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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2021

Eindringlich

Raumfahrer
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Rezension zu „Raumfahrer“ von Lukas Rietzschel
Lukas Rietzschel hat mit „Raumfahrer“ nach „Mit der Faust in die Welt schlagen“ erneut einen eindringlichen Roman geschrieben. Erzählt wird die Geschichte ...

Rezension zu „Raumfahrer“ von Lukas Rietzschel
Lukas Rietzschel hat mit „Raumfahrer“ nach „Mit der Faust in die Welt schlagen“ erneut einen eindringlichen Roman geschrieben. Erzählt wird die Geschichte von Jan und seinem Leben in einem ostdeutschen Ort. Der Ort stirbt nach und nach aus, viele Häuser sind schon verlassen und auch das Krankenhaus, in dem Jan arbeitet, deckt nur noch den nötigsten Bedarf ab.
Spannend ist die Erzählung von Beginn an, denn Jan wird von einem Patienten angesprochen, der ihm ein Foto zeigt, das Jan bekannt vorkommt, er aber nicht richtig zuordnen kann. Dem Leser wird nach und nach klar, wie die beiden Figuren zusammenhängen.
Deutlich wird die Zerrissenheit des Ortes und seiner Menschen durch ihre Vergangenheit. Die DDR hat bei allen Spuren hinterlassen. Wie tief, wird blitzt immer wieder auf.
Der nüchtern, aber dennoch sehr eindringliche Schreibstil Rietzschels passt perfekt dazu, da er die Trostlosigkeit betont.
Mit „Raumfahrer“ hat Lukas Rietzschel wieder einen tollen, mitreißenden Roman geschrieben, der zum Nachdenken anregt. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Authentisch und fesselnd

Die fremde Spionin
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Rezension zu „Die fremde Spionin“ von Titus Müller
Von Beginn an überzeugt Titus Müller mit einem flüssigen, gut lesbaren Schreibstil, der es erlaubt, direkt in das Geschehen einzutauchen. Immer wieder ...

Rezension zu „Die fremde Spionin“ von Titus Müller
Von Beginn an überzeugt Titus Müller mit einem flüssigen, gut lesbaren Schreibstil, der es erlaubt, direkt in das Geschehen einzutauchen. Immer wieder verändert sich die Erzählperspektive, auf die man sich aber gut einstellen kann und die außerdem einen roten Faden verfolgt. Die Perspektivwechsel gliedern sich so super in die Geschichte ein und bereichern sie. Die Betrachtung der Ereignisse aus verschiedenen Sichtweisen bringt Spannung in den Roman.
Die Charaktere sind interessant gestaltet. Die Protagonistin Ria ist eine vielseitige junge Frau mit bewegter Kindheit. Sie ist entschlossen und lässt sich nicht unterkriegen. Geprägt von ihrer Vergangenheit legt sie das typische Misstrauen eines DDR-Bürgers anderen Menschen gegenüber an den Tag. Ihre Verstrickungen lassen den Leser mitfiebern.
Zwei weitere spannende Charaktere sind Hähner und Sorokin. Beide sind beim Geheimdienst, ersterer beim BND, der zweite beim KGB. Hähner weckt Sympathien mit seiner sehr menschlichen Art. Sorokin überrascht immer wieder mit seinen Denkweisen. Er ist mal Menschen, mal knallharter Agent und dadurch schwer einschätzbar. Das tut dem Roman sehr gut und wirkt als tolles Spannungselement.
Ein weiterer toller Aspekt des Romans ist die Authentizität. Titus Müller bringt wichtige politische Figuren der Zeit zum Sprechen, wie Honecker und Präsident Kennedy und verknüpft im Text geschickt berühmte Zitate. Dies holt den Roman aus der reinen Fiktion heraus und macht ihn so glaubhaft.
„Die fremde Spionin“ ist also ein sehr spannender, authentischer Roman mit vielfältigen Charakteren. Der Autor baut immer wieder Details ein, die zu kleinen Highlights werden. Insgesamt also eine große Leseempfehlung von mir, nicht nur, aber erstrecht für diejenigen, die sich für die deutsche Geschichte interessieren oder allgemein authentische historische Romane mögen.
Diesen Lesern sei außerdem auch „Der Tag X“ des Autors ans Herz gelegt. Ebenfalls ein großartiger Roman!

