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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2023

Ehen scheitern nicht, sondern Menschen

Schere, Stein, Papier
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Die schottischen Highlands, eine alte Kapelle umgebaut in eine Unterkunft und ein letzter Versuch zu kitten, was längst zerbrochen ist. Adam Wright ist trotz seiner Gesichtsblindheit ein bekannter Drehbuchautor, ...

Die schottischen Highlands, eine alte Kapelle umgebaut in eine Unterkunft und ein letzter Versuch zu kitten, was längst zerbrochen ist. Adam Wright ist trotz seiner Gesichtsblindheit ein bekannter Drehbuchautor, Amelia Wright kümmert sich im örtlichen Tierheim um ausgesetzte Tiere. Hat ihre Ehe eine Zukunft? Denn dieses Wochenende ist kein Zufall und einer der beiden lügt. Jedes Jahr schrieb seine Frau an ihrem Hochzeitstag einen Brief, den sie Adam nie zeigte, bis zu diesem Wochenende…

Alice Feeney beherrscht den Plot Twist wie keine zweite. Man vermutet nichts spektakuläres und mit einem Schlag ändert sie die Sichtweise und die komplette Handlung ist in einem anderen Licht. Zu Beginn wird deutlich, dass Adam und Amelia sich nicht mehr viel zu sagen haben, ihr Ehe hängt am seidenen Faden. Adam ist von seiner Arbeit besessen und Amelia fühlt sich ungesehen von ihrem Mann, was nicht nur an seiner Prosopagnosie liegt. Er ist unfähig Gesichter zu erkennen, auch das seiner eigenen Frau. Dank der Briefe die seine Frau ihm zu den Hochzeitstagen geschrieben hat, bekommen wir einen Rückblick. Dem qualvollen sterben dieser Ehe beizuwohnen, war unangenehm, vorherzusehen und auch wenig spannend. Die typischen Tiefen an denen man in 10 gemeinsamen Jahren ebenso vorbei kommt. Zwischendurch werden die Vorkommnisse in der alten Kapelle immer mysteriöser und bald schon ist klar, irgendwer spielt hier falsch. Ich hatte zwar so meine Vorahnung was den Plot Twist betreffen könnte, trotzdem hat mich die Umsetzung mehr als umgehauen. Auch die zunächst als lang und anstrengend empfundene Vorgeschichte entpuppte sich als wichtig. Feeney pickt sich, für uns zunächst belanglose, Details aus dieser heraus und verwebt sie zu ungeahnten Fallstricken. Deswegen sollte man der Handlung aufmerksam folgen. Dank der passenden Länge der Tracks wurde die Wirkung der Cliffhanger wunderbar rübergebracht. Begeistert hat mich, dass es sowohl eine Sprecherin, als auch einen Sprecher gab. Dank der tollen Vertonung der Charaktere und der Erwähnung der aktuell erzählenden Person behielt man zu jeder Zeit den Überblick. Vanida Karun und Oliver Schönfeld brachten sowohl die Atmosphäre als auch die Stimmungen und Gefühle wunderbar zum Ausdruck. Die Kombination aus der guten Story und der qualitativen Vertonung ist definitiv hörenswert.

Fazit: eine hochwertig vertonte Geschichte, mit einer harmonisierenden Sprecher-Rollen Beziehung, bei der es sich mehr als lohnt dran zu bleiben. Die Auflösung wird sie umhauen.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Überlebe diese Nacht!

NIGHT – Nacht der Angst
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Charlies große Liebe im Leben, sind Filme. Sie sind auch so etwas wie Therapie für sie. Wenn Charlies Gefühle zu groß werden spielt ihr Gehirn ihr einen cineastischen Streich. Doch genau jetzt braucht ...

