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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2017

Amüsante Zusammenstellung

100 Jahre Österreich
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Johannes Kunz hat hier zahlreiche Witze, Anekdoten sowie einige Karikaturen zusammengestellt, welche die österreichische Politik und Gesellschaft der letzten 100 Jahre illustrieren.
Der Bogen spannt sich ...

Johannes Kunz hat hier zahlreiche Witze, Anekdoten sowie einige Karikaturen zusammengestellt, welche die österreichische Politik und Gesellschaft der letzten 100 Jahre illustrieren.
Der Bogen spannt sich dabei vom Niedergang der Monarchie über NS-Zeit, Wiederaufbau und Ära Kreisky bis zum Beginn des 21. Jahrhundert – wobei allerdings manche Epochen überrepräsentiert sind, während die letzten 30 Jahre weniger ausführlich behandelt werden.
Am Anfang jedes Kapitels findet sich eine kurze Zusammenfassung der damaligen politischen Verhältnisse woran sich eine Reihe von Episoden anschließt, die großteils wirklich amüsant sind und vielfach auch zum Nachdenken anregen.
Abgerundet wird das Werk durch ein ausführliches Personenregister, welches es ermöglicht, die diversen auftretenden Protagonisten richtig einzuordnen und Zusammenhänge herzustellen.

Der Klappentext kündigt „Bekanntes und Neues“ an und tatsächlich war mir ein guter Teil des Inhalts bereits bekannt, einige Witze kommen sogar innerhalb dieses Buches mehrfach in verschiedenen Varianten vor - was aber zumindest deren Flexibilität hinsichtlich ihres Anwendungsbereichs beweist. Dennoch ist es schön, Texte verschiedener Herkunft hier an einem Ort versammelt zu haben.

So bietet dieses Buch eine gelungene Verbindung von Unterhaltung und Informationen zum Thema Zeitgeschichte.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Geschichte vor interessantem Hintergrund mit einigen Längen

Das Licht der Welt
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Der zweite Teil der Fleury-Serie setzt im Oktober 1214, acht Jahre nach dem Ende von „Das Salz der Erde“, ein. Michel Fleury ist Bürgermeister von Varennes-Saint-Jacques und arbeitet stetig daran, den ...

Der zweite Teil der Fleury-Serie setzt im Oktober 1214, acht Jahre nach dem Ende von „Das Salz der Erde“, ein. Michel Fleury ist Bürgermeister von Varennes-Saint-Jacques und arbeitet stetig daran, den Wohlstand seiner Heimatstadt zu erhöhen. Doch er sieht sich dabei mit mehreren, teilweise sehr mächtigen, Gegnern konfrontiert.
Sein Sohn Remy ist der erste weltliche Buchmaler von Varennes. Er möchte, dass auch einfache Bürger die Möglichkeit einer guten Bildung erhalten, doch die von ihm forcierte Einrichtung einer städtischen Schule stößt auf heftigen Widerstand. Auch sein Privatleben bringt ihn in einige Schwierigkeiten.

Der Hintergrund, vor dem diese Geschichte angesiedelt ist, wäre sehr interessant. Lebensverhältnisse und Politik in einer freien Stadt sowie die Tätigkeit von Kaufleuten im Mittelalter werden lebendig beschrieben. Was reale historische Ereignisse betrifft, ist der Autor ein paar Mail von den Tatsachen abgewichen, alles in allem dürfte der Inhalt aber gut recherchiert sein.

Die Lektüre gestaltete sich allerdings eher durchwachsen. Zwar wird aus zahlreichen verschiedenen Perspektiven erzählt, was für einige Abwechslung sorgt, dennoch enthält der Roman viele Längen. Die Handlung tritt über weite Strecken eher auf der Stelle, es gibt einiges Hin und Her und im Wesentlichen tauchen immer wieder dieselben Probleme in verschiedenen Varianten auf. Erst gegen Ende kommt eine gewisse Spannung auf, dennoch ist vieles vorhersehbar.
Die Protagonisten sind vielversprechend angelegt und decken eine Reihe unterschiedlicher Persönlichkeiten ab. Sie sind allerdings großteils eher eindimensional gezeichnet, die Charaktere entwickeln sich kaum weiter und vor allem die Darstellung des „Bösewichts“ Anseau Lefevre fand ich reichlich übertrieben. Weiters wirken einige Personen in ihrer Denkweise zu modern.

