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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Thriller, der ein Drama ist, das sehr gut geschrieben ist.

Blood on Snow. Der Auftrag
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„Blood On Snow. Der Auftrag“ ist der Beginn einer neuen Thriller-Reihe von Jo Nesbø. Die einzelnen Teile sollen allerdings nur lose miteinander verbunden sein.
Dieser Teil erzählt von Olav, einem Auftragskiller, ...

„Blood On Snow. Der Auftrag“ ist der Beginn einer neuen Thriller-Reihe von Jo Nesbø. Die einzelnen Teile sollen allerdings nur lose miteinander verbunden sein.
Dieser Teil erzählt von Olav, einem Auftragskiller, der im Oslo der 1970er lebt, eine Lese-Rechtschreibschwäche hat und sich in die falsche Frau verliebt. Olav ist ein Profi - eigentlich.

Das Buch ist komplett aus der Ich-Perspektive von Olav erzählt.
Das führt dazu, dass man Olavs Sicht der Dinge für real hält. Doch im Laufe des Buches entstehen immer wieder Momente, wo man an dieser Sicht zweifeln muss.

Olav ist eine höchst ambivalente Figur, die man akzeptieren oder auch ablehnen kann.
Mit so einer Hauptfigur muss man sich auseinander setzen. Mir hat er immer besser gefallen, je weiter ich gelesen habe.

Ich hatte vorher kein anderes Buch von Jo Nesbø gelesen. In mehreren Rezensionen habe ich gelesen, dass die Leser dieses Buch zu kurz fanden und der Meinung sind, dass es eines der schwächsten Bücher von Nesbø ist. Mir fehlt der Vergleich, aber für sich gesehen ist diese Buch großartig erzählt.
Der Autor schwankt zwischen Tragikomik und blutigem Ernst, wodurch der Erzählstil sich dem ungewöhnlichen Protagonisten angepasst. Zum Ende hin nimmt die Geschichte Fahrt auf und der Autor klärt einige, scheinbare Widersprüchlichkeiten auf.
Da es sich um einen ersten Teil handelt und die Story wirklich sehr gut gestrickt ist, stört noch nicht einmal der eher geringe Umfang.

Allerdings handelt es sich meiner Meinung nach mehr um ein Drama, denn um einen Thriller.
Zwar schwebt über Olav und seiner Angebeteten ständig die Gefahr geschnappt und getötet zu werden. Doch beschäftigt sich das Buch vor allem mit Olavs Innenleben, seinen Gedanken, Gefühlen und seinem Schicksal.

Fazit: Der neue Nesbø ist wohl wirklich der Beginn von etwas neuem.
Wer von einem bekannten Autor mal eine etwas andere Stilrichtung kennen lernen will, sollte auf jeden Fall zugreifen.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Unterhaltsamer Ausflug in die Parallelwelt der Reichen und nicht ganz so Glücklichen.

Geschlossene Gesellschaft
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Welche Rolle spielt Geld, wenn Geld keine Rolle spielt? Was macht Reichtum mit dem Kopf und mit dem Herzen? Wie sind sie wirklich, die Millionäre und Milliardäre, die sich fast die Hälfte des weltweiten ...

Welche Rolle spielt Geld, wenn Geld keine Rolle spielt? Was macht Reichtum mit dem Kopf und mit dem Herzen? Wie sind sie wirklich, die Millionäre und Milliardäre, die sich fast die Hälfte des weltweiten Vermögens teilen? Gastmann reist von Oligarchen zu Society-Veranstaltung, tanzt mit reichen Ex-Frauen und erfährt den letzen Wunsch derer, die schon alles haben. Aus all diesen Abenteuern entsteht das Porträt einer Parallelwelt. Eine Psychologie des Geldes. Charmant, überraschend und garantiert ungeschönt.