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Krimihandlung kommt etwas kurz

Lange Schatten über der Côte d'Azur
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Rezension zu „Lange Schatten über der Cote D´Azur“ von Christine Cazon
„Lange Schatten über der Cote D´Azur“ ist in einem angenehmen, flüssig lesbaren Stil geschrieben. Die Atmosphäre packt einen nicht ...

Rezension zu „Lange Schatten über der Cote D´Azur“ von Christine Cazon
„Lange Schatten über der Cote D´Azur“ ist in einem angenehmen, flüssig lesbaren Stil geschrieben. Die Atmosphäre packt einen nicht sofort, aber dann befindet man sich doch Mitten an der Cote D´Azur.
In „Lange Schatten über der Cote D´Azur“ geht es um mehr, als einen Mordfall. Der Fall beginnt sehr interessant und man weiß nicht, wer Täter sein könnte. Christine Cazon verwebt den Fall mit der Geschichte eines Juden zur Zeit des Nationalsozialismus. Dadurch tritt der Fall irgendwann in den Hintergrund. Das ist einerseits nicht dramatisch, weil der historische Teil sehr mitreißend ist und die Seiten nur so dahinfliegen. Andererseits geht dadurch der Fall etwas unter, was bei einem Krimi nicht passieren sollte, zumindest nicht in diesem Ausmaß. (Zur Ergänzung: Ich mag es sehr, wenn der Ermittler durch ein Privatleben mehr Farbe bekommt. Ich bin in diesem speziellen Fall aber nicht mir Duvals Familie „warm geworden“)
Der Ermittler Duval ist sympathisch. Zu Beginn ist er etwas farblos, er gewinnt aber immer mehr an Kontur. Immer wieder kommt auch seine Frau zu Wort. Sie ist Journalistin und in einigen Szenen habe ich mich gefragt, was sie da zu suchen hat. Sie bringt zwar auch den Fall voran, allerdings wirkt sie auch immer wieder genervt und weniger sympathisch.
Jakob Silberstein ist die Figur, die Gegenwart und Vergangenheit verbindet. Er ist ein toller Charakter, der einige gute Szenen hat. Sie sind spannend und berührend und seine Geschichte fesselt den Leser.
Zusammengefasst ist der Krimi etwas für diejenigen, die es mögen, wenn das Privatleben des Ermittlers ebenfalls eine Rolle spielt. Aber vor allem sollten diejenigen zu dem Buch greifen, die eine Vernetzung mit der NS-Zeit mögen, den in diesem Aspekt liegt definitiv die Stärke des Krimis.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Humorvoll und berührend

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt
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Rezension zu „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ von Jenn McKinlay.
Jenn McKinlay schreibt mit Humor und in einem leichten Erzählton. Die Geschichte lässt sich dementsprechend flüssig lesen und der ...