Charlies große Liebe im Leben, sind Filme. Sie sind auch so etwas wie Therapie für sie. Wenn Charlies Gefühle zu groß werden spielt ihr Gehirn ihr einen cineastischen Streich. Doch genau jetzt braucht sie einen klaren Kopf. Es war nur eine Mitfahrgelegenheit, sie wollte hier weg, sie musste einfach. Doch irgendetwas stimmt mit diesem Mann nicht und während sie auf diesem endlos leeren, dunklen Highway fahren steigt in ihr die Angst sie könnte neben dem Campus Killer sitzen. Eben jener Killer, der vor zwei Monaten ihre beste Freundin ermordete, der Grund warum Charlie überhaupt wegwollte. Oder irrt sie sich und in ihrem Kopf hat lediglich ein neuer Film begonnen?

Riley Sager glänzt in seinen Büchern mit einem guten Gespür für Atmosphäre und psychologische Spielchen. In Night bringt er eine unzuverlässige Erzählerin in seine Geschichte ein. Somit können wir wirklich niemandem trauen. Ist die Situation brenzlig oder erlebt Charlie gerade wieder einen ihrer Filme? Mit gelungenen, unvorhersehbaren Wendungen führt er uns hier ständig aufs Glatteis. Da wir am Anfang der Geschichte ein bisschen über Charlie, ihr Leben und den Tod ihrer Mitbewohner erfahren, dauert es im wahrsten Sinne des Wortes etwas bis die Geschichte richtig in Fahrt kommt. Doch mit Beginn der Reise wird es zunehmend dramatischer. Die Erzählweise und gut platzierte Cliffhanger sorgen für stetig steigende Spannung. Zusammen mit dieser beklemmenden und bedrohlichen Atmosphäre, entwickelt das Buch eine gute Sogwirkung. Immer mehr Vermutungen schießen einem durch den Kopf auch wenn das Verwirrspiel gegen Ende etwas anstrengend war, war ich auf den kommenden Schlag wenig vorbereitet. An sich eine gut konstruierte Story obwohl es hier und da etwas aufgebauscht wirkt. Den Grund dafür erfahren wir tatsächlich zuletzt, was mich zusammen mit seinen Beweggründen für dieses Buch, die er im Nachwort erläutert, wieder etwas versöhnlich mit den überspitzten Darstellungen machte. Alles in allem ein gutes Buch, was für kurzweilige Unterhaltung und einige Überraschungsmomente sorgte, dennoch mit den Vorgängern an Raffinesse nicht ganz mithalten konnte.

Fazit: gut konstruiert, spannend und Wendungsreich, mit gelungener Atmosphäre. Hinkt aber insgesamt den vorangegangenen Büchern leicht hinterher.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Man sehnt sich förmlich den Weltuntergang herbei

The Ceremonies
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Jeremy Freirs wollte den Sommer, in der Abgeschiedenheit Gileads, nutzen um an der für ihn wichtigen Doktorarbeit zu schreiben. Doch kurz nach seiner Ankunft entdeckt er, dass die Bewohner sehr eigene, ...

Jeremy Freirs wollte den Sommer, in der Abgeschiedenheit Gileads, nutzen um an der für ihn wichtigen Doktorarbeit zu schreiben. Doch kurz nach seiner Ankunft entdeckt er, dass die Bewohner sehr eigene, strenge religiöse Regeln leben. Der Außenseiter bleibt nicht lange unentdeckt und als die Realität aus den Fugen gerät, ist für die Bewohner auch schnell der Schuldige klar. Dabei ist Jeremy lediglich ein Spielball in einem ewig währenden Kampf des Bösen die Oberhand über diese Welt zu erlangen. Diesen Sommer ist die Konstellation perfekt und die Spielfiguren sind gesetzt…

