Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2023

Interessanter Krimi mit unpassendem Titel

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
0

Im zweiten Teil dieser Krimi-Reihe aus dem Wien der 1890er Jahre muss Inspektor Leopold von Herzfeldt sich gleich mit mehreren mysteriösen Straftaten auseinandersetzen. Im Kunsthistorischen Museum taucht ...

Im zweiten Teil dieser Krimi-Reihe aus dem Wien der 1890er Jahre muss Inspektor Leopold von Herzfeldt sich gleich mit mehreren mysteriösen Straftaten auseinandersetzen. Im Kunsthistorischen Museum taucht ein nach allen Regeln der altägyptischen Kunst mumifizierter Professor auf. Hat hier gar ein Fluch zugeschlagen, dem schon andere Mitglieder einer zwei Jahre zurückliegenden Expedition nach Ägypten zum Opfer gefallen sind? Auch ein möglicher Serientäter, der es auf junge Männer abgesehen hat, und ein Tierpfleger, der von einem Löwen zerfleischt wurde, geben Rätsel auf.

Seinem Titel „Das Mädchen und der Totengräber“ wird dieser Roman nicht gerecht. Der Totengräber hat nur einige wenige Auftritte (wenngleich diese entscheidend zu Lösung der Fälle beitragen), das Mädchen kommt fast gar nicht vor. Was schade ist, handelt es sich doch bei beiden um interessante Charaktere, über die ich gern noch mehr erfahren hätte. Augustin Rothmayer vereint ein kauziges Wesen mit einem umfangreichen Wissen- und Erfahrungsschatz. Diesmal schreibt er gerade ein Buch zum Thema „Totenkulte der Völker“.
Auch Leos Freundin, die Polizei-Fotografin Julia Wolf, ist eine sympathische Persönlichkeit, die sich trotz privater Probleme und drohender beruflicher Konsequenzen nicht davon abhalten lässt, ihre eigenen Nachforschungen anzustellen. Mit Leo konnte ich dagegen wie schon im ersten Band nicht wirklich warm werden. Immerhin macht er eine gewisse persönliche Entwicklung durch und wirkt weniger arrogant. Dafür, dass er sich als Vorkämpfer für moderne Methoden in der Kriminalistik sieht, ist seine Vorgehensweise jedoch eher traditionell und bisweilen nicht durchdacht.

Dennoch sorgt der Krimi für einige Spannung, wozu auch der häufige Wechsel der Erzählperspektive beiträgt. Einen Teil der Auflösung konnte ich zwar schon ziemlich bald erahnen und manches ist nicht wirklich logisch nachvollziehbar. Es gibt aber doch auch einige dramatische Szenen.
Vor allem aber hat mir der Hintergrund gefallen, vor dem die Geschichte angesiedelt ist. Das Leben und Denken zur Jahrhundertwende wird gut portraitiert und es werden interessante Schauplätze besucht.
Aus diesem Grund hat mir der Roman insgesamt doch ganz gut gefallen. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen, bei der dann hoffentlich der Totengräber eine größere Rolle spielt.

Veröffentlicht am 29.05.2023

(Bisweilen spekulative) Weltreise vor 1000 Jahren

Das Jahr 1000
0

Zur Frage, wann die Globalisierung begann, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Valerie Hansen setzt den Beginn dieses Phänomens hier deutlich früher an als die Mehrheit der Historiker. Denn um ...

