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Veröffentlicht am 11.10.2020

Packender Roman über eine schillernde Königin und einen Schreiber mit Geheimnissen

Das Buch der Königin
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Dieser Roman beleuchtet das Schicksal einer interessanten Persönlichkeit des Mittelalters: Konstanze von Sizilien ist heute, wenn überhaupt, nur als Mutter des bedeutenden Staufer-Kaisers Friedrich II ...

Dieser Roman beleuchtet das Schicksal einer interessanten Persönlichkeit des Mittelalters: Konstanze von Sizilien ist heute, wenn überhaupt, nur als Mutter des bedeutenden Staufer-Kaisers Friedrich II bekannt. Doch auch ihr eigenes Leben nahm einen aufsehenerregenden Verlauf:
Nach einer behüteten Kindheit im Palermo, damals ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, wird sie bald mit den Schattenseiten der Macht konfrontiert. Als klar wird, dass sie die letzte Erbin des normannischen Geschlechts der Hauteville ist, entschließt sie sich im Jahr 1186 mit über 30 Jahren doch noch zu einer Heirat, und zwar mit König Heinrich, dem Sohn des großen Kaisers Friedrich Barbarossa.
Die sizilianische Krone und einen Erben – das ist alles, was ihr Ehemann von ihr will. Vor allem mit letzterem hapert es aber und auch sonst verschlechtert sich das Verhältnis zwischen den beiden immer mehr.
Parallel dazu wird die Geschichte des fiktiven Gottfried von Streitberg erzählt. Nach dramatischen Ereignissen, deretwegen er als Mörder gesucht wird, muss er gemeinsam mit seiner Schwester aus seiner Heimat fliehen. Er erweist sich als begabter Schreiber und Buchmaler und landet schließlich an Heinrichs Hof, wo er auch Konstanze kennenlernt und sich daranmacht, ein ganz außergewöhnliches Werk zu verfassen.

Romane über reale historische Personen sind natürlich immer schwierig und es ist wohl kaum möglich, deren wahren Charakter richtig zu erfassen, erst recht, wenn sie wie hier Gegenstand diverser Propaganda waren. Ich habe aber jedenfalls den Eindruck, dass die Autorin gründlich recherchiert hat. Außerdem runden weiterführende Literaturhinweise die Darstellung ab.
Die Handlung wird in einem eher schlichten, jedoch mitreißenden Stil erzählt, mit kurzen Kapiteln und häufigen Schauplatzwechseln. Etwas eigenartig ist lediglich, dass es sowohl Passagen gibt, die von Konstanze in Ich-Form geschildert werden, als auch solche, die aus ihrer Sicht in der dritten Person geschrieben sind.
Nichtsdestotrotz konnte ich mich gut in die verschiedenen Protagonisten hineinversetzen, und es ist schön, sie bei ihren Abenteuern zu begleiten. Es findet nur bisweilen etwas zu viel Schwarz-Weiß-Malerei statt.
Außerdem ist es insbesondere im Handlungsstrang um Gottfried unrealistisch, wie gut sich immer wieder alles fügt und wie leicht einige Probleme gelöst sind, und es gibt auch ein paar Ungereimtheiten bzw fallen Themen mit Konfliktpotential irgendwann einfach „unter den Tisch“.

Dadurch wird der positive Gesamteindruck aber kaum beeinträchtigt.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Neuer Blick auf die Quantenphysik

Quantenwelt
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Die Quantenphysik gehört wohl zu den faszinierendsten, aber auch umstrittensten Themen der modernen Wissenschaft. Viele der Aussagen der heute gängigen Theorie der Quantenmechanik scheinen unserer Wahrnehmung ...

Die Quantenphysik gehört wohl zu den faszinierendsten, aber auch umstrittensten Themen der modernen Wissenschaft. Viele der Aussagen der heute gängigen Theorie der Quantenmechanik scheinen unserer Wahrnehmung und dem „gesunden Menschenverstand“ zu widersprechen. Gerade deshalb ist dieser Bereich wohl auch bei Esoterikern aller Arten so beliebt.
Lee Smolin zeigt hier auf, dass die Quantenmechanik keinesfalls alternativlos ist und postuliert, dass es sehr wohl möglich ist, eine Interpretation der Quantenphysik zu finden, die auch mit dem Realismus vereinbar ist. Wobei er Realisten als Personen definiert, die glauben, dass die natürliche Welt Eigenschaften besitzt, die unabhängig von unseren Wahrnehmungen und unserem Wissen existieren und dass diese Eigenschaften von uns verstanden und beschrieben werden können.
Er vertritt die Ansicht, dass die Quantenmechanik zwar äußerst erfolgreich, aber unvollständig ist, und stellt seine eigenen Theorien über die Quantenwelt vor.
Im ersten Teil behandelt er aber zunächst die wichtigsten Eigenschaften der Quanten, die Fragen und Probleme in diesem Bereich und die Antworten der Quantenmechanik sowie deren Lücken.
Anschließend erläutert er die wichtigsten Alternativen, die von Realisten in den letzten Jahrzehnten vorgeschlagen wurden und erklärt deren Vorzüge und Schwachstellen.

