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Veröffentlicht am 09.08.2020

Tuchhandel im 14.Jahrhundert

Der König der purpurnen Stadt
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London im 14. Jahrhundert: Der 18jährige Jonah hat es in seinem bisherigen Leben nicht gerade leicht gehabt, muss er doch ein eher düsteres Dasein als Lehrling seines hartherzigen Vetters fristen. Sein ...

London im 14. Jahrhundert: Der 18jährige Jonah hat es in seinem bisherigen Leben nicht gerade leicht gehabt, muss er doch ein eher düsteres Dasein als Lehrling seines hartherzigen Vetters fristen. Sein Leben nimmt schlagartig eine neue Wendung, als er zufällig dem jungen König Edward und vor allem dessen Frau Philippa begegnet. Mit Unterstützung der Königin kann er seine Ideen zur Revolutionierung des englischen Tuchhandels umsetzen und steigt zu einem der erfolgreichsten Mitglieder seiner Gilde auf. Doch er muss sich auch den Schattenseiten des Lebens stellen und wird mit gefährlichen Feinden, geschickt eingefädelten Intrigen und schlimmen Krankheiten konfrontiert.

Wieder einmal gelingt es Rebecca Gable hervorragend, eine historische Epoche anschaulich darzustellen und die Geschichte vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben zu erwecken.
Man kann hier nicht nur einiges über die Regentschaft von König Edward III und den Beginn des Hundertjährigen Krieges erfahren, auch die wirtschaftliche Situation dieser Zeit wird ausgeleuchtet. Besonders interessant fand sich dabei die Beschreibung des Lebens der Kaufleute und die Organisation der Gilden.

Das alles wird in eine flott erzählte und mit vielen Spannungselementen gewürzte Handlung verpackt.
Allerdings hatte ich diesmal gewisse Probleme, mit der Hauptfigur richtig warm zu werden. Jonah wirkt irgendwie unnahbar und teilweise beinahe menschenfeindlich, was es mir oft schwer machte, mich in ihn hineinzuversetzen, und er neigt dazu, aus für mich nicht immer nachvollziehbaren Gründen andere vor den Kopf zu stoßen.
Außerdem ist es etwas unrealistisch, dass ihm immer alles gelingt und sich selbst schwierigste Situationen letztlich zum Guten werden.

Nichtsdestotrotz ist dies ein absolut empfehlenswerter Roman – vor allem, wenn man sich für die englische Wirtschaftsgeschichte interessiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.06.2020

Die evolutionären Wurzeln unseres Liebeslebens

Die verborgene Natur der Liebe
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Thomas Junker, der schon diverse populärwissenschaftliche Bücher zur Evolution (mit)verfasst hat, widmet sich hier einem Thema, das die Menschheit seit langem auf ganz besondere Weise bewegt. Daher verwundert ...

Thomas Junker, der schon diverse populärwissenschaftliche Bücher zur Evolution (mit)verfasst hat, widmet sich hier einem Thema, das die Menschheit seit langem auf ganz besondere Weise bewegt. Daher verwundert es nicht, dass es über Fragen im Zusammenhang mit Liebe und Sex die unterschiedlichsten Meinungen gibt, von althergebrachten Moralvorstellungen bis hin zu aktuellen Forschungsergebnissen.
Warum haben wir viel öfter Sex als es zur Fortpflanzung nötig wäre? Entspricht die monogame Zweierbeziehung tatsächlich unserer Natur oder doch eher das Leben in einer Kommune? Wovon hängt es ab, wen wir für attraktiv halten?

Diese und viele weitere Fragen werden hier untersucht. Der Autor betrachtet sie aus dem Blickwinkel unserer evolutionären Vergangenheit und überlegt, wie und warum sich entsprechende Vorlieben oder Lebensweisen herausgebildet haben könnten.
Um seine Gedanken zu verdeutlichen greift er dabei auch häufig auf Beispiele aus Büchern oder Filmen zurück. Manchmal übertreibt er es damit zwar ein bisschen, es trägt aber doch zur Anschaulichkeit bei.
Sicher, von den meisten der hier aufgeführten Überlegungen und Fakten habe ich bereits an anderer Stelle erfahren – in anderen Sachbüchern, Filmen, Romanen, Frauenzeitschriften etc. Doch zu so ziemlich jeder Aussage habe ich genauso auch schon mal das Gegenteil gehört bzw gelesen.
Der Autor macht sich dagegen die Mühe, jedes Thema von verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Er hinterfragt von diversen Medien verbreitete Behauptungen ebenso wie wissenschaftliche Theorien und stellt ihnen vor allem immer wieder die Lebenswirklichkeit gegenüber.
Ich kann nicht beurteilen, ob er damit immer richtig liegt – gerade in diesem Bereich dürfte der Grundsatz „zwei Experten, drei Meinungen“ in besonderem Maße gelten -, seine Argumentationslinien sind aber jedenfalls meist schlüssig und konsistent.

