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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2017

Im Schatten einer Flutkatastrophe

Zorn des Himmels
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Im Juli 1342 herrscht in Franchenfurt (Frankfurt) einige Aufregung. Kaiser Ludwig weilt in der Stadt und Hilpolt Meester, der Anführer der kaiserlichen Garde, ist fest entschlossen, bestmöglich für seine ...

Im Juli 1342 herrscht in Franchenfurt (Frankfurt) einige Aufregung. Kaiser Ludwig weilt in der Stadt und Hilpolt Meester, der Anführer der kaiserlichen Garde, ist fest entschlossen, bestmöglich für seine Sicherheit zu sorgen. Dies führt zu Verstimmungen mit den Stadtbewohnern, vor allem der Fährmann Rupprecht wehrt sich gegen zu rigorose Eingriffe in das öffentliche Leben. Seine Tochter Philippa begegnet inzwischen dem geheimnisvollen Mathias. Er hat sein Gedächtnis verloren und leidet unter seltsamen Panikattacken. Alles, was er noch weiß, ist, dass er unbedingt nach Franchenfurt gelangen muss. Doch auf wessen Seite steht er? Diese Frage wird umso drängender, als mit Bernhard Ascanius ein weiterer Fremder auftaucht.
So viel zu einigen der in diesem Roman auftretenden Personen. Der wichtigste Protagonist ist aber ein anderer: Die als „Magdalenenhochwasser“ bezeichnete Umweltkatastrophe, welche im 14. Jahrhundert weite Teile Mitteleuropas verheerte und die Topografie Deutschlands bis zum heutigen Tag veränderte.

Vor dieser Kulisse hat Richard Dübell seine Geschichte angesiedelt, und die herannahende Katastrophe, ihre Vorzeichen und Auswirkungen nehmen relativ breiten Raum ein. Die Schilderungen sind dabei sehr plastisch und lebendig, sodass es mir leicht fiel, mich in diese Szenen hineinzuversetzen.

Die eigentliche Handlung konnte mich allerdings nicht gänzlich überzeugen. Zwar sind die Protagonisten interessante Charaktere, die vor allem ohne allzu viel Schwarz-Weiß-Malerei gezeichnet werden. Doch einiges ist ziemlich vorhersehbar (auch wenn sich der Autor noch so sehr darum bemüht, Verwirrung zu stiften) und manches geht zu glatt.

Nichtsdestotrotz ist dies ein lesenswerter Roman, der sich eines wichtigen, aber wenig bekannten Ereignisses annimmt.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Interessante, aber düstere Geschichte(n) langatmig erzählt

Die Herren der Grünen Insel
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Ich habe bereits einige der von der Autorin als Julia Kröhn veröffentlichten Romane gelesen, die mir alle gut bis sehr gut gefallen haben. Von diesem Buch war ich allerdings eher enttäuscht.
Dabei wäre ...

Ich habe bereits einige der von der Autorin als Julia Kröhn veröffentlichten Romane gelesen, die mir alle gut bis sehr gut gefallen haben. Von diesem Buch war ich allerdings eher enttäuscht.
Dabei wäre die Grundidee ganz vielversprechend: Das Irland des ausgehenden 12. Jahrhunderts wird von zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen den Mächtigen überschattet. Eine Reihe von Personen versucht, unter schwierigen Bedingungen ihren Lebensweg zu meistern: Caitlin sieht sich gezwungen, den als grausamen Krieger verschrienen Ascall zu heiraten. Doch mit der Zeit entdeckt sie an ihm wie auch an seinem Bruder Ailillan manch unerwartete Seiten. Der gerissene Händler Pol weiß inzwischen seinen Nutzen aus den ständigen Kriegen zu ziehen, und ist geschickt darin, die Parteien zu manipulieren. Seine Tochter Roisin sowie seine eigenen Gefühle ihr gegenüber kann er dagegen nicht so leicht kontrollieren. Währenddessen träumt Aoife davon, Königin zu werden, und ist dafür zu vielen Opfern bereit.

Diese Geschichten werden aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, was für einige Abwechslung sorgt. Die Handlungsstränge überschneiden einander gelegentlich, laufen oft aber auch nebeneinander her. Ihr Zusammenspiel ist an sich gut und durchdacht konstruiert. Die Schilderungen sind jedoch sehr langatmig, man hätte denselben Inhalt auch auf der Hälfte der Seiten unterbringen können.
Weiters ist die Atmosphäre dieses Buches großteils bedrückend, das Geschehen wird von Kriegen und Gewalttaten bestimmt. Dennoch konnte ich kein richtiges Mitgefühl für die Protagonisten aufbringen. Obwohl ihr Innenleben ausführlich beschrieben wird, bleiben sie doch abstrakt und haben oft von Kapitel zu Kapitel immer wieder dieselben Gedankengänge. Ihre Vergangenheit sowie die Faktoren, die ihre Persönlichkeit prägten, werden relativ genau ausgeleuchtet, trotzdem konnte ich viele ihrer Aktionen nicht wirklich nachvollziehen.
Manche Handlungsstränge weisen ein paar überraschende Wendungen auf, vieles ist aber auch vorhersehbar.
Das Ende lässt einige Fragen offen, die dann vermutlich im nächsten Teil der „Irland-Saga“ beantwortet werden.

