Das geheimnisvolle Reisetagebuch
Das SündenbuchPrag 1618: Am Vorabend des 30jährigen Kriegs verstärken sich die Differenzen zwischen Katholiken und Protestanten, die Stimmung in der Stadt wird immer angespannter.
Jana hat inzwischen noch ganz andere ...
Prag 1618: Am Vorabend des 30jährigen Kriegs verstärken sich die Differenzen zwischen Katholiken und Protestanten, die Stimmung in der Stadt wird immer angespannter.
Jana hat inzwischen noch ganz andere Sorgen: Sie lebt bei ihrem Onkel, wo sie eine Ausbildung zur Apothekerin macht, und soll bald Tomek, den Sohn ihrer Tante aus erster Ehe, heiraten – eine Eheschließung, die sie noch zu verhindern hofft.
Dann erhält sie auch noch die Nachricht, dass ihr Vater Marek, der in Heidelberg als Wissenschaftler tätig war, überraschend gestorben ist. Sie vermutet, dass sein Tod in Zusammenhang mit einem seltsamen Buch (einem Teil eines Reiseberichts) steht, das er ihr kurz zuvor geschickt hatte, und entschließt sich, sich heimlich davonzumachen, um selbst Nachforschungen anzustellen. Begleitet wird sie dabei von dem Arzt Conrad Pfeifer, der mit Hilfe des Buches auf große wissenschaftliche Erkenntnisse hofft, aber auch noch einen anderen Grund hat, Prag schnell verlassen zu müssen.
Diese Ausgangssituation wirkt vielversprechend, vor allem in der ersten Hälfte kann das Buch die darin gesetzten Erwartungen allerdings nicht ganz erfüllen. Die Reise von Jana und Conrad quer durch Europa (auf der sie teilweise auch von Janas Jugendfreund Bedrich begleitet werden) wird in zu vielen Einzelheiten geschildert, die mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun haben.
Auch aus der Ansiedlung der Handlung am Beginn des 30jährigen Krieges hätte man mehr machen können, die Auseinandersetzungen werden nur sporadisch erwähnt und sind für die Protagonisten trotz ihrer heiklen Konstellation (Jana ist Protestantin, Conrad Katholik) kaum ein Thema.
Dazu kommt noch das in Büchern dieses Genres oft verwendete Klischee der starken Frau, die mit ihren emanzipierten Einstellungen ihrer Zeit weit voraus ist.
Außerdem verlaufen die Beziehungen zwischen den Protagonisten ziemlich vorhersehbar und es wird viel Schwarz-Weiß-Malerei betrieben – die Figuren sind entweder gut oder böse, es gibt diesbezüglich keine Überraschungen.
Diese Schwächen können aber zumindest teilweise durch den Schlussteil wieder wettgemacht werden. Ab etwa der Hälfte des Buches steht endlich die Entschlüsselung des geheimnisvollen Manuskripts im Mittelpunkt, die Handlung nimmt deutlich an Fahrt auf und es kommt zu einer rasanten Jagd durch diverse Jesuiten-Klöster, wobei unsere Helden von mächtigen und gefährlichen Feinden verfolgt werden.
Die Geschichte bleibt dabei bis zuletzt spannend und steuert auf ein dramatisches Finale zu.
Auch wenn am Ende vieles offen und einige Fragen unbeantwortet bleiben, ist dies doch ein interessant komponierter und flott geschriebener historischer Roman – kein großer Wurf, aber für Fans dieses Genres sicher lesenswert.