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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2018

Interessantes Thema aber viel Unlogisches oder Unrealistisches

The President Is Missing
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Dass ein ehemaliger Präsident als (CAutor eines Thrillers auftritt, finde ich schon sehr interessant. Deshalb habe ich dieses Buch gelesen, obwohl es eigentlich nicht unter meine bevorzugten Genres fällt. ...

Dass ein ehemaliger Präsident als (CAutor eines Thrillers auftritt, finde ich schon sehr interessant. Deshalb habe ich dieses Buch gelesen, obwohl es eigentlich nicht unter meine bevorzugten Genres fällt.
Die Ausgangssituation ist vielversprechend: US-Präsident Jon Duncan sieht sich einer gewaltigen Herausforderung gegenüber. Sein Land wird von einem Computervirus bedroht, dessen Aktivierung verheerende Folgen hätte. Er ist immer bestrebt, das Richtige zu tun, wozu diesmal auch gehört, dass er selbst vor seinen engsten Mitarbeitern und erst recht vor der Öffentlichkeit Geheimnisse haben muss. Außerdem scheint es einen Verräter in den eigenen Reihen zu geben.

Dieser Roman bietet faszinierende Einblicke in die Vorgänge im Weißen Haus sowie die Arbeitsweise der US-Regierung.
Da der Großteil der Geschichte von Jon in Ich-Form erzählt wird, erhält man einen sehr unmittelbaren Eindruck und es fällt leicht, sich in ihn hineinzuversetzen. Für meinen Geschmack wirkt er allerdings zu gut und edel, wie man sich den idealen Politiker vorstellt, während seine diversen Gegner nur negativ dargestellt werden.
Der Beginn ist packend und es wird einige Spannung aufgebaut. Im Mittelteil flacht die Sache allerdings deutlich ab. Es werden zwar ständig irgendwelche Bedrohungsszenarien entworfen, tatsächlich tritt die Handlung aber eher auf der Stelle. Ich hatte manchmal den Eindruck, als wollten die Autoren nur Zeit schinden. Gegen Ende wird es dann wieder rasanter und es gibt ein paar überraschende Wendungen, ein wirklich großer Knalleffekt bleibt jedoch aus.
Außerdem enthält die Story eine Reihe von Ungereimtheiten und Widersprüchen, auch ist das Verhalten mancher Personen schwer nachvollziehbar.

Dass ich trotzdem vier Sterne vergebe liegt daran, dass das Buch zumindest flott geschrieben und (mit Abstrichen) unterhaltsam ist sowie ein neuartiges Thema behandelt.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Faszinierendes Thema in durchwachsener Darstellung

Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat
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Im Grunde befasst sich dieses Buch mit einem faszinierenden Thema, nämlich unserem Genom und dem, was man daraus ableiten (oder auch nicht ableiten) kann. Viele der hier erwähnten Forschungsergebnisse ...

Im Grunde befasst sich dieses Buch mit einem faszinierenden Thema, nämlich unserem Genom und dem, was man daraus ableiten (oder auch nicht ableiten) kann. Viele der hier erwähnten Forschungsergebnisse wurden erst in den letzten Jahren gewonnen, sodass sich hochaktuelle Einblicke bieten.
Der erste Teil beschreibt unsere Vergangenheit und was uns zu dem machte, was wir heute sind. Verbesserte und verbilligte Möglichkeiten, DNA - sei es aus lebenden Menschen oder aus uralten Knochen - zu extrahieren, haben in diesem Bereich zu einer Reihe aufregender Erkenntnisse geführt.
Doch auch der Blick auf die heutige Menschheit im zweiten Teil hat einiges zu bieten. Die Bedeutung des Humangenom-Projekts wird ebenso diskutiert wie etwa die Frage, inwieweit die DNA einer Person deren Schicksal bestimmt. Abschließend wird noch überlegt, ob die Menschheit auch in Zukunft der natürlichen Selektion unterworfen sein wird.

Die Ausführungen sind leicht verständlich und häufig richtiggehend mitreißend. Adam Rutherford stellt nicht nur die Ergebnisse vor, sondern erläutert auch, wie diese gewonnen wurden.
Er erzählt beispielsweise von einer zuvor unbekannten Homininen-Art, deren Existenz ausschließlich durch Gen-Analysen bewiesen werden konnte, oder von einer genetischen Karte der Bevölkerung Großbritanniens, an Hand derer noch heute die Geschichte der britischen Inseln nachvollzogen werden kann. Weiters ist es immer wieder spannend mitzuverfolgen, zu welch breitem Spektrum an Merkmalen bereits eine genetische Basis gefunden wurde. Seien es die Fähigkeit, Milch zu verdauen, das Risiko für eine bestimmte Krankheit oder auch Dinge wie die Beschaffenheit des Ohrenschmalzes. Dabei wird betont, dass Funktionsweise und Zusammenspiel der Gene weitaus komplexer sind als selbst Fachleute vermutet hätten und man gegenüber vereinfachenden Aussagen der Marke „Gen für …“ skeptisch sein muss.

