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Veröffentlicht am 26.02.2024

Interessante Familienkonstellation

Eine perfekte Familie
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Dieses in Sydney angesiedelte Familiendrama spielt auf zwei Zeitebenen:
Jetzt: Die Geschwister Amy, Logan, Troy und Brooke machen sich Sorgen: Ihre Mutter Joy ist seit Tagen verschwunden und hat nur eine ...

Dieses in Sydney angesiedelte Familiendrama spielt auf zwei Zeitebenen:
Jetzt: Die Geschwister Amy, Logan, Troy und Brooke machen sich Sorgen: Ihre Mutter Joy ist seit Tagen verschwunden und hat nur eine kryptische Nachricht hinterlassen.
Monate zuvor: Jahrzehntelang hat Joy gemeinsam mit ihrem Mann Stan eine Tennisschule betrieben und daneben vier Kinder großgezogen, die alle auch irgendwann Wettkampftennis gespielt haben. Nun könnte sie eigentlich ihren Ruhestand genießen, empfindet ihren Alltag jedoch als eher eintönig. Ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als die junge Savannah vor ihrer Tür steht und um Hilfe bittet. Sie zieht bei ihnen ein und wird für Joy bald Ersatztochter und unentbehrliche Hilfe im Haushalt in einem. Aber hat Savannah die Wahrheit über ihre Vergangenheit gesagt?

Die Kapitel werden abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Ich konnte mich daher gut in Joy und ihre Kinder hineinversetzen, die alle sehr unterschiedliche Persönlichkeiten haben, welche aber nachvollziehbar und ohne allzu viele Klischees dargestellt werden. Die Höhen und Tiefen einer langjährigen Ehe, die Herausforderungen, denen sich die Protagonisten gegenüber sehen und die immer noch engen Bande innerhalb der Familie werden lebendig beschrieben.
Dass die im „Jetzt“ spielenden Passagen Großteils aus der Sicht von Personen erzählt werden, die nicht zur Familie gehören (beispielsweise der ermittelnden Polizeibeamtin, einer Kellnerin, einer Nachbarin...), gibt der Geschichte außerdem einen interessanten Dreh.
Es wird auch einige Spannung aufgebaut, in erster Linie natürlich durch die Fragen, was mit Joy passiert ist und was es mit Savannah auf sich hat. Doch auch die Nebenhandlungen halten einige Überraschungen bereit. Durch das Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart wird man außerdem zum Miträtseln animiert und gibt es aufschlussreiche Einsichten.
Die Auflösung wirkt dann zwar ein bisschen weit hergeholt und nicht wirklich realistisch. Dies hat meinen Lesespaß allerdings kaum getrübt, handelt es sich hier doch nicht um einen Krimi.
Es ist schön, die Dynamiken innerhalb einer Familie und das Zusammenspiel interessanter Charaktere zu beobachten.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2024

Vom Alltag in einer Diktatur

Der Report der Magd
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Ich möchte vorausschicken, dass ich die auf diesem Roman basierende Serie noch nicht gesehen habe. Ich werde das aber wahrscheinlich bald nachholen. Die Grundidee dieser Dystopie ist faszinierend und erschreckend ...

Ich möchte vorausschicken, dass ich die auf diesem Roman basierende Serie noch nicht gesehen habe. Ich werde das aber wahrscheinlich bald nachholen. Die Grundidee dieser Dystopie ist faszinierend und erschreckend zugleich, sodass mein Interesse geweckt wurde, obwohl ich dieses Genre ansonsten kaum lese.

Die Magd „Desfred“ (ihr richtiger Name wird nie genannt) tritt als Ich-Erzählerin auf und berichtet von ihrem Leben in „Gilead“. Hierbei handelt es sich um eine USA der Zukunft, wo eine fundamentalistische Gruppierung die Macht übernommen hat. Die Verfolgung abweichender Glaubensrichtungen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen bestimmt ebenso den Alltag wie die Unterdrückung der Bevölkerung, insbesondere der Frauen. Jeder Person ist eine gewisse Rolle zugeteilt, gemäß derer sie sich zu verhalten hat. Desfreds Aufgabe besteht darin, einem hochrangigen Kommandanten und seiner Frau zu Nachwuchs zu verhelfen. Sie steht unter ständiger Überwachung und ist häufig verzweifelt. Einzig die Erinnerungen an eine glücklichere Vergangenheit halten sie etwas aufrecht.

Die Geschichte ist zweifellos ergreifend. Ich hatte jedoch vor allem zu Beginn einige Probleme damit, in die Handlung hineinzufinden. Informationen dazu, was da eigentlich vorgeht oder wie es zu dieser Diktatur kommen konnte, werden erst eher spät und nur bruchstückhaft eingestreut. Wirklich klar(er) werden viele Dinge erst durch die „Historischen Anmerkungen“ am Ende, wo ein Symposion im Jahr 2195 beschrieben wird, welches den „Report der Magd“ als Zeitdokument aus dem inzwischen untergegangenen Gilead behandelt. Dabei handelt es sich um einen gelungenen Kunstgriff der Autorin.
Außerdem fiel es mir schwer, mit der Protagonistin warm zu werden. Sie hat ihre Fehler und wirkt öfters widersprüchlich in ihren Gedanken und Verhaltensweisen, was angesichts ihrer Lebensumstände aber natürlich auch verständlich ist. Und es ist ja auch gut, dass hier aus der Sicht einer „normalen“ Frau erzählt wird, die eben in eine fast unvorstellbare Situation gerät. Dass die „wirklichen“ Persönlichkeiten der Leute in ihrem Umfeld weitgehend im Dunkeln bleiben, illustriert ebenfalls gut die Verhältnisse in einer Diktatur, welche jede Individualität auslöschen möchte.