Insgesamt zeigt sich dabei, dass unser Liebes- und Sexualleben mehr von unserer Biologie beeinflusst wird als wir es gerne wahrhaben würden, dass wir Menschen diesbezüglich aber auch einige einzigartige Charakteristika aufweisen, weshalb das Ableiten von Erkenntnissen oder gar Verhaltensempfehlungen durch simple Vergleiche mit anderen Tierarten oft in die Irre führt.
Praktische Ratschläge zum Thema „Wie man die Richtigen findet“ darf man hier zwar (trotz eines Kapitels mit dieser Überschrift) nicht erwarten. Die Lektüre kann aber vielleicht trotzdem vor manchen Fehlern bewahren und insbesondere dabei helfen, über die Medien transportierte Vorstellungen und Bilder richtig einzuordnen.

Veröffentlicht am 05.04.2020

Von Menschen, Wölfen und Hunden

Darwins Hund
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Bryan Sykes, der bereits einige populärwissenschaftliche Bücher über Genetik (des Menschen) geschrieben hat, wendet sich diesmal den Hunden zu und geht der Frage nach, wie diese sich aus dem Wolf entwickeln ...

Bryan Sykes, der bereits einige populärwissenschaftliche Bücher über Genetik (des Menschen) geschrieben hat, wendet sich diesmal den Hunden zu und geht der Frage nach, wie diese sich aus dem Wolf entwickeln konnten.
Bereits im Vorwort entsteht jedoch der Eindruck, dass ihm dieses Thema irgendwie aufgezwungen wurde. Der Autor ist kein „Hundemensch“, was er immer wieder durchblicken lässt.

Nichtsdestotrotz ist der Inhalt großteils sehr interessant. Das hier entworfene Szenario der ersten Annäherung von Mensch und Wolf unterscheidet sich doch deutlich von vielen Lehrmeinungen. Anstatt den Menschen als geschickten Domestizierer und den Wolf in einer eher passiven Rolle dazustellen, wird hier eine Jagdgemeinschaft zum beiderseitigen Nutzen postuliert.
Auch die Ausleuchtung unseres heutigen Verhältnisses zum Wolf sowie Begegnungen mit wild lebenden Wölfen bieten einige faszinierende Erkenntnisse.
Danach wird die Genetik des modernen Hundes, insbesondere im Zusammenhang mit den diversen Kriterien, welche Rassehunde erfüllen müssen, beschrieben.
Ein relativ langes Kapitel besteht dann in der Wiedergabe von Interviews, die Sykes Frau Ulla (im Gegensatz zu ihm eine echte Hundefreundin) mit diversen Hundebesitzern geführt hat. Wenngleich sie sich diesbezüglich um eine gewisse Vielfalt (sowohl der Menschen als auch der Hunde) bemüht hat und es ganz spannend ist, die unterschiedlichen Antworten zu lesen, wird dies mit der Zeit doch auch etwas eintönig. Es wäre vielleicht besser gewesen, diese Interviews immer mal wieder zwischendurch einzustreuen anstatt sie alle an einem Ort zusammenzupacken.
Andererseits werden kontroverse Punkte wie das Klonen von Haustieren nur relativ kurz abgehandelt.

Insgesamt ist dieses Buch dennoch empfehlenswert. Aktuelle Forschungsergebnisse werden allgemein verständlich aufbereitet. Man hätte aus dem Thema aber mehr machen können.

Veröffentlicht am 05.04.2020

100 Episoden aus Österreichs Sportgeschichte

100 x Österreich: Sport
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Dieser Band der „100 x Österreich“-Reihe befasst sich also mit dem Thema Sport.
Die Autorin stellt die Persönlichkeiten vor, welche die österreichische Sportgeschichte prägten, lässt große Erfolge und ...