Zur Frage, wann die Globalisierung begann, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Valerie Hansen setzt den Beginn dieses Phänomens hier deutlich früher an als die Mehrheit der Historiker. Denn um das Jahr 1000 herum landeten die Wikinger erstmals an der Nordostküste Kanadas, wodurch bereits bestehende Handelsrouten quer durch Amerika mit Wegen, die durch Europa, Asien und Afrika führten, verbunden wurden. Zum ersten Mal hätte damit ein Gegenstand oder eine Nachricht um den ganzen Erdball reisen können.
Auch wenn (wie die Autorin betont: noch) kein Objekt bekannt ist, dass damals tatsächlich eine Weltreise unternommen hätte, und die Aktivitäten der Wikinger in Amerika auch keinen besonders nachhaltigen Einfluss ausübten, fand ich diese Argumentationslinie und vor allem die daraus folgenden Betrachtungen doch sehr interessant.
Hansen unternimmt gewissermaßen eine Reise um die Welt und berichtet unter anderem über mögliche Kontakte zwischen Wikingern und amerikanischen Hochkulturen, das von skandinavischen Auswanderern geprägte Osteuropa, einen afrikanischen König, der als reichster Mann der Welt galt, oder den am meisten globalisierten Ort in China.
Dabei ist immer wieder erstaunlich, welch weite Strecken Menschen (oft unfreiwillig) und Waren schon um das Jahr 1000 herum zurücklegten und wie sehr auch die Daheimgebliebenen von überregionalen Kontakten beeinflusst wurden.
Bisweilen wirken die Ausführungen jedoch etwas spekulativ und die Auswahl der Quellen voreingenommen. Wenn beispielsweise in einem Maya-Tempel abgebildete hellhäutige Personen gleich als Wikinger interpretiert oder Texte zitiert werden, deren Inhalt bisher nicht durch archäologische Funde bestätigt werden konnte.
Dennoch bietet dieses Buch einige spannende Einsichten und zeigt auch, dass die Europäer bei ihren Entdeckungen und Eroberungen ab 1492 auf bereits länger bestehende Netzwerke zurückgreifen konnten.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Teilweise vorhersehbare Geschichte mit überflüssiger Nebenhandlung

Salzburgrache
0

Auch sein bereits zehnter Fall führt Kommissar Merana und sein Team an wunderschöne Schauplätze in Stadt und Land Salzburg. Zuerst wird am Fuß der Festung Hohensalzburg die Leiche des kreativen Kopfes ...

Auch sein bereits zehnter Fall führt Kommissar Merana und sein Team an wunderschöne Schauplätze in Stadt und Land Salzburg. Zuerst wird am Fuß der Festung Hohensalzburg die Leiche des kreativen Kopfes einer Werbeagentur gefunden, zwei Tage später im idyllischen Schloss Moosham im Lungau der tote Schlossverwalter. Haben die beiden Todesfälle mit einem neuen Marketingkonzept für die Salzburger Burgen- und Schlösser-Verwaltung zu tun oder ist das Motiv ganz woanders zu suchen?

Wieder handelt es sich hier um eine Art Mischung aus Krimi und Reiseführer. Letzteres ist durchaus gelungen, wenngleich bisweilen ein bisschen zu ausschweifend. Schön, dass diesmal auch Orte abseits der Stadt Salzburg besucht werden.

Die Ermittlungsarbeiten gestalten sich jedoch eher langweilig. Merana klagt zwar mehrmals darüber, dass es sich um einen besonders komplizierten Fall handle. In Wirklichkeit konnte ich aber ziemlich schnell erraten, wer hinter den Todesfällen steckt. Schade eigentlich, denn die Geschichte hätte mehr Potential gehabt. Die Mitarbeiter der Werbeagentur sind interessante Persönlichkeiten, über die meisten von ihnen erfährt man aber nur wenig. Wie auch die meisten Mitglieder von Meranas Team diesmal nur Statistenrollen haben.
Andererseits wurde eine seltsame Gruppe namens FFB in die Handlung eingebaut, bei der es sich wohl um eine Anspielung auf die Coronamaßnahmen-Gegner handelt. Diese wirkte auf mich ziemlich deplatziert und hat vor allem kaum etwas mit dem eigentlichen Fall zu tun. (Vielleicht hätte das Ganze besser funktioniert, wenn der Autor sich zumindest getraut hätte, das Wort „Corona“ zu verwenden. So blieb es beim Versuch, einen aktuellen Bezug herzustellen, der nicht wirklich aktuell sein durfte.)

Außerdem haben sich in den Text einige Fehler eingeschlichen. Sogar das erste Opfer heißt am Einband anders als im Buch. Bei diesem Verlag bzw dieser Buchreihe ist mir derartiges bisher nicht untergekommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2023

Diesmal weniger packend

Schwert und Krone - Herz aus Stein
0

Der vierte Teil der Reihe um Kaiser Friedrich Barbarossa beleuchtet die Jahre von 1157 bis 1167. Auch während dieser Zeit ist so einiges los im römisch-deutschen Reich und der Nachbarschaft:
Barbarossa ...

