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Veröffentlicht am 26.02.2024

Schöne Landschaftsbeschreibungen, aber kein Krimi

Bitterwasser
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Carolin Halbach zieht von Düsseldorf nach Bad Gastein, um die Leitung der dortigen Bibliothek, die sich in einem neu gegründeten Kulturzentrum mitten im historischen Ortskern befindet, zu übernehmen. Der ...

Carolin Halbach zieht von Düsseldorf nach Bad Gastein, um die Leitung der dortigen Bibliothek, die sich in einem neu gegründeten Kulturzentrum mitten im historischen Ortskern befindet, zu übernehmen. Der erste Eindruck von dem Ort ist eher durchwachsen, doch schnell gewöhnt sie sich an die neue Umgebung und stürzt sich mit Begeisterung in ihre Tätigkeit.
Die Eröffnung der Bibliothek wird allerdings von einem Todesfall überschattet, der sich bald als Mord herausstellt. Die Polizei hat schnell eine Verdächtige gefunden, doch Carolin hat Zweifel. Außerdem scheint jemand die Arbeiten am Kulturzentrum sabotieren zu wollen.

Die Autorin hat ihre Hausaufgaben gemacht: Landschaft und Leben in Gastein werden anschaulich und überwiegend realitätsnah beschrieben. Nur manche Eigenheiten des Ortes und seiner Bewohner sind ein bisschen überzeichnet. Wesentliche Abweichung von der Realität ist die Revitalisierung des seit langem leerstehenden Kongresshauses, aber vielleicht erfüllt sich diese Prophezeiung ja eines Tages.
Es ist schön, gemeinsam mit Carolin mehr und mehr von Bad Gastein zu entdecken und zu beobachten, wie sie sich langsam einlebt und wie sie sich generell als Deutsche in Österreich zurechtfindet. Außerdem treten interessante, bisweilen etwas skurrile Personen auf.

Als Krimi kann man diesen Roman jedoch nicht bezeichnen. Zunächst mal ist der Erzählstil eher gemächlich, was nicht gerade dazu beiträgt, Spannung aufzubauen. Dazu kommt, dass der Mord über weite Strecken bloß eine Nebenrolle einnimmt. Er wird zwar immer wieder mal erwähnt, es gibt aber nur wenige Szenen, die echte „Ermittlungen“ (im weitesten Sinne) beschreiben. Außerdem ist die Auflösung sehr vorhersehbar.
Fazit: Die Protagonisten als solches hätten sicher Potential (und Bad Gastein als Schauplatz erst recht), die Autorin sollte sich in Zukunft allerdings besser an einem anderen Genre versuchen.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Fundierter Überblick zur Genetik (vor allem der Viren)

Wilde Gene
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Obwohl die Aufmachung dieses Werkes (mit Comic-artigen Zeichnungen etc) es nicht gleich vermuten lassen würde, hat es doch einiges zu bieten. In lockerem Tonfall erklären die Autoren beispielsweise, was ...

Obwohl die Aufmachung dieses Werkes (mit Comic-artigen Zeichnungen etc) es nicht gleich vermuten lassen würde, hat es doch einiges zu bieten. In lockerem Tonfall erklären die Autoren beispielsweise, was es mit Genen und DNA auf sich hat, wie die Evolution hin zu immer komplexeren Lebensformen abgelaufen ist, wie es vor allem den Viren immer wieder gelingt, sich die Mechanismen in fremden Zellen zunutze zu machen und abschließend, wieso gerade Viren auch für therapeutische Zwecke eingesetzt werden könnten - und einiges mehr. Daneben stellen sie auch die Personen vor, welche an bedeutenden Fortschritten und Erkenntnissen in diesen Bereichen beteiligt waren (und verhehlen auch deren Schattenseiten nicht).

Mache Aussagen sind vielleicht ein bisschen zu flapsig und die Episoden um die „Tante Hedwig“ hätten etwas kürzer ausfallen können. Außerdem kann bei einer solchen Themenfülle auf nur ca 270 Seiten natürlich nicht sehr in die Tiefe gegangen werden. Insgesamt wirkt der Inhalt aber fachlich fundiert.

