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Karin1910

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Veröffentlicht am 15.09.2016

David gegen Goliath

Der Untergang Barcelonas
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Marti Zuviria, genannt Zuvi, blickt als alter Mann auf sein Leben zurück. Er erzählt von seiner Lehrzeit bei dem großen Ingenieur Vauban, wo er sowohl lernte, wie eine beinahe uneinnehmbare Festung beschaffen ...

Marti Zuviria, genannt Zuvi, blickt als alter Mann auf sein Leben zurück. Er erzählt von seiner Lehrzeit bei dem großen Ingenieur Vauban, wo er sowohl lernte, wie eine beinahe uneinnehmbare Festung beschaffen sein muss, als auch, mit welchen Mitteln eine solche doch bezwungen werden kann, von seinen Erlebnissen an diversen wichtigen Schauplätzen des spanischen Erbfolgekrieges, vor allem aber von den Geschehnissen, die nicht nur seinem persönlichen Schicksal, sondern auch dem des ganzen katalanischen Volkes eine entscheidende Wendung geben sollten: Die monatelangen Belagerung und schließlich totale Zerstörung Barcelonas durch eine französisch-spanische Armee, die dazu führte, dass die Katalanen all ihre angestammten Rechte und Freiheiten verloren. Doch die Barcelonesen ergaben sich ihren Feinden nicht kampflos, sondern rangen oftmals buchstäblich bis zum letzten Atemzug darum, das Unvermeidliche zumindest aufzuschieben.

Das Buch ist mit vielen Informationen zu den damaligen politischen Verhältnissen, den Hintergründen des Erbfolgekrieges, dem Verlauf von Schlachten und dem Tätigkeitsbereich der Ingenieure im Kriegsdienst gespickt, sodass sich die Lektüre bisweilen etwas trocken gestaltet.

Auch wirkt der Protagonist vor allem zu Beginn nicht wirklich sympathisch, er ist unfreundlich, feige, tendiert dazu, immer den leichtesten Weg zu gehen etc. Dies ändert sich aber im Laufe der Zeit. Zuvi bleibt zwar weiterhin ein zwiespältiger Charakter, bei der Verteidigung seiner von einem übermächtigen Gegner bedrohten Heimat wächst er aber immer mehr über sich hinaus. Und er ist damit nicht der einzige. Es ist spannend, zu beobachten, wie Bürger aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten unter der Leitung eines herausragenden Oberbefehlshabers ihre Kräfte bündeln, um für ihre Stadt zu kämpfen. Umso frustrierender ist es dann, wenn ihre Bemühungen durch die Geltungssucht und Eitelkeit der Mächtigen zunichte gemacht werden.

So kann man hier einen Kampf David gegen Goliath miterleben, und obwohl schon von Beginn an feststeht, dass Goliath den Sieg davontragen wird, ist das Drama in seinem ganzen Ausmaß dann doch niederschmetternd.

Für Leser, die an der katalanischen Geschichte interessiert sind und einen teilweise etwas zähen Erzählstil nicht scheuen, ist dieses Werk also durchaus empfehlenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Faszination der Kartografie

Karten!
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Simon Garfield gibt hier einen breit gefassten Einblick in die Welt der Karten. Er verfolgt deren historische Entwicklung von der Bibliothek im antiken Alexandria über Entdeckungsreisen in Mittelalter ...

Simon Garfield gibt hier einen breit gefassten Einblick in die Welt der Karten. Er verfolgt deren historische Entwicklung von der Bibliothek im antiken Alexandria über Entdeckungsreisen in Mittelalter und Neuzeit bis zu Google Maps, wobei er auch dessen möglicherweise problematische Auswirkungen auf unsere Privatsphäre nicht ausspart, und betrachtet weitere ausgewählte Themen, wie beispielsweise Karten in Literatur und Filmen, die Erfahrungen eines Mannes, der sich vorgenommen hat, ein herausragender Globenbauer zu werden, Karten im Dienste der Aufklärung von Verbrechen oder der Eindämmung von Krankheiten sowie das Aufkommen von Reiseführern.

Der Text wird dabei durch eine Vielzahl an schwarz-weiß Abbildungen illustriert.

Die Lektüre gestaltet sich abwechslungsreich und es gelingt dem Autor gut, die Bedeutung der Kartografie für den Verlauf der Geschichte sowie die Faszination, die Karten auch heute noch ausüben, nachvollziehbar zu machen.