Alles in allem ist dieses Werk empfehlenswert und regt zum Nachdenken an. Auch wenn manches, was in Gilead geschieht, etwas unrealistisch oder weit hergeholt wirkt (aber kann man sich dessen wirklich sicher sein?), waren doch gerade in den letzten Jahren (auch in den USA) zunehmend fundamentalistische Tendenzen erkennbar. Daher ist diese Lektüre auch heute noch aktuell.

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2024

Bunt gemischte Kräuter-Krimis

Majoran, Mord und Meisterwurz
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Manfred Baumann hat hier sieben Kurz-Krimis rund um das Thema Kräuter verfasst. In zweien davon tritt der schon aus früheren Kräuter-Krimis bekannte Benediktiner-Pater und Kräuterexperte Gwendal als Ermittler ...

Manfred Baumann hat hier sieben Kurz-Krimis rund um das Thema Kräuter verfasst. In zweien davon tritt der schon aus früheren Kräuter-Krimis bekannte Benediktiner-Pater und Kräuterexperte Gwendal als Ermittler in Erscheinung. Dazwischen begegnen wir beispielsweise einem Auftragskiller, der sich von einer Blume inspirieren lässt, einem Koch, der ein ganz besonderes Gericht für ein Restaurant im Weltraum kreieren möchte oder einer Polizistin, die in die Suche nach dem „Frauenmantel-Mörder“ involviert ist.

Die Geschichten werden flott erzählt und sind abwechslungsreich gestaltet, sowohl was die Schauplätze als auch was die auftretenden Personen betritt. Auch gelingt es dem Autor gut, Informationen über diverse Pflanzen in die Handlung einfließen zu lassen.
Wirklich viel Spannung kommt allerdings nicht auf. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz, sodass einige interessante Figuren oder Handlungselemente nicht richtig zur Geltung kommen, außerdem ist vieles vorhersehbar.
Nichtsdestotrotz ist die Lektüre unterhaltsam und ich konnte sogar ein bisschen was dazulernen.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Die Schönheit der deutschen Sprache

Deutsch – Eine Liebeserklärung
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Der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt hat hier eine umfangreiche Liebeserklärung an die Deutsche Sprache verfasst. Er hat dazu zehn Vorzüge identifiziert, unter anderem den flexiblen Satzbau, die ...

Der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt hat hier eine umfangreiche Liebeserklärung an die Deutsche Sprache verfasst. Er hat dazu zehn Vorzüge identifiziert, unter anderem den flexiblen Satzbau, die leserfreundliche Rechtschreibung oder die Herkunft „aus der Mitte der Gesellschaft“ (wovon erst im Zuge der Rechtschreibreform von 1996 abgewichen wurde). Auf sie alle geht er in eher kurzen und mit vielen Beispielen versehenen Kapiteln ein.

Einige der hier genannten Vorzüge gelten zwar genauso für etliche andere Sprachen und die Ausführungen zu fehlerhaftem Deutsch wirken manchmal etwas oberlehrerhaft.
Alles in allem gelingt es dem Autor jedoch gut, zu belegen, wie ausdrucksstark und facettenreich das Deutsche ist und zu zeigen, dass viele Vorurteile gegen diese Sprache unbegründet sind. Hoffentlich kann dieses Buch zahlreiche Leser dazu motivieren, sich mehr für die Pflege und den Erhalt der deutschen Sprache zu engagieren.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Sieben große Fragen

Das rätselhafte Universum
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Die Autoren spüren hier sieben Welträtseln nach. Darunter verstehen sie fundamentale Fragen an die Natur, die sich mit den bestehenden Konzepten und Modellen der Naturwissenschaften nicht beantworten lassen. ...

Die Autoren spüren hier sieben Welträtseln nach. Darunter verstehen sie fundamentale Fragen an die Natur, die sich mit den bestehenden Konzepten und Modellen der Naturwissenschaften nicht beantworten lassen.
Zunächst fassen sie den derzeitigen Kenntnisstand der Physik zusammen und beschreiben, wie die Physiker immer ausgefeiltere Theorien aufstellen, um diverse Phänomene aus Mikrokosmos und Makrokosmos beschreiben und erklären zu können. Wobei jeder wissenschaftliche Durchbruch aber auch wieder zu zusätzlichen Fragestellungen und Problemen führt.
Im zweiten Teil geht es dann an die Betrachtung der Welträtsel, die sich beispielsweise darum drehen, worin das Wesen von Raum und Zeit besteht, wieso die Naturkonstanten genauso justiert zu sein scheinen, dass Leben möglich ist, ob Schönheit ein Kriterium für Wahrheit ist oder wie die Zukunft des Universums aussieht.
Über jede dieser Fragen sind zwar an sich schon genügend andere (auch populärwissenschaftliche) Bücher geschrieben worden und natürlich können auch die Autoren nicht mit wesentlich neuen Antworten aufwarten. Dennoch ist dies ein interessanter Überblick über aktuelle Themen der Forschung und regt auch zum Nachdenken an, gerade bei den eher philosophischen Abschnitten. Außerdem ist die Faszination der Autoren für ihr Fachgebiet spürbar.

Allerdings werden viele wissenschaftliche Begriffe und Konzepte nicht gut oder detailliert genug erklärt. Wirklich nachvollziehen konnte ich die Ausführungen meist nur dort, wo mir der Inhalt zumindest in den Grundzügen bereits aus anderen Publikationen bekannt war.
Leuten ohne Vorkenntnisse würde ich dieses Buch daher nicht empfehlen.