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Veröffentlicht am 26.02.2024

Die Schönheit der deutschen Sprache

Deutsch – Eine Liebeserklärung
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Der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt hat hier eine umfangreiche Liebeserklärung an die Deutsche Sprache verfasst. Er hat dazu zehn Vorzüge identifiziert, unter anderem den flexiblen Satzbau, die ...

Der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt hat hier eine umfangreiche Liebeserklärung an die Deutsche Sprache verfasst. Er hat dazu zehn Vorzüge identifiziert, unter anderem den flexiblen Satzbau, die leserfreundliche Rechtschreibung oder die Herkunft „aus der Mitte der Gesellschaft“ (wovon erst im Zuge der Rechtschreibreform von 1996 abgewichen wurde). Auf sie alle geht er in eher kurzen und mit vielen Beispielen versehenen Kapiteln ein.

Einige der hier genannten Vorzüge gelten zwar genauso für etliche andere Sprachen und die Ausführungen zu fehlerhaftem Deutsch wirken manchmal etwas oberlehrerhaft.
Alles in allem gelingt es dem Autor jedoch gut, zu belegen, wie ausdrucksstark und facettenreich das Deutsche ist und zu zeigen, dass viele Vorurteile gegen diese Sprache unbegründet sind. Hoffentlich kann dieses Buch zahlreiche Leser dazu motivieren, sich mehr für die Pflege und den Erhalt der deutschen Sprache zu engagieren.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Sieben große Fragen

Das rätselhafte Universum
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Die Autoren spüren hier sieben Welträtseln nach. Darunter verstehen sie fundamentale Fragen an die Natur, die sich mit den bestehenden Konzepten und Modellen der Naturwissenschaften nicht beantworten lassen. ...

Die Autoren spüren hier sieben Welträtseln nach. Darunter verstehen sie fundamentale Fragen an die Natur, die sich mit den bestehenden Konzepten und Modellen der Naturwissenschaften nicht beantworten lassen.
Zunächst fassen sie den derzeitigen Kenntnisstand der Physik zusammen und beschreiben, wie die Physiker immer ausgefeiltere Theorien aufstellen, um diverse Phänomene aus Mikrokosmos und Makrokosmos beschreiben und erklären zu können. Wobei jeder wissenschaftliche Durchbruch aber auch wieder zu zusätzlichen Fragestellungen und Problemen führt.
Im zweiten Teil geht es dann an die Betrachtung der Welträtsel, die sich beispielsweise darum drehen, worin das Wesen von Raum und Zeit besteht, wieso die Naturkonstanten genauso justiert zu sein scheinen, dass Leben möglich ist, ob Schönheit ein Kriterium für Wahrheit ist oder wie die Zukunft des Universums aussieht.
Über jede dieser Fragen sind zwar an sich schon genügend andere (auch populärwissenschaftliche) Bücher geschrieben worden und natürlich können auch die Autoren nicht mit wesentlich neuen Antworten aufwarten. Dennoch ist dies ein interessanter Überblick über aktuelle Themen der Forschung und regt auch zum Nachdenken an, gerade bei den eher philosophischen Abschnitten. Außerdem ist die Faszination der Autoren für ihr Fachgebiet spürbar.

Allerdings werden viele wissenschaftliche Begriffe und Konzepte nicht gut oder detailliert genug erklärt. Wirklich nachvollziehen konnte ich die Ausführungen meist nur dort, wo mir der Inhalt zumindest in den Grundzügen bereits aus anderen Publikationen bekannt war.
Leuten ohne Vorkenntnisse würde ich dieses Buch daher nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?:

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
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Bestsellerautor John Green („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“) weist hier in Anlehnung an die Rezensionen im Internet allerlei Dingen zwischen einem und fünf Sterne zu. Dieser Ansatz ist jedenfalls ...

Bestsellerautor John Green („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“) weist hier in Anlehnung an die Rezensionen im Internet allerlei Dingen zwischen einem und fünf Sterne zu. Dieser Ansatz ist jedenfalls originell. Er bewertet alles Mögliche, wie CNN (zwei Sterne), Velociraptoren (drei Sterne), Super Mario Kart (vier Sterne) oder den Film „Mein Freund Harvey“ (fünf Sterne) – und sogar Eigenschaften seines Buches von der Schriftart (viereinhalb Sterne) bis zur Eigenwerbung am Ende (drei Sterne).

Eine Zeit lang ist die Lektüre ganz amüsant, und sie gibt aufschlussreiche Einblicke in die Lebensrealität der US-Amerikaner und ihre Sicht auf die Welt. Der Autor lässt auch viel Persönliches einfließen und geht offen mit seinen Schwächen und psychischen Problemen um.
Mit der Zeit wird es allerdings doch etwas langweilig, eine rein subjektive Betrachtung nach der anderen zu lesen. Die am Buchrücken angekündigten „großen Fragen der Menschheit“ werden höchstens mal kurz gestreift.

Alles in allem sind die Beiträge ziemlich egozentrisch und (sowohl von der Themenauswahl als auch vom Inhalt her) typisch amerikanisch. Den einen oder anderen zu lesen kann dennoch interessant sein. Ein ganzes Buch damit ist aber zu viel.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Ein interessanter Fund, in den viel hineininterpretiert wird

Das Rätsel der Schamanin
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Die Autoren haben sich in früheren Werken bereits ausführlich mit der Himmelsscheibe von Nebra befasst, aus deren Existenz sie auf eine Hochkultur der Bronzezeit auf deutschem Boden schließen wollen.
Hier ...

