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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2022

Band 1 von 2 - erschütternd, berührend, fesselnd

Der Hunger nach Leben
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Beleuchtet wird auf Basis eines Zeitzeugenberichtes das Leben, Lieben und Arbeiten von Noah (zu Beginn 10 Jahre alt) in der Ukraine von 1929 bis 1940. Seine Jugend ist von großer Verantwortung, Hunger, ...

Beleuchtet wird auf Basis eines Zeitzeugenberichtes das Leben, Lieben und Arbeiten von Noah (zu Beginn 10 Jahre alt) in der Ukraine von 1929 bis 1940. Seine Jugend ist von großer Verantwortung, Hunger, Leid und Ungerechtigkeit geprägt, durchbrochen von Lichtblicken, die Zusammenhalt, Mut und den in schweren Zeiten nötigen Pragmatismus ausdrücken. Die Erlebnisse und Empfindungen wirken authentisch, erschüttern, gehen zu Herzen. Besonders packend geraten die leidvollen Hungerjahre, die mehr als die Hälfte des Buches ausmachen. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich alles entwickelt und brauchte kaum zwei Tage zum Lesen.

Schwächen des Romans sehe ich in einer ausgeprägten Schwarz-Weiß-Zeichnung. Sympathien und Antipathien bilden sich schnell. Überraschungen gegenüber dem Ersteindruck sind rar. Der Erzählstil (eine Perspektive im Präsens, komplett chronologisch) wirkt passend, aber weniger abwechslungsreich und unerwartet als bei der großartigen Dilogie „Tage des Sturms“, bei der man mehrere Protagonisten an verschiedenen Orten begleitete.

Der Roman endet mit einem Cliffhanger. Ich erwarte mit Spannung den Abschlussband der Dilogie, der für Januar 2023 angekündigt ist.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Band 1 einer epischen, schwermütigen Dark-Fantasy-Trilogie mit tiefgründiger ambivalenter Hauptfigur

Das Reich der Vampire
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Der Erzählstil ist - ähnlich wie bei „Der Name des Windes“ - so gewählt, dass die 35-jährige Hauptfigur Gabriel in der Ich-Perspektive eine Nacht lang für einen Chronisten zurückblickt auf prägende Erlebnisse ...

Der Erzählstil ist - ähnlich wie bei „Der Name des Windes“ - so gewählt, dass die 35-jährige Hauptfigur Gabriel in der Ich-Perspektive eine Nacht lang für einen Chronisten zurückblickt auf prägende Erlebnisse und Empfindungen aus den letzten 20 Jahren. Dabei hat der schwarzhumorige verbale Schlagabtausch viel Schmunzeln hervorgerufen. Für Laune sorgen ebenfalls die scharfzüngigen Dialoge mit Astrid sowie Kommentare des magischen Schwertes. Auch wenn der Erzählstil für einige Spoiler sorgt, empfand ich die Geschichte als sehr spannend und durch drei Erzählebenen auch als abwechlsungsreich. Es gibt viele Rätsel, von denen fairerweise viele bereits in diesem Auftaktband gelüftet werden.

Der Roman ist schwere Kost. Der ans Mittelalter angelehnte Weltenbau inklusive neuartiger kreativer Elemente ist sehr komplex. Ich war dankbar für die detaillierte Landkarte. Freundschaft, Mut, Zusammenhalt und eine (nicht die Geschichte dominierende) Liebesgeschichte sorgen zwar für Lichtblicke, doch es geht überwiegend düster und blutrünstig zu. Die Sprache ist erwachsen, einerseits poetisch und bildmalerisch, vor allem aber rau und derb wie das Land. Der Protagonist war einst ein gottesgläubiger und von Hingabe erfüllter Held, der schwermütig geworden ist. Auch wenn Gabriel keine typische Sympathiefigur darstellt, schaffen seine offenherzigen Schilderungen eindringlich Verständnis für seinen Wandel und seine Weltanschauung. Die Geschichte hat mich definitiv emotional erreicht, auch wenn es nicht mein bevorzugtes Genre ist. Positiv hervorheben möchte ich noch, dass wertvolle philosophische Fragen aufgeworfen werden und z. B. Prinzipien rund um sexuelle Orientierung und Zölibat hinterfragt und passend in das Setting integriert werden.

Ich habe alles gut verstehen können. Manchmal hätte ich mir ein höheres Erzähltempo und weniger Umgebungsbeschreibungen gewünscht.

Die gebundene Ausgabe ist ein Schmuckstück: 1.019 Seiten lang, 1,2 kg schwer, von Bon Orthwick aufwendig großartig illustriert (auch im eBook).

