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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2019

Waringham in bewegten Zeiten

Teufelskrone
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Wie sicher auch viele andere Fans habe ich schon lange auf eine Fortsetzung der Waringham Saga gehofft und mich daher sehr drüber gefreut, dieses Werk im Rahmen einer Leserunde vorab kennenlernen zu dürfen.
Wobei ...

Wie sicher auch viele andere Fans habe ich schon lange auf eine Fortsetzung der Waringham Saga gehofft und mich daher sehr drüber gefreut, dieses Werk im Rahmen einer Leserunde vorab kennenlernen zu dürfen.
Wobei „Fortsetzung“ hier nicht ganz das richtige Wort ist, setzt die Handlung doch im Jahr 1193 ein, also über 150 Jahre vor „Das Lächeln der Fortuna“.

Wir folgen dem Lebensweg des Yvain of Waingham, der in den Dienst von John „Ohneland“ tritt. Dieser möchte aus dem Schatten seines Bruders, des strahlenden Königs Richard Löwenherz, treten, was ihm selbst nach dessen Tod nicht recht gelingen will.
Yvain erlebt an seiner Seite so manche Erfolge, jedoch noch viel mehr Niederlagen und wird Zeuge diverser Übeltaten. Er beginnt daher mehr und mehr zu hinterfragen, wie weit seine Vasallentreue wirklich gehen muss. Auch in seinem Privatleben gibt es einige Turbulenzen.
Für Leser der bisherigen Teile ist die Lektüre wie ein Nach-Hause-Kommen. Nicht nur der Ort Waringham als solches weist einen hohen Wiedererkennungswert auf, auch einige Protagonisten haben Waringham-typische Eigenschaften.

Wie immer gelingt es Rebecca Gable hervorragend, reale historische Fakten mit fiktiven Personen und Ereignissen zu einer fesselnden Geschichte zu verschmelzen. Der Erzählstil ist mitreißend, sodass man wunderbar in vergangene Zeiten eintauchen kann.
Sämtliche auftretenden Personen sind lebendig und meist nachvollziehbar gezeichnet, selbst viele Nebendarsteller sind mit jeweils eigenen Persönlichkeiten ausgestattet. Yvain ist ein sympathischer Held, der durchaus auch seine Fehler hat, gerade dadurch aber „echt“ wirkt und gut in die Zeit passt.
Die spannendste Figur ist aber John Ohneland. Während er sonst in der Regel als reiner Bösewicht dargestellt wird, erscheint er hier als facettenreiches Individuum mit positiven und negativen Merkmalen. Besonders interessant ist die Schilderung des ambivalenten Verhältnisses, das Yvain mit John verbindet. Dies regt auch immer wieder zum Nachdenken an.

So hat mir dieser historische Roman großteils sehr gut gefallen.

Den Schlussteil fand ich allerdings weniger gelungen. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin die Handlung zu schnell abschließen möchte. Einige Dinge hätten ausführlicher beschrieben werden können. So hätte ich beispielsweise gern mehr über die Entstehungsgeschichte der Magna Charta erfahren.
Das Ende ist dann sehr offen, was aber immerhin den Vorteil hat, dass jeder Leser sich seine eigene Version dazu überlegen kann, wie es wohl weitergehen wird – und außerdem darauf schließen lässt, dass es einen weiteren Band geben wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 27.07.2019

Unterhaltsam, aber auch inhaltlich dünn

Über Gott, den Urknall und den Anfang des Lebens
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Ich kannte Harald Lesch bisher nur von seinen Fernseh-Auftritten und habe in der Bibliothek spontan nach diesem Büchlein gegriffen.
Laut Impressum ist dieser Titel erstmals als Hörbuch erschienen, was ...

Ich kannte Harald Lesch bisher nur von seinen Fernseh-Auftritten und habe in der Bibliothek spontan nach diesem Büchlein gegriffen.
Laut Impressum ist dieser Titel erstmals als Hörbuch erschienen, was man dem Text deutlich anmerkt. Er ist in einem sehr lockeren Ton geschrieben. Ich kann mir gut vorstellen, dass er in gesprochener Form zu einem unterhaltsamen und für manche Zuhörer mitreißendem Vortrag wird.
Er richtet sich jedoch nur an absolute Neulinge auf diesem Gebiet. Der Autor gibt ein paar Basisinformationen zu Themen wie Urknall, Entstehung des Sonnensystems oder „Was ist Leben?“. Aber um alle Fragen, die ein bisschen mehr in die Tiefe gehen würden, drückt er sich herum oder überspielt sie mit amüsanten Zwischenbemerkungen.
Auch seine Aussagen zum Thema Gott sind eher Wischiwaschi.
Als kurzweiliger Einstieg in die Materie ist diese Lektüre durchaus brauchbar. Von einem Professor für Astrophysik hätte ich allerdings mehr erwartet.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Eine weitere Geschichte aus Saint-Louis

Der Unfall auf der A35
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Wie schon „Das Verschwinden der Adele Bedeau“ ist auch dieser Roman in der elsässischen Kleinstadt Saint-Louis der frühen 1980er Jahre angesiedelt.
Als Kommissar Gorski eines Nachts am Schauplatz eines ...