Damit ist der Boden bereitet für die Beschreibung seiner eigenen Ansichten. Er geht von einigen Prinzipien aus, wie Hintergrundunabhängigkeit, Relationalismus, kausale Vollständigkeit usw, und kommt zu dem wesentlichen Schluss, dass die Zeit im Sinne der Verursachung fundamental und irreversibel sei, der Raum dagegen emergent. So können unter anderem auch Probleme im Zusammenhang mit Lokalität, die in der Quantenphysik immer besonders geheimnisvoll scheinen, unter einem neuen Blickwinkel gesehen werden.

Nun kann ich nicht beurteilen, ob er mit all seinen Überlegungen recht hat. Positiv finde ich jedenfalls, dass er selbst seinen eigenen Aussagen gegenüber kritisch bleibt – Zitat „Diese Theorie ist neu und wie jede neue Theorie höchstwahrscheinlich falsch.“.
Andererseits wirkt seine häufige Verwunderung darüber bzw Kritik daran, dass sich die Quantenmechanik trotz ihrer Unzulänglichkeiten durchsetzen konnte, bisweilen etwas unsachlich.
Geschrieben ist dieses Buch in einem flüssigen Stil, ohne Formeln, dafür mit vielen bildhaften Beschreibungen und Vergleichen. Dies alles macht es auch Laien leichter, den Ausführungen zu folgen. Viele Details habe ich dennoch nicht ganz verstanden – was vielleicht sogar gerade daran liegt, dass an manchen Stellen zu sehr vereinfacht wurde - zumindest die Grundideen sind aber nachvollziehbar.

Fazit: Dieses Werk bietet spannende Einblicke in ein interessantes Forschungsgebiet.
Auch wenn es sicher noch einige Zeit dauern wird, bis abzusehen ist, welche der hier präsentierten Ideen sich bewähren und vielleicht sogar tatsächlich zu einer Umwälzung unseres Weltbildes und zu der lang gesuchten Verknüpfung von Relativitätstheorie und Quantenphysikbeitragen können.

Veröffentlicht am 04.10.2020

An sich interessante Geschichte langatmig erzählt

Rebell der Krone
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Nicht nur weil „Braveheart“ einer meiner Lieblingsfilme ist, finde ich die schottische Geschichte faszinierend und bei Robert Bruce handelt es sich zweifellos um eine interessante historische Persönlichkeit. ...

Nicht nur weil „Braveheart“ einer meiner Lieblingsfilme ist, finde ich die schottische Geschichte faszinierend und bei Robert Bruce handelt es sich zweifellos um eine interessante historische Persönlichkeit.
Aber – und damit komme ich gleich zum Kern des Problems – kaum jemand hatte ein so interessantes Leben, dass es wirklich sinnvoll ist, ihm drei Romane mit jeweils über 600 Seiten zu widmen.

Dieser erste Teil der Trilogie befasst sich im Wesentlichen mit der Zeit von 1286 (Tod des schottischen Königs Alexander) bis 1299. Dabei wird vor allem Roberts Leben in (zu) großer Ausführlichkeit dargestellt. Zahlreiche Kapitel werden aber auch aus anderen Perspektiven erzählt.
Die Leser erleben beispielsweise Roberts Konflikte mit seinem Vater, seine Bewunderung für seinen Großvater und seine ständigen Zweifel, ob der von ihm eingeschlagene Weg der richtige ist und wie er einander widersprechenden Eiden gerecht werden kann.

Normalerweise mag ich es, wenn in historischen Romanen viel echte Geschichte vorkommt. Hier war es mir aber doch zu viel. Es treten gefühlt hunderte Angehörige des schottischen und englischen Adels auf, die meist nur oberflächlich vorgestellt werden, sodass es mir schwerfiel, mich bei den vielen Namen zurecht zu finden und sie auseinander zu halten.
Das Ganze wird streckenweise sehr langatmig geschildert. Außerdem nehmen Kampfesszenen für meinen Geschmack zu viel Raum ein.
Trotz der weitschweifigen Beschreibungen konnte ich jedoch keine richtige Verbindung zu dem Protagonisten aufbauen. Seine Gedanken und Handlungen werden zu abstrakt beschrieben, er wirkt eher wie ein Idealtypus als wie ein echter Mensch, weshalb ich mich nicht gut in ihn hineinversetzen oder mit ihm mitfühlen konnte.

