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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2017

Hinter den Kulissen einer Papstwahl

Konklave
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Mitten in der Nacht erhält Kardinal Lomeli, Dekan des Kardinalskollegiums, die Nachricht vom Tod des Papstes. Neben der Trauer um den Heiligen Vater macht ihm auch die Besorgnis ob der ihm bevorstehenden ...

Mitten in der Nacht erhält Kardinal Lomeli, Dekan des Kardinalskollegiums, die Nachricht vom Tod des Papstes. Neben der Trauer um den Heiligen Vater macht ihm auch die Besorgnis ob der ihm bevorstehenden Aufgabe zu schaffen. Vor kurzem hatte er sein Amt noch wegen einer Glaubenskrise niederlegen wollen, nun ist es an ihm, das Konklave zu leiten und die Wahl des nächsten Papstes in geordnete Bahnen zu lenken. Schon vor deren Beginn erlebt er eine große Überraschung als ein neuer Kardinal auftaucht, den der verstorbene Papst in aller Heimlichkeit ernannt hatte. Vincent Benitez sorgt für einiges Aufsehen, doch Lomeli muss sich in den nächsten Tagen noch mit einer ganzen Reihe weiterer Probleme auseinandersetzen.

Obwohl die Handlung einige Längen aufweist und öfters über mehrere Seiten hinweg kaum etwas Besonderes passiert, wird doch erstaunlich viel Spannung aufgebaut. Es ist faszinierend, hinter die Kulissen eines Konklaves zu blicken und die verschiedenen Wahlgänge sowie Aufstieg und Fall diverser Favoriten zu beobachten.
Kardinal Lomeli ist ein interessanter Charakter, ich konnte seine Selbstzweifel und sein Ringen darum, das Richtige zu tun, gut nachvollziehen.
Nach einem gemächlichen Beginn wird es gegen Ende für meinen Geschmack jedoch ein bisschen zu Dramatisch und manches wirkt etwas weit hergeholt. Anderes ist wiederum vorhersehbar.

Doch der positive Eindruck überwiegt. Die Themenwahl ist originell und es dürfte gut recherchiert sein.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Fundierter Überblick zur Genetik (vor allem der Viren)

Wilde Gene
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Obwohl die Aufmachung dieses Werkes (mit Comic-artigen Zeichnungen etc) es nicht gleich vermuten lassen würde, hat es doch einiges zu bieten. In lockerem Tonfall erklären die Autoren beispielsweise, was ...

Obwohl die Aufmachung dieses Werkes (mit Comic-artigen Zeichnungen etc) es nicht gleich vermuten lassen würde, hat es doch einiges zu bieten. In lockerem Tonfall erklären die Autoren beispielsweise, was es mit Genen und DNA auf sich hat, wie die Evolution hin zu immer komplexeren Lebensformen abgelaufen ist, wie es vor allem den Viren immer wieder gelingt, sich die Mechanismen in fremden Zellen zunutze zu machen und abschließend, wieso gerade Viren auch für therapeutische Zwecke eingesetzt werden könnten - und einiges mehr. Daneben stellen sie auch die Personen vor, welche an bedeutenden Fortschritten und Erkenntnissen in diesen Bereichen beteiligt waren (und verhehlen auch deren Schattenseiten nicht).

Mache Aussagen sind vielleicht ein bisschen zu flapsig und die Episoden um die „Tante Hedwig“ hätten etwas kürzer ausfallen können. Außerdem kann bei einer solchen Themenfülle auf nur ca 270 Seiten natürlich nicht sehr in die Tiefe gegangen werden. Insgesamt wirkt der Inhalt aber fachlich fundiert.

In erster Linie richtet sich dieses Buch an Einsteiger. Aber auch Fortgeschrittene können auf unterhaltsame Weise ihr Wissen auffrischen und noch das eine oder andere dazulernen.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Vom Alltag in einer Diktatur

Der Report der Magd
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Ich möchte vorausschicken, dass ich die auf diesem Roman basierende Serie noch nicht gesehen habe. Ich werde das aber wahrscheinlich bald nachholen. Die Grundidee dieser Dystopie ist faszinierend und erschreckend ...

Ich möchte vorausschicken, dass ich die auf diesem Roman basierende Serie noch nicht gesehen habe. Ich werde das aber wahrscheinlich bald nachholen. Die Grundidee dieser Dystopie ist faszinierend und erschreckend zugleich, sodass mein Interesse geweckt wurde, obwohl ich dieses Genre ansonsten kaum lese.

Die Magd „Desfred“ (ihr richtiger Name wird nie genannt) tritt als Ich-Erzählerin auf und berichtet von ihrem Leben in „Gilead“. Hierbei handelt es sich um eine USA der Zukunft, wo eine fundamentalistische Gruppierung die Macht übernommen hat. Die Verfolgung abweichender Glaubensrichtungen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen bestimmt ebenso den Alltag wie die Unterdrückung der Bevölkerung, insbesondere der Frauen. Jeder Person ist eine gewisse Rolle zugeteilt, gemäß derer sie sich zu verhalten hat. Desfreds Aufgabe besteht darin, einem hochrangigen Kommandanten und seiner Frau zu Nachwuchs zu verhelfen. Sie steht unter ständiger Überwachung und ist häufig verzweifelt. Einzig die Erinnerungen an eine glücklichere Vergangenheit halten sie etwas aufrecht.

Die Geschichte ist zweifellos ergreifend. Ich hatte jedoch vor allem zu Beginn einige Probleme damit, in die Handlung hineinzufinden. Informationen dazu, was da eigentlich vorgeht oder wie es zu dieser Diktatur kommen konnte, werden erst eher spät und nur bruchstückhaft eingestreut. Wirklich klar(er) werden viele Dinge erst durch die „Historischen Anmerkungen“ am Ende, wo ein Symposion im Jahr 2195 beschrieben wird, welches den „Report der Magd“ als Zeitdokument aus dem inzwischen untergegangenen Gilead behandelt. Dabei handelt es sich um einen gelungenen Kunstgriff der Autorin.
Außerdem fiel es mir schwer, mit der Protagonistin warm zu werden. Sie hat ihre Fehler und wirkt öfters widersprüchlich in ihren Gedanken und Verhaltensweisen, was angesichts ihrer Lebensumstände aber natürlich auch verständlich ist. Und es ist ja auch gut, dass hier aus der Sicht einer „normalen“ Frau erzählt wird, die eben in eine fast unvorstellbare Situation gerät. Dass die „wirklichen“ Persönlichkeiten der Leute in ihrem Umfeld weitgehend im Dunkeln bleiben, illustriert ebenfalls gut die Verhältnisse in einer Diktatur, welche jede Individualität auslöschen möchte.

Alles in allem ist dieses Werk empfehlenswert und regt zum Nachdenken an. Auch wenn manches, was in Gilead geschieht, etwas unrealistisch oder weit hergeholt wirkt (aber kann man sich dessen wirklich sicher sein?), waren doch gerade in den letzten Jahren (auch in den USA) zunehmend fundamentalistische Tendenzen erkennbar. Daher ist diese Lektüre auch heute noch aktuell.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2024

Bunt gemischte Kräuter-Krimis

Majoran, Mord und Meisterwurz
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Manfred Baumann hat hier sieben Kurz-Krimis rund um das Thema Kräuter verfasst. In zweien davon tritt der schon aus früheren Kräuter-Krimis bekannte Benediktiner-Pater und Kräuterexperte Gwendal als Ermittler ...

Manfred Baumann hat hier sieben Kurz-Krimis rund um das Thema Kräuter verfasst. In zweien davon tritt der schon aus früheren Kräuter-Krimis bekannte Benediktiner-Pater und Kräuterexperte Gwendal als Ermittler in Erscheinung. Dazwischen begegnen wir beispielsweise einem Auftragskiller, der sich von einer Blume inspirieren lässt, einem Koch, der ein ganz besonderes Gericht für ein Restaurant im Weltraum kreieren möchte oder einer Polizistin, die in die Suche nach dem „Frauenmantel-Mörder“ involviert ist.

Die Geschichten werden flott erzählt und sind abwechslungsreich gestaltet, sowohl was die Schauplätze als auch was die auftretenden Personen betritt. Auch gelingt es dem Autor gut, Informationen über diverse Pflanzen in die Handlung einfließen zu lassen.
Wirklich viel Spannung kommt allerdings nicht auf. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz, sodass einige interessante Figuren oder Handlungselemente nicht richtig zur Geltung kommen, außerdem ist vieles vorhersehbar.
Nichtsdestotrotz ist die Lektüre unterhaltsam und ich konnte sogar ein bisschen was dazulernen.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Die Schönheit der deutschen Sprache

Deutsch – Eine Liebeserklärung
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Der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt hat hier eine umfangreiche Liebeserklärung an die Deutsche Sprache verfasst. Er hat dazu zehn Vorzüge identifiziert, unter anderem den flexiblen Satzbau, die ...

Der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt hat hier eine umfangreiche Liebeserklärung an die Deutsche Sprache verfasst. Er hat dazu zehn Vorzüge identifiziert, unter anderem den flexiblen Satzbau, die leserfreundliche Rechtschreibung oder die Herkunft „aus der Mitte der Gesellschaft“ (wovon erst im Zuge der Rechtschreibreform von 1996 abgewichen wurde). Auf sie alle geht er in eher kurzen und mit vielen Beispielen versehenen Kapiteln ein.

Einige der hier genannten Vorzüge gelten zwar genauso für etliche andere Sprachen und die Ausführungen zu fehlerhaftem Deutsch wirken manchmal etwas oberlehrerhaft.
Alles in allem gelingt es dem Autor jedoch gut, zu belegen, wie ausdrucksstark und facettenreich das Deutsche ist und zu zeigen, dass viele Vorurteile gegen diese Sprache unbegründet sind. Hoffentlich kann dieses Buch zahlreiche Leser dazu motivieren, sich mehr für die Pflege und den Erhalt der deutschen Sprache zu engagieren.