All dies ist sehr interessant und ich hätte über manche Punkte gern mehr erfahren, beispielsweise über historische Entwicklungen und Wanderbewegungen der Menschheit.

Ich habe aber leider auch ein paar negative Anmerkungen: In den Text sind einige Grammatik- oder Satzbaufehler eingebaut (die aller Wahrscheinlichkeit nach an der Übersetzung liegen) und manche Aussagen werden mehrmals an verschiedenen Stellen wiederholt. Außerdem schweift der Autor gelegentlich zu sehr vom eigentlichen Thema ab. Insbesondere die ständige Kritik an unrichtiger Berichterstattung in den Medien oder an den Kreationisten bzw sonstigen Evolutionsleugnern fand ich störend. Wenngleich beides sicher berechtigt ist, wäre es nicht nötig gewesen, die immer gleichen Argumente mehrmals zu bringen. Es hätte gereicht, derartiges an einer Stelle anzusprechen und dann abzuhaken. Des weiteren könnte dieses Werk besser strukturiert sein. Ich hatte bisweilen den Eindruck, die Inhalte seien ohne besonderen roten Faden aneinandergereiht.

Aber ich möchte auch nicht zu kritisch klingen. Alles in allem ist das Buch lesenswert, befasst es sich doch mit einem Bereich, in dem noch viele bedeutende Entdeckungen zu erwarten sind.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Meranas bisher persönlichster Fall

Todesfontäne
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Kommissar Martin Merana bekommt es diesmal mit einem Fall zu tun, der unerwartete Zusammenhänge mit seinem eigenen Leben aufweist. Nach den dramatischen Ereignissen bei seinem letzten Abenteuer („Mozartkugelkomplott“) ...

Kommissar Martin Merana bekommt es diesmal mit einem Fall zu tun, der unerwartete Zusammenhänge mit seinem eigenen Leben aufweist. Nach den dramatischen Ereignissen bei seinem letzten Abenteuer („Mozartkugelkomplott“) ist er eigentlich fest entschlossen, aus dem Polizeidienst auszuscheiden. Doch dann zeigen Chefinspektorin Carola Salman und Abteilungsinspektor Otmar Braunberger ihm ein altes Foto, das auf dem Laptop des Mordopfers Hans von Billborn gefunden wurde. Es zeigt Billborn zusammen mit Meranas Mutter vor 40 Jahren im Salzburger Mirabellgarten – genau an der Stelle, an der er nun ermordet wurde.
Während seine Kollegen das aktuelle Umfeld des Getöteten durchleuchten, begibt sich Merana auf eine Reise in die Vergangenheit.

Der tragische Tod von Meranas Mutter wurde auch in früheren Bänden dieser Reihe immer wieder erwähnt. Doch nun sieht er sich endlich gezwungen, sich mit den damaligen Ereignissen und seinen spärlichen Erinnerungen daran auseinanderzusetzen. So sind die Ermittlungen für ihn diesmal persönlicher als in seinen bisherigen Fällen.
Ansonsten bleibt Vieles beim Alten. Wieder gelingt es dem Autor vortrefflich, eine spannende Krimihandlung mit zahlreichen interessanten Informationen aus Stadt und Land Salzburg zu verknüpfen.
Dabei treten auch eine Reihe außergewöhnlicher Personen auf, darunter ein alter Bergfex, die Entwickler einer revolutionären App oder ein pensionierter Portier, der so manche Geheimnisse kennt.
Die Auflösung, wie und warum es zu dem Mord kam, beruht allerdings auf einigen ziemlich unwahrscheinlichen Zufällen. Doch nichtsdestotrotz wirkt sie in sich stimmig.

Alles in allem ein rundum gelungener Regionalkrimi, für mich einer der besten dieser Reihe!

Veröffentlicht am 19.08.2018

Vorhersagbarkeit versus Zufall

Glücksfall Mensch
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Wie vorhersagbar ist die Evolution? Würden bei ihrem Neustart auf der Erde – oder einem anderen Planeten – wieder menschenähnliche Lebewesen entstehen?
Fragen dieser Art haben schon viele Wissenschaftler ...

Wie vorhersagbar ist die Evolution? Würden bei ihrem Neustart auf der Erde – oder einem anderen Planeten – wieder menschenähnliche Lebewesen entstehen?
Fragen dieser Art haben schon viele Wissenschaftler beschäftigt, deren Antworten durchaus unterschiedlich ausfielen.