Dieser Band der „100 x Österreich“-Reihe befasst sich also mit dem Thema Sport.
Die Autorin stellt die Persönlichkeiten vor, welche die österreichische Sportgeschichte prägten, lässt große Erfolge und dramatische Stunden wiederaufleben, spart aber auch Skandale nicht aus.
Die Lektüre ist durchaus informativ und es ist immer wieder schön, in Erinnerungen zu schwelgen.
Bisweilen werden allerdings auch Nebensächlichkeiten angeführt, die für Fans der entsprechenden Sportler vielleicht interessant sind, mit deren sportlichen Aktivitäten als solches aber eigentlich nichts zu tun haben. Da hätte der generell knapp bemessene Platz (meist zwei Seiten pro Kapitel) besser genützt werden können.
Dazu kommt natürlich noch das bei einem derartigen Werk wohl unvermeidliche Thema einer geeigneten Auswahl des Inhalts. Sicher hat jeder Leser diesbezüglich andere Vorstellungen bzw Vorlieben und ich möchte der Autorin auf jeden Fall zugutehalten, dass sie sich um die angemessene Berücksichtigung von Frauen bemüht (und dabei gelegentlich sogar ein bisschen übertreibt) und auch Randsportarten nicht außen vor lässt. Dennoch ist es fragwürdig, dass beispielsweise Marlies Schild (Raich), Benni Raich oder auch Marc Girardelli keine Erwähnung finden.
Alles in allem ist dieses Buch dennoch empfehlenswert und es regt auch dazu an, über seine eigenen Sport-Highlights nachzudenken.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Waringham in bewegten Zeiten

Teufelskrone
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Wie sicher auch viele andere Fans habe ich schon lange auf eine Fortsetzung der Waringham Saga gehofft und mich daher sehr drüber gefreut, dieses Werk im Rahmen einer Leserunde vorab kennenlernen zu dürfen.
Wobei ...

Wie sicher auch viele andere Fans habe ich schon lange auf eine Fortsetzung der Waringham Saga gehofft und mich daher sehr drüber gefreut, dieses Werk im Rahmen einer Leserunde vorab kennenlernen zu dürfen.
Wobei „Fortsetzung“ hier nicht ganz das richtige Wort ist, setzt die Handlung doch im Jahr 1193 ein, also über 150 Jahre vor „Das Lächeln der Fortuna“.

Wir folgen dem Lebensweg des Yvain of Waingham, der in den Dienst von John „Ohneland“ tritt. Dieser möchte aus dem Schatten seines Bruders, des strahlenden Königs Richard Löwenherz, treten, was ihm selbst nach dessen Tod nicht recht gelingen will.
Yvain erlebt an seiner Seite so manche Erfolge, jedoch noch viel mehr Niederlagen und wird Zeuge diverser Übeltaten. Er beginnt daher mehr und mehr zu hinterfragen, wie weit seine Vasallentreue wirklich gehen muss. Auch in seinem Privatleben gibt es einige Turbulenzen.
Für Leser der bisherigen Teile ist die Lektüre wie ein Nach-Hause-Kommen. Nicht nur der Ort Waringham als solches weist einen hohen Wiedererkennungswert auf, auch einige Protagonisten haben Waringham-typische Eigenschaften.

Wie immer gelingt es Rebecca Gable hervorragend, reale historische Fakten mit fiktiven Personen und Ereignissen zu einer fesselnden Geschichte zu verschmelzen. Der Erzählstil ist mitreißend, sodass man wunderbar in vergangene Zeiten eintauchen kann.
Sämtliche auftretenden Personen sind lebendig und meist nachvollziehbar gezeichnet, selbst viele Nebendarsteller sind mit jeweils eigenen Persönlichkeiten ausgestattet. Yvain ist ein sympathischer Held, der durchaus auch seine Fehler hat, gerade dadurch aber „echt“ wirkt und gut in die Zeit passt.
Die spannendste Figur ist aber John Ohneland. Während er sonst in der Regel als reiner Bösewicht dargestellt wird, erscheint er hier als facettenreiches Individuum mit positiven und negativen Merkmalen. Besonders interessant ist die Schilderung des ambivalenten Verhältnisses, das Yvain mit John verbindet. Dies regt auch immer wieder zum Nachdenken an.

So hat mir dieser historische Roman großteils sehr gut gefallen.

Den Schlussteil fand ich allerdings weniger gelungen. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin die Handlung zu schnell abschließen möchte. Einige Dinge hätten ausführlicher beschrieben werden können. So hätte ich beispielsweise gern mehr über die Entstehungsgeschichte der Magna Charta erfahren.
Das Ende ist dann sehr offen, was aber immerhin den Vorteil hat, dass jeder Leser sich seine eigene Version dazu überlegen kann, wie es wohl weitergehen wird – und außerdem darauf schließen lässt, dass es einen weiteren Band geben wird.

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