Den Meilenstein des Horror Genres habe ich hier leider vergeblich gesucht. Dafür wurden die Grenzen der spannungsarmen Erzählung neu gesteckt. Weder Stimmung noch Atmosphäre wollten sich so recht blicken lassen, vielleicht warten die zusammen mit dem Bösen auf ihr gemeinsames erwachen. Unübersichtliche Perspektivwechsel brachten tatsächlich auch nur zunehmende Verwirrung statt der erhofften Spannung. Gegen Ende verfällt Jeremy in ein Satz Stakkato, dass Tagebucheinträge darstellen soll, jedoch mehr einem Telegramm ähnelt. Auch die Spannungserzeugenden Vorkommnisse wurden leider in schrulligen Nebenschauplätzen der restlichen Personen erstickt. Leider spürt man, dass die Geschichte nicht Kleins volle Aufmerksamkeit genossen hat, schlimm eigentlich, dass dies schon die überarbeitetet Version ist. Im Vorwort schreibt er über die These, dass ein Kunstwerk nie fertig ist, sondern lediglich verlassen. Genauso hat es sich zu meinem Bedauern bis zum Schluss auch angefühlt. Möglicherweise hat es in den 70igern beim Schreiben und in den 80igern bei der Erstveröffentlichung mehr dem damaligen Stil entsprochen, man merkt, dass es vielen Klassikern dieser Zeit ähnelt. Doch auch von so einem (nochmals überarbeiteten) Werk darf man einen Spannungsbogen und Atmosphäre erwarten. Leider war ich zum Schluss von so gut wie allem genervt, allen voran von diesen versuchen etwas Horror in diese Geschichte zu quetschen. So sehr, dass ich mir das Ende der Welt herbeigesehnt habe. Den Vergleich mit Stephen King würde ich definitiv scheuen, denn wie gesagt von einem Meilenstein des Horrors waren wir, für mein Empfinden, Meilenweit entfernt. Dafür wuchs meine Verzweiflung von Seite zu Seite. Man sollte dieses Buch in die damalige Zeit einordnen in der es verfasst wurde. Die Schauerromane dieser Phase unterlagen noch anderen Ansprüchen und die verwendeten Elemente waren für diese Zeit wahrscheinlich schockierend genug um den Leser über die zähe und holprige Story zu tragen.

Fazit: leider hat zwischen diesen Horrorelemente Bausteinen ganz viel Spannungs- und Atmosphäre Mörtel gefehlt. Ich war der Verzweiflung näher als dem Grauen oder der Faszination. Trotz Überarbeitung merkt man dem Werk schon rein an der Struktur und den Elementen sein Alter an.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Des Teufels letztes Gefecht

Der Teufel von Dundee
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Edinburgh 1890, in mitten des Friedhofes, zwischen alten Gräbern ist Inspektor McGray zwei Grabräubern auf den Fersen, doch beim Anblick der geraubten Leiche scheint sich die Welt kurz schneller zu drehen. ...

Edinburgh 1890, in mitten des Friedhofes, zwischen alten Gräbern ist Inspektor McGray zwei Grabräubern auf den Fersen, doch beim Anblick der geraubten Leiche scheint sich die Welt kurz schneller zu drehen. Eingebrannt, starrt ihn das Zeichen des Teufels, auf dem Gesicht der Toten entgegen. Als das selbe Zeichen blutend von einer Wand in der Irrenanstalt tropft steht für das gemeine Volk schnell fest, wer die Schuld trägt- McGrays Schwester. Jene, die vor fast 7 Jahren vom Teufel besessen ihre Eltern tötete, ihren Bruder einen Finger kostete und seitdem Patientin dieser Anstalt ist. Frey und McGray müssen schnellstens Amys Unschuld beweisen, doch die Zeit sitzt ihnen im Nacken und der wahre Schrecken jener vergangenen Nacht in Dundee gibt keine Ruhe. Wird Amys Teufel sich offenbaren?