Jonathan Losos befasst sich in diesem Buch hauptsächlich mit diversen Beispielen für konvergente Evolution, also das Phänomen, dass verschiedene Arten unabhängig voneinander ähnliche Merkmale entwickeln.
Er beschreibt eine Vielzahl an Beobachtungen und vor allem auch Experimenten zu diesem Thema. Dadurch räumt er so nebenbei mit dem Vorurteil auf, dass es sich bei der Evolutionsbiologie um keine „richtige“ Wissenschaft handle, da ihre Hypothesen keiner experimentellen Überprüfung zugänglich seien.
An vielen der geschilderten Studien hat er selbst mitgewirkt, bezüglich der meisten anderen persönliche Gespräche mit den jeweiligen Akteuren geführt, sodass hier nicht nur Ergebnisse referiert werden, sondern auch ein Blick hinter die Kulissen des Forschungsbetriebes und auf seine oftmals schillernden Protagonisten geworfen wird.

So entsteht ein faszinierender Bericht, bei dem man häufig das Gefühl hat, hautnah mit dabei zu sein und etwa Echsen auf Hispaniola einzufangen oder Labormitarbeitern bei der Arbeit mit Bakterienkulturen über die Schulter zu schauen.
Immer wieder zeigt sich dabei, dass Lebewesen auf (beinahe) gleiche Umweltbedingungen mit ähnlichen, aber oftmals nicht genau gleichen, Anpassungen reagieren.

Nach einer derart starken Betonung konvergenter Entwicklungen war ich dann etwas überrascht, als der Autor am Ende wieder die Rolle des Zufalls hervorhebt. Er führt an, dass es auch eine Reihe evolutionärer Unikate gibt, wie Schnabeltiere, Elefanten - oder eben Menschen. So sei die Evolution zwar auf kurze Sicht teilweise vorhersagbar, auf längere Sicht allerdings kaum.
Es muss daher doch festgehalten werden, dass ein großer Teil des Inhalts am deutschen Titel vorbeigeht. Die Entstehung des Menschen wird eigentlich nur in der Einleitung und am Schluss kurz angesprochen.

Nichtsdestotrotz ist dieser hochaktuelle Blick auf die biologische Forschung absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Gelungener Einstieg in die Linguistik

Linguistik
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Ich habe dieses Buch aus allgemeinem Interesse an der Materie gelesen, ohne akademische Ambitionen, weshalb ich nicht direkt in die Zielgruppe falle. Dennoch hat mir die Lektüre gut gefallen, bietet sie ...

Ich habe dieses Buch aus allgemeinem Interesse an der Materie gelesen, ohne akademische Ambitionen, weshalb ich nicht direkt in die Zielgruppe falle. Dennoch hat mir die Lektüre gut gefallen, bietet sie doch eine kompakte Einführung in ein spannendes Fachgebiet.

In elf Kapitel werden Themen behandelt wie Phonetik und Phonologie, Struktur und Bedeutung von Wörtern und Sätzen, Variationen einer Sprache, Entwicklung von Sprachen im Zeitverlauf sowie Geschichte der Sprachwissenschaft einschließlich ihrer bedeutendsten Vertreter, und einiges mehr.
Die Ausführungen werden dabei mit vielen Beispielen veranschaulicht, sodass man ihnen trotz des eher trockenen und sachlichen Stils leicht folgen kann. Wichtige Begriffe sind außerdem durch gelbe Merkboxen besonders hervorgehoben. Die Erklärungen beschränken sich weitgehend auf das Deutsche, bezüglich der Verhältnisse in anderen Sprachen – Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch – wird der Leser meist auf den Folgeband verwiesen.
Aus didaktischer Sicht ist noch erwähnenswert, dass in den Text immer wieder Selbstfragen eingebaut sind und sich am Ende jedes Kapitels deren Antworten sowie weitere Aufgaben verschiedener Schwierigkeitsgrade finden.

Hierzu nur ein paar kleine Kritikpunkte: Die Selbstfragen sind an dem Platz, wo sie gestellt werden, nicht mit einer Nummer versehen, sodass es, obwohl die Lösungen nummeriert sind, schwer ist, jeder Frage ihre Antwort zuzuordnen. Erst recht, da man bei einem derartigen Werk davon ausgehen muss, dass manche sich primär für bestimmte Abschnitte interessieren und es daher nicht linear von vorne nach hinten durchlesen.
Des Weiteren halte ich die jeder Aufgabensammlung vorangestellte Bemerkung „Die Einschätzung des Schwierigkeitsgrades ist natürlich individuell verschieden. Sie sollten daher nicht an sich zweifeln, wenn Sie eine Aufgabe, die als einfach klassifiziert ist, als schwer empfinden“ für entbehrlich. Einmal ein solcher Hinweis zu Beginn des Buches hätte gereicht, die ständige Wiederholung klingt zu sehr nach „Kuschelpädagogik“. Die Verfasser sollten entweder zu ihrer Beurteilung stehen und in Kauf nehmen, dass ein paar Studierende eine gewisse Enttäuschung erleben könnten, oder – was angesichts der eingestandenen Subjektivität vielleicht die bessere Alternative wäre - die Angabe eines Schwierigkeitsgrades überhaupt unterlassen.

Doch davon abgesehen gibt es kaum etwas auszusetzen. Ich kann dieses Buch sowohl interessierten Laien als auch angehenden Sprachwissenschaftlern weiterempfehlen.