere während des Lesens ans Herz gewachsen, ganz besonders Martin, Cassidy, Sophie und vor allem Fifi. Und eine Geschichte lebt nun einmal von ihren Figuren. Aber auch mit ihrem ganz besonders leichtfüßigen Schreibstil konnte Nicola Yoon mich wieder einmal überzeugen. Spannende Kapitel, witzige Chatverläufe und hitzige Tanzszenen tragen durch die Geschichte.



Was ich letztendlich aus diesem Buch mitneheme, ist nicht nur jeden Tag zu genießen und immer offen für die Liebe zu bleiben, sondern vor allem, dass die wahre Liebe nicht durch den Faktor Zeit beeinflusst wird.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Kurz, eindringlich, raffiniert!

Der Erinnerungsfälscher
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In Abbas Khiders Roman "Der Erinnerungsfälscher" durchlebt der Iraker Said Al-Wahid verschiedene Episoden seines Lebens erneut. Vom Leben im Irak, dem Krieg der Flucht und dem Neuanfang in Deutschland, ...

In Abbas Khiders Roman "Der Erinnerungsfälscher" durchlebt der Iraker Said Al-Wahid verschiedene Episoden seines Lebens erneut. Vom Leben im Irak, dem Krieg der Flucht und dem Neuanfang in Deutschland, von Eltern und Geschwistern bis hin zu Frau und Sohn. Doch was davon entspricht der Wahrheit, was ist wirklich geschehen und was entstammt nur Said Fantasie? Und spielt das überhaupt eine Rolle? Ist Unwissenheit nicht bekanntlich ein Segen?
Abbas Khider gelingt es jedenfalls ganz meisterhaft den Leser in die Geschichte zu bannen, wozu er nicht einmal allzu weit ausholen muss. Mit nur 128 Seiten ist das Büchlein nämlich wahrlich kein Wälzer. Das ist aber auch gar nicht nötig, wenn die wenigen Worte doch bereits alles aussagen. Im Grunde genommen ist der geringe Umfang mit der entsprechend kurzen Lesedauer fast schon notwendig, um den Überblick über Saids verworrene Gedanken nicht zu verlieren.
Das Lesen in einem Rutsch empfiehlt sich.
Besonders gefallen hat mir auch die Schriftstellerische Raffinesse, mit der das Symbol der Taube vom Cover auch in der Geschichte aufgegriffen wird.
So ist Hoffnung doch oft das Einzige was Said am Aufgeben hindert.

Insgesamt würde ich den Kurzroman "Der Erinnerungsfälscher" als eindringliche und berührende Geschichte mit enormer Symbolkraft weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Ebenso verstörend wie fesselnd!

Animal
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Der Roman "Animal" von Lisa Taddeo ist wirklich alles andere als ein Durchschnittsbuch.

Ebenso kontraststark wie das Cover daherkommt, ist nämlich auch die Handlung. Eine kompromislose Konfrontation! ...

Der Roman "Animal" von Lisa Taddeo ist wirklich alles andere als ein Durchschnittsbuch.

Ebenso kontraststark wie das Cover daherkommt, ist nämlich auch die Handlung. Eine kompromislose Konfrontation!

Stück für Stück erfährt man als Leser schockierende Details aus Joans Vergangenheit, gleichzeitig kämpft sie auch mit den Missständen in ihrem aktuellen Leben. Immer erfährt man eine weitere Unfassbarkeit, die man niemals hätte erahnen können. Alles geschrieben in einer prägnanten Mischung aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Alles ebenso fesselnd wie verstörend. Klar ist auf jeden Fall, dass Lisa Tadeo mich mit ihrem einzigartigen Schreibstil gebannt hat, wie kaum ein Autor je zuvor. Unglaublich pointiert stellt sie Joans Zwiespältigkeit dar. Joan, die so sehr zwischen Hass und Liebe, Opfer und Verführerin schwankt. Merkt man im einen Moment noch, wie ihr sexuelle Handlungen aufgezwungen werden, benötigt sie diese im nächsten Moment, um sich selbst mögen zu können. Ist sie Ausgenutzte oder Ausnutzende? Vielleicht ein wenig von beidem. Ein toxischer Kreislauf, dem sie entweder nicht mehr entfliehen kann oder will.

Insgesamt ein Roman, der mitreißt, bewegt, pikiert, einen gar nicht kalt lassen kann und einem auf jeden Fall die verschiedensten Emotionen entlockt.

Eine Geschichte, die nicht schön und harmonisch, sondern hässlich und brutal ist.

Ein Schreibstil, der jedem Wort Bedeutung verleiht.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

"Wie konnte jemand einen geliebten Menschen verlassen?"(S.123)

Gesammelte Werke
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Bei dem Buch "Gesammelte Werke", geschrieben von Lydia Sandgren, stechen einem zunächst einmal zwei Dinge ins Auge.
Erstens nämlich das vielleicht nicht optimal gewählte Cover, welches mich, zusammen ...

Bei dem Buch "Gesammelte Werke", geschrieben von Lydia Sandgren, stechen einem zunächst einmal zwei Dinge ins Auge.
Erstens nämlich das vielleicht nicht optimal gewählte Cover, welches mich, zusammen mit dem Titel, unglücklicherweise zuerst an ein Sachbuch über Literatur anstatt an einen Roman hat denken lassen. Im Verlauf der Geschichte erkennt man aber das Motiv hinter den abgebildeten Augen.
Bei einer Leseentscheidung sollte sich hier jedoch ganz klar mehr nach dem Klappentext als nach dem Cover gerichtet werden.
Zweitens fällt sofort der enorme Umfang des Buches auf. Mit ganzen 874 Seiten kann es schon als "schwerer Wälzer" bezeichnet werden. Diese Tatsache sollte aber keinen ambitionierten "Gerneleser" ausbremsen. So ist das preisgekönte Werk "Die Gestirne" beispielsweise sogar 1040 Seiten lang und die von so vielen Fans verschlungene Twilight-Reihe summiert sich in allen Bänden auf sage und schreibe 2478 Seiten!
Da sollte doch auch "Gesammelte Werke" zu stemmen sein!
Außerdem wird die lange Lesemüh auch entsprechend durch wortgewandte Tiefe entlohnt.

Ganz grob beschrieben handelt die Geschichte von dem Verleger Martin Berg, der sich aufgrund einer Schaffenskrise in Erinnerungen zu verlieren droht. Seine Tochter Rakel ist unterdessen davon überzeugt, ihre vor langem verschwundene Mutter Cecilia in einem Roman ausfindig gemacht zu haben ...

Den Umfang bedingend sind viele Zweige der Geschichte außerordentlich fein ausgearbeitet und verleihen dem ganzen eine besondere Tiefe.
Auch sind sämtliche Charaktere genau das, nämlich Charaktere. Nicht nur stümperhaft angedeutete Figuren, sondern Personen, so real, als kenne man diese wirklich im realen Leben. Literarisch ist Sandgren also ein Kunstwerk gelungen, eine Geschichte zu schaffen, die so unwirklich und doch so wirklich ist. Greifbar und doch wieder nicht!
Ein Buch, geprägt von Akademikern und Künstlern, der Literatur und der Philologie. Sehr empfehlenswert!

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