In erster Linie richtet sich dieses Buch an Einsteiger. Aber auch Fortgeschrittene können auf unterhaltsame Weise ihr Wissen auffrischen und noch das eine oder andere dazulernen.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Interessante Familienkonstellation

Eine perfekte Familie
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Dieses in Sydney angesiedelte Familiendrama spielt auf zwei Zeitebenen:
Jetzt: Die Geschwister Amy, Logan, Troy und Brooke machen sich Sorgen: Ihre Mutter Joy ist seit Tagen verschwunden und hat nur eine ...

Dieses in Sydney angesiedelte Familiendrama spielt auf zwei Zeitebenen:
Jetzt: Die Geschwister Amy, Logan, Troy und Brooke machen sich Sorgen: Ihre Mutter Joy ist seit Tagen verschwunden und hat nur eine kryptische Nachricht hinterlassen.
Monate zuvor: Jahrzehntelang hat Joy gemeinsam mit ihrem Mann Stan eine Tennisschule betrieben und daneben vier Kinder großgezogen, die alle auch irgendwann Wettkampftennis gespielt haben. Nun könnte sie eigentlich ihren Ruhestand genießen, empfindet ihren Alltag jedoch als eher eintönig. Ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als die junge Savannah vor ihrer Tür steht und um Hilfe bittet. Sie zieht bei ihnen ein und wird für Joy bald Ersatztochter und unentbehrliche Hilfe im Haushalt in einem. Aber hat Savannah die Wahrheit über ihre Vergangenheit gesagt?

Die Kapitel werden abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Ich konnte mich daher gut in Joy und ihre Kinder hineinversetzen, die alle sehr unterschiedliche Persönlichkeiten haben, welche aber nachvollziehbar und ohne allzu viele Klischees dargestellt werden. Die Höhen und Tiefen einer langjährigen Ehe, die Herausforderungen, denen sich die Protagonisten gegenüber sehen und die immer noch engen Bande innerhalb der Familie werden lebendig beschrieben.
Dass die im „Jetzt“ spielenden Passagen Großteils aus der Sicht von Personen erzählt werden, die nicht zur Familie gehören (beispielsweise der ermittelnden Polizeibeamtin, einer Kellnerin, einer Nachbarin...), gibt der Geschichte außerdem einen interessanten Dreh.
Es wird auch einige Spannung aufgebaut, in erster Linie natürlich durch die Fragen, was mit Joy passiert ist und was es mit Savannah auf sich hat. Doch auch die Nebenhandlungen halten einige Überraschungen bereit. Durch das Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart wird man außerdem zum Miträtseln animiert und gibt es aufschlussreiche Einsichten.
Die Auflösung wirkt dann zwar ein bisschen weit hergeholt und nicht wirklich realistisch. Dies hat meinen Lesespaß allerdings kaum getrübt, handelt es sich hier doch nicht um einen Krimi.
Es ist schön, die Dynamiken innerhalb einer Familie und das Zusammenspiel interessanter Charaktere zu beobachten.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Vom Alltag in einer Diktatur

Der Report der Magd
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Ich möchte vorausschicken, dass ich die auf diesem Roman basierende Serie noch nicht gesehen habe. Ich werde das aber wahrscheinlich bald nachholen. Die Grundidee dieser Dystopie ist faszinierend und erschreckend ...

Ich möchte vorausschicken, dass ich die auf diesem Roman basierende Serie noch nicht gesehen habe. Ich werde das aber wahrscheinlich bald nachholen. Die Grundidee dieser Dystopie ist faszinierend und erschreckend zugleich, sodass mein Interesse geweckt wurde, obwohl ich dieses Genre ansonsten kaum lese.

