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Veröffentlicht am 22.10.2017

Die Bürgerliche und der Erzherzog

Die schöne Philippine Welserin
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Philippine Welser war zweifellos eine sehr interessante Persönlichkeit: Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie, geheime Ehefrau von Erzherzog Ferdinand und Kennerin der Pflanzenheilkunde, die später als ...

Philippine Welser war zweifellos eine sehr interessante Persönlichkeit: Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie, geheime Ehefrau von Erzherzog Ferdinand und Kennerin der Pflanzenheilkunde, die später als Herrin von Schloss Ambras auch die einfache Bevölkerung von ihren Kenntnissen profitieren ließ.

Ihre Geschichte erzählt Brigitte Riebe hier in einem Roman, der natürlich viele fiktive Elemente enthält, dem man aber auch anmerkt, dass er auf einer fundierten historischen Recherche fußt.
Die Bezeichnung als „Kriminalroman“ ist allerdings nicht ganz passend. Zwar wird Philippine immer wieder Opfer von Giftanschlägen, dennoch steht weniger deren Aufklärung im Mittelpunkt, sondern vor allem ihr Leben und ihre Persönlichkeit, ihre Träume und Hoffnungen, die nur teilweise erfüllt werden, sowie die Schicksalsschläge, mit denen sie zurecht kommen muss und die vielen Verletzungen, die sie erleidet, weil sie sich nicht öffentlich zu ihrem Mann bekennen darf.
Diese Persönlichkeit wird dabei so geschildert, dass sie tatsächlich ins 16. Jahrhundert passt, der Fehler vieler anderer historischer Romane, den Protagonisten zu „moderne“ Einstellungen und Verhaltensweisen zu unterstellen, wird hier weitgehend vermieden.
Auch wenn der Text manchmal etwas spröde wirkt, kann man sich doch gut in Philippine hineinversetzen und die immer wieder eingestreuten Auszüge aus ihrem (fiktiven) Tagebuch bringen sie dem Leser zusätzlich nahe – wobei ich allerdings dazusagen muss, dass ich es etwas unlogisch fand, dass das Tagebuch im Präsens verfasst ist (auch wenn es Vergangenes schildert), der Rest des Textes aber im Präteritum.

Die Gestaltung dieses Werkes ist sehr originell: Zu Beginn jedes Kapitels wird eine Arzneipflanze vorgestellt, die dann auch im weiteren Text noch eine Rolle spielt.

Allerdings wirkt des Buch bisweilen etwas „dünn“. Die relativ große Schrift und die Unterteilung in viele Kapitel, wodurch es immer wieder leere oder halbleere Seiten gibt, sorgen dafür, dass es weniger Inhalt enthält, als man von 336 Seiten erwarten würde.
Dies ist auch deshalb schade, weil es durchaus noch einiges zu erzählen gegeben hätte. So wird die erste Begegnung von Philippine und Ferdinand nie wirklich beschrieben, sondern nur kurz angedeutet und auch sonstige wichtigen Ereignisse werden öfters nur rückblickend in ein oder zwei Sätzen abgehandelt.

Insgesamt also ein durchaus gut und engagiert geschriebener historischer Roman, man hätte aus der Geschichte aber noch mehr machen können.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Die Schattenseiten der modernen Medien

Digitale Demenz
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Diverse Medien bestimmen heute unser Leben. Schon für Babys gibt es spezielle Fernsehsendungen, viele Kindergärten sind bereits mit Computern ausgestattet, für Schulaufgaben wird im Internet „recherchiert“ ...

Diverse Medien bestimmen heute unser Leben. Schon für Babys gibt es spezielle Fernsehsendungen, viele Kindergärten sind bereits mit Computern ausgestattet, für Schulaufgaben wird im Internet „recherchiert“ und Jugendliche verbringen viel Zeit mit Computerspielen und Facebook.
Manfred Spitzer ist der Ansicht, dass all dies nicht ohne Folgen bleiben kann – und seiner Meinung nach sind diese Folgen praktisch ausschließlich negativ.

Diese Meinung führt er hier sehr eloquent aus, wobei er sich auf viele wissenschaftliche Studien stützt. Dennoch ist das Buch in einer einfachen Sprache geschrieben und auch ohne besondere Vorkenntnisse leicht lesbar.
Man erhält einige interessante Informationen über das Gehirn, seine Funktionsweise und die Art, wie wir Lernen.
Die Argumentation des Autors, wenn er vor den Gefahren der digitalen Medien warnt (wobei er sich in erster Linie mit Computer(spielen) und Internet befasst, aber auch Fernsehen, Navis etc behandelt), ist großteils durchaus nachvollziehbar. So wird immer wieder betont, wie wichtig eine geeignete Stimulation ist, damit das Gehirn von Kindern sich richtig entwickeln kann und dass regelmäßiges und sinnvolles Training notwendig ist, um lebenslang geistig leistungsfähig zu bleiben. Auch der Zusammenhang mit dem Auftreten von Demenzerkrankungen wird sehr gut erklärt: Je höher die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen ist, umso länger wird es dauern, bis der durch eine Demenzerkrankung ausgelöste geistige Abbau zu messbaren Problemen führt.

Gerade wegen der hier immer wieder betonten Wissenschaftlichkeit, fand ich die mangelnde Objektivität allerdings besonders störend.
Es werden eben vor allem jene Forschungsergebnisse präsentiert, durch welche die Meinung des Autors untermauert werden kann, und wenn doch einmal eine Studie angesprochen wird, die nach Ansicht ihrer Verfasser positive Effekte der neuen Medien belegen soll, wird gleich dazugesagt, warum man diesen Ergebnissen nicht trauen kann oder sie falsch interpretiert wurden.
Auch neigt Herr Spitzer dazu, manches zu stark zu generalisieren und stürzt sich im Bestreben, die Medien schlecht zu machen, geradezu auf jeden nur irgendmöglichen Kritikpunkt. So werden beispielsweise auch rein technische Schwierigkeiten immer wieder angeführt.

Trotzdem kann die Lektüre dieses Werkes lohnenswert sein, wird hier doch einmal ein Blick auf die Schattenseiten der neuen Technologien geworfen. Denn dass es in diesem Bereich auch problematische Entwicklungen gibt, ist sicher richtig und vor allem für Leute, die mit der Erziehung oder Ausbildung von jungen Menschen befasst sind, ist es sinnvoll, sich zu vergegenwärtigen, dass viele moderne Anwendungen (wie Sprachlern-CDs für Kleinkinder oder Smartboards im Klassenzimmer) nicht immer das halten, was sie versprechen.

Die Chancen, durch dieses Buch etwas zu bewirken, wären allerdings größer, wenn der Autor bereit wäre, auch die Vorteile der digitalen Welt anzuerkennen, um so auch wirklich praktisch hilfreiche Tipps zum Umgang damit geben zu können.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Überraschende Ergebnisse

Achtung Denkfalle!
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Christian Hesse präsentiert hier eine Zusammenstellung von weit verbreiteten Denkfehlern, die alle mit den Methoden der Mathematik aufgedeckt werden können.
So wurde beispielsweise ein falsches Verständnis ...

Christian Hesse präsentiert hier eine Zusammenstellung von weit verbreiteten Denkfehlern, die alle mit den Methoden der Mathematik aufgedeckt werden können.
So wurde beispielsweise ein falsches Verständnis des Gesetzes der großen Zahlen schon vielen Spielern zum Verhängnis, selbst Ärzten ist selten klar, dass ein Patient, dessen Krebstest positiv war, in den meisten Fällen in Wirklichkeit gar nicht an Krebs erkrankt ist und Fehler, die sich aus der Verwechslung von Korrelation und Kausalität ergeben oder auf eine (un)geschickte Darstellungsform oder Interpretation von statistischen Daten zurückzuführen sind, begegnen einem regelmäßig in den Medien. Außerdem zeigt sich, dass es unmöglich ist, ein Wahlsystem so auszugestalten, dass das Wahlergebnis den Wählerwillen tatsächlich perfekt widerspiegelt.
Alle diese Ausführungen werden mit immer wieder eingeschobenen Witzchen und amüsanten Cartoons aufgelockert.

So ist dies eine unterhaltsame, aber auch lehrreiche Lektüre, vor allem erkennt man, dass unsere Intuition nicht besonders gut darin ist, manche Dinge wie etwa bedingte Wahrscheinlichkeiten richtig zu beurteilen – ich war jedenfalls von vielen der hier errechneten Ergebnisse überrascht.

Allerdings sollte man dieses Buch nur lesen, wenn man gewisse Vorkenntnisse, vor allem über Wahrscheinlichkeitsrechnung, hat, und es einem außerdem Spaß macht, sich mit mathematischen Fragen und durchaus bisweilen auch etwas komplizierteren Gedankengängen auseinander zu setzten.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Wie wir wirklich ticken

Ich denke, also irre ich
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Viele der Vorstellungen, die wir von uns selbst haben, erweisen sich bei genauerer Überprüfung als nicht zutreffend. Wir halten uns gerne für unabhängige Individuen, die ihre Entscheidungen nach objektiven ...

Viele der Vorstellungen, die wir von uns selbst haben, erweisen sich bei genauerer Überprüfung als nicht zutreffend. Wir halten uns gerne für unabhängige Individuen, die ihre Entscheidungen nach objektiven Kriterien treffen und sich auch in schwierigen Situationen vernünftig verhalten.
David McRaney beleuchtet hier 48 derartige Irrmeinungen und stellt ihnen die Wahrheit gegenüber.
Er beruft sich dabei meistens auf die Ergebnisse psychologischer Experimente, wobei mir allerdings bisweilen gewissen Zweifel gekommen sind, ob die Leute sich im „richtigen“ Leben tatsächlich genauso verhalten wie in der Versuchssituation.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch sehr lesenswert, man kann dadurch sein eigenes Verhalten sowie auch das Verhalten anderer besser verstehen und wird vielleicht in Zukunft eher in der Lage sein, die eigenen Empfindungen kritisch zu hinterfragen und nicht mehr so leicht auf manche psychologischen Tricks (wie sie beispielsweise von Verkäufern verwendet werden) hereinfallen.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Der Hochzeitsschmuck von Herzogin Hedwig

Allerheiligen
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Ich habe bereits einige historische Romane von Herrn Dübell gelesen und war deswegen schon sehr gespannt auf seinen ersten Kriminalroman.
Und auch hier bleibt er seinem Interesse an geschichtlichen Ereignissen ...

Ich habe bereits einige historische Romane von Herrn Dübell gelesen und war deswegen schon sehr gespannt auf seinen ersten Kriminalroman.
Und auch hier bleibt er seinem Interesse an geschichtlichen Ereignissen treu und konstruiert einen Kriminalfall, der in der Gegenwart spielt, dessen Wurzeln allerdings 500 Jahre zurückreichen.

Hauptfigur ist Peter Bernward, der gemeinsam mit seiner Kollegin Flora Sander das Ermittlerduo der Landshuter Kripo bildet. Neben ihrer beruflichen Zusammenarbeit haben die beiden auch eine komplizierte private Beziehung, die sich noch weiter verkompliziert, als Floras Exmann Harald auftaucht. Dieser ist der Leiter einer Sonderkommission, deren Ziel es ist, einen mit dem Spitznamen „Blofeld“ belegten gefährlichen Kriminellen zu fassen, dem ein spektakulärer Museumsraub sowie zwei Morde zur Last gelegt werden. Nun besteht der Verdacht, dass Blofeld es auch auf eine Ausstellung auf der Landshuter Burg Trausnitz abgesehen hat, wo der Hochzeitsschmuck von Herzogin Hedwig gezeigt werden soll. Doch Peter hat den Verdacht, dass Harald den Landshuter Kollegen nicht die ganze Wahrheit über den Fall sagt ...

Das Buch ist mit viel Lokalkolorit gespickt, man merkt, dass der Autor sich gut in Landshut und Umgebung auskennt und das auch dem Leser zeigen möchte.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive verschiedener Personen erzählt, wodurch die Handlung eine interessante Dynamik bekommt. Man erfährt so auch Stück für Stück mehr darüber, wer Blofeld in Wirklichkeit ist und was die wahren Motive für seine Taten sind. Für meinen Geschmack wird die Identität des Bösewichts allerdings etwas zu früh verraten, es wäre spannender gewesen, mit dieser Enthüllung bis zum Schluss zu warten.

Dennoch gelingt es dem Roman, den Leser zu fesseln. Das liegt vor allem an den interessant und vielschichtig ausgearbeiteten Protagonisten, die es einem leicht machen, sich in sie hineinzuversetzen und ihr Gefühlsleben nachzuvollziehen. Es werden Dinge wie unerfüllte Liebe oder die oftmals schwierigen Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen dargestellt, die wohl viele Leser schon selbst in der einen oder anderen Weise erlebt haben.

Auch wenn am Ende einige lose Fäden bleiben – wodurch die Hoffnung auf eine Fortsetzung geweckt wird – ist dies insgesamt doch ein in sich stimmiger und lesenswerter Krimi, den ich nur weiterempfehlen kann.