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Veröffentlicht am 19.08.2018

Nichtssagende Geschichte mit einigen Ungereimtheiten

Aus den Trümmern
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Ich konnte dieses eBook vor einiger Zeit gratis herunterladen und die Inhaltsangabe hätte auch ganz interessant geklungen. Die Umsetzung konnte mich aber nicht überzeugen.
Lillian und Dave sind die einzigen ...

Ich konnte dieses eBook vor einiger Zeit gratis herunterladen und die Inhaltsangabe hätte auch ganz interessant geklungen. Die Umsetzung konnte mich aber nicht überzeugen.
Lillian und Dave sind die einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes, fast zwei Jahre lang mussten sie auf einer einsamen Insel ihrer Rettung harren. Ihr Schicksal erzeugt ein großes Echo in den Medien, über Monate werden die beiden von Journalisten belagert. Daher beschließen sie, der bekannten Enthüllungsjournalistin Genevieve Randall noch ein letztes Interview zu geben, in der Hoffnung, danach sei die Sache endlich abgeschlossen. Doch es gibt einige Punkte, bezüglich derer sie beschlossen haben, die Unwahrheit zu sagen, und nun müssen sie ständig fürchten, dass ihre Lügen aufgedeckt werden.

Diese Geschichte wird abwechselnd aus Lillians und Daves Perspektive erzählt und springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Der Stil ist dabei insofern eigenartig, als die in der Gegenwart spielenden Kapitel im Imperfekt verfasst sind, die Vergangenheit jedoch im Präsens geschildert wird.
Es ist dabei eine gewisse Konzentration vonnöten, um den Überblick darüber zu behalten, was Wahrheit und was Lüge ist, sowie die diversen Rückblenden richtig einzuordnen. Doch ich bin offenbar nicht die einzige, die diesbezüglich Probleme hatte. Auch die als gerissene investigative Reporterin beschriebene Journalistin bemerkt einige Unstimmigkeiten in den Berichten der beiden Überlebenden nicht – was wohl daran liegt, dass diese auch der Autorin nicht bewusst sind.
Generell hatte ich Schwierigkeiten zu verstehen, warum Lillian und Dave hinsichtlich mancher Punkte überhaupt gelogen haben (nicht nur gegenüber den Medien, auch gegenüber ihren Familien) bzw warum sie nicht zumindest Lügen gewählt haben, die der Wahrheit näher kommen. Außerdem hätte Einiges ziemlich leicht aufgedeckt werden können, wenn die Medien tatsächlich so energisch recherchiert hätten, wie suggeriert wird.
Dazu kommt noch, dass die Protagonisten ziemlich flach gezeichnet sind, weshalb ich keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen konnte, mich ihre Erlebnisse und Probleme daher auch nicht wirklich berührten.

Fazit: Trotz einiger kleiner Überraschungen ist die Handlung doch eher banal, sodass sie weder fesseln noch Mitgefühl wecken kann.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Spannend aber mit wenig Lokalkolorit

Grado im Nebel
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In der Gegend um Grado werden immer wieder im Schutz des Nebels Frauen vergewaltigt, einige sogar ermordet. Commissaria Maddalena Degrassi und ihr Team machen bei der Suche nach dem gefährlichen Täter ...

In der Gegend um Grado werden immer wieder im Schutz des Nebels Frauen vergewaltigt, einige sogar ermordet. Commissaria Maddalena Degrassi und ihr Team machen bei der Suche nach dem gefährlichen Täter nur wenige Fortschritte. Außerdem drängt sich der Verdacht auf, dass ein Mann zu Unrecht in Haft sitzt. Währenddessen versucht Maddalena ihr Privatleben zu ordnen und ihr Kollege Arturo kommt einem der Opfer näher.

Dies war mein erstes Buch der Autorin, weshalb ich die Vorgänger („Grado im Regen“ und „Grado im Dunkeln“) und somit das Vorleben des Ermittler-Teams nicht kannte. Ein paar diesbezügliche Hintergrundinformationen mehr wären schön gewesen, alles in allem bin ich aber gut in die Geschichte hineingekommen.