Rezension zu „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ von Jenn McKinlay.
Jenn McKinlay schreibt mit Humor und in einem leichten Erzählton. Die Geschichte lässt sich dementsprechend flüssig lesen und der Ton passt gut zu einem Liebesroman.
Die Idee, eine Figur auf Reisen zu schicken, damit sie sich und die Liebe findet, ist zwar nicht neu, aber die Autorin setzt es sehr lesenswert um. Das liegt auch immer wieder an den erheiternden Szenen und den gelungenen Figuren.
Die Protagonistin Chelsea ist ein Sympathieträger, auch wenn sie zu Beginn hier und da etwas überreagiert. Sie ist ein Workaholic, der etwas steif wirkt. Je besser der Leser sie kennenlernt, desto mehr lernt er sie zu verstehen.
Ihre Schwester Anabelle ist das glatte Gegenteil von Chelsea und damit ein gut gewähltes Gegenstück. Als quirliger Freigeist bringt sie Schwung in den Beginn der Geschichte.
Spannend ist auch ihr Chef Aidan, der wie ein schräger Guru wirkt, sowie ihr Kollege Jason, den sie auf den Tod nicht leiden kann.
Richtig interessant wird der Roman, sobald Chelsea sich auf die Reise macht. Der Leser wird nicht nur nach Irland, Frankreich und Italien entführt, sondern lernt auch äußerst unterhaltsam drei Männer aus Chelseas Vergangenheit kennen. Jeder für sich ist Besonders, sodass man sich nach jeder Begegnung fragt, was der nächste Mann für ein Typ ist.
Insgesamt dürfte Lesern vieler Liebesromane recht schnell klarwerden, für wen Chelseas Herz am Ende schlägt, aber das tut der Unterhaltung keinen Abbruch.
Der Roman besticht durch vielfältige Charaktere und einem mitreißenden Humor. Wer also Geschichten mag, die mitreißen, ans Herz gehen und zum Lachen sind, der sollte zu diesem Roman greifen. Eine Portion Kitsch sollte man außerdem auch vertragen.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

mitreißende Geschichte einer starken Frau

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume
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Rezension zu „Die Hofgärtnerin – Frühlingsträume“ von Rena Rosenthal
Rena Rosenthal entführt uns mit dem ersten Band der Hofgärtnerin in die Situation der Frauen in Norddeutschland am Ende des 19. Jahrhunderts. ...

Rezension zu „Die Hofgärtnerin – Frühlingsträume“ von Rena Rosenthal
Rena Rosenthal entführt uns mit dem ersten Band der Hofgärtnerin in die Situation der Frauen in Norddeutschland am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Geschichte erzählt sie in einem locker leichten Erzählton, der gut zum Inhalt passt. Das heißt aber nicht, dass der Roman keine kritischen Töne anschlägt. Wie auch, wenn die Protagonistin sich nicht verwirklichen kann, weil Frauen ihr Traumberuf Gärtnerin nicht zugetraut wird. Unkraut jäten? Das entspricht ihren Fähigkeiten. Aber doch keine Pflanzenkunde!
Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, was die Geschichte noch spannender macht und ihr und den Figuren mehr Tiefe gibt.
Die Protagonistin Marleene aber ist entschlossen und so verkleidet sie sich als Junge und schleicht sich in die Hofgärtnerei Oldenburgs ein. Das sorgt immer wieder für Szenen, die zum Schmunzeln einladen. Marleene ist ein toller Charakter. Ihre Unsicherheiten aber auch ihre Stärken werden fein gezeichnet und ihre Entschlossenheit ist inspirierend. Mutig geht sie voran und ihre Leidenschaft für Pflanzen ist mitreißend.
Dieser politisch-gesellschaftskritische Aspekt des Romans ist spannend und mitreißend und einige weitere Figuren mischen mit, wie etwa Dorothea, die eine Gärtnerinnenschule besucht hat, aber noch einiges lernen muss.
Natürlich kommt ein Frühlingsroman aber kaum ohne Liebesgeschichte aus und so hat Marleene ein Auge auf die beiden Söhne ihres Chefs geworfen, Konstantin und Julius. Über die zwei lässt sich nicht viel sagen ohne zu viel zu verraten, aber so viel: Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und das macht es sehr interessant!
Ein weiterer toller Charakter ist Frieda, Marleenes Cousine. Sie macht eine Ausbildung in einem Blumenladen und hat eine außergewöhnlich schlecht gelaunte Chefin von der dich jeder unbedingt ein eigenes Bild machen muss!
Frieda wirkt zunächst etwas naiv, dabei ist sie eine tolle junge Frau und absolut loyal.
Der Roman bietet nicht nur Frühlingsgefühle und Blütenduft sowie eine schöne Liebesgeschichte, sondern auch kämpferische Frauen und eine breite Figurenpalette. Einige sind zum Weglaufen, andere durch und durch sympathisch und wieder andere überraschen – in die eine und die andere Richtung. Wer sich jetzt nicht angesprochen fühlt, verpasst einen tollen Roman.

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