Wie schon „Das Verschwinden der Adele Bedeau“ ist auch dieser Roman in der elsässischen Kleinstadt Saint-Louis der frühen 1980er Jahre angesiedelt.
Als Kommissar Gorski eines Nachts am Schauplatz eines tödlichen Verkehrsunfalls eintrifft, scheint es sich dabei um eine Routine-Angelegenheit zu handeln. Doch weil die Witwe des Opfers, des Rechtsanwalts Bertrand Barthelme, ihn bittet, herauszufinden, wo ihr Mann die Stunden vor seinem Tod verbracht hat, sieht er sich den Fall doch genauer an. Dabei bekommt er mehr und mehr den Eindruck, dass Barthelme etwas zu verbergen hatte.
Auch Raymond, der Sohn des Verstorbenen, stellt seine eigenen Nachforschungen an, nachdem er im Schreibtisch seines Vaters einen Zettel mit einer Adresse gefunden hat.

Kommissar Gorski mit all seinen Minderwertigkeitskomplexen, seltsamen Gedankengängen und privaten Problemen entspricht sicher nicht dem Bild eines typischen Polizeibeamten, ist aber auf jeden Fall eine interessante Persönlichkeit.
Zu Raymond konnte ich dagegen keine rechte Beziehung aufbauen. Als Typ passt er dennoch gut in dieses Ambiente und seine Abenteuer treiben die Handlung voran.
Es ist durchaus unterhaltsam, die beiden bei ihren jeweiligen Unternehmungen zu begleiten und in ihre Lebenswelten einzutauchen. Ihre Aktionen sowie Charakterisierungen diverser anderer Bewohner von Saint-Louis und des nahe gelegenen Mülhausen machen den Großteil des Inhalts aus.
Der Kriminalfall tritt demgegenüber eher in den Hintergrund. Daher wird auch kaum Spannung aufgebaut. Die Auflösung ist dann zwar teilweise vorhersehbar und etwas unvollständig, wirkt aber doch stimmig und passt zur Atmosphäre dieses Buches.

Ich würde jedenfalls gerne noch mehr Geschichten aus Saint-Louis lesen.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Zehn umwälzende Ereignisse

Zeitenwende 1979
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Ein Jahr herauszugreifen und auf seine historische Bedeutung hin zu untersuchen, ist eine beliebte Vorgehensweise unter Sachbuch-Autoren. 1979 gehört diesbezüglich jedoch nicht zu den üblichen Kandidaten. ...

Ein Jahr herauszugreifen und auf seine historische Bedeutung hin zu untersuchen, ist eine beliebte Vorgehensweise unter Sachbuch-Autoren. 1979 gehört diesbezüglich jedoch nicht zu den üblichen Kandidaten. Daher war ich doch überrascht, wie viele bedeutende Ereignisse sich in diesem Jahr zugetragen haben.

Dieses Buch befasst sich mit zehn davon: Revolution im Iran, Papst Johannes Paul II in Polen, Revolution in Nicaragua, Chinas Öffnung, Boat People aus Vietnam, Sowjetischer Einmarsch in Afghanistan, Thatchers Wahl und Gründung der Grünen, Zweite Ölkrise, AKW-Unfall in Harrisburg sowie die Fernsehserie „Holocaust“.

Bereits bei einem Blick auf die Inhaltsangabe wird also deutlich, dass hier einige Geschehnisse angesprochen werden, die auch heute noch in Medienberichten und Diskussionen präsent sind.
Der Autor beschreibt jeweils ihre Hintergründe und vor allem ihre Folgen, wobei insbesondere Auswirkungen auf und Reaktionen aus Deutschland – sowohl BRD als auch DDR – relativ breiten Raum einnehmen.
Die Ausführungen dürften gründlich recherchiert sein, was die umfangreichen Anmerkungen beweisen, und bleiben, obwohl bisweilen kontroverse Themen angesprochen werden, weitgehend objektiv. Sie sind aber großteils eher trocken.

Die Lektüre gestaltet sich daher gelegentlich etwas zäh, ist aber auch sehr informativ und regt dazu an, sich mit ein paar Punkten noch genauer auseinander zu setzen.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Das schwarze Loch der Biologie

Der Funke des Lebens
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Nick Lane befasst sich hier mit Themen, über die sich vermutlich sogar viele Biologen noch keine näheren Gedanken gemacht haben. Warum arbeiten Zellen gerade so, wie sie arbeiten? Wie ist die große Lücke ...

Nick Lane befasst sich hier mit Themen, über die sich vermutlich sogar viele Biologen noch keine näheren Gedanken gemacht haben. Warum arbeiten Zellen gerade so, wie sie arbeiten? Wie ist die große Lücke zwischen der morphologischen Einfachheit der Bakterien und der überwältigenden Komplexität aller anderen Lebewesen zu erklären? Derartige Fragen versucht er zu beantworten.

Er verarbeitet dabei viele interessante Informationen und stellt erstaunliche Zusammenhänge her. Letztlich lässt sich für ihn alles darauf zurückführen, wie die Energiegewinnung und -verteilung in den Zellen funktioniert. Dadurch erscheint einiges unter einem neuen Blickwinkel und es kann beispielsweise erklärt werden, wie es zu Fehlgeburten kommt, warum wir altern und sterben oder was der Vorteil von Sex ist.
Seine Ausführungen sind allerdings eher trocken und trotz eines umfangreichen Glossars, in dem viele Begriffe noch mal erläutert werden, oft nicht leicht verständlich.

Obwohl der Inhalt spannend ist, ist daher für die Lektüre doch eine gewisse Kondition vonnöten.