Es wird viel Spannung aufgebaut, wozu unter anderem die relativ kurzen Kapitel und der häufige Wechsel der Erzählperspektive beitragen. Auch enthält die Handlung einige interessante Wendungen.
Allerdings gibt es für einen Regionalkrimi zu wenig Lokalkolorit. Zwar werden immer wieder diverse Ortsnamen erwähnt, ausführlichere Beschreibungen der entsprechenden Plätze oder Landschaften fehlen aber fast völlig. Es ist auch kaum wirklich italienisches Flair zu spüren.

Doch trotz einiger Schwächen ist dies ein ganz gelungener Krimi, dem vielleicht ein paar Seiten mehr gutgetan hätten.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Lia und Raymond

Die fremde Prinzessin
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Im Mittelpunkt des vierten (und vermutlich letzten) Teils der Geraldines-Reihe steht Basilia de Clare, die sich am liebsten Lia nennt.
Sie wächst als Tochter des normannischen Ritters Richard de Clare ...

Im Mittelpunkt des vierten (und vermutlich letzten) Teils der Geraldines-Reihe steht Basilia de Clare, die sich am liebsten Lia nennt.
Sie wächst als Tochter des normannischen Ritters Richard de Clare und der walisischen Magd Elen im von den Normannen besetzten Striguil in Wales auf. Während ihrer Kindheit fühlt sie sich keinem der beiden Völker wirklich zugehörig und hat mit der Ablehnung durch die Dorfbewohner zu kämpfen. Einzig in Raymond le Gros, einem Mitglied der berühmten Familie der Geraldines, findet sie einen Verbündeten.
Ihr Leben nimmt eine bedeutende Wendung, als ihr Vater sie nach Irland holt, wo er seine Macht festigen und ausbauen will. Dazu dient auch seine Ehe mit der irischen Prinzessin Aoife, welche allen politischen Hintergedanken zum Trotz sehr glücklich verläuft. Auch Basilia freundet sich bald mit ihrer nur wenig älteren Stiefmutter an.
Endlich scheint sie an einem Ort angekommen zu sein, wo sie glücklich sein kann. Doch dann verheiratet ihr Vater sie mit einem Mann, den sie verabscheut, obwohl er weiß, dass ihr Herz für Raymond schlägt.

Wie schon in den Vorgängern, handelt es sich auch diesmal bei den meisten Protagonisten um reale historische Persönlichkeiten. Da die sie betreffenden überlieferten Fakten häufig eher spärlich sind, hatte die Autorin aber viel Spielraum für ihre eigenen Interpretationen.
Die Geschichte wird aus Lias Perspektive erzählt. Ich konnte mich dabei gut in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen und häufig mitleiden. Es ist schön zu beobachten, wie sich ihre Persönlichkeit verändert, sie immer mehr Selbstbewusstsein gewinnt und ihr Schicksal aktiv bestimmen will, und mitzuverfolgen, wie sich ihre Beziehungen zu Raymond und auch anderen Personen in ihrem Umfeld entwickeln.
Sämtliche Protagonisten sind lebendig und nachvollziehbar gezeichnet, mit positiven wie negativen Eigenschaften ausgestattet, ohne allzu viel Schwarz-Weiß-Malerei.
Doch nicht nur Lias Werdegang sorgt für einige Spannung, die Handlung ist auch vor einem sehr interessanten Hintergrund angesiedelt. Das Bestreben der Engländer, sich in Irland zu etablieren, wird von einigen Problemen und immer wieder gewaltsamen Auseinandersetzungen begleitet. Etwas gefehlt hat mir hierbei jedoch die Darstellung der irischen Seite. Die Iren sowie auch die dort siedelnden Ostmänner kommen nur als Feinde oder – oftmals unzuverlässige – Verbündete der Normannen vor. Ihre eigenen Standpunkte bzw Rechte werden kaum thematisiert. Aber natürlich kann man von einem Roman keine Objektivität erwarten.