Fazit: Der Roman enthält interessante Informationen zur irischen Geschichte. In punkto Lesevergnügen ist er allerdings weniger empfehlenswert.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Auf den Spuren der Riemannschen Vermutung

Die Musik der Primzahlen
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Sie ist eines der berühmtesten Rätsel der modernen Mathematik, weil sie sich seit über 150 Jahren jedem Versuch eines Beweises entzieht, es wegen ihrer zentralen Bedeutung aber eine Reihe anderer Theoreme ...

Sie ist eines der berühmtesten Rätsel der modernen Mathematik, weil sie sich seit über 150 Jahren jedem Versuch eines Beweises entzieht, es wegen ihrer zentralen Bedeutung aber eine Reihe anderer Theoreme gibt, die von ihrer Richtigkeit abhängen – die Riemannsche Vermutung.

Marcus du Sautoy befasst sich hier mit dieser Hypothese, zeigt, wie die Tausende Jahre alte Beschäftigung mit den Primzahlen, den „Atomen der Arithmetik“, schließlich zu Bernhard Riemanns bahnbrechenden Veröffentlichungen geführt hat und erklärt ihre Bedeutung auch über die reine Mathematik hinaus.
Weiters erzählt er die Lebensgeschichten vieler Mathematiker, die sich mit Beiträgen in diesem Zusammenhang verdient gemacht haben, und zeigt so, dass auch in diesem als trocken verschrienen Fachgebiet durchaus interessante Persönlichkeiten zu finden sind.

Es gelingt dem Autor, ein schwieriges und abstraktes Thema so darzustellen, dass es auch für Laien großteils nachvollziehbar ist.
Allerdings enthält dieses Buch für meinen Geschmack ein bisschen zu wenig wirkliche Mathematik, die meisten Themen werden nur stark vereinfacht angedeutet. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, einige Fußnoten einzufügen, um dem interessierten Leser eine etwas tiefer gehende Auseinandersetzung zu ermöglichen.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Lahme Geschichte vor interessantem Hintergrund

Herz-Jesu-Feuer
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Dieser Krimi ist vor einem sehr interessanten Hintergrund angesiedelt, die Umsetzung ist allerdings nicht besonders gelungen.

Fernando Lovecchio lebt auf einer abgelegenen Hütte in den Südtiroler Bergen ...

Dieser Krimi ist vor einem sehr interessanten Hintergrund angesiedelt, die Umsetzung ist allerdings nicht besonders gelungen.

Fernando Lovecchio lebt auf einer abgelegenen Hütte in den Südtiroler Bergen und schreibt Bücher über Serienmörder, womit er häufig auf ablehnende Reaktionen stößt. Doch eines Tages bringt diese Tätigkeit ihm einen unerwarteten Auftrag ein. Der Sohn des berühmten Winzers Antonio Giordano wurde in der Herz-Jesu-Nacht auf grausame Weise gefoltert und ermordet, und sein Vater engagiert Fernando, um den Täter zu finden.
Der Fall zieht immer weitere Kreise und seine Nachforschungen führen ihn zu einem dunklen Kapitel der Südtiroler Vergangenheit.

Diese Geschichte wird in einem häufig langatmigen und unpersönlichen Stil erzählt. Obwohl fast ausschließlich aus Fernandos Perspektive berichtet wird, bleibt sein Charakter blass und ich konnte mich kaum in ihn hineinversetzen.
Die Handlung verläuft vor allem im ersten Drittel eher schleppend, die Sache nimmt erst nach einiger Zeit etwas Fahrt auf, mit stellenweise fesselnden Enthüllungen, bevor das Ende vergleichsweise fast zu dramatisch ist.
Weiters verbleiben einige Ungereimtheiten und offene Fragen.
Außerdem wirkt die Darstellung der Situation in Südtirol seltsam. Einerseits werden die Konflikte zwischen Tirolern und Italienern stark übertrieben geschildert, wirklich spüren kann man sie jedoch kaum. Auch bleibt beispielsweise oft unklar, in welcher Sprache eine Unterhaltung eigentlich geführt wird.

Trotz der engagierten Themenwahl habe ich den Eindruck, dass der Autor besser bei den Insel-Krimis bleiben sollte.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Faszinierende Appetithäppchen

Zaubergarten Biologie
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Gottfried Schatz berichtet hier in jeweils ca sechs bis acht Seiten langen Episoden von den Wundern des Lebens. Er erzählt beispielsweise, wie es den Mitochondrien gelang, das Feuer zu zähmen, wie unser ...

Gottfried Schatz berichtet hier in jeweils ca sechs bis acht Seiten langen Episoden von den Wundern des Lebens. Er erzählt beispielsweise, wie es den Mitochondrien gelang, das Feuer zu zähmen, wie unser Blut und unsere Zellen funktionieren oder wie die Gene unser Schicksal prägen.
Der Schwerpunkt des Inhalts liegt also in den Bereichen der Biochemie und Genetik, es werden aber auch andere Dinge angesprochen wie zukunftsfähige Formen der Energiegewinnung oder das Problem der Unbeständigkeit von Speichermedien.
Man kann die Faszination des Autors für seine Themen gut nachfühlen, bisweilen kommt er dabei richtig in Schwärmen, was zwar manchmal etwas übertrieben wirkt, aber gut zum Lesefluss passt.
Die Ausführungen sind allgemein verständlich und flott lesbar, wirken aber nichtsdestotrotz fachlich fundiert. Jedoch können aufgrund der Kürze der Kapitel viele interessante Punkte nur oberflächlich angerissen werden.
Dennoch ermöglicht es die Lektüre, in spannende Materien einzutauchen, und kann dazu anregen, sich mit einigen der angesprochenen Fragen noch näher auseinander zu setzen.