Die Autoren haben sich in früheren Werken bereits ausführlich mit der Himmelsscheibe von Nebra befasst, aus deren Existenz sie auf eine Hochkultur der Bronzezeit auf deutschem Boden schließen wollen.
Hier reisen sie nun noch weiter in der Zeit zurück und begeben sich ins Mesolithikum, wo sie den Spuren einer mutmaßlichen Schamanin folgen. Ausgangspunkt ist ein 9.000 Jahre altes Grab in Bad Dürrenberg. Erstmals ausgegraben wurde es bereits 1934 (und damals als „Urarier“ interpretiert), eingehender untersucht aber erst ab 2019. Harald Meller war als Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt für die neuen Ausgrabungen und Nachuntersuchungen verantwortlich. Der Bestsellerautor Kai Michel war von Beginn an hautnah dabei.
Dies ist einerseits natürlich vorteilhaft, können so doch sehr unmittelbare Einblicke in die Arbeit des interdisziplinären Forscherteams gegeben werden. Andererseits kommt doch der Verdacht auf, dass auf jeden Fall spektakuläre Ergebnisse produziert werden „mussten“.

Tatsächlich habe ich mich wiederholt gefragt, ob hier nicht manches überinterpretiert wird. Die Autoren betonen zwar ständig, man müsse unvoreingenommen bleiben und dürfe heutige Verhältnisse nicht in die Vergangenheit projizieren. Dennoch haben sie eine gewisse Tendenz zu weit hergeholten Schlussfolgerungen und Mutmaßungen. Und schon allein die Verwendung des Wortes Schamanin ist, wie sie selbst eingestehen, problematisch.
Außerdem nehmen allgemeine Ausführungen, die nicht direkt etwas mit dem Fall zu tun haben, zu viel Raum ein. Teilweise sind diese zwar durchaus aufschlussreich, wenn beispielsweise erklärt wird, dass sich die Evolution der menschlichen Psyche unter ganz anderen Bedingungen vollzogen hat als jenen, welche die moderne Welt bestimmen. Vielfach lenken sie aber eher von den eigentlich relevanten Aussagen ab. (Beispielsweise der Arierwahn der Nazis oder die Brutalität des Kolonialismus. Beides zweifellos wichtige Themen, die jedoch nichts mit dem Mesolithikum zu tun haben.)

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei der alten Dame (unabhängig davon, ob man sie nun als „Schamanin“ bezeichnen möchte oder nicht) um einen beeindruckenden Fund und diejenigen Passagen, die sich tatsächlich mit seiner wissenschaftlichen Analyse befassen, sind sehr interessant. Vor allem, was die Gene der Frau und des mit ihr bestatteten Säuglings betrifft. Doch auch die Grabbeigaben haben einiges zu bieten. Wenn Gespräche mit den beteiligten Forschern geschildert werden, kommt bisweilen sogar etwas Spannung auf.
Ich hätte es aber eben besser gefunden, sich auf die Fakten zu konzentrieren und den Inhalt außerdem generell zu straffen. Die wirklich relevanten Informationen hätte man auch auf der halben Seitenzahl untergebracht.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Spannende Geschichte mit unbefriedigendem Ende

Der langsame Tod der Luciana B
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Der namenlose Ich-Erzähler (dabei handelt es sich offenbar um eine Spezialität des Autors) wird unversehens in einen ebenso spektakulären wie rätselhaften Fall verwickelt, als er eines Sonntags überraschend ...

Der namenlose Ich-Erzähler (dabei handelt es sich offenbar um eine Spezialität des Autors) wird unversehens in einen ebenso spektakulären wie rätselhaften Fall verwickelt, als er eines Sonntags überraschend den Anruf einer Frau erhält, mit der er seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Damals war Luciana eine hübsche junge Studentin, die als Sekretärin des geheimnisvollen Schriftstellers Kloster arbeitete. Nun wirkt sie völlig verändert und psychisch angeschlagen. In den letzten Jahren hatte sie einige Todesfälle in ihrem Umfeld zu verkraften und ist überzeugt davon, dass Kloster dahinter steckt.
Unser Ich-Erzähler hat Zweifel, lässt sich aber dennoch dazu überreden, mit Kloster Kontakt aufzunehmen. Dessen Erklärungen für die Geschehnisse unterscheiden sich natürlich deutlich von Lucianas.
Wer sagt die Wahrheit? Sowohl Lucianas als auch Klosters Versionen wirken einerseits glaubwürdig, gleichzeitig aber auch weit hergeholt. Es gibt am Ende jedoch keine wirkliche, oder jedenfalls keine überzeugende Auflösung.

Außerdem ist das Buch relativ kurz, weshalb sich die Handlung nicht gut entfalten kann. Zudem sind manche Verhaltensweisen der Protagonisten schwer nachvollziehbar und es gibt zahlreiche Ungereimtheiten.
Obwohl zwischendurch und vor allem gegen Ende durchaus einige Spannung aufkommt, konnte mich der Roman daher nicht wirklich überzeugen.
Im Gegensatz zu anderen Büchern von Guillermo Martinez spielt hier übrigens die Mathematik (von ein paar oberflächlichen Ausführungen zur Wahrscheinlichkeit abgesehen) keine besondere Rolle.