Die Ausführungen sind großteils interessant, gehen allerdings nicht sehr in die Tiefe. Konkrete Informationen, wie bei der Erstellung einer Karte vorgegangen werden sollte, sucht man hier vergebens. (So wird, um ein Beispiel zu nennen, mehrmals die sogenannte Mercator-Projektion angesprochen und auch kritisch angemerkt, dass sie zu Verzerrungen der Größenverhältnisse zwischen den einzelnen Ländern führt, wie diese Methode genau funktioniert, wird allerdings nirgends erklärt.)
Auch hat der Autor eine eingeschränkte, vor allem britisch geprägte Perspektive. Mehrere Kapitel behandeln ausschließlich oder überwiegend Karten von London, Großbritannien oder dem ehemaligen britischen Empire, Karten, die nicht von Europäern oder US-Amerikanern gezeichnet wurden, werden dagegen kaum einmal erwähnt.

Für Kartografie-Begeisterte (und solche, die es werden wollen) ist dieses Werk dennoch empfehlenswert, werden hier doch viele spannende Themen angerissen, die dazu anregen, sich weiter in die Materie zu vertiefen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Maura eine Mörderin?

Rizzoli & Isles - Unter Verdacht
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Natürlich muss man bei einer Kurzgeschichte gewisse Abstriche machen - da die Auflösung ziemlich schnell kommt, gibt es keinen wirklichen Spannungsaufbau und am Ende wären ein paar Seiten mehr sinnvoll ...

Natürlich muss man bei einer Kurzgeschichte gewisse Abstriche machen - da die Auflösung ziemlich schnell kommt, gibt es keinen wirklichen Spannungsaufbau und am Ende wären ein paar Seiten mehr sinnvoll gewesen, um die Hintergründe besser ausleuchten und einige Ungereimtheiten klären zu können.
Der Schreibstil gefällt mir aber sehr gut und der häufige Wechsel der Erzählperspektive macht die Sache lebendig.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vampire?

Rizzoli & Isles - Blutrausch
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Detective Jane Rizzoli und die Gerichtsmedizinerin Dr Maura Isles haben es hier mit einer toten jungen Frau in einer Kirche zu tun. Die Fundumstände lassen an Vampirismus denken, was auf den ersten Seiten ...

Detective Jane Rizzoli und die Gerichtsmedizinerin Dr Maura Isles haben es hier mit einer toten jungen Frau in einer Kirche zu tun. Die Fundumstände lassen an Vampirismus denken, was auf den ersten Seiten für eine gewisse Gänsehautstimmung sorgt.
Die eher banale, aber doch überraschende Auflösung kommt dann natürlich ziemlich schnell.
Dennoch eine gelungene und streckenweise durchaus spannende Kurzgeschichte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mittelalterlicher Kriminalfall

Sehet die Sünder
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Bretagne, 1440: Das bisher so beschauliche Leben der Bewohner des Dörfchens Saint Mourelles gerät mehr und mehr aus den Fugen, als immer wieder Menschen verschwinden und viele von ihnen ermordet aufgefunden ...

Bretagne, 1440: Das bisher so beschauliche Leben der Bewohner des Dörfchens Saint Mourelles gerät mehr und mehr aus den Fugen, als immer wieder Menschen verschwinden und viele von ihnen ermordet aufgefunden werden. Trauer, Angst und gegenseitige Schuldzuweisungen prägen von nun an den Alltag, einige Leute bemühen sich aber auch, Hinweise zusammenzutragen und den Hintergründen der Verbrechen auf die Spur zu kommen.
Vieles deutet darauf hin, dass der Täter im Umfeld ihres Lehnsherrn, des Barons Amede de Troyenne, zu suchen ist.
Der Dorfpfarrer informiert schließlich den Bischof von Nantes und dieser beauftragt – nicht ohne persönliche Hintergedanken – seinen Notar, die Vorgänge zu untersuchen.

Liv Winterbergs Roman ermöglicht es wunderbar, in vergangene Zeiten einzutauchen und die Lebenssituationen von Menschen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten nachzuvollziehen.
Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und durch den häufigen Wechsel der Erzählperspektive sowie des Schauplatzes kann man die unterschiedlichen Ansichten und Herangehensweisen der Protagonisten gut nachvollziehen und es entsteht eine interessante Dynamik. Man wird richtiggehend in die Geschichte hineingezogen und möchte immer weiterlesen.
Es wird viel Spannung aufgebaut und die nach und nach auftauchenden Indizien animieren zum Miträtseln.

Die Auflösung, wer für die Morde verantwortlich zeichnet, ist dann zwar so vorhersehbar, dass es schon fast wieder überraschend ist, der eigentliche Reiz besteht aber ohnehin darin, die auf unterschiedlichen Ebenen ablaufenden „Ermittlungen“ zu verfolgen und die wechselhaften persönlichen Beziehungen zwischen den Beteiligten zu beobachten.