Dennis Gastmann begibt sich auf eine Expedition in die Hautevolee. So zumindest behauptet es der Klappentext.
Wer durch den Untertitel des Buches ("Ein Reichtumsbericht") einen sachlichen Einblick in die Leben der wirklich prominenten Reichen dieser Welt erwartet sei gewarnt.
Es ist auch als bekannter Autor und Journalist nicht garantiert, dass man ein Interview mit den Zuckerbergs oder Trumps dieser Welt bekommt. Vielmehr öffnen sich in diesem Buch die Türen derer, die auch in der Bunten und anderen Boulevardblättern gerne mit ihren finanziellen Höhenflügen und gesellschaftlichen Bauchlandungen aufwarten.

Ich bin mit ähnlichen Erwartungen an dieses Buch gegangen, wie man sich eine Folge der Geissens anschauen würde: "Die 'Superreichen' haben alle einen am Sender und dieser Autor wird es einmal mehr beweisen. Und es wird ein mords Spaß werden."
Und genau das ist es auch. Gastmann streut seine persönlichen Empfindungen und Erlebnisse ziwschen die Biographien und Allüren nicht ganz so bekannter, aber durchaus übermäßig reicher Persönlichkeiten. Das Ganze vermischt sich zu einem amüsanten, kurzweiligen, manchmal erschreckenden aber immer unterhaltsamen Potpourri.

Durch kurze Sätze und Kapitel ist das Buch sehr flott zu lesen und kann auch wunderbar als kleiner Happen zwischendurch genossen werden.
Obwohl bei einigen Interviewpartnern ein weniger mehr Raum sicherlich ganz interessant gewesen wäre. Aber vielleicht haben sie einfach nicht mehr hergegeben.

Wer also gerne auf Kosten derer, die es sich leisten können, seinen Spaß haben möchte, dem sei dieses Buch empfohlen.
Es macht Spaß und es beweist einmal mehr, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Eine andere Sicht der Dinge.

Der zweite Tod des Che Guevara
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Che Guevara erwacht 1968 in einem Haus in New York. Wie kommt der Revolutionär aus dem bolivianischen Dschungel nach Amerika? Verzweifelt versucht er der Welt zu erklären, dass Ernesto Che Guevara noch ...

Che Guevara erwacht 1968 in einem Haus in New York. Wie kommt der Revolutionär aus dem bolivianischen Dschungel nach Amerika? Verzweifelt versucht er der Welt zu erklären, dass Ernesto Che Guevara noch am Leben ist. Im Land seines erklärten Todfeindes versucht Che seine Revolution erneut zu entfachen. Dabei gerät er in den Strudel des Indianeraufstandes von Wounded Knee, wo er sich der militanten Bewegung „American Indian Movement“ anschließt. Doch das Schicksal wendet sich erneut gegen ihn. Als alter Mann begegnet Guevara dann dem Banker Greg Norman…

Hinter den handgezeichneten Cover dieses Buches verbirgt sich ein gekonnt verwobenes Geflecht aus Fiktion, Geschichte und Zeitgeschehen.
Allein wegen des Protagonisten Che Guevara werden wohl viel Leser dieses Buch nicht "einfach so" zur Unterhaltung zur Hand nehmen, sondern weil sie an der Person Che interessiert sind.
Und man kann dieses Buch auch nicht "einfach so" lesen. Man macht sich wie von selbst Gedanken zum Geschriebenen und hinterfragt die realen Hintergründen.

Der Leser erfährt in Rückblicken und Briefen Details über das tatsächliche Leben des Commandante und außerdem so einiges über die amerikanische Geschichte der Neuzeit, wie zum Beispiel die AIM - die amerikanische Indianerbewegung - und deren Ziele und Schwierigkeiten in einem Land, das seinen Ureinwohnern nicht sonderlich gewogen ist.