Die Magd „Desfred“ (ihr richtiger Name wird nie genannt) tritt als Ich-Erzählerin auf und berichtet von ihrem Leben in „Gilead“. Hierbei handelt es sich um eine USA der Zukunft, wo eine fundamentalistische Gruppierung die Macht übernommen hat. Die Verfolgung abweichender Glaubensrichtungen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen bestimmt ebenso den Alltag wie die Unterdrückung der Bevölkerung, insbesondere der Frauen. Jeder Person ist eine gewisse Rolle zugeteilt, gemäß derer sie sich zu verhalten hat. Desfreds Aufgabe besteht darin, einem hochrangigen Kommandanten und seiner Frau zu Nachwuchs zu verhelfen. Sie steht unter ständiger Überwachung und ist häufig verzweifelt. Einzig die Erinnerungen an eine glücklichere Vergangenheit halten sie etwas aufrecht.

Die Geschichte ist zweifellos ergreifend. Ich hatte jedoch vor allem zu Beginn einige Probleme damit, in die Handlung hineinzufinden. Informationen dazu, was da eigentlich vorgeht oder wie es zu dieser Diktatur kommen konnte, werden erst eher spät und nur bruchstückhaft eingestreut. Wirklich klar(er) werden viele Dinge erst durch die „Historischen Anmerkungen“ am Ende, wo ein Symposion im Jahr 2195 beschrieben wird, welches den „Report der Magd“ als Zeitdokument aus dem inzwischen untergegangenen Gilead behandelt. Dabei handelt es sich um einen gelungenen Kunstgriff der Autorin.
Außerdem fiel es mir schwer, mit der Protagonistin warm zu werden. Sie hat ihre Fehler und wirkt öfters widersprüchlich in ihren Gedanken und Verhaltensweisen, was angesichts ihrer Lebensumstände aber natürlich auch verständlich ist. Und es ist ja auch gut, dass hier aus der Sicht einer „normalen“ Frau erzählt wird, die eben in eine fast unvorstellbare Situation gerät. Dass die „wirklichen“ Persönlichkeiten der Leute in ihrem Umfeld weitgehend im Dunkeln bleiben, illustriert ebenfalls gut die Verhältnisse in einer Diktatur, welche jede Individualität auslöschen möchte.

Alles in allem ist dieses Werk empfehlenswert und regt zum Nachdenken an. Auch wenn manches, was in Gilead geschieht, etwas unrealistisch oder weit hergeholt wirkt (aber kann man sich dessen wirklich sicher sein?), waren doch gerade in den letzten Jahren (auch in den USA) zunehmend fundamentalistische Tendenzen erkennbar. Daher ist diese Lektüre auch heute noch aktuell.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Bunt gemischte Kräuter-Krimis

Majoran, Mord und Meisterwurz
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Manfred Baumann hat hier sieben Kurz-Krimis rund um das Thema Kräuter verfasst. In zweien davon tritt der schon aus früheren Kräuter-Krimis bekannte Benediktiner-Pater und Kräuterexperte Gwendal als Ermittler ...

Manfred Baumann hat hier sieben Kurz-Krimis rund um das Thema Kräuter verfasst. In zweien davon tritt der schon aus früheren Kräuter-Krimis bekannte Benediktiner-Pater und Kräuterexperte Gwendal als Ermittler in Erscheinung. Dazwischen begegnen wir beispielsweise einem Auftragskiller, der sich von einer Blume inspirieren lässt, einem Koch, der ein ganz besonderes Gericht für ein Restaurant im Weltraum kreieren möchte oder einer Polizistin, die in die Suche nach dem „Frauenmantel-Mörder“ involviert ist.

Die Geschichten werden flott erzählt und sind abwechslungsreich gestaltet, sowohl was die Schauplätze als auch was die auftretenden Personen betritt. Auch gelingt es dem Autor gut, Informationen über diverse Pflanzen in die Handlung einfließen zu lassen.
Wirklich viel Spannung kommt allerdings nicht auf. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz, sodass einige interessante Figuren oder Handlungselemente nicht richtig zur Geltung kommen, außerdem ist vieles vorhersehbar.
Nichtsdestotrotz ist die Lektüre unterhaltsam und ich konnte sogar ein bisschen was dazulernen.