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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2018

B-Movie-Vorlage kombiniert mit Wissenswertem zur Raumfahrt

Transport
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Handlung: Trash über weite Strecken. Vom Finale mal abgesehen, liest sich der Klappentext im Nachhinein wie eine Inhaltszusammenfassung. Man wird angehalten, mitzufiebern, ob und auf welche bizarre Weise ...

Handlung: Trash über weite Strecken. Vom Finale mal abgesehen, liest sich der Klappentext im Nachhinein wie eine Inhaltszusammenfassung. Man wird angehalten, mitzufiebern, ob und auf welche bizarre Weise die einzelnen menschlichen Versuchskaninchen bei ihrer Stippvisite ins Weltall sterben. Und wie das Rätsel entschlüsselt wird, bevor alle tot sind. Demgegenüber verleihen die eingebettete Wissensvermittlung zu Astronauten-Sprache und Theorien in der Astrophysik und die detailreichen technischen Beschreibungen Anspruch, was mir gut gefallen hat. Insgesamt ist die Handlung aber zu einfach und zu wenig innovativ, um zu beeindrucken. Aha-Momente sind Mangelware.
Erzählstil: Simpel. Die gesamte Geschichte wird chronologisch aus der Perspektive von Russell geschildert. Keine Nebenschauplätze. Zusätzliche Einblicke oder emotionsgeladene Rückblenden hätten das Werk aufwerten können.
Figuren: Zu farblos, um mir in Erinnerung zu bleiben. Selbst wenn von Lebenskrisen und Ängsten die Rede war, kamen die Emotionen kaum bei mir an. Ich empfand streckenweise Mitleid, konnte mich aber weder für Russell noch für die Nebenfiguren so richtig begeistern und Anteil an ihrem Schicksal nehmen.
Innerhalb weniger Stunden flüssig lesbar. Gelungene kurzweilige Unterhaltung, ohne nennenswerte Gefühle auszulösen. Band 2 und 3 sind optional. Ich werde den Autor weiterverfolgen, die Reihe aber nicht.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Ausschweifend, kitschig und mit flachen Figuren, immerhin vor stimmiger Kulisse

Die Kathedrale des Lichts
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Was mir besonders gefallen hat:
Insbesondere der Rahmen, der dem Buch gegeben wurde:
Es verfügt über ein Personenverzeichnis, bei dem zwischen fiktiven und historischen Personen unterschieden wird. In ...

Was mir besonders gefallen hat:
Insbesondere der Rahmen, der dem Buch gegeben wurde:
Es verfügt über ein Personenverzeichnis, bei dem zwischen fiktiven und historischen Personen unterschieden wird. In einem Nachwort macht der Autor transparent, inwieweit er sich Freiheit für Ausschmückungen genommen hat.
Toll ist auch die Zeittafel rund um den Magdeburger Dom und mit diesem zusammenhängende historische Ereignisse. Zusätzlich trägt ein detailliertes Glossar, in dem altertümliche Begrifflichkeiten erläutert werden, dankenswerterweise dazu bei, den Wissensschatz ein bisschen zu erweitern.
Es ist spürbar, dass Ruben Laurin Ortskenntnis besitzt und etwas Persönliches mit dem Magdeburger Dom, der Stadt und dem Umland verbindet.
Der Dombau wird stimmig und nicht überfrachtend in sehr vielen Szenen berücksichtigt, zeugt von guter Recherche zu Geschichtlichem und damaligen Handwerkstechniken, gewährt Impressionen zum Leben der am Bau Beteiligten.
Es gibt kurze Exkurse in die Römerzeit Ende des 3. Jahrhunderts, die ich als informativ und emotional intensiv empfand und die dem Werk mehr Tiefe verleihen.
Der Epilog greift den weiteren Werdegang der wichtigsten Figuren und des Doms auf, ein schöner Abschluss.
Es sind tiefsinnige Passagen enthalten, in denen die Begabung des Autors in Sachen roter Faden und Bildgewalt aufblitzt, z. B. auf Seite 114 bis 116.

Womit ich dazu komme, was mir nicht gefallen hat:
Die Sprache und der Schwerpunkt der Handlung, eine schöne junge Frau zwischen drei gänzlich unterschiedlichen Männern, erreichen über weite Strecken leider nur Groschenroman-Niveau.
Es gibt viele ausschweifende Beschreibungen.
Die Auflösung der Rätsel gestaltet sich ziemlich vorhersehbar.
Das Buch ist gespickt von Sentimentalitäten und überzogenen, ins Lächerliche abgleitenden Vergleichen. Beispiel: Den tanzenden Körpern folgen auf Seite 125 und 126 zahlreiche noch schlimmer geartete Metaphern, die weder atmosphärisch sind noch etwas zur Handlung beitragen.
In der Figurenzeichnung dominiert ein Schwarz-Weiß-Schema. Zwar unterhaltsam, aber wenig authentisch. Die Meinung bildet man sich auf den ersten Seiten, leider ohne nennenswerte Überraschungen im weiteren Verlauf. Bei Hauptfigur Moritz wird ständig auf die Tränendrüse gedrückt. Helena wirkt zu Beginn noch intelligent und stark, wie sie sich entwickelt, führt zu so manchem genervten Augenverdrehen. Die Figuren bleiben entweder so langweilig oder so eindimensional, dass sie mich nicht mitreißen konnten und mich ihr Schicksal nicht interessiert. Ausnahmen bilden natürlich wirkende Nebenfiguren, z. B. Schmied Benno und seine Frau Monica.