Man merkt deutlich, dass Autor Richard G. Buzzi hier sehr viel Zeit und Energie investiert hat, um so viele belegte Details wie möglich einfließen zu lassen.
Zwischenzeitlich ist nicht mehr zwischen Fiktion und Wahrheit zu unterscheiden und es lohnt sich durchaus Google zu bemühen, um herauszufinden, welcher der Protagonisten tatsächlich lebt(e) und was er oder sie alles geleistet hat.
Der Autor hat aber nicht nur die reale Basis seines Buches bis ins Detail recherchiert, sondern er präsentiert nebenbei immer wieder Lebensläufe von Nebenfiguren und Statisten.
Dies verstärkt die Vermischung von Realität und Fiktion noch zusätzlich.

Die Protagonisten sind sehr gut und detailliert charakterisiert.
Man fühlt nicht nur Ches inneren Konflikt, als er realisiert, dass der Erzfeind nicht nur böse und schlecht ist. Seine Persönlichkeit erlebt einen interessanten Wandel.
Und auch das Weltbild des zweiten Protagonisten Greg Norman gerät gehörig ins Wanken, als er bemerkt, dass seine kapitalistisch geprägtes Weltbild bei weitem keine Lösung für jedes Problem parat hat.
Kritisch werden die gesellschaftlichen Zustände in den USA beleuchtet, sei es die Ungerechtigkeit gegenüber den Indianer als auch die Willkür des Machtapparats. An manchen Stellen nehmen die Diskussionen fast philosophische Züge an.

Das Buch lässt sich zügig und flüssig lesen. Die Kapitel sind in sich unterteilt. Die Schrift ist relativ groß. Als besonderes Stilmittel werden Briefe eingesetzt. Che schreibt nicht nur an Fidel Castro und seine Kinder, sondern auch an weitere Personen der Weltgeschichte.

Ein wirklich interessantes Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch den persönlichen Horizont erweitern könnte. Leseempfehlung besonders für Che Fans, die über den Tellerrand blicken können.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Mordermittlung mit italienischer Mentalität.

Venezianische Verwicklungen
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Luca Brassoni – Ermittler mit dem besten Gespür bei der Polizei von Venedig – wird zu dem Fundort einer Leiche gerufen. Vor der Gallerie dell’Accademia am Südufer des Canal Grande. Das Opfer sollte die ...

Luca Brassoni – Ermittler mit dem besten Gespür bei der Polizei von Venedig – wird zu dem Fundort einer Leiche gerufen. Vor der Gallerie dell’Accademia am Südufer des Canal Grande. Das Opfer sollte die Echtheit eines Picassos klären. Ein Gemälde, das viele Begehrlichkeiten weckt. Luca Brassoni lässt sich von der eleganten Kunstwelt nicht blenden, dazu kennt er die Menschen, vor allem seine Venezianer, viel zu gut.

Der erste Fall von Commissario Brassoni ist eine spannende und kurzweilige Reise durch das schöne Venedig.
Die Autorin beschreibt Orte, Gebäude und Menschen sehr detailliert. Dabei wird sie zu keiner Zeit langatmig oder langweilig. Man hat sofort das Gefühl selbst vor Ort zu sein und mit den Ermittlern durch die Straßen zu streifen.

Der Protagonist Luca Brassoni und seine Kollegen sind durchweg sympatisch. Durch Andeutungen und kleine Verweise auf "frühere" Fälle und Beziehnungen bekommen die Figuren Tiefe, haben Stärken und Schwächen und sind absolut menschlich. Es macht richtig Spaß sie bei der Lösung des Falles und auch bei der Bewältigung ihrer ganz privaten Probleme zu verfolgen.

Wer einen nervenzerrenden Crime-Thriller erwartet wird hier enttäuscht. Dieser Krimi spielt sich in der typisch entspannten italienischen Mentalität ab. Die Ermittler gehen besonnen und ruhig vor. Finden immer wieder Zeit ihre schöne Heimat zu bewundern und auch mal gut essen zu gehen. Und auch kleine komplizierte Liebeleien sind ein Thema. Trotzdem verlieren sie ihr Ziel nicht aus den Augen.
Das mag jetzt nicht besonders spannend klingen, aber langweilig wird es zu keiner Zeit.