Aufgepasst: Dies ist der uneigenständige erste Band einer Trilogie. Die Fortsetzung ist noch in Arbeit, sodass vor 2024 nicht mit einem Abschluss gerechnet werden kann. Ich möchte Band 2 lesen und übe mich in Geduld.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Science-Fiction-Kammerspiel mit viel Empathie, aber wenig Spannung

Die Galaxie und das Licht darin
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In einer Art interstellarem Truck Stop werden verschiedene Aliens durch äußere Umstände an einer schnellen Abreise gehindert. Es kommt über mehrere Tage zu interspeziären Begegnungen zwischen drei Reisenden, ...

In einer Art interstellarem Truck Stop werden verschiedene Aliens durch äußere Umstände an einer schnellen Abreise gehindert. Es kommt über mehrere Tage zu interspeziären Begegnungen zwischen drei Reisenden, der engagierten Hotelbetreiberin und ihrem pubertierenden Kind. Die Reisenden bergen Geheimnisse, die es zu ergründen gilt. Auf einfühlsame Weise wird vermittelt, was die Außerirdischen verbindet und trennt und was sie im Notfall zusammen leisten können. Interspeziäre Konflikte schließen dabei persönliche Sympathie nicht aus.
Es herrscht eine positive Grundstimmung. Diversität, Inklusion und Toleranz werden groß geschrieben, sowohl inhaltlich (z. B. verschiedenste Formen der Elternschaft und Familien) als auch sprachlich.
Meine Lieblingsperspektive ist die von Pei, auch weil ich die Kultur ihrer Spezies besonders faszinierend finde, zudem sind die Szenen mit dem Kind Tupo herzig.
Die Handlung lebt von Monologen und Dialogen (charmant, augenzwinkernd, flapsig, tiefsinnig), ist arm an Action und Dramatik. Es fehlt ein Spannungsbogen und fühlt sich nicht wie ein Serienfinale an. Band 4 ist für mich nach einem grandiosen Auftaktband und zwei starken Fortsetzungen der schwächste Teil. Lose angebunden an Band 1, indem mit Pei eine dortige Nebenfigur mitspielt. Vieles ist bekannt, es gibt keinen Wow-Effekt. Band 4 könnte auch Band 2, 3 oder 10 sein. Ich bin traurig, die Crew der Wayfarer nicht wiedergetroffen zu haben und auch ansonsten keinen Bogen zu den anderen Handlungssträngen bemerkt zu haben.
Weil ich es aber doch gerne gelesen habe und das Wayfarer-Universum insgesamt komplex durchdacht und warmherzig geschrieben ist, vergebe ich für den Abschlussband drei Sterne mit Tendenz zu vier Sternen.
Wer eine leicht lesbare SF-Utopie rund um Selbstfindung und Völkerverständigung sucht, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Packende, mythische, bildhafte High Fantasy

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Dieser High Fantasy Roman hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen. Gerne habe ich die Thronfolgerin Karina und den einfachen Bürger Malik, beide junge Erwachsene, kapitelweise wechselnd dabei begleitet, ...

Dieser High Fantasy Roman hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen. Gerne habe ich die Thronfolgerin Karina und den einfachen Bürger Malik, beide junge Erwachsene, kapitelweise wechselnd dabei begleitet, wie sie lebensverändernde Entscheidungen treffen müssen und was das mit ihrem Gefühlsleben anstellt. Durch ihre innere Verletzlichkeit wirken sie nahbar. Ich habe die Erlebnisse und Empfindungen der Protagonisten als dramatisch und fesselnd wahrgenommen.
Nicht immer konnte ich ihre Handlungen nachvollziehen, z. B. macht sich Malik keine Sorgen darum, was die Tötung des einzigen verbliebenen Mitglieds der Königsfamilie für das Reich auslösen würde und inwieweit er seinen ohnehin geächteten Volksstamm weiter in Verruf bringen könnte.
Die Hintergrundgeschichten sowie mehrere Nebenfiguren (z. B. der Exfreund) wirken eindringlich und gelungen. Ich mag die politischen Akzente (Systemkritik).
Während Geschwisterliebe ein zentrales Thema ist, gibt es Liebe und Romantik nur in geringem Umfang, dafür aber mit spürbar prickelnder Anziehungskraft, sodass ich hoffte, dass die widrigen Umstände überwunden werden können.
Der Verlauf ist teils wie erwartet, teils mit Wendungen und Überraschungen. Bezogen auf die Intrigen bei Hofe wäre weniger mehr gewesen – schlussendlich sind Gut und Böse und die Motive schwer zu überblicken.