Die eigentliche Handlung ist gar nicht mal so schlecht, doch ich musste oft entnervt abbrechen. Dabei lese ich durchaus auch Liebesgeschichten und kann Gefühlsbekundungen sonst viel abgewinnen. Hier beneide ich die Leser, die sich hineinfühlen und mitfiebern konnten. Aufgrund des Schreibstils bleiben Zweifel, wie ernst man die Einblicke in die damalige Lebenswirklichkeit - eigentlich Hauptantrieb für mich, historische Romane zu lesen - nehmen kann. Schade, denn die Grundidee gefiel mir, und gefühlt schöpft der Autor sein Potenzial einfach nicht aus, zugunsten des Versuchs, mit leichter Kost eine neue Zielgruppe zu erschließen, zu der ich - als Fan anspruchsvoller historischer Romane (z. B. von Ken Follett) - offensichtlich nicht gehöre.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Spannende Einblicke in eine faszinierende dystopische Zukunft

Hamburg Rain 2084 Prolog. Der schwarze Regen
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Auf Rainer Wekwerth bin ich durch die zusammen mit Thariot geschriebene Pheromon-Trilogie aufmerksam geworden.
Dieses Prequel bietet tolle Unterhaltung für etwa 20 Minuten. Die Grundidee kommt gut zur ...

Auf Rainer Wekwerth bin ich durch die zusammen mit Thariot geschriebene Pheromon-Trilogie aufmerksam geworden.
Dieses Prequel bietet tolle Unterhaltung für etwa 20 Minuten. Die Grundidee kommt gut zur Geltung und vermag zu faszinieren. Die Kurzgeschichte ist ein Krimi/Thriller, bei dem passenderweise das dystopisch-futuristische Setting und die politisch-gesellschaftliche Ausrichtung eine wichtige Rolle spielen. Die bedrohliche und düstere Atmosphäre ist super in die Handlung eingebettet.
Dafür dass naturgemäß wenig Zeit zur Verfügung steht, um sich in die Hauptfigur, aus deren Sicht die ganze Geschichte wiedergegeben wird, so richtig hineinzufühlen, ist es mir doch ganz gut gelungen, mitzufiebern und Interesse an seinem Schicksal und am Ausgang zu empfinden. Sehr cool ist die überraschende Wendung. Die Spannungskurve wird schnell aufgebaut und sehr schnell abgehandelt. Einen Stern Abzug, weil wenige Sätze mehr zur Gefühlslage für die Dramatik im Finale förderlich gewesen wären. Nichtsdestotrotz habe ich Blut geleckt. Gern lerne ich vielversprechende neue deutsche Autoren kennen. Dass viele „Jungautoren“ unter Anleitung des erfahreneren Rainer Wekwerth ihre unabhängig voneinander lesbaren Kurzgeschichten zu einem großen Ganzen beisteuern, ist ein lobenswerter Ansatz, den ich gern mit dem Kauf weiterer Werke von „Hamburg Rain“ fördere.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Temporeiche Handlung mit tieferen Einblicken in die Enyador-Welt und seine magischen Bewohner

Die Wächter von Enyador
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Band 2 hat mir noch besser gefallen als der Auftaktband und ist mir damit 5 Sterne wert. Auf die märchenhaft-magisch-düstere Atmosphäre konnte ich mich gut einlassen und habe diese sehr genossen.
Eine ...

Band 2 hat mir noch besser gefallen als der Auftaktband und ist mir damit 5 Sterne wert. Auf die märchenhaft-magisch-düstere Atmosphäre konnte ich mich gut einlassen und habe diese sehr genossen.
Eine Inhaltszusammenfassung gibt es zwar nicht, dennoch habe ich - auch dank des Personenverzeichnisses - den Anknüpfungspunkt zu jeder einzelnen Perspektive während des Lesens gut wiedergefunden.
Die Fantasy-Welt ist komplexer geworden. Neben Menschen, Drachen, Elben und Dämonen gewinnen mit Harpyien, Wyvern, Geisterwölfen und Irrlichtern zusätzliche mystische Wesen an Bedeutung, was mir gut gefällt.
Auch die Handlung wird umfangreicher, es geschieht an unterschiedlichen Schauplätzen ziemlich viel, sowohl was Geheimnisse-lüften und Intrigenspiel als auch dramatischer Kampf und Flucht angeht.
Gefühlt weniger vorhersehbar, es gibt spannende Wendungen und Überraschungen. Alte Rätsel werden von neuen abgelöst, das Spekulieren über Hintergründe und Motivlagen macht großen Spaß.
Obendrein wird die Charakterzeichnung intensiviert, wodurch viele Figuren lebensechter wirken und den Mitfühlfaktor erhöhen. Das gelingt nicht bei jeder Figur, was angesichts der hohen Taktung an Actionsequenzen, des rasanten Erzähltempos und der Vielzahl der Akteure aber auch viel verlangt wäre. Meine Lieblinge sind weiterhin Tristan, Marron, Shook und Thul. Möglicherweise habe ich einen Faible für unvollkommene, kämpferische, innerlich hin- und hergerissene, streckenweise düstere Charaktere. Dabei kann man sich faszinierenderweise nie sicher sein, in welche Richtung sie sich entwickeln. Die romantischen Gefühle für Agnes und Greta vermögen mich immer noch nicht so richtig zu überzeugen, sind aber zauberhaft mitzuverfolgen. Ich würde mir wünschen, dass im Finale beide über sich hinauswachsen.
Das i-Tüpfelchen wäre es, wenn Mira Valentin den personalen Erzählstil mehr zum Ausdruck bringen würde, indem Stimmungs- und Gefühlslagen mehr textlichen Raum erhalten und im jeweiligen Sprach- und Gedankenmuster mehr Alleinstellungsmerkmale berücksichtigt werden, anhand derer man noch deutlicher spürt, wen man aktuell begleitet. Das macht z. B. die Fantasy-Bücher von Sam Feuerbach besonders reizvoll, auch wenn diese im direkten Vergleich weniger Handlung zu bieten haben.
Das Cover ist erneut grandios geworden. Ich freue mich auf die Fortsetzungen.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Solider Reihenauftakt, dem das gewisse Etwas fehlt

Mooresschwärze: Thriller
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Getragen wird der in Köln verortete Krimi von diesen beiden Figuren:
Die junge, intelligente Pathologin Dr. Julia Schwarz. Erfolgreich im Job, tut sich aber schwer, soziale Bindungen einzugehen, seit ihr ...

Getragen wird der in Köln verortete Krimi von diesen beiden Figuren:
Die junge, intelligente Pathologin Dr. Julia Schwarz. Erfolgreich im Job, tut sich aber schwer, soziale Bindungen einzugehen, seit ihr Bruder mit 12 von einem Unbekannten missbraucht und getötet wurde. Sie arbeitet verbissen und wirkt unnahbar. Dies stört sie, aber sie kommt aus ihrer Haut partout nicht raus. Befremdliche Essgewohnheiten.
Der junge, sportliche, hübsche, (zumindest angeblich) mit guten beruflichen Instinkten ausgestattete Kriminalkommissar Florian Kessler. Er gibt vor, nur an oberflächlichen Beziehungen mit heißen Blondinen interessiert zu sein, fühlt sich aber zu Julia hingezogen, die eigentlich nicht in sein Beuteschema passt.

Dass es in ihrem Privatleben kaum Fortschritte gibt, lässt darauf schließen, dass dieser Krimi den Auftakt zu einer längeren Serie bilden soll.
Hinzu kommen die Erzählperspektiven des Täters und eines gutgläubigen Teenies, die auf einer Online-Dating-Plattform die Liebe sucht. Auch wenn der Verlauf teils vorhersehbar war, haben doch die verschiedenen Perspektiven wertvolle Beiträge geleistet und für angenehme Abwechslung gesorgt.
Positiv hervorheben möchte ich Prolog und Epilog, die Atmosphäre ausstrahlten und Emotionen bei mir auslösten.
Die Pathologiearbeit wirkt nicht top recherchiert, vermag aber zumindest den Anschein von Glaubwürdigkeit auszustrahlen. Die Polizeiarbeit ist hier von Schlamperei und fragwürdigen Spekulationen geprägt. Dass Julia intensiv in den polizeilichen Ermittlungen mitmischt und viele Erkenntnisse und Funde auf Alleingängen der beiden Hauptfiguren beruhen, liegt in der Natur dieses Thrillers.

Kriminalfall und Privatleben fand ich mittelmäßig innovativ. Spannung war da und wird durch diverse Cliffhanger an den Enden der kurz gehaltenen Kapitel noch gefördert. Doch die erwünschte Achterbahnfahrt der Gefühle ist bei mir leider ausgeblieben, sodass ich interessierte Beobachterin geblieben bin. Nette neue Leseerfahrung, die ich nicht missen möchte, die gleichzeitig aber nicht genug Anreiz bietet, um die Reihe und die Autorin weiterzuverfolgen.
Was mir gefallen hätte: Alleinstellungsmerkmale (insbesondere bei Hauptfiguren), Sympathiefigur, höherer Mitfühlfaktor, mehr Herzerwärmendes, Zynismus, Ironie, klassischer Witz oder Lokalkolorit.