Die Autorin schafft es durch ihren flüssigen und nicht zu komplizierten Stil den Leser in Venedig eintauchen zu lassen. Sie erschafft tolle Protagonisten und verruchte Kriminelle. Immer wieder eingestreute italienische Floskeln und Redewendungen machen die Reise in das meditarrane Land noch authentischer.

Für den interessierten Leser, der eine kurzweilige Lektüre sucht und gerne auch mal einem entspannten Ermittler bei der Arbeit zuschaut, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
Mit diesem Buch kann man es sich an einem schönen Tag im Garten gemütlich machen und in die herrlichen Straßen Venedigs abtauchen.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein mörderisch malerischer Ausflug in die Provence.

Das Bücherhaus
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Als Kommissar Luc Vidal den Tod der vierundachtzigjährigen Claire untersucht, ahnt er nicht, dass dies eine Welle von Gewalttaten auslösen wird. Dabei rücken eine Gruppe von Claires Jugendfreunden und ...

Als Kommissar Luc Vidal den Tod der vierundachtzigjährigen Claire untersucht, ahnt er nicht, dass dies eine Welle von Gewalttaten auslösen wird. Dabei rücken eine Gruppe von Claires Jugendfreunden und ein Buch mit Briefen von Francesco Petrarca in den Mittelpunkt. In einem Wettlauf gegen die Zeit muss Vidal herausfinden, welches Geheimnis Petrarcas Briefe und dessen Gedichtsammlung an Laura birgt. Denn eines ist gewiss: Irgendwo zwischen den Kalkfelsen der Dentelles de Montmirail, den Weinbergen von Gigondas und der trügerischen Idylle von L’Isle-sur-la-Sorgue wartet der Tod auf das nächste Opfer.

Das Bücherhaus ist ruhiger Krimi aus der Provence. Kommissar Luc Vidal verkörpert den französischen Beamten, der nichts mehr liebt als seine Heimat, gutes Essen und die Natur um ihn herum. Unterstützung bekommt er von dem Kochbuchautor Anselm und dessen Freundin.
Durch eine listenreiche und raffinierte junge Dame werden sie in einen Kriminalfall gezogen, der alle verwirrt.

Die Charaktere haben alle besondere Eigenheiten, die dem Leser mal mehr oder weniger sympathisch sind. Sie sind aber alle gut ausgearbeitet und erwecken die Geschichte zum Leben. Da aber recht schnell sehr viele Charaktere auftreten, muss man aufpassen jeden richtig zuzuordnen.
Der Fall selbst ist recht verzwickt, so dass man schonmal leicht den Faden verlieren kann. Er ist nach dem typischen Prinzip des "Wer-hat-es-getan?" aufgebaut. Es gibt viele Verdächtige und auch einige falsche Spuren. Außerdem bekommt der Leser ein umfangreiches Bild der Provence mit ihren Landschaften, ihrer Kultur und vielen kulinarischen Genüssen präsentiert. Dadurch wird die Mordserie teilweise schon fast zu Nebensache.
Wer Frankreich und insbesondere die Provence und die damit verbundene Lebensweise liebt, ist in diesem Buch bestens aufgehoben.
Alle anderen Leser mögen bemängeln, dass den Morden und der damit verbundenen Ermittlung nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Eine schöne Idee sind die Erklärungen und Bilder am Ende des Buches. Auf dem ebook-Reader sind diese zwar nur in Schwarz-Weiß zu sehen, aber sie vermitteln noch ein besseres Bild vom Handlungsort. Außerdem wird so deutlicher welche Bezüge zu Petrarca real sind was der Autor für seine Geschichte dazu erfunden hat.

Insgesamt eine schöne Sommer- und/oder Urlaubslektüre.