Der mittelalterlich geprägte Weltenbau ist mit ein bisschen Magie und mit afrikanisch inspirierter Kultur angereichert. Eine Mischung aus Neuem und Bewährtem. Ahnenerzählungen und Geisterwesen spielen eine wichtige Rolle. Ich mag die entstehende mythische, meist düster-bedrohliche, manchmal verzaubernde Atmosphäre. Die bildhaften Beschreibungen sorgen für ein lebendiges Kopfkino.
Die Autorin legt trotz des ausschmückenden Drumherums ein ordentliches Erzähltempo vor, das den Spannungsbogen stets aufrecht erhält. Zu interessanten Inhalten wie z. B. den Spielen Solstasias wären mehr Details möglich gewesen, z. B. wirkt Spiel 1 recht inhaltsleer.
Das Buch gibt sich modern, indem es z. B. starke Frauen in Führungspositionen und gleichgeschlechtliche Ehen gibt.
Glossar, Landkarte und Personenverzeichnis wären eine schöne Ergänzung, ich kam aber auch ohne zurecht. Mittlerer Schwierigkeitsgrad, für Jugendliche geeignet.

Das Ende (inklusive Cliffhanger) ist nicht meins. Ereignisse überschlagen sich. Die Wahrnehmungen wirken sprachlich abstrakt und inhaltlich selbstbezogen, Auswirkungen auf die Bevölkerung hätten mehr Erwähnung verdient. Nichtsdestotrotz bin ich insgesamt sehr angetan von dem Erzählstil und der hochdramatischen Geschichte und möchte dringend erfahren, wie es für alle Beteiligten mit Band 2 von 2 ab dem 1. Juli 2022 ausgeht. Lesetipp: Nimmerherz-Saga von Erik Kellen.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Reizvoller Weltenbau 2029, interessante Ideen, nerviger Protagonist

Die letzte Kosmonautin
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An den Hard-Science-Fiction-Romanen von Brandon Q. Morris mag ich die Verwendung naturwissenschaftlicher Phänomene als Impulsgeber, deren laienverständliche Einbettung in die Handlung und kurzweilige Aufarbeitung ...

An den Hard-Science-Fiction-Romanen von Brandon Q. Morris mag ich die Verwendung naturwissenschaftlicher Phänomene als Impulsgeber, deren laienverständliche Einbettung in die Handlung und kurzweilige Aufarbeitung im Nachwort und dass die geschilderten Ereignisse und Empfindungen ganz ähnlich im realen 21. Jahrhundert ablaufen könnten. Diesen Anforderungen wird auch „Die letzte Kosmonautin“ gerecht. Neuartig ist das Alternate-History-Szenario, dass die DDR im Jahr 2029 noch existiert und global einen angesehenen Status einnimmt. Es erzeugt Interesse und Spaß, Ursachen und Abweichungen zu Bekanntem zu ergründen.

Man wechselt chronologisch und im Präsens kapitelweise zwischen der DDR-Kosmonautin Mandy, die sich als einziger Mensch auf einer Raumstation im Erdorbit befindet, und dem DDR-Gesetzeshüter Tobias. Um Spannungselemente bereichernd wirken eingeschobene kurze Innenansichten weiterer Figuren.
Die Perspektive von Mandy gefiel mir über weite Strecken. Highlights bilden der verbale Schlagabtausch mit dem Roboter und das anschauliche Miterleben und Lernen rund um Leben und Überleben im Weltall, was bei mir Assoziationen zu Sandra Bullock in „Gravity“ erzeugte. Zum Ende hin wiederholen sich gefühlt das Bemitleiden rund um ihre Zwillinge und mechanische Abläufe. Mehr charakterliche Tiefe wäre drin gewesen.
Beim Protagonisten Tobias offenbart der Autor seine Schwächen in der Charakterzeichnung und bei Liebesgeschichten. Nun ist Tobias ja eigentlich ein respektabler Mann mit gutem Job und zwei erwachsenen Kindern, doch kaum trifft er auf seine heimliche Jugendliebe, benimmt er sich infantil, tölpelhaft und hörig. Abläufe wirken manchmal langatmig. Genervt überflog ich einige Absätze, ohne Wichtiges zu verpassen.
Ich würde mir wünschen, dass der Autor sprachlich mehr wagt und weniger bieder schreibt.
Von den Nebenfiguren habe ich Hardy am meisten gemocht.

Im Showdown fiel mir das Mitfiebern schwer. Der Ausgang war erwartungsgemäß.
Diesmal nur glatte drei Sterne. Auch wenn es grundsätzlich lobenswerte neue Ansätze gibt, landet für mich dieses Werk bei etwa 20 Büchern, die ich bisher von BQM gelesen habe, im schwachen Mittelfeld. Die ebenfalls eigenständigen Romane „Die Störung“ und „The Hole“ weisen m. E. mehr Unterhaltungswert, sympathische Figuren, Witz, Wendungen, Innovationskraft, Informationsgehalt und Anschaulichkeit auf.

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