Ein letztes Mal müssen Frey & McGray alles an kluger Kombinationsgabe und rüpelhaftem Verhalten geben um Wahrheit zu finden. Doch die Wahrheit kann Erlösung und Schmerz zugleich sein. Der 7. und zugleich letzte Band aus Oscar deMuriels Feder, um okkulte Kriminalfälle im Edinburgh des 19. Jahrhunderts, ist ein fulminantes und würdiges Ende einer großartigen Reihe. Im Laufe der Jahre ist er sich seiner Linie immer treu geblieben, dennoch gab es ausgefeilte Fälle und eine stetige Charakterentwicklung, die bis zum Ende auf einander aufbaut. Für gewöhnlich neigt der Autor zu der ein oder anderen Länge, die es in diesem Fall jedoch nicht gab. Die Spannung wuchs kontinuierlich, was nicht zuletzt auch an den parallelen Handlungssträngen und der wechselnden Perspektive lag. Auch Freys Kombinationsgabe und McGrays rüpelhafte und charmant unflätige Durchsetzungskraft dürfen wir ein letztes Mal genießen aber gut festhalten, auf einige Plot Twists war selbst ich nicht gefasst. Dieser Band bringt endlich Licht in Nine Nails dunkle Vergangenheit, doch wo sich Licht befindet ist auch Schatten allgegenwärtig, lässt er sich in diesen ziehen? Rein theoretisch lässt sich dieses Buch auch einzeln lesen, da es eine in sich abgeschlossene Geschichte ist und relevante Details aus vorangegangenen Büchern kurze Erwähnungen finden. Doch, um sich für die vorher spielenden Bücher nicht zu Spoilern und wirklich alle zusammenhänge verstehen zu können würde ich empfehlen sie der Reihe nach zu lesen. Es ist ein Erlebnis mit den Protagonisten 7 Jahre im Edinburgh des 19. Jahrhunderts, spannenden, mysteriösen und okkulten Kriminalfilmen auf den Grund zu gehen.

Fazit: ein aufregender und würdiger Abschluss dieser großartigen historischen Kriminalreihe.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Die Macht der Lügen

Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
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Jeder in Firnland kennt die drei wichtigsten Regeln: verrate ihnen nie deinen Namen, iss nichts was sie dir anbieten und am allerwichtigsten, geh nie einen Handel mit dem dunklen Feenvolk ein. Auch Farah ...

Jeder in Firnland kennt die drei wichtigsten Regeln: verrate ihnen nie deinen Namen, iss nichts was sie dir anbieten und am allerwichtigsten, geh nie einen Handel mit dem dunklen Feenvolk ein. Auch Farah weiß um diese Richtlinien ganz genau, sie kennt die Erzählungen und dennoch wird sie in Bälde jede einzelne dieser Regeln brechen. Doch sie muss es tun, sie hat keine Wahl, koste es was es wolle.

Rumpelstilzchen war, wie viele andere Märchen, ein großer Teil so ziemlich jeder Kindheit. Wir kenn sie auswendig, sie trennten Gut von Böse und lehrten uns, dass das Gute immer obsiegt und böses bestraft wird. Doch was fasziniert uns auch als Erwachsene an eben jenen Märchen ein zweites Mal? Christian Handel spinnt diese Sage erneut für uns, anfänglich nimmt er altes Märchenstroh und wie durch Zauberhand entsteht daraus Geschichtengold. In welchem Gut und Böse, Wahrheit und Lüge, selbst Licht und Dunkel viel mannigfaltigere Gesichter annehmen als wir in unserer Kindheit lernten. Die Last der Lüge, die Angst der Wahrheit, den trüben Nebel der Ahnungslosigkeit, mit alldem spielt er in seiner Adaption eines Märchens, dass wir doch allzu gut kennen, doch durch seinen Zauber noch mal neu erleben dürfen. Bei dem Wort „Feenreich“ bin ich eigentlich in der Regel schon raus, Fantasy ist einfach nicht mein Genre aber mit einer Märchen Adaption hat Christian Handel wirklich einen Nerv bei mir getroffen. Allerdings hat er nicht nur angefüttert, er hat auch liefern können. Natürlich gibt es in jedem Märchen eine Lovestory, doch das Buch nahm diesbezüglich nie zu kitschige Züge an. Im Gegenteil fühlte man sich manchmal einfach in diese Traumprinzen Kindheit zurückversetzt, doch Vorsicht, er kann auch Düsternis, Angst und Dämonen und von denen macht er auch sehr atmosphärisch gebrauch. Das Ende einfach überraschend und berührend gelungen, hoffe ich, dass er sich dazu entschließt ein weiteres Märchen so wundervoll zu interpretieren.

Fazit: Klasse Märchen Adaption, die ich wirklich schwer aus der Hand legen konnte und deren Ende überraschend, wie rührend gelungen ist.

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