Der vierte Teil der Reihe um Kaiser Friedrich Barbarossa beleuchtet die Jahre von 1157 bis 1167. Auch während dieser Zeit ist so einiges los im römisch-deutschen Reich und der Nachbarschaft:
Barbarossa unternimmt mehrere Kriegszüge nach Italien, muss sich mit Streitereien unter den Adeligen des Reiches auseinandersetzen (für die häufig sein Verbündeter Heinrich der Löwe verantwortlich ist) und nebenbei darauf hoffen, dass seine Gattin endlich den ersehnten Erben gebiert.
In Meißen möchte Marktgraf Otto seine Herrschaft möglichst unbeeinflusst vom Kaiser ausüben, muss aber doch einige Zugeständnisse machen. Außerdem ist er bestrebt, Siedler in sein Land zu holen und sendet unter anderem seinen Ministerialen Christian aus, um welche anzuwerben.
Die slawischen Abodriten sehen sich inzwischen immer mehr Druck ausgesetzt, ihre Lebensweise und ihre angestammten Gebiete aufzugeben. Doch ihr Fürst Niklot leistet entschlossen Widerstand.

Erneut werden zahlreiche Schauplätze besucht und es treten viele verschiedene Personen auf. Insgesamt ist die Lage aber übersichtlicher als in den ersten Teilen. Es ist schön, die bereits bekannten Protagonisten wieder zu treffen und auch die historischen Hintergründe sind nicht uninteressant.
Trotzdem fand ich die Handlung diesmal weniger packend als bei den Vorgängern. Natürlich werden Kriege geführt und Bündnisse geschlossen, gibt es Geburten und Todesfälle. Von ein paar Abschnitten über Christian und die Anwerbung von Siedlern (durch die ein Bogen zu Sabine Eberts erfolgreicher „Hebammen-Saga“ gespannt wird) abgesehen, ist das meiste aber vom Prinzip her nichts Neues. Dieselben Leute denken und handeln auf dieselbe Weise, haben dieselben Probleme und tragen dieselben Konflikte aus. Es wäre wohl besser gewesen, die Reihe mit nur vier Teilen zu konzipieren und sich auf die „Highlights“ zu konzentrieren.

Dennoch bin ich schon auf den fünften und letzten Teil gespannt, wozu auch der doch dramatische Cliffhanger beiträgt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.03.2023

Grandioses Finale

Schattenbruch
1

Im leider (vorläufig?) letzten Teil dieser Krimireihe aus dem Münsterland wird es für unser Ermittlerteam nochmal richtig dramatisch: Eigentlich haben sich Kriminalrat im Ruhestand Heinrich Tenbrink samt ...

Im leider (vorläufig?) letzten Teil dieser Krimireihe aus dem Münsterland wird es für unser Ermittlerteam nochmal richtig dramatisch: Eigentlich haben sich Kriminalrat im Ruhestand Heinrich Tenbrink samt Pudel Locke und Hauptkommissar Maik Bertram mit Töchterchen Ella ganz gut in ihrem „Patchwork“-Haushalt eingerichtet. Doch ausgerechnet am Karfreitag erwacht Bertram mit einem schlimmen Kater – und einer Leiche neben sich. Klar, dass er sofort als Hauptverdächtiger gilt und die Polizeiarbeit daher von einer ganz anderen Seite kennen lernt. Von den Kollegen scheint einzig Isa Rohmann die heimlich in Maik verliebt ist, von seiner Unschuld überzeugt zu sein. So verläuft die Osterzeit turbulent, denn natürlich lässt es sich auch Heinrich Tenbrink nicht nehmen, seine eigenen Nachforschungen anzustellen.

Schon der Kriminalfall als solches sorgt für einige Spannung. Es gibt zahlreiche Verdächtige, man wird öfters auf falsche Fährten geführt, und obwohl es ein paar Hinweise gegeben hätte, war die Auslösung (zumindest für mich, aber auch für Maik Betram) überraschend.
Vor allem aber überzeugt die Geschichte mit ihren lebensnah gezeichneten Figuren, die ein breites Spektrum an Persönlichkeiten und Eigenschaften aufweisen, und auch immer wieder für einigen Unterhaltungswert sorgen. Unter anderem ist Isas Mutter ein echtes „Original“ und auch Lockes Eskapaden lockern die Handlung öfters auf.
Gut gefallen haben mir weiters die Anspielungen auf frühere Fälle. So gibt es beispielsweise ein „Wiederlesen“ mit dem skurrilen Henner Holtkamp aus „Totensang“.

Fazit: Dieser Roman vereint Krimispannung mit Lokalkolorit und interessanten Charakteren.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung