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Veröffentlicht am 26.02.2024

Sieben große Fragen

Das rätselhafte Universum
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Die Autoren spüren hier sieben Welträtseln nach. Darunter verstehen sie fundamentale Fragen an die Natur, die sich mit den bestehenden Konzepten und Modellen der Naturwissenschaften nicht beantworten lassen. ...

Die Autoren spüren hier sieben Welträtseln nach. Darunter verstehen sie fundamentale Fragen an die Natur, die sich mit den bestehenden Konzepten und Modellen der Naturwissenschaften nicht beantworten lassen.
Zunächst fassen sie den derzeitigen Kenntnisstand der Physik zusammen und beschreiben, wie die Physiker immer ausgefeiltere Theorien aufstellen, um diverse Phänomene aus Mikrokosmos und Makrokosmos beschreiben und erklären zu können. Wobei jeder wissenschaftliche Durchbruch aber auch wieder zu zusätzlichen Fragestellungen und Problemen führt.
Im zweiten Teil geht es dann an die Betrachtung der Welträtsel, die sich beispielsweise darum drehen, worin das Wesen von Raum und Zeit besteht, wieso die Naturkonstanten genauso justiert zu sein scheinen, dass Leben möglich ist, ob Schönheit ein Kriterium für Wahrheit ist oder wie die Zukunft des Universums aussieht.
Über jede dieser Fragen sind zwar an sich schon genügend andere (auch populärwissenschaftliche) Bücher geschrieben worden und natürlich können auch die Autoren nicht mit wesentlich neuen Antworten aufwarten. Dennoch ist dies ein interessanter Überblick über aktuelle Themen der Forschung und regt auch zum Nachdenken an, gerade bei den eher philosophischen Abschnitten. Außerdem ist die Faszination der Autoren für ihr Fachgebiet spürbar.

Allerdings werden viele wissenschaftliche Begriffe und Konzepte nicht gut oder detailliert genug erklärt. Wirklich nachvollziehen konnte ich die Ausführungen meist nur dort, wo mir der Inhalt zumindest in den Grundzügen bereits aus anderen Publikationen bekannt war.
Leuten ohne Vorkenntnisse würde ich dieses Buch daher nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Was die griechischen Götter so alles trieben

Mythos
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Wer kennt sie nicht – die Sagen und Mythen des antiken Griechenland, die Geschichten von Göttern und Göttinnen, Nymphen und Satyrn - und Sterblichen, welche die Gunst der Götter erringen oder es wagen, ...

Wer kennt sie nicht – die Sagen und Mythen des antiken Griechenland, die Geschichten von Göttern und Göttinnen, Nymphen und Satyrn - und Sterblichen, welche die Gunst der Götter erringen oder es wagen, sich mit ihnen anzulegen? Selbst wer sich noch nie näher mit diesem Thema befasst hat, wird häufig mit daraus entnommen Motiven konfrontiert, in Werken von Kunst und Literatur ebenso wie in Medienberichten oder wissenschaftlichen Abhandlungen (etwa als Namensgeber für Tiere und Pflanzen oder medizinische Fachausdrücke). Und wenigen ist wohl bewusst, wie viele heute allgemein gebräuchliche Begriffe aus diesem Kontext stammen.

Stephen Fry hat hier eine flotte und unterhaltsame Nacherzählung der wichtigsten Mythen verfasst. Vielleicht nicht ganz originalgetreu, dafür aber umso leichter zugänglich. Gerade weil die verwendete Sprache weder göttlich noch antik wirkt.
Bei der Vielzahl an auftretenden Figuren ist es allerdings schwer, den Überblick zu behalten. Ein Personenverzeichnis wäre sinnvoll gewesen.
Davon abgesehen ist dieses Werk für jeden, der in die Welt der Mythen eintauchen möchte, empfehlenswert.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Objekte von, für und über Frauen

Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten
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Die Autorin möchte eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten erzählen, und dies ist ihr alles in allem ganz gut gelungen.
Sie hat 100 Dinge aus über 30.000 Jahren zusammengestellt, wobei der Schwerpunkt ...

Die Autorin möchte eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten erzählen, und dies ist ihr alles in allem ganz gut gelungen.
Sie hat 100 Dinge aus über 30.000 Jahren zusammengestellt, wobei der Schwerpunkt aber auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegt. Dabei kommen so unterschiedliche Objekte vor wie eine Höhlenmalerei, ein Metall-Korsett, ein gläserner Dildo, ein Fahrrad oder das „Manifest der 343 Schlampen“. Ihr Hintergrund und ihre Bedeutung für Frauen bzw den Feminismus werden in jeweils drei Seiten langen Beiträgen beschrieben.
Manche Dinge haben beispielsweise dazu beigetragen, Frauen zu unterdrücken oder ans Haus zu fesseln, andere haben zu mehr Freiheiten geführt, bisweilen ist es aber auch nicht ganz klar, ob die positiven oder die negativen Aspekte eines Dinges überwiegen bzw hat sich die Bedeutung im Lauf der Zeit geändert.
Dabei zeigt sich immer wieder, dass die Rolle der Frau oder die Eigenschaften, die Frauen zugeschrieben wurden, längst nicht so eindeutig und einheitlich waren, wie es in historischen Abhandlungen oft wirkt. Sei es in der Bewertung von wiederkehrenden Themen wie Sexualität und Rollenverteilung, seien es Details wie etwa die Tatsache, dass in der Anfangszeit der Computer Frauen als besonders geeignet für die Tätigkeit des Programmierens galten.
So entsteht ein interessanter und breit angelegter Überblick, der neue Informationen und Perspektiven bereithält und zum Nachdenken anregen kann.

Es gibt aber auch ein paar Kritikpunkte: Schon auf den ersten Blick drängt sich die Frage auf, ob das Buch denn unbedingt in rosa gehalten sein muss. Ich persönlich habe absolut nichts gegen diese Farbe, allerdings hätte man dieses Klischee auch leicht vermeiden können. Wenn der Autorin bzw dem Verlag an einer hübschen Gestaltung gelegen war, wäre es sinnvoller gewesen, in eine bessere Qualität der verwendeten Bilder zu investieren. Weiters fand ich auch die häufig eingestreuten englischen oder französischen Worte oder Satzfragmente entbehrlich. Auch hier habe ich grundsätzlich nichts gegen Fremdsprachen, finde es aber angenehmer, wenn ein Text in einer einheitlichen Sprache verfasst ist. …
Außerdem sind sowohl die Auswahl der Objekte als auch die Erläuterungen dazu natürlich subjektiv gefärbt. Da dieses Werk nicht den Eindruck erweckt, eine wissenschaftliche Abhandlung zu sein, ist dies jedoch nicht allzu problematisch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 30.06.2023

Auf den Spuren der (alten) DNA

Hybris
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Dieses Buch handelt davon, wie sich die Menschheit von ihren Ursprüngen in Afrika aus in zahlreichen Wellen um die ganze Welt verbreitet hat. Es erzählt von Begegnungen mit Neandertalern und Denisovanern, ...

Dieses Buch handelt davon, wie sich die Menschheit von ihren Ursprüngen in Afrika aus in zahlreichen Wellen um die ganze Welt verbreitet hat. Es erzählt von Begegnungen mit Neandertalern und Denisovanern, den diversen Einwanderungswellen, die Europa prägten, der Ausbreitung der Landwirtschaft, der Besiedlung von Amerika, Australien oder Polynesien, dem Einfluss der Steppe und vielem mehr. Es geht um großartige Triumpfe, aber auch um Tragödien wie Klimakatastrophen oder Epidemien.
Beschrieben wird dies alles auf eine Weise, die vor wenigen Jahren noch nicht möglich gewesen wäre. Erst seit Methoden zur Sequenzierung und Analyse von aus fossilen Knochen gewonnener DNA entwickelt wurden, wobei das Institut, an dem Johannes Krause arbeitet, eine Vorreiterrolle eingenommen hat, können beispielsweise DNA-Fragmente einer 50.000 Jahre alten Neandertalerin, eines 15.000 Jahre alten Marokkaners oder eines 1500 Jahre alten Awaren mit der DNA früherer und heutiger Bevölkerungsgruppen verglichen werden. So kann man Jahrtausende alte Wanderungsbewegungen nachvollziehen und beobachten, wie sich Menschen und Kulturen um den Erdball bewegten.

Die Ausführungen sind dabei allgemein verständlich gehalten. Teilweise zwar eher oberflächlich, die wesentlichen Punkte werden aber jedenfalls klar und nachvollziehbar dargestellt. Die Autoren verhehlen auch nicht, dass noch nicht alle Fragen zur Menschheitsgeschichte beantwortet werden können.
Außerdem gibt es am Beginn jedes Kapitels eine Landkarte, welche die dort beschriebenen Fundstellen und Routen illustriert.

Der Titel ist allerdings nicht ganz passend: Die Hybris des Menschen wird erst im letzten Kapitel thematisiert.
Insgesamt wird hier ein interessanter Überblick über den aktuellen Forschungsstand der Archäogenetik geboten. Es ist schon faszinierend, wie viele neue und teilweise überraschende Erkenntnisse durch deren Methoden innerhalb relativ kurzer Zeit gewonnen werden konnten.

Veröffentlicht am 30.06.2023

Reicht nicht ganz an die Vorgänger heran

Talberg 2022
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Im finalen Teil der Trilogie ist Talberg im Jahr 2022 angekommen, was man vor allem durch ein paar Anspielungen auf die Corona-Krise merkt. Davon abgesehen ist der Ort aus der Zeit gefallen und abgeschieden ...

Im finalen Teil der Trilogie ist Talberg im Jahr 2022 angekommen, was man vor allem durch ein paar Anspielungen auf die Corona-Krise merkt. Davon abgesehen ist der Ort aus der Zeit gefallen und abgeschieden wie eh und je – diesmal sogar noch mehr als sonst. Denn nach einem verheerenden Unwetter sind sämtliche Zufahrtsstraßen unpassierbar.
Daher ist Polizist Adam Wegebauer zunächst auf sich allein gestellt, als unter einem umgestürzten Baum die Knochen eines Kindes gefunden werden. Bald steht fest, dass der Bub vor über 30 Jahren gewaltsam zu Tode gekommen war.
Adam muss sich gemeinsam mit der zu Fuß nach Talberg gelangten Kripo-Beamtin Eva (Engler) dem auf dem Ort lastenden Fluch und der eigenen Vergangenheit stellen.

Es ist ganz schön, Talberg wieder zu besuchen und zu sehen, wie sich der Ort in den Jahrzehnten seit „Talberg 1977“ weiterentwickelt hat. Etwas schade nur, dass einige Familien, die in den vorherigen Bänden eine größere Rolle spielen, diesmal nicht oder nur in Form von Nebenfiguren auftauchen. Wirklich präsent ist vor allem die Familie Wegebauer, deren Mitglieder einiges zu ertragen haben. Die auftretenden Personen sind überwiegend interessant gezeichnet. Es gibt wenige Sympathieträger und keine großen Helden. Gerade Adam wirkt eher bemitleidenswert, was ihn aber auch nahbar macht. Es werden allerdings doch auch ein paar Klischees bedient.

Der Kriminalfall lässt einige Spannung aufkommen und die Verknüpfung von Episoden aus Gegenwart und Vergangenheit sorgt für zusätzliche aufschlussreiche Perspektiven. Zwischendurch gibt es aber auch Längen und manches wiederholt sich. (Beispielsweise die Rückblicke in Adams schlimme Kindheit oder die ständigen Verwüstungen durch den Regen.) Außerdem ist die Auflösung ziemlich unglaubwürdig, wodurch sich der Gesamteindruck doch verschlechtert. Immerhin gibt es am Ende noch eine gelungene Überraschung.

Fazit: In Relation zu den übrigen Teilen der Reihe (insbesondere zum ersten) konnte mich die Geschichte diesmal weniger packen. Es gibt einerseits zahlreiche unrealistische Elemente, andererseits ist aber auch vieles vorhersehbar. Auch wirkt der Schauplatz langweiliger als sonst.