Wenngleich man der Autorin zugutehalten muss, dass sie wohl gründlich recherchiert und sich eines spannenden Themas angenommen hat, konnte mich dieser Roman daher nicht recht überzeugen.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Kompakter Überblick zur Geschichte der Evoltuionstheorie(n)

Die Entdeckung der Evolution
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Die Autoren beschreiben hier den Weg, der zu unserem heutigen Verständnis der Evolution geführt hat.
Sie beginnen ihre Ausführungen bereits in der Antike, bei den dort aufgestellten Ursprungstheorien und ...

Die Autoren beschreiben hier den Weg, der zu unserem heutigen Verständnis der Evolution geführt hat.
Sie beginnen ihre Ausführungen bereits in der Antike, bei den dort aufgestellten Ursprungstheorien und folgen der weiteren Entwicklung über die Aufklärung bis zu den Denkern des 19. Jahrhunderts.
Den Großteil des Buches nehmen aber natürlich Charles Darwins Werk und seine Folgen ein. Die wesentlichen Aussagen der Theorie der Evolution durch natürliche Auslese, ihre Zusammenhänge mit anderen Teilgebieten der Biologie sowie ihre Weiterentwicklung im Verlauf der letzten 200 Jahre werden geschildert.
Dabei wird auch auf diverse Gegenpositionen und Kontroversen eingegangen.

Obwohl der trockene Schreibstil der Faszination dieses Themas nicht gerecht wird, hat mir die Lektüre gut gefallen. Es ist interessant, die jeweils unterschiedliche Rezeption von Darwins Ideen im Lauf der Zeit und in verschiedenen Ländern mitzuverfolgen.
Die Ausführungen sind knapp gehalten und konzentrieren sich auf das Wesentliche. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis erleichtert es aber, sich in den einen oder anderen Punkt noch weiter zu vertiefen.

Als Einstieg in die Materie würde ich dieses Buch allerdings nicht empfehlen. Der Text ist doch sehr mit Fachbegriffen gespickt, die in dem kurzen Glossar auch nur teilweise erklärt werden.

Veröffentlicht am 09.08.2020

Ermittlungen im Umfeld der Festspiele

Jedermannfluch
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Auch der achte Teil dieser Regionalkrimi-Reihe ist im wunderschönen Salzburg angesiedelt. Martin Merana und Co haben einmal mehr im Umfeld eines bedeutenden Kulturbetriebes zu ermitteln. Diesmal ist das ...

Auch der achte Teil dieser Regionalkrimi-Reihe ist im wunderschönen Salzburg angesiedelt. Martin Merana und Co haben einmal mehr im Umfeld eines bedeutenden Kulturbetriebes zu ermitteln. Diesmal ist das Ensemble der weltberühmten Jedermann-Aufführung von dramatischen Todesfällen betroffen.
Isolde Laudess, deren Schwester als Buhlschaft brilliert, die selbst aber nur eine kleine Rolle in dem Stück ergattert hat, stirbt unter seltsamen Umständen. Bald wird klar, dass es sich um einen Mord handelt. Sie galt als schwierige Persönlichkeit mit wenig Talent. Ist der Täter im Kollegenkreis zu suchen? Oder hängt der Fall mit einem illegalen Autorennen vor vier Monaten zusammen? Die Kriminalpolizei ermittelt in verschiedene Richtungen.

Wie gewohnt gehen Merana und seine Kollegen den Fall mit klassischen Methoden der Kriminalistik an, durch Befragungen im Umfeld der Opfer und Sich-Einfühlen in die Szenerie. Großartige Technik oder wilde Action-Szenen sucht man hier vergeblich.
Martin Merana tritt diesmal nur in seiner Eigenschaft als Ermittler in Erscheinung, sein Privatleben spielt anders als bei manchen Vorgängern keine Rolle.
Etwas schade fand ich, dass seine Kollegin Carola Salman nur ein paar Kurzauftritte hat. (Wenn es sich hier um eine Fernsehserie handelte, würde ich mutmaßen, dass die Schauspielerin rausgeschrieben werden soll. Bei einer Buchreihe wohl keine sinnvolle Erklärung.)
Die sommerliche Festspiel-Stadt Salzburg stellt aufs Neue eine eindrucksvolle Kulisse für eine interessante Geschichte dar. Sie wird vom Autor auch leidenschaftlich und farbenfroh beschrieben. (Dass manches nicht zur derzeitigen „neuen Corona-Normalität“ passt, konnte er beim Schreiben natürlich noch nicht ahnen.)
Jedoch gab es teilweise schon fast etwas zu viel Kulisse. Bei der Beschreibung des Ambientes geraten die eigentlichen Ermittlungen gelegentlich aus dem Fokus.
Nichtsdestotrotz wird einige Spannung aufgebaut und man kann beim Lesen auch gut selbst mitraten und Zusammenhänge herstellen. Die Auflösung konnte mich allerdings nicht ganz überzeugen.

Alles in allem dennoch ein gut geschriebener und unterhaltsamer Krimi. Ich freue mich schon auf den nächsten Band!

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