Die Lektüre gestaltete sich jedenfalls unterhaltsam und fesselnd, und ich bin schon gespannt, wohin Sabrina Qunaj uns als nächstes entführen wird.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Amüsant, aber (auch inhaltlich) dünn

Prüfungskunde
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Ich habe dieses Büchlein zufällig in der Bibliothek entdeckt und es spontan mitgenommen. Die Lektüre gestaltete sich durchaus amüsant und weckte Erinnerungen an meine eigene Schul- und vor allem Studienzeit. ...

Ich habe dieses Büchlein zufällig in der Bibliothek entdeckt und es spontan mitgenommen. Die Lektüre gestaltete sich durchaus amüsant und weckte Erinnerungen an meine eigene Schul- und vor allem Studienzeit.

Der Autor, ein langjähriger Universitätsprofessor für römisches Recht, gibt Einblicke in seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz, wobei er sich auf mündliche Prüfungen konzentriert.
Er erklärt beispielsweise, nach welchen Kriterien man Prüfer, Prüflinge und Fragen einteilen kann und welche Kombinationen diesbezüglich besonders erfolgsversprechend sind, oder überlegt, worin der Reiz der Prüfungsveranstaltungen für das Publikum besteht.
Seine Ausführungen sind in lockerem Ton verfasst und mit einigem Humor gewürzt.

Sie fallen allerdings sehr knapp aus und weisen keinen Tiefgang auf. Viel Neues erfährt man hier nicht. Eventuell wäre es ratsam gewesen, den Inhalt durch konkretere Beispiele oder Anekdoten aufzupeppen.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Aus dem Leben in den Highlands

Sein blutiges Projekt
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Graeme Mcrae Burnet hat hier einen großartigen Roman geschaffen, bei dem es mich nicht wundert, dass manche Leser ihn für die Wiedergabe realer Ereignisse gehalten haben.
Er besteht aus einer Zusammenstellung ...

Graeme Mcrae Burnet hat hier einen großartigen Roman geschaffen, bei dem es mich nicht wundert, dass manche Leser ihn für die Wiedergabe realer Ereignisse gehalten haben.
Er besteht aus einer Zusammenstellung „historischer“ Dokumente, welche sich auf einen spektakulären Mordfall beziehen. Dieser hat sich 1869 im winzigen Dörfchen Culduie in den schottischen Highlands zugetragen. Als Täter steht der siebzehnjährige Roderick Macrae fest. Doch seine Motive sowie sein Geisteszustand sind fraglich. Sein Anwalt Andrew Sinclair ist beeindruck von dem intelligent wirkenden jungen Mann. Er überzeugt seinen Mandanten, während der Haft eine Abhandlung über die Hintergründe seiner Taten zu schreiben, und engagiert den berühmten Kriminalantrophologen James Bruce Thomson, in der Hoffnung, dass dieser Roddy für unzurechnungsfähig erklären wird.
Der von Roddy verfasste Test, ein Auszug aus den Lebenserinnerungen des Dr Thomson sowie eine ausführliche Beschreibung des späteren Gerichtsverfahrens bilden die Kernpunkte dieses Buches.

Die Inhalte sind geschickt zusammengestellt und wirken bis ins Detail gut durchdacht und realistisch.
Der Autor hat nicht nur mit Roddy eine sehr interessante Hauptfigur geschaffen, sämtliche Protagonisten, einschließlich einiger der Journalisten, die über seinen Prozess berichten, sind mit eigenen Persönlichkeiten ausgestattet.
Die Handlung ist von der ersten Seite an fesselnd. Die Fragen, was es mit den Morden auf sich hat und wie das Verfahren ausgehen wird, sorgen für einige Spannung.

Der besondere Reiz dieser Geschichte besteht allerdings in der Art, wie sie erzählt wird. Es ist faszinierend, immer wieder neue Perspektiven einzunehmen, die jeweils anderen Blickwinkel unterschiedlicher Personen mitzuverfolgen und mehr und mehr Zusammenhänge zu entdecken.
Daneben erfährt man auch so manches über die Lebensverhältnisse der Crofter im 19. Jahrhundert.

Am Ende bleibt einiges offen bzw der Interpretation des Lesers überlassen. Dies wirkt in diesem Rahmen aber ebenfalls passend.