Obwohl mir die Grundidee gefallen hat und es einige interessante Ansätze gibt, bleibt daher doch nur ein mittelmäßiger Eindruck.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Spannende, aber etwas zu ausufernde Darstellung

Amerika vor Kolumbus
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Charles C Mann möchte hier die öffentliche Meinung darüber korrigieren, wie die Bevölkerung Amerikas vor dessen „Entdeckung“ durch Christoph Kolumbus beschaffen war. Denn die Vorstellung, dass es sich ...

Charles C Mann möchte hier die öffentliche Meinung darüber korrigieren, wie die Bevölkerung Amerikas vor dessen „Entdeckung“ durch Christoph Kolumbus beschaffen war. Denn die Vorstellung, dass es sich dabei um einen dünn besiedelten Kontinent gehandelt habe, der - von ein paar wenigen Hochkulturen abgesehen - nur primitive Stämme beherbergte, erweist sich im Lichte neuer Forschungsergebnisse als unzutreffend.
Vielmehr seien die Amerikas von zahlreichen hoch entwickelten Völkern besiedelt gewesen, welche ihre Umwelt tiefgreifenden Umgestaltungen unterzogen – selbst Gegenden wie das Amazonas-Becken, die heute als unberührte Natur angesehen werden. Erst das Auftauchen der Europäer habe dem ein Ende gemacht. Dabei sei nicht so sehr die technische Überlegenheit ausschlaggebend gewesen, sondern eingeschleppte Krankheiten wie Pocken oder Masern hätten zu massenhaften Todesfällen und infolgedessen zum Niedergang der Überlebenden geführt.

So ist das Thema dieses Buches sehr interessant. Die Ausführungen sind großteils lebendig und an manchen Stellen richtiggehend fesselnd.
Der Autor beschreibt nicht nur verschiedene Kulturen, er stellt auch die Personen vor, die an bedeutenden Entdeckungen beteiligt waren und lässt die Leser an wissenschaftlichen Kontroversen teilhaben.
Bisweilen gehen seine Schilderungen allerdings etwas zu sehr in die Tiefe, sind mit zu vielen Details überfrachtet, sodass der Blick auf das große Ganze verstellt wird.

Außerdem hatte ich öfters den Eindruck, dass er in seinem Bestreben, den Ureinwohnern Amerikas Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, zu Übertreibungen neigt bzw. Erkenntisse aus anderen Bereichen ignoriert. So werden beispielsweise immer wieder die Sumerer als das erste bedeutende Volk der alten Welt genannt, das weitaus ältere Catal Hüyük wird dagegen nur kurz in einer Fußnote erwähnt.

Davon abgesehen ist der Inhalt aber gründlich recherchiert, wie zahlreiche Anmerkungen sowie das ausführliche Literaturverzeichnis beweisen.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Blumen, Tee und ein Mädchen mit einem Schwert

Der englische Botaniker
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Wieder einmal hat Nicole C Vosseler einen wunderbaren Roman verfasst, der exotische Landschaften mit großen Gefühlen kombiniert:
Mitte des 19. Jahrhunderts begibt sich der schottische Botaniker Robert ...

Wieder einmal hat Nicole C Vosseler einen wunderbaren Roman verfasst, der exotische Landschaften mit großen Gefühlen kombiniert:
Mitte des 19. Jahrhunderts begibt sich der schottische Botaniker Robert Fortune auf die gefährliche Reise nach China, um die dortige Pflanzenwelt zu studieren. Dabei macht er weitaus bedeutendere und umfangreichere Entdeckungen als erwartet. Doch was sein Leben wirklich durcheinanderbringt ist die Begegnung mit einem geheimnisvollen Mädchen, das ein Schwert zu führen versteht.
Lian streift als jianghu allein durch das Reich der Mitte. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Schwachen zu helfen und als sie Robert begegnet, erkennt sie sofort, dass dieser ihre Unterstützung bitter nötig hat.
Roberts Frau Jane wartet inzwischen im fernen England sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Mannes.

Diese Geschichte wird aus den Perspektiven von Robert, Lian und Jane erzählt. Vor allem letztere macht, obwohl ihr Part der kürzeste ist, eine bedeutende persönliche Entwicklung durch.
Doch auch die übrigen Protagonisten sind interessant angelegt. Der von seinem Fachgebiet begeisterte, den Schwierigkeiten der „realen Welt“ gegenüber aber etwas naive Wissenschaftler Robert und die toughe Lian, deren Vergangenheit von schlimmen Ereignissen geprägt war, wirken zwar teilweise eine Spur klischeehaft, fügen sich aber hervorragend in eine fesselnde Handlung ein.
Diese ist vor einer grandiosen Kulisse angesiedelt, die verschiedenen Gegenden Chinas samt deren jeweiligen Eigenheiten sowie die politischen und sozialen Verhältnisse werden farbenfroh und lebendig geschildert.
Am Ende bleiben einige Fragen offen, dies passt aber ebenfalls gut ins Gesamtbild.

Hinsichtlich des historischen Wahrheitsgehalts hat sich die Autorin allerdings viele Freiheiten genommen, was sie im Nachwort auch offenlegt.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Massenaussterben und Aufschwünge

Eine neue Geschichte des Lebens
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Peter Ward und Joe Kirschvink, Fachleute auf den Gebieten der Paläobiologie bzw geophysikalischer Aspekte der Biologie, geben hier einen breitgefassten Überblick über die Geschichte des Lebens auf der ...

Peter Ward und Joe Kirschvink, Fachleute auf den Gebieten der Paläobiologie bzw geophysikalischer Aspekte der Biologie, geben hier einen breitgefassten Überblick über die Geschichte des Lebens auf der Erde. Sie beginnen mit der spannenden Frage, wie dieses überhaupt entstanden ist und begleiten es dann bei seiner weiteren Entwicklung im Verlauf der Jahrmilliarden. Im Zuge dessen heben sie vor allem die Zeiten von Massenaussterben besonders hervor und versuchen, deren Ursachen nachzuspüren.
Immer wieder zeigt sich dabei, wie sehr wechselnde Umweltbedingungen die Entwicklung des Lebens beeinflussten, wie beispielsweise das Auf und Ab der Temperaturen oder unterschiedliche Sauerstoffkonzentrationen in der Atmosphäre manchen Tiergruppen zum Aufstieg verhalfen, während andere dadurch dem Untergang geweiht waren.

Bereits in der Einleitung stellen die Autoren klar, dass sie ihre Ausführungen auch als Mahnung an die Gegenwart, insbesondere im Hinblick auf die Gefahren des Klimawandels, verstanden wissen wollen, und es gelingt ihnen jedenfalls, zum Nachdenken darüber anzuregen, wie sehr wir alle doch vom Zustand unserer Umwelt abhängig sind.

Inhaltlich ist dieses Buch sicher auf dem aktuellsten Stand und es enthält viele faszinierende und aufschlussreiche Informationen sowie neue Erkenntnisse, beispielsweise zur Frühzeit des Lebens im Präkambrium oder zu den Ursachen von Aufstieg und Fall der Dinosaurier.
Die Schilderungen sind allerdings eher trocken und enthalten vor allem in den ersten Kapiteln viele technische Details. Durch die oftmals umständliche Ausdrucksweise sowie häufig vorkommende Wiederholungen wird die Lektüre gelegentlich etwas anstrengend.

Dennoch ist dieses Werk ein gelungener Streifzug durch vergangene Epochen, der für an der Thematik interessierte Leser eine Reihe